Universitätsstraße (Leipzig)
Universitätsstraße | |
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Straße in Leipzig | |
Die Universitätsstraße nach Süden, links das Universitätsgelände, rechts Städtisches Kaufhaus und Famulushaus (2013) | |
Basisdaten | |
Ort | Leipzig |
Ortsteil | Zentrum |
Angelegt | Mittelalter |
Neugestaltet | 2008–2010 |
Hist. Namen | Alter Neumarkt |
Anschlussstraßen | Grimmaische Straße Roßplatz |
Querstraßen | Gewandgäßchen, Kupfergasse, Magazingasse, Schillerstraße |
Bauwerke | Städtisches Kaufhaus |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Anlieferverkehr, Radverkehr, Fußgänger |
Straßengestaltung | Fahrbahn mit beidseitigen Gehbahnen |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 350 m[1] |
Baukosten | 800.000 Euro[2] |
Die Universitätsstraße ist eine Anliegerstraße in der Innenstadt von Leipzig und verbindet den Innenstadtring, Bereich Roßplatz, im Süden mit der Grimmaischen Straße im Norden. Ihre Fortsetzung nach Norden findet sie in der Nikolaistraße.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevor die Straße 1839 den Namen Universitätsstraße[3] erhielt, hieß sie Alter Neumarkt.[4] Der Alte Neumarkt ist als Handelsplatz überliefert, der Name erstmals 1447 nachweisbar.[5] Etwas weiter nördlich, an der Nikolaistraße, liegt die Nikolaikirche, deren Entstehungsgeschichte bis ans Ende des 11. Jahrhunderts zurückreicht.[6] Namensgeber für die Universitätsstraße war die 1409 gegründete Leipziger Universität, deren Hauptgebäude sich seit der Reformation an der Straße befindet, als das Dominikanerkloster St. Pauli an dieser Stelle in Universitätsbesitz überging. Die Straße steigt in südliche Richtung leicht an. Als die Leipziger Stadtmauer noch stand, hieß dieser Bereich Sperlingsberg[7], weil sich hier die Sperlinge in ziemlicher Menge in dem nächst anliegenden Zwinger aufzuhalten pflegten.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der östlichen Straßenseite liegt der Innenstadt-Campus der Universität.[8] Im Süden beginnt das Gelände mit dem 2009 errichteten Gebäude der Mensa am Park am Kurt-Masur-Platz (Architekten: behet + bondzio)[9] gegenüber der Moritzbastei. Es folgt eine Lücke in der Bebauung, durch die der Campus betreten werden kann, auf dem, weitab der Straße, ein Fragment des historischen Schinkeltors und das Leibnizdenkmal platziert sind. Zurück an der Straße, schließt sich nach Norden das Seminargebäude der Universität an.
Auf der westlichen Straßenseite erstreckt sich eine geschlossene Bebauung, die lediglich von den Einmündungen dreier schmaler Straßen unterbrochen wird. Von Norden kommend, geht es an der Rückseite von Galeria Kaufhof entlang. An der Ecke zum Gewandgäßchen befindet sich das Famulushaus aus den 1990er Jahren (Geschäftshaus Universitätsstraße 14)[10][11]. Zwischen dieser und der nächsten Straßeneinmündung folgt ein Straßenblock im Stil des Neobarock mit dem Städtischem Kaufhaus.
Weiter nach Süden befindet sich seit 1962 eine Wohnbebauung mit 103 Wohneinheiten, unter der eine Durchfahrt zur Magazingasse hindurchgeht,[12] mit Läden im Erdgeschoss. (Universitätsstraße 18/20)[13]. Da in dem markanten Eckhaus über viele Jahrzehnte ein Lampengeschäft untergebracht war, hieß es Haus der Beleuchtung. Die Geschäftsräume werden seit 2023 als Interim von der Stiftung Forum Recht genutzt[14]. Von der Lenné-Anlage aus gesehen, durch die ein Stück der Universitätsstraße führt, bildet dieses Eck-Hochhaus mit der gegenüber liegenden Mensa am Park eine markante Tor-Situation aus.
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Eckhaus kurz vor seiner Fertigstellung (1961)
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Mensa am Park (2016)
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Das klassizistische Schinkeltor von Karl Friedrich Schinkel (2014)
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Städtisches Kaufhaus an der Universitätsstraße, Ecke Kupfergasse (2015)
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Bronzestatue von Kaiser Maximilian I. am Städtischen Kaufhaus (2019)
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Famulushaus (2024)
Historische Bebauung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die historische Bebauung in diesem Bereich ist durch Abrisse oder den Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 dezimiert worden, darunter das Fürstenhaus an der Ecke zur Grimmaischen Straße, die Große Feuerkugel, der Silberne Bär, der Goldene Bär, das Beguinenhaus und das Vorderpaulinum.[15] Oder sie wurde wie im Falle des ersten Gewandhauses[16] planvoll durch prächtige Folgebauten ersetzt, in diesem Fall das Städtische Kaufhaus.
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Das Fürstenhaus an der Ecke zur Grimmaischen Straße (um 1905)
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Haus Silbener Bär an der Ecke zur Kupfergasse (um 1890)
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Der Goldene Bär auf der Ostseite der Universitätsstraße (um 1925)
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Abbruch des Alten Gewandhauses in der Universitätsstraße (1894)
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der östlichen Seite vor dem Hörsaalgebäude der Universität ist eine Gedenktafel der Stadt Leipzig in den Gehweg eingelassen, die an das nicht mehr existente Wohnhaus von Johann Christoph Gottsched (1700–1766) und seiner ersten Frau Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713–1762) erinnert.[17] Die Frau wird auf der Tafel „Gottschedin“ geschrieben, die ihren Mann „nachhaltig unterstützte“. Er war „führender Vertreter der deutschen Frühaufklärung, Professor und mehrfach Rektor an der Universität Leipzig, Sprachgelehrter, Philosoph, Literaturtheoretiker, Dichter und Theaterreformer“, sie „Übersetzerin, Dichterin, Publizistin und Literaturhistorikerin“.
Am Haus Universitätsstraße 20 in Leipzig befindet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift:
„"leipzig ist die glücklichste zeit" / Hier wohnte / von September 1986 bis Juli 1989 / der Dichter / Ronald M. Schernikau (11. Juli 1960 – 20. Oktober 1991)“[18]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gina Klank, Gernoth Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Hrsg.: Stadtarchiv Leipzig. 1. Auflage. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 213.
- Alberto Schwarz: Leipzig um 1850 – ein Gang durch die Stadt, Sax-Verlag, Beucha-Markkleeberg 2021, ISBN 978-3-86729-277-1, S. 36–38.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Universitätsstraße. In: uni-leipzig.de. Abgerufen am 1. Februar 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ gemessen mit GoogleMaps
- ↑ Universitätsstraße in Leipzig. In: bauplan-leipzig.de. Bauplan GmbH & Co. KG, Architekten und Ingenieure, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Verzeichnis Leipziger Straßennamen mit Erläuterungen. In: Website der Stadt Leipzig. 2018, abgerufen am 7. August 2023. , die Universitätsstraße ist auf S. 2745
- ↑ Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, Stichwort Neumarkt. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 432.
- ↑ Gina Klank, Gernoth Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Hrsg.: Stadtarchiv Leipzig. 1. Auflage. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 213.
- ↑ Friedemann Winkler: Leipzigs Anfänge: Bekanntes - Neues - Offene Fragen (= Leipziger Hefte. Band 12). Sax-Verlag, Beucha 1998, ISBN 3-930076-61-6, S. 69.
- ↑ Friedrich Gottlob Leonhardi, Leipzig um 1800, kommentierte und mit einem Register versehene Neuausgabe der Geschichte und Beschreibung der Kreis- und Handelsstadt Leipzig (1799), hrsg. von Klaus Sohl, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-942473-03-3, S. 46 ff.
- ↑ Lageplan des Campus entlang der Universitätsstraße
- ↑ Wolfgang Hocquél: Architekturführer Leipzig. Von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2023, ISBN 978-3-95415-128-8, S. 132.
- ↑ Mirko Seidel: Geschäftshaus Universitätsstraße 14. In: architektur-blicklicht.de. 3. Juli 2020, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Famulushaus , Leipzig-Innenstadt,. In: Appel + Bohne. Architekten. Abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Bauweise: Ziegel und Beton, Architekten: B. Schneider, G. Kurze, H. Eilenberg, siehe: Pro Leipzig e.V. und Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (Hrsg.): "Eine Wohnung für alle". Geschichte des kommunalen Wohnungsbaus in Leipzig. Pro Leipzig, Leipzig, ISBN 3-9807201-1-X, S. 210.
- ↑ Mirko Seidel: Wohnhaus Universitätsstraße 18. In: architektur-blicklicht. 27. September 2018, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Eröffnungstage an unserem Standort Leipzig! In: stiftung-forum-recht.de. Mai 2023, abgerufen am 4. Februar 2024.
- ↑ Sebastian Ringel: Wie Leipzigs Innenstadt verschwunden ist. 150 verlorene Bauten aus 150 Jahren. edition überland, Leipzig 2019, ISBN 978-3-948049-00-3.
- ↑ Die drei Gewandhäuser. In: gewandhausorchester.de. Abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ https://www.architektur-blicklicht.de/brunnen-denkmaeler/gedenktafel-johann-christoph-gottsched-luise-adelgunde-victorie-gottschedin-leipzig/
- ↑ https://www.architektur-blicklicht.de/brunnen-denkmaeler/gedenktafel-ronald-m-schernikau-leipzig/
Koordinaten: 51° 20′ 18,7″ N, 12° 22′ 39,2″ O