Techwitz

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Techwitz ist ein Ortsteil von Tröglitz innerhalb der Gemeinde Elsteraue im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Ortslage von Techwitz bei Zeitz um 1893

Techwitz, in alten Schriften auch als Techebuditz, Techebodiz, Tecwitz, Techwicz erwähnt, war ursprünglich ein wendisches Rundlingsdorf.[1] Das Dorf wurde am 9. November 1121 erstmals urkundlich in einem Dokument des Klosters Bosau erwähnt.[2] Im Ort befand sich ein Rittergut, wonach sich das dort ansässige Adelsgeschlecht von Techwitz benannte.[3] Die Siedlung hatte kein eigenes Gotteshaus. Eingepfarrt war Techwitz im rund 2000 m entfernten Kirchdorf Gleina.[4] Den Gottesdienst besuchten die Techwitzer jedoch in der rund 1000 m entfernten Kirche von Burtschütz, einer Filialkirche von Gleina.[5] Zu Techwitz gehörte der abseits gelegene Ausbau Wolfsmühle, ein großes Gehöft mit einer Wassermühle, die von der Schwennigke angetrieben wurde.[6][7]

Weltlich unterstand Techwitz dem Amt Zeitz, bevor es 1818 dem neu gebildeten Landkreis Zeitz zugeteilt wurde.[8] 1847 verzeichnete die amtliche Statistik für den landwirtschaftlich geprägten Ort 14 Höfe und 112 Einwohner.[9] Bis 1870 stieg die Einwohnerzahl auf 132.[10] Die Bauern betrieben Ackerbau und Viehwirtschaft; 1875 lebte auch einen Bierbrauer in Techwitz.[11] Nach Eröffnung der Bahnstrecke Zeitz–Altenburg erhielt die Gemeinde am 1. Oktober 1895 einen Haltepunkt mit einer 14 m² großen Wartehalle.[12] Zum 1. Dezember 1913 folgte die offizielle Umbenennung der Haltestelle in Bahnhof Techwitz und die zeitgleiche Eröffnung einer zusätzlichen 6,42 km langen eingleisigen Verbindungsstrecke ausschließlich für den Güterverkehr zum Bahnhof Zeitz.[13]

Um 1910 lebten in Techwitz 247 Personen, deren Anzahl bis 1933 auf 310 und bis 1939 auf 503 stieg.[14][15] Am 1. Mai 1937 begann die Braunkohle-Benzin AG (Brabag) in nordöstlicher Nähe zu Techwitz mit dem Bau des Hydrierwerks Zeitz, das ab dem 2. Januar 1939 die Produktion synthetischer Kraftstoffe aufnahm. Im gleichen Zeitraum entstanden für die Brabag-Belegschaft Werkssiedlungen in Tröglitz und Umgebung, die unter anderem die rund 1400 m große Lücke zwischen Burtschütz und Techwitz schloss.[16] Damit wurden die beiden Bauerndörfer faktisch in die Gestaltung der Tröglitzer Wohnbebauung integriert, die sich an der Gartenstadtkonzeption der 1930er-Jahre orientierte.[17] Auch in Techwitz entstanden für die Beschäftigten der Brabag 458 Volkswohnungen mit vier bis fünf Zimmern in zweigeschossigen Mietshäusern.[18]

Mit Wirksamkeit zum 29. März 1943 folgte die Eingliederung von Burtschütz und Techwitz in Tröglitz.[19] Die Umbenennung des Bahnhofs Techwitz in Bahnhof Tröglitz erfolgte zum 1. Juli 1943. Nach den ersten gezielten alliierten Luftangriffen auf das Hydrierwerk Zeitz wurden ab Mitte Mai 1944 in einer alten Techwitzer Sandgrube tiefe Luftschutzstollen angelegt, die heute verschüttet sind.[20]

In Tröglitz-Techwitz etablierten sich nach der Wende mehrere kleine Familienunternehmen.[21]

Einzelnachweise

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  1. Carl-Edouard Förstemann: Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen. Band 12. Ferd. Förstemann, Nordhausen, 1869; S. 138.
  2. Klaus Petzoldt: Monasterium Kempnicense. Eine Untersuchung zur Vor- und Frühgeschichte des Klosterwesens zwischen Saale und Elbe. St. Benno-Verlag, 1983, S. 76.
  3. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Band 9. F. Voight, 1870, S. 154.
  4. Pastoren Dr. Haase; Hilbert (Hrsg.): Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Roßla und Stolberg. Magdeburg, 1896/97, S. 241.
  5. Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Geschichte und Rechtsstellung von der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik bis zur Ernennung des Apostolischen Administrators. 1949–1973. St. Benno-Verlag, 1990, S. 68.
  6. Antoine-Augustin Bruzen de La Martinière: Historisch-Politisch-Geographischer Atlas der gantzen Welt; Oder grosses und vollständiges Geographisch- und Critisches Lexicon. Verlegts Johann Samuel Heinsius, 1748, S. 465.
  7. Königlich Preussisches General-Post Amt (Hrsg.): Verzeichniss sämmtlicher Ortschaften des preussischen Post-Bezirk. Königlich geheime Ober-Hofbuchdruckerei, 1864, S. 1101.
  8. Eugen Hugo Theodor Huhn: Topographisch-statistisch-historisches Lexikon von Deutschland. Eine vollständige deutsche Landes-, Volks- und Staatskunde. VI. Verlag des Bibliographischen Instituts, 1846, S. 112.
  9. Eugen Hugo Theodor Huhn: Topographisch-statistisch-historisches Lexikon von Deutschland. Eine vollständige deutsche Landes-, Volks- und Staatskunde. VI. Verlag des Bibliographischen Instituts, 1846, S. 219.
  10. H. Rudolph: Vollständigstes geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Deutschland, sowie der unter Österreichs und Preussens Botmässigkeit stehenden nichtdeutschen Länder. Zander, 1870, S. 4533.
  11. Erste Norddeutsche Akademie für Bierbrauer (Hrsg.): Adressbuch der Bierbrauer des gesammten Deutschland und Oesterreich-Ungarn, verbunden mit einem fachlichen Inseratentheil, pro 1875. Gustav Schulze Berlin, 1875, S. 22.
  12. Königlich Sächsisches Finanz-Ministerium (Hrsg.): Statistischer Bericht über den Betrieb der unter Königlich Sächsischer Staatsverwaltung stehenden Staats- und Privat-Eisenbahnen. C. Heinrich, Dresden, 1896, S. 76.
  13. Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen (Hrsg.): Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltung, 53. Jahrgang. Julius Springer, 1913, S. 1458.
  14. Gemeindeverzeichnis Deutschland am 1. Dezember 1910 Gemeindeverzeichnung.de, abgerufen am 1. Juli 2024.
  15. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Zeitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com, abgerufen am 1. Juli 2024.
  16. Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Geschichte und Rechtsstellung von der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik bis zur Ernennung des Apostolischen Administrators. 1949–1973. St. Benno-Verlag, 1990, S. 66.
  17. Willy Schilling: Sachsen-Anhalt 1933–1945. Der historische Reiseführer. Ch. Links Verlag, 2013, S. 98.
  18. Veronika Arndt, Heidrun Schwarz: Hydrierwerk Zeitz. Die Geschichte eines Chemieunternehmens (1937–1993). Zeitzer Innovative Arbeitsfördergesellschaft mbH, 1999, S. 25.
  19. Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Verzeichnis der Namens- und Grenzänderungen deutscher Gemeinden 1939–1950. S. Hirzel Verlag Stuttgart, 1952, S. 115.
  20. Bergakademie Freiberg (Hrsg.): Freiberger Forschungshefte: C, Ausgaben 51–58. Akademie-Verlag, 1958, S. 13.
  21. Tröglitz Homepage Gemeinde Elsteraue, abgerufen am 1. Juli 2024.

Koordinaten: 51° 4′ N, 12° 11′ O