Stephan von Erffa

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Stephan Egilmar Hartmann Freiherr von Erffa (* 15. Oktober 1974 in Nakuru, Kenia) ist ein ehemaliger Leiter der Buchhaltung der in Insolvenz befindlichen Wirecard AG. Er ist einer der Angeklagten im Strafprozess gegen ehemalige leitende Mitarbeiter des Unternehmens.

Stephan von Erffa entstammt dem Adelsgeschlecht Erffa aus Thüringen.[1] Sein Vater ist Rüdiger Freiherr von Erffa und seine Mutter Altburg Herzogin von Oldenburg. Ende der 1970er Jahre zog die Familie von Kenia zurück nach Deutschland. Nach dem Abitur studierte Erffa zunächst Landwirtschaftsarchitektur, bevor er sein Diplom als Wirtschaftsingenieur an der Universität München machte.[2] Er arbeitete als Controller bei Mitsubishi/Deutschland und wechselte 2005 zu Wirecard.[3]

Erffa hat bei Wirecard im Controlling angefangen, er wurde wenig später Leiter der Buchhaltung mit Prokura und ab 2017 auch Leiter des Controllings. 2016 wurde er zum „stellvertretenden Finanzvorstand“ ernannt, was aber nur eine Bezeichnung war, er war kein im Handelsregister eingetragenes Mitglied im Unternehmensvorstand der AG. Zum Schluss lautete sein Titel „Director Accounting“ oder „Head of Accounting“, er verantwortete Buchhaltung und Controlling sowohl in der AG als auch im Konzern.[4][5] Seine Vorgesetzten war bis 2017 der Finanzvorstand Burkhardt Ley und danach das Vorstandsmitglied Alexander von Knoop.[6]

Nachdem Wirecard im Juni 2020 Insolvenz angemeldet hatte, wurde Erffa im Juli 2020 verhaftet und befand sich danach in Untersuchungshaft.[7] Ihm werden Bilanzfälschung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug, Marktmanipulation und Untreue vorgeworfen. Gegen Auflagen wurde der Haftbefehl Mitte 2021 außer Vollzug gesetzt. Der Prozess gegen ihn sowie den beiden Mitangeklagten Markus Braun und Oliver Bellenhaus begann im Dezember 2022. Seine Verteidigung plädierte damals auf eine psychische Beeinträchtigung ihres Mandanten.[8] Die Gutachter kamen jedoch zu der Auffassung, dass keine Anhaltspunkte für eine verminderte Schuldfähigkeit vorliegen.[9] Erffa hat im Verfahren lange kein Wort zur Sache geäußert, erst im Juli 2024 am 138. Verhandlungstag verlas er eine schriftliche Stellungnahme und beantwortete Fragen. Er beteuerte im Wesentlichen seine Unschuld, er habe nichts gewusst, er sei nur der „Durchreicher“ von Zahlen gewesen.[3] Der Richter wertete die Aussagen nicht als ein qualifiziertes Geständnis.[10] Das Verfahren läuft derzeit (Stand August 2024).

Erffa ist verheiratet, aus der Ehe stammen vier Kinder. Seine Cousine ist die AfD-Politikerin Beatrix von Storch. [11]

Einzelnachweise

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  1. Stephan Egilmar Hartmann Freiherr von Erffa. In: WIKIDATA. Abgerufen am 1. August 2024.
  2. René Bender, Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden: Wirecards Ex-Chefbuchhalter – „Habe Fehler gemacht, die ich bereue“. In: Handelsblatt. 1. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024.
  3. a b Volker ter Haseborg: Die Stunde des dritten Manns. In: Wirtschaftswoche. 17. Juli 2024, abgerufen am 29. Juli 2024.
  4. Beschlussempfehlung und Bericht des 3. Untersuchungsausschusses der 19. Wahlperiode. In: Deutscher BUndestag. 21. Juni 2021, abgerufen am 30. Juli 2024.
  5. Nils Wischmeyer: Das sind die Köpfe in der Wirecard-Affaire. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Juli 2020, abgerufen am 30. Juli 2024.
  6. Was wurde aus dem ehemaligen Wirecard-Vorstand und Aufsichtsrat? In: PBA Experts. Abgerufen am 1. August 2024.
  7. Wirecard Ticker. In: Finance. 23. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024.
  8. René Bender, Sönke Iwersen, Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden, Volker Votsmeier: Wirecard-Prozess: Psychiater sollen mitangeklagten Ex-Chefbuchhalter begutachten. In: Handelsblatt. 7. Dezember 2022, abgerufen am 17. Mai 2024.
  9. Rene Bender: Gutachten sieht laut Richter keine psychische Erkrankung von Wirecard-Chefbuchhalter. In: Handelsblatt. 6. Mai 2024, abgerufen am 6. Mai 2024.
  10. Die Frage ist, warum Sie hier nichts erkennen. In: LTO. 18. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024.
  11. Stephan von Erffa vor dem Untersuchungsausschuss: Wirecards Chefbuchhalter und die Dubai-Millionen. In: Handelsblatt. 18. März 2021, abgerufen am 17. Mai 2024.