Thomaskirche (Straßburg)

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Fassaden- und Vierungsturm
Langhaus und Chor
Die Hauptorgel von Johann Andreas Silbermann, 1741
Chororgel nach Plänen von Albert Schweitzer, 1905

Die protestantische Thomaskirche (Église Saint-Thomas) ist eine der kulturgeschichtlich und architektonisch bedeutendsten Kirchen Straßburgs und die einzige Hallenkirche des Elsasses.

Geschichte

Bereits im 6. Jahrhundert wurde am heutigen Standort der Apostel Thomas verehrt. Im 9. Jahrhundert ließ Bischof Adeloch einen prächtigen Kirchenneubau samt angrenzender Schule errichten. Beide brannten 1007 ab, dann erneut 1144. 1196 begann von der Fassade an der Bau eines neuen, festungsartigen Gebäudes mit wuchtigem Torturm, im romanischen Stil. Die mehrmals unterbrochenen Bauarbeiten endeten 1521 im Stile der Spätgotik.

1524 wurde die Kirche dem lutherischen Glauben zugewiesen, diesen Status konnte sie trotz der Annexion des Elsasses an das katholische Frankreich behaupten. Sie verwaltet nach wie vor Grund- und Hauptschulen (École Saint-Thomas, Foyer Jean Sturm...) sowie den im angrenzenden Barockgebäude untergebrachten Séminaire protestant.[1]

Die Thomaskirche spielte eine entscheidende Rolle in der älteren liturgischen Bewegung als der Ort, an dem Friedrich Spitta ab 1888 neue Gottesdienstformen erprobte und den Akademischen Kirchenchor ins Leben rief. Ab 1893 kam Julius Smend als regelmässiger Prediger hinzu. 1894-1899 wurde hier das Gesangbuch für Elsaß-Lothringen entwickelt.

Architektur

Die Thomaskirche ist eine fünfschiffige Hallenkirche, die älteste auf südwestdeutschem Gebiet. Die Innenlänge beträgt etwa 65 Meter, die Innenhöhe etwa 22 Meter (etwa 30 Meter unter der spätgotischen Vierungskuppel), die Innenbreite etwa 30 Meter. An beiden Seiten der äußeren Seitenschiffe sind Emporen angebracht. Rechts und links von der Chorapsis befinden sich abgetrennte, spätgotische Kapellen.

Ausstattung

Orgeln

Die Kirche ist international bekannt für ihre historisch und musikalisch bedeutenden Orgeln: Die 1979 von Alfred Kern originalgetreu restaurierte Silbermann-Orgel von 1741, auf der bereits Wolfgang Amadeus Mozart 1778 spielte; und die 1905 vom Orgelbauer Fritz Haerpfer nach Plänen von Albert Schweitzer angefertigte und 1906 eingebaute Chororgel.

Grabmäler

In der Kirche befinden sich etliche Grabdenkmäler aus der Zeit von 1130 bis 1850. Am berühmtesten sind der reich verzierte romanische Sarkophag (1130) des Bischofs Adeloch und das riesige spätbarocke Mausoleum (1777) des Marschalls Hermann Moritz von Sachsen, ein Werk von Jean-Baptiste Pigalle[2]. Unter den zahlreichen anderen sehenswerten Denkmälern fällt die Renaissance-Grabplatte (1510) eines Nikolaus Roeder von Tiersberg auf, die auf realistische Weise sein verwesendes Kadaver darstellt[3].

Fresken

Eine spätgotische Darstellung des heiligen Michaels gehört nach jener des heiligen Christophorus in Wissembourg zu den größten ihrer Art in Frankreich.

Glasfenster

Von den mittelalterlichen Bleiglasfenstern ist nur die Fensterrose der Fassade unversehrt erhalten. Von den großen Langhausfenstern ist nur noch der obere Teil zu sehen, der auf aufwändige Weise architektonische und pflanzliche Motive darstellt. Die ehemals darunter befindlichen Heiligendarstellungen wurden im 16. Jahhundert durch protestantische Bilderstürmer zerstört. Die Chorfenster sind zeitgenössischen Stils.

Verweise

  1. Auflistung der vom Thomaskapitel verwalteten Institutionen
  2. Teilansicht
  3. Abbildung

Weblinks

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