Sauginfusorien

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Sauginfusorien

Ein Sauginfusor aus dem Süßwasser (links) fängt einen größeren Einzeller (Colpidium sp.; rechts) (Mikroskopaufnahme)

Systematik
ohne Rang: Alveolata
ohne Rang: Wimpertierchen (Ciliophora)
ohne Rang: Intramacronucleata
ohne Rang: Conthreep
ohne Rang: Phyllopharyngea
ohne Rang: Sauginfusorien
Wissenschaftlicher Name
Suctoria
Claparède & Lachmann, 1858

Sauginfusorien (Suctoria) sind eine Gruppe der Wimpertierchen. Ihre adulten Formen sind wimpernlos und auf einer Unterlage festsitzend (sessil). Sie fangen andere Einzeller mit Hilfe einer oder mehrerer Tentakel, die auch zum Festhalten und Aussaugen der Beute dienen.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sauginfusorien haben eine Größe von 15 bis 30 Mikrometer. Der Stiel, mit dem sie auf der Unterlage festsitzen, ist nicht kontraktil verkürzbar wie bei den Glockentierchen. Manche Arten besitzen eine feste Hülle mit einer Öffnung im Bereich der Tentakel und manchmal einer zweiten, dort wo der Stiel auf der Unterlage aufsitzt. Diese wird Lorica genannt.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sauginfusorien sind sowohl im Süßwasser als auch im Meer von der Arktis bis in die Antarktis verbreitet. Sie besiedeln als Epibionten meist sessile Organismen wie Algen oder Moostierchen, sind aber auch auf Kleinkrebsen wie den Flohkrebsen oder selbst parasitischen Ruderfußkrebsen[1] zu finden, auf denen sie oft Besiedlungsdichten von mehreren Tausend Individuen pro Tier erreichen können.[2]

Ernährung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sauginfusorien haben kein Cytostom wie die meisten anderen Wimpertierchen. Statt einem konventionellen Zellmund dienen ihnen Tentakelbildungen zur Nahrungsaufnahme. Die Tentakel werden gestützt durch einen äußeren Ring von Mikrotubuli und einem weiter innen liegenden Satz von Mikrotubuli-Bändern. Das Zellplasma gefangener Einzeller wird direkt in die Nahrungsvakuole im Inneren der Suctorien gesaugt und dort verdaut. Nur die Zellhülle (Pellicula) der gefangenen Beute bleibt übrig.

An der Spitze der Tentakel befindet sich ein Extrusom, das Haptozyste genannt wird. Mit Hilfe dieser Organelle kann die Beute festgehalten und getötet werden. Dazu werden toxische Sekrete nach außen entlassen.

Vermehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bei allen Wimpertierchen kommt es auch bei den Sauginfusorien fallweise zur Konjugation, der Verschmelzung zweier Individuen zum Austausch von Genmaterial. Die ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch Knospung, nach der ein adultes Individuum mehrere bewimperte „Larven“ ins Wasser entlässt. Diese Jugendstadien schwärmen aus und lassen sich bald auf einer geeigneten Unterlage nieder. Sie verlieren ihre Bewimperung und bilden einen Stiel und Tentakel aus.

Nach der Art der Knospung werden drei Gruppen von Suctorien unterschieden. Während bei den Exogenida (dazu gehören die Gattungen Podophrya und Sphaerophrya) die Knospen auf der Zelloberfläche erscheinen, werden sie bei den Endogenida (Gattungen Tokophrya und Acineta) innerhalb der Zelle in einer Tasche gebildet und verlassen den Zellkörper durch eine Öffnung. Bei den Evaginogenida werden die Knospen ebenfalls im Inneren der Zelle gebildet, die Tasche öffnet sich dann und entlässt die Jugendstadien.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sauginfusor Sphaerophrya magna Maupas hat mit seinen Tentakeln sechs Exemplare des Ciliaten Colpoda parvifrons C. & L.[3] erfasst und ist dabei, deren Säfte aus­zu­sau­gen.[4]

Auch wenn das erwachsene Sauginfusor keine Cilien mehr besitzt, bleibt die darunter liegende Infraciliatur erhalten. Ihre Struktur und andere Merkmale, die durch die Ultrastrukturforschung entdeckt wurden, weisen Ähnlichkeiten zu den Gruppen der Wimpertierklasse Phyllopharyngea auf, zu der deshalb auch die Suctoria gezählt werden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gregorio Fernandez-Leborans, Mark Freeman, Regina Gabilondo und Christina Sommerville: Marine protozoan epibionts on the copepod Lepeophtheirus salmonis, parasite of the Atlantic salmon. Journal of Natural History, 39 (8), S. 587–596, Februar 2005
  2. Gregorio Fernandez-Leborans, Carolin E. Arndt und Regina Gabilondo: Protozoan Epibionts and Their Distribution on the Arctic Ice-amphipod Gammarus wilkitzkii from Spitsbergen, Norway. Arctic, Antarctic, and Alpine Research, 38 (3), S. 343–356, August 2006 Abstract (engl.)
  3. W. Saville Kent: A Manual of the Infusoria: Including a Description of all Known Flagellate, Ciliate, And Tentaculiferous Protozoa, British And Foreign,And an Account of the Organization And Affinities of the Sponges. Band 2, David Bogue, London 1881–1882; insbes. S. 513
  4. Encyclopædia Britannica: Infusoria, 1911; Fig. viii. – Suctoria
  5. Systematik nach: Denis H. Lynn: The Ciliated Protozoa: Characterization, Classification, and Guide to the Literature. 3. Auflage, Springer, 2008, ISBN 140208238X, S. 94 Online-Fassung von 2002 bis zur Gattungsebene (Memento des Originals vom 15. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uoguelph.ca

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sina M. Adl, Alastair G. B. Simpson, Mark A. Farmer, Robert A. Andersen, O. Roger Anderson, John A. Barta, Samual S. Bowser, Guy Bragerolle, Robert A. Fensome, Suzanne Fredericq, Timothy Y. James, Sergei Karpov, Paul Kugrens, John Krug, Christopher E. Lane, Louise A. Lewis, Jean Lodge, Denis H. Lynn, David G. Mann, Richard M. McCourt, Leonel Mendoza, Øjvind Moestrup, Sharon E. Mozley-Standridge, Thomas A. Nerad, Carol A. Shearer, Alexey V. Smirnov, Frederick W. Spiegel, Max F. J. R. Taylor: The New Higher Level Classification of Eukaryotes with Emphasis on the Taxonomy of Protists. The Journal of Eukaryotic Microbiology 52 (5), 2005; Seiten 399–451 . doi:10.1111/j.1550-7408.2005.00053.x.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]