Sturzflut

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Nach Sturzflut überschwemmte Straße

Als Sturzflut (englisch flash flood) wird eine plötzliche Überschwemmung eines Gebietes bezeichnet. Auslöser von Sturzfluten sind in der Regel kleinräumige Starkregenereignisse.[1] Von einer Sturzflut oder plötzlichen Überschwemmung im Allgemeinen spricht man, „[…] wenn innerhalb von sechs Stunden nach einem starken Regenereignis oder aber einem Deichbruch bzw. nach dem Durchbruch einer anderen Barriere (Erdrutsch, Eisdamm), plötzlich riesige Wassermassen über ein Gebiet hereinbrechen.“[2]

Starkregeninduzierte Sturzfluten können auch in Kombination mit einem großräumigen Hochwasserereignis auftreten. Ein Beispiel dafür war das Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021.[3]

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ursachen können unterschiedlich sein: heftige Regenfälle, Unwetter, Auflösen von Blockaden im normalen Flusslauf oder durch einen Dammbruch. Zu Sturzfluten kommt es, wenn mehr Wasser vorhanden ist, als von dem weiter abwärts gelegenen Gewässersystem oder vom Boden aufgenommen werden kann.

Aufgrund der unterschiedlichen Strömungs- und Abwassercharakteristik ist zwischen Sturzfluten im Flachland und Sturzfluten im Hügelland/Mittelgebirge zu unterscheiden. Bei einer Sturzflut in einem Gebiet mit viel Gefälle treten sehr hohe Fließgeschwindigkeiten von Oberflächenwasser auf. Auch im Zusammenspiel mit plötzlich anwachsenden Bachläufen können schnell ansteigende, schwallartige Hochwasserwellen entstehen. Auf diese Art und Weise können auch Gegenden betroffen sein, in denen kein Niederschlagsereignis aufgetreten ist.[1]

Im Flachland kann das Wasser hingegen nicht schnell abfließen, wenn die Aufnahmefähigkeit des Bodens überstiegen ist. Solche Überflutungsereignisse können aufgrund der umfangreichen Bodenversiegelung und der damit einhergehenden geringen Infiltrationsrate insbesondere in urbanen Gebieten große Schäden anrichten.[1]

Gefährdungspotenzial bei Sturzfluten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sturzflut in der Wüste Gobi in der Mongolei
Warnung vor Gewitter im Capitol Reef National Park

Die Flutwellen können sich aber von dort aus noch kilometerweit bewegen. Dabei reißen sie oftmals Gegenstände mit, die Personen und Sachen im Flutungsverlauf zusätzlich gefährden.

Sturzfluten sind wegen ihrer Plötzlichkeit sehr gefährlich. Fahrzeuge bieten geringen bis gar keinen Schutz dagegen, fortgeschwemmt zu werden. Bereits Wasserpegel von 50 Zentimetern können einen Geländewagen mit sich reißen. In manchen Wüstengebieten können selbst nach weit entfernten Wolkenbrüchen trockene und schlecht absorbierende Flussbetten, sogenannte Wadis, in Sekundenschnelle zu reißenden Strömen anschwellen und zur Gefahr für Wanderer und Fahrzeuge werden.

Warnungen vor sogenannten Flash Floods findet man häufig im trockenen Südwesten der USA, wenn Straßen oder Wanderwege trockene Flussbetten durchqueren.

Historische Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Varianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eine Schichtflut ereignet sich meist in flachen, vegetationsarmen Gebieten.
  • Ein Lahar ist eine vulkanische Schlammlawine.
  • Im Grand-Canyon-Nationalpark wurden vom US-Innenministerium 1996, 2004 und 2008 künstliche Sturzfluten herbeigeführt, um eine Renaturalisierung zu erreichen.[5]

Metaphorischer Gebrauch des Begriffs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lexem wird historisch seit langem immer wieder in übertragenem Sinne verwendet. So diente es etwa als Metapher dazu, die Vielzahl an Anglizismen im deutschen Alltagssprachgebrauch zu kritisieren.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sturzfluten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Die unterschätzten Risiken „Starkregen“ und „Sturzfluten“ Ein Handbuch für Bürger und Kommunen, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), 1. Auflage, Stand: Dezember 2015
  2. Ildikó Dobi Wantuch/Dr. Elena Kalmár, Hungarian Meteorological Service, Budapest in einer Übersetzung von Elmar Uherek, Max-Planck-Institut für Chemie Mainz, veröffentlicht unter anderem in der Klimaenzyklopädie (Memento des Originals vom 25. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.atmosphere.mpg.de
  3. Guy P. Brasseur, Daniela Jacob, Susanne Schuck-Zöller: Klimawandel in Deutschland: Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven, 2. Auflage, Berlin 2023, doi:10.1007/978-3-662-66696-8 (abgerufen am 21. April 2024)
  4. Goldberg, V.; Bernhofer, Ch.: The flash flood event in the catchment of the river Weisseritz (eastern Erzgebirge, Saxony) from 12.-14. August 2002 - meteorological and hydrological reasons, damage assessment and disaster management. Hrsg.: EGS - AGU - EUG Joint Assembly. April 2003.
  5. dpa: Künstliche Sturzflut im Grand Canyon - Umweltschützer üben Kritik (9. März 2008)
  6. Metasprachdiskurse: Einstellungen zu Anglizismen und ihre wissenschaftliche ... - Seite 198 von Jürgen Spitzmüller - 2005