Sykophant

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Sykophanten (von griechisch σῦκον sýkon, deutsch Feige, φαίνω phaínō, deutsch ‚ich zeige, bringe ans Licht‘) wurden im antiken Athen Bürger genannt, die sich ein Gewerbe daraus machten, anderen, meist begüterten Bürgern in erpresserischer Absicht anzudrohen, sie durch falsche Angaben und Verleumdungen in Misskredit zu bringen.[1]

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plutarch deutete aus dem altgriechischen Begriff für Feige, „sýkon“, es habe sich ursprünglich um Bürger gehandelt, die andere wegen verbotener Ausfuhr von Feigen denunzierten.[2][3] Aber diese Deutung ist sehr wahrscheinlich falsch, weil ein Verbot des Feigenexports nirgendwo sonst belegt ist. Über den Sinn des „Feigenanzeigers“ herrschte schon in der Antike Uneinigkeit.[4]

Verallgemeinerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff wurde schon im Altertum im übertragenen Sinne für alle Denunzianten gebraucht. Im modernen Recht gehen Geldstrafen meist an den Staat oder gemeinnützige Organisationen. Im attischen Rechtswesens ging die Zahlung an den Ankläger; klageberechtigt war jeder freie Bürger. So konnten die Sykophanten gewerbsmäßig andere Bürger anklagen.

404 v. Chr. wurden unter der Herrschaft der Dreißig mehrere sogenannte Sykophanten hingerichtet. Nach der Wiederherstellung der Demokratie blühte jedoch auch das Sykophantenwesen erneut auf.

Adaptionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Englischen steht sycophant heute für „Kriecher“, „Speichellecker“, „Schleimer“.

Mehrere Musikgruppen haben Titel mit diesem Begriff veröffentlicht:

  • Fall of the Sycophants ist ein Song der Metal-Band Soulfly.
  • Die Band Viva l’American Death Ray Music hat einen Titel namens Sycophant.
  • Die Band Exodus hat einen Song namens March Of The Sycophants.
  • Von der Punk-Band NOFX stammt der Titel My Sycophant Others.
  • Die Band White Lung veröffentlichte den Titel Sycophant auf ihrem Album Deep Fantasy.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthew R. Christ: Ostracism, Sycophancy, and Deception of the Demos: [Arist.] Ath. Pol. 43.5. In: The Classical Quarterly. New Series Bd. 42, Nr. 2, 1992, ISSN 0009-8388, S. 336–346, doi:10.1017/S0009838800015974.
  • John Oscar Lofberg: Sycophancy in Athens. The University of Chicago Libraries, Chicago IL 1917 (Chicago IL, University, Dissertation).
  • Robert Hanulak: Sykophant und Sykophantie im klassischen Athen. Grin, München 2006, ISBN 978-3-638-77684-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brockhaus von 1837: Sykophant. In: zeno.org. Abgerufen am 30. Dezember 2014.
  2. Brockhaus von 1911: Sykophánt. In: zeno.org. Abgerufen am 30. Dezember 2014.
  3. σῡκο-φάντης. In: zeno.org. Abgerufen am 30. Dezember 2014.
  4. Robert Hanulak: Sykophant und Sykophantie im klassischen Athen. GRIN Verlag, 2007, ISBN 9783638776844 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche