„Tingatinga-Malerei“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 41.204.140.146 (Diskussion) rückgängig gemacht und letzte Version von Renekaemmerer wiederhergestellt
Tuptan (Diskussion | Beiträge)
Zeile 21: Zeile 21:
==Aktuelle Situation==
==Aktuelle Situation==


Die aktuelle Diskussion um Tingatinga-Kunst bzw. Tingatinga-Kunsthandwerk betrifft verschiedene Aspekte. Beachtliche Meinungsverschiedenheiten gibt es bereits um den Namen dieser Kunstrichtung. Seit einiger Zeit bemüht sich die Tingatinga Arts Cooperative Society (TACS) in Dar es Salaam/Tansania mit beachtlichem medialen Aufwand, den Namen "Tinga Tinga" zu etablieren. Diese Versuche erklären sich alleine vor dem Hintergrund, den internationalen Absatz von inzwischen massenhaft produzierten Tingatinga-Bildern und anderen kunsthandwerklichen Gegenständen zu befördern. Unterlegt wird dies u.a. mit den historisch unzutreffenden Behauptungen, die Tingatinga-Malerei wäre quasi die Fortsetzung der in Südtansania gelegentlich zu findenden Hüttenbemalungen und bei "Tinga Tinga" handle es sich um ein "tansanisches kultuelles Erbe". Der Name "Tinga Tinga" hat tatsächlich noch nie eine ernsthafte Rolle in der internationalen Kunst-Szene gespielt. Die einzige korrekte Bezeichnung ist der Begriff Tingatinga (Kunst, Gemälde und so weiter), der ein Tribut für den Gründer dieser ostafrikanischen Kunstrichtung Eduardo Saidi Tingatinga ist.<ref>[http://www.articlesbase.com/art-articles/tinga-tingaquot-the-great-error-2057122.html Alex Drummer, „Tinga Tinga" – The Great Error]</ref>
Die aktuelle Diskussion um Tingatinga-Kunst bzw. Tingatinga-Kunsthandwerk betrifft verschiedene Aspekte. Beachtliche Meinungsverschiedenheiten gibt es bereits um den Namen dieser Kunstrichtung. Seit einiger Zeit bemüht sich die Tingatinga Arts Cooperative Society (TACS) in Dar es Salaam/Tansania mit beachtlichem medialen Aufwand, den Namen "Tinga Tinga" zu etablieren. Der Name "Tinga Tinga" hat tatsächlich noch nie eine ernsthafte Rolle in der internationalen Kunst-Szene gespielt.

Die bedenkliche Rolle, die die TACS heute spielt, wird auch dadurch unterstrichen, dass diese Organisation, die zudem nur einen Teil der Tingatinga-Künstler vertritt, die Nutzungsrechte an den Wörtern "Tinga Tinga" an eine Filmproduktionsfirma in England (Tiger Aspect Production) verkauft hat. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil die TACS nie Inhaber der Rechte an diesem Begriff war oder ist.

Ein weiterer derzeitiger Problempunkt liegt in dem Versuch, den international hoch angesehenen und 2005 verstorbenen tansansichen Künstler George Lilanga als angeblichen Tingatinga-Künstler zu vereinnahmen. Auch dies hat ausschließlich verkaufsstrategische Gründe. In Wirklichkeit war Lilanga niemals ein Künstler der Tingatinga-Richtung und hat sich - belegt durch mehrere Interviews - dem Tingatinga-Stil oder Tingatinga-Gruppen auch nicht zugehörig gefühlt. Tatsächlich liegen die künstlerischen Wurzeln von Lilanga auch nicht in der Tingatinga-Quadratmalerei, sondern in der Makonde-Schnitzkunst und beginnend ab den 1970er-Jahren während seiner Zeit im Haus der Kunst (Nyumba Ya Sanaa) in Dar es Salaam in Zeichnungen, Batiken und nachfolgend auch in Radierungen, bei denen es Lilanga dann bereits in den 1980er-Jahren zu einer beachtlichen Meisterschaft gebracht hat. Alle diese Techniken wurden weder von E. S. Tingatinga noch seinen sog. Schülern oder Nachfolgern eingesetzt.


==Weblinks==
==Weblinks==

Version vom 28. Oktober 2010, 10:41 Uhr

Tingatinga ist die Bezeichnung einer in den 1960er Jahren in Tansania entstandenen und nach ihrem Begründer, Edward Saidi Tingatinga (1932–1972), benannten Kunstform der Malerei.

Geschichte

In den sechziger Jahren begann Tingatinga als Arbeitsloser damit, mit Fahrradlack Tiere, Pflanzen und Dorfszenen auf quadratische Pressplatten zu malen. Das für die Anfangsjahre typische quadratische Format ergab sich aus der Absicht, die handelsüblichen Größen der Pressplatten voll auszunutzen. Verwandte und Freunde griffen die Kunstform auf, gaben sie weiter und ließen neue Entwicklungen einfließen. Sie sorgten dafür, dass sich die Tingatinga-Malerei nach dem plötzlichen Tod ihres Begründers - er wurde 1972 versehentlich von einer Polizeistreife erschossen - zu einer kulturellen Realität entwickelte.

Skandinavische Entwicklungshelfer wurden Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre auf die Werke Tingatingas aufmerksam und organisierten während einer 1971 in Dar es Salaam erstmals stattfindenden internationalen Handelsmesse in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden (National Development Coop., National Arts Comp.) eine umfangreiche Werkschau Tingatingas, die der Kunstform zum Durchbruch verhalf. Die als "Quadrat- oder Lackmalerei" bezeichneten Ergebnisse einer langsam gereiften Idee Tingatingas wurden salonfähig und erzielten immer höhere Preise. Nach dieser erfolgreichen Ausstellung wurde die National Development Corporation zum Aufkäufer seiner gesamten Kunstproduktion und zu ihrem einzigen und offiziellen Verkäufer[1]

Künstler

Zu den Hauptvertretern der Tingatinga Arts Cooperative Society Limited gehören heute Mohamedi Saidi Chilamboni, Jaffari Mimus, Daudi Tingatinga, Salum Mussa, Rashidi Saidi, Yussufu Maulidi, Abdalla Saidi Chilamboni, Mr. Rubuni und Agnes Musidadi Mpata.

Charakteristik

Die Tingatinga-Malerei setzt sich mit Formen auseinander, die der ostafrikanische Kulturraum über Jahrhunderte herausgebildet hat. Motivisch verarbeitet sie Alltagsszenen ebenso wie Rituelles und behandelt Themenkreise, die für das heutige Tansania von Bedeutung sind. Einen wichtigen Platz nehmen Magie und Zauberei als kulturelle Phänomene ein, die in der tansanischen Alltagsrealität verwurzelt und präsent sind.

Noch häufiger finden sich Tierdarstellungen - nicht selten in ruhigen Szenen - welche in tansanische oder imaginäre Landschaften eingebettet sind. Manchmal lassen sich Tiere in ihrer Versunkenheit gleichzeitig sowohl vordergründig realen als auch symbolischen Lebensbereichen zuordnen. Die Gesichtspartien der dargestellten Tiere erinnern oft an die Formensprache der Masken und binden die Malerei damit in eine lange bestehende kulturelle Tradition ein.

Bestimmte Motive tauchen seit den Anfängen der Tingatinga-Malerei immer wieder auf. Viele Bilder sind von einer eindrücklichen Schlichtheit geprägt, ohne dabei ins "Naive" abzugleiten: "zu individuell ist ihre Farbgebung, zu schwungvoll sind ihre Kompositionsschemata, zu markant und rhythmisch ihre Linienführung."[2] Von allen bekannten Motiven von E.S.Tingatinga sind später Fälschungen gemalt worden und in den Kunsthandel gelangt. [3]

Aktuelle Situation

Die aktuelle Diskussion um Tingatinga-Kunst bzw. Tingatinga-Kunsthandwerk betrifft verschiedene Aspekte. Beachtliche Meinungsverschiedenheiten gibt es bereits um den Namen dieser Kunstrichtung. Seit einiger Zeit bemüht sich die Tingatinga Arts Cooperative Society (TACS) in Dar es Salaam/Tansania mit beachtlichem medialen Aufwand, den Namen "Tinga Tinga" zu etablieren. Der Name "Tinga Tinga" hat tatsächlich noch nie eine ernsthafte Rolle in der internationalen Kunst-Szene gespielt.

Quellen

  1. Edward Saidi Tingatinga zur "Tingatinga arts cooperative society", edition-d.com
  2. Tingatinga Vogel, Harrys Hamburger Hafenbasar, 2003; Das Erbe von E. S. Tingatinga, Helvetas.
  3. Are Tingatinga fakes a problem today?