Turnose

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Ludwig IX.: „grossos denarius Turonos“, 1266
Philipp III.: „Gros Tournois à l'O rond“, 1270-1285
Graf Wilhelm II. von Berg: Turnose

Der Turnose, (frz. gros Tournois) Turnos oder auch Turnosgroschen war eine unter den Kapetingern geschaffene Münze des täglichen Geldverkehrs des Mittelalters.

Ursprung

Ludwig IX. der Heilige ließ ab 1266 den „grossos denarius Turonos“, zu Deutsch, den „dicken Denar von Tours im Gegenwert von 12 Schwarzpfennigen (Deniers = 1 Sol = 1/20 Livre der Währung von Tours) prägen. Bei der höchsten damals darzustellenden Feinheit von 23/24 Karat und einem Gewicht von rund 4 Gramm prägte man einst 58 Stück aus der „rauen“ Mark von Tours (217,558 g). Diese hatte sich seit ungefähr 1050 in ganz Frankreich durchgesetzt.

Dabei vergrößerte das Münzbild jenes „denier tournois“, wobei auf der Schriftseite mit dem Willkommensgruß „Benedictum sit nomen domini nostri dei Jhesus Christi“ (dt. Gegrüßt seiest du im Namen unseres Herrgotts Jesu Christi) eine zweite äußere Umschrift hinzugekommen war. Auf der Bildseite war ein Kranz von zwölf Lilien.

Das Vorbild dieses Silbergroschen hatte König Ludwig der Heilige auf seinem Kreuzzug 1250 in Akkon kennengelernt: Die Kreuzfahrer hatten dort goldene „Sarzinas“ geprägt. Diese waren ihrerseits durch Dinarprägungen der Fatiminiden-Dynastie inspiriert worden.

Der Turnosgroschen - so stammt auch das deutsche Wort Groschen als Ableitung vom „grossos denarius Turonos“ - wurde später unter Ludwigs Nachfolgern Philipp IV. und selbst noch von Karl V. im ausgehenden 14. Jahrhundert unter der Verwendung des identischen Typus in großen Mengen geprägt.

Aufgrund der Handelsbeziehungen der Franzosen rief der Turnose entlang des Rheins im deutschsprachigen und niederländischen Raum zahlreiche Nachahmungen hervor. Im Königreich Neapel wurde er als Gigliato während des 14. Jahrhunderts nachgeahmt. Selbst die Originalmünze wurde als universelles Zahlungsmittel bis nach Brandenburg hin akzeptiert. Auch wenn er nach 1400 nicht mehr geprägt wurde, war er bis ins 16. Jahrhundert hinein im Zahlungsverkehr.[1]

Literatur

  • A. Blanchet / A. Dieudonné: Manuel de Numismatique francaise, 3 Bde, Paris 1912, 1916, 1930
  • Arthur Suhle: Kulturgeschichte der Münzen, Battenberg Verlag : München 1969, S. 117.
  • J. Lafaurie: Les monnaies des rois de France. Hugues Capet à Louis XII., Paris/Basel 1951
Commons: Turnose – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.klingenberg.info/geschichte/pdf/sozialgeschichte.pdf