Tegano (’Ndrangheta)

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Die Mafiafamilie Tegano kommt aus dem Stadtteil Archi von Reggio Calabria und gehört zur kalabrischen ’Ndrangheta. Die Familie Tegano zählt zu den einflussreichsten Mafiafamilien in Kalabrien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie Tegano erwirtschaftete ihr Vermögen im kriminellen Geschäft durch einen umfangreichen Rauschgift- und Waffenhandel, durch Prostitution, Erpressungen und Geldwäsche. Nach Angaben eines italienischen Instituts soll der Umsatz der kriminellen Geschäfte der Familie im Jahre 2007 44 Milliarden Euro betragen haben.[1]

Die Tegano-Familie war im Zweiten ’Ndrangheta-Krieg von 1985 bis 1991 mit der Mafiafamilie De Stefano verbündet. Zum Bündnis der Familien kam es durch die Hochzeit am 2. Dezember 1985 von Orazio De Stefano – einem Bruder von Paolo De Stefano – mit Antonietta Benestare, einer Nichte von Giovanni Tegano.[2] Dabei galt die Tegano-Familie als der mächtigere Partner. Den Krieg führte die Familie De Stefano mit den Mafiafamilien Condello-Imerti. Nach Angaben der Antimafia-Kommission des italienischen Parlaments wurden in diesem Familienkrieg 621 Personen getötet, unter ihnen die bedeutendsten Mafiaführer der Familie De Stefano.[3][4][5] Bei der Familie Tegano beabsichtigte man den Krieg fortzusetzen.

In den neunziger Jahren war die Familie Tegano der Verhandlungspartner zwischen den Mafiafamilien in Kalabrien. Dabei standen die Familien De Stefano, Libri und Latella auf der einen Seite den Familien Imerti, Serraino, Condello und Rosmini auf der anderen Seite gegenüber. Bei diesen Verhandlungen sollten die kriminellen Einflussbereiche in der Region aufgeteilt werden.

Chefs der Familie und der ’Ndrangheta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zum Tag seiner Festnahme am 6. August 2004 war Pasquale Tegano (* 1960) seit 1994 Chef der Familie Tegano. Ihm folgte Giovanni Tegano, der am 26. April 2010 festgenommen wurde. Dabei konnte die Polizei auch Rocco Morabito festnehmen. Rocco ist der Sohn von Giuseppe Morabito, der Chef der kalabrischen Mafiafamilie Di Africo.[6] Die Familien De Stefano und Tegano teilen sich ihre kriminellen Bereiche bis auf den der Entführungen, wo eine Trennung besteht. Die Familie Tegano sorgte auch dafür, dass der Chef der ’Ndrangheta, Pasquale Condello (* 1950), gegenüber der Familie De Stefano eine neutrale Haltung einnahm. Regionaler Chef der Familien Tegano, De Stefano und einem Dutzend anderer angeschlossenen Familien war bis zu seiner Festnahme am 12. September 2009 Carmelo Barbaro (* 1948).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gianni Cipriani, I mandanti : il patto strategico tra massoneria, mafia e poteri politici, Rom 1993
  • Guido Ruotolo, La quarta mafia : storie di mafia in Puglia, Neapel 1994
  • Roger-Louis Bianchini, Mafia, argent et politique : enque?te sur les liaisons dangereuses dans le Midi, Paris 1995
  • Attilio Bolzoni und Luciano Violante, Mafia e antimafia : rapporto ’96, Rom 1996
  • Antonio Prestifilippo, A sud : la Mafia, la ’Ndrangheta, la massoneria, i servizi deviati, Cosenza 1998
  • Letizia Paoli, Fratelli di Mafia : Cosa Nostra e ’Ndrangheta, Bologna 2000
  • Alain Labrousse, Alan A Block und Laurent Laniel, The world geopolitics of drugs 1998/1999, Dordrecht 2001
  • Maurizio Torrealta, La trattativa : mafia e stato: un dialogo a colpi di bombe, Rom 2002
  • Letizia Paoli, Mafia brotherhoods : organized crime, Italian style, New York 2003
  • Stefano Morabito und Angelo Sindoni, Mafia, ’ndrangheta, camorra nelle trame del potere parallelo, Rom 2005
  • Gian Carlo Caselli, Dalla Mafia allo Stato : i pentiti – analisi e storie, Turin 2005
  • Giovanni Fiandaca, Women and the Mafia : female roles in organized crime structures, New York 2007
  • Nicola Gratteri und Antonio Nicaso, Fratelli di sangue : storie, boss e affari della ’ndrangheta, la mafia piu? potente del mondo, Mailand 2009

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. jöb, Giovanni Tegano nach 17 Jahren gefasst, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. April 2010
  2. Letizia Paoli, Mafia Brotherhoods: Organized Crime, Italian Style, New York 2003, S. 88–89.
  3. Godfather’s arrest fuels fear of bloody conflict, in: The Observer, 24. Februar 2008
  4. Condello, leader pacato e spietato, in: La Repubblica, 19. Februar 2008 (ital.)
  5. Relazione annuale (PDF; 388 kB), Commissione parlamentare d’inchiesta sul fenomeno della criminalità organizzata mafiosa o similare, vom 30. July 2003 (ital.)
  6. ’Ndrangheta, arrestato Rocco Morabito del clan di Africo, von Reuters Italia am 26. April 2010 (ital.) (Memento des Originals vom 6. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/it.reuters.com