Venus von Savignano

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Venus von Savignano (Vorderansicht)
Venus von Savignano (Profil)

Die Venus von Savignano ist eine aus Serpentin angefertigte Venusfigurine aus dem Jungpaläolithikum, die 1925 in Savignano sul Panaro beim Ausbau eines Hauses in der Nähe von Modena in einer Tiefe von einem Meter entdeckt wurde. Dabei lässt sich keinerlei Fundzusammenhang zur Umgebung ermitteln.

Mit 22,1 cm und einem Gewicht von 586,5 g ist sie eine der größten bekannten Venusfiguren,[1] von denen etwa 190 in das Jungpaläolithikum Europas und Sibiriens datiert wurden. Sie stammt aus dem so genannten „Statuetten-Horizont“ des Gravettien und ist wahrscheinlich zwischen 20.000 und 25.000 Jahre alt, gelegentlich wird sie auch auf ein Alter von 29.000 Jahren datiert.

Diese Datierung war allerdings von Anfang an umstritten, da die Figurine nach der Entdeckung gereinigt wurde, und damit alle organischen und damit mittels gängiger Methoden datierbaren Spuren zerstört wurden. Die Ehefrau des Entdeckers Olindo Zambelli hatte ihm sogar geraten, den „alten Stein“ wegzuwerfen. Da es zu dieser Zeit keine jungpaläolithischen Funde in Nordostitalien gab, nahm eine Gruppe von Archäologen unter Führung von Ugo Antonielli, dem Direktor des römischen Museums, das die Figurine bis heute birgt, 1926 an, dass sie aus dem Neolithikum stammt. Einer der ersten, der die Figurine untersucht und beschrieben hatte, war Paolo Graziosi gewesen, der Sohn des Erstbesitzers Giuseppe Grazioso. Aufgrund stilistischer Vergleiche mit anderen Venusfigurinen - wie denen von Chiozza di Scandiano (Reggio), vom Lago Trasimeno und den Balzi-Rossi-Höhlen bei Ventimiglia - kam man zu dem Ergebnis, dass die Figurine jungpaläolithisch sein musste. So hieß es bereits 1935 in den Atti della Società Italiana per il Progresso delle Scienze, sie sei „sicuramente paleolitica“ (S. 337). Paolo Graziosi kam in seiner übergreifenden Darstellung zur paläolithischen Kunst erneut aufgrund dieser Ähnlichkeiten 1956 zum selben Ergebnis.[2] Margherita Mussi glaubte erkennen zu können, dass der Künstler, ähnlich wie Michelangelo, der Maler und Bildhauer der Renaissance, das im Ausgangsmaterial liegende Potential nur freigesetzt habe.

Die Figurine, von dem Bildhauer Giuseppe Graziosi erworben und dem Staat als Kulturgut überantwortet,[3] wird heute im Museo Nazionale Preistorico Etnografico „Luigi Pigorini“ in Rom aufbewahrt. Sie wurde in Savignano vom 5. April bis 4. Mai 2014 ausgestellt und sollte das Projekt „Savignano, Città dell’Archeologia“ über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt machen. Das Haus gab der Figurine ein Alter von 28.000 Jahren. Die Ausstellung verzeichnete 3.215 Besucher, obwohl das Museum, abgesehen vom Wochenende, nur jeweils vormittags geöffnet war.[4]

Literatur

  • La Venere a Savignano. Esposizione dal 5 Aprile al 4 Maggio 2014, Museo della Venere e dell'Elefante, Savignano 2014 (Ausstellungskatalog).
  • Margherita Mussi: Problèmes récentes et decouvertes anciennes: la statuette de Savignano (Modene, Italie), in: Bulletin de la Societe Prehistorique de I'Ariege 51 (1996) 55-79.
  • Margherita Mussi: Les statuettes italiennes de pierre tendre de Savignano et Grimaldi, in: Henri Delporte (Hrsg.): «La Dame de Brassempouy», Actes du colloque de Brassempouy (juillet 1994), Lüttich 1995, S. 165-185.
  • Raymond Vaufrey: La statuette féminine de Savignano sur le Panaro (Province de Modène), in: L'Anthropologie 36 (1926) 429-435.
  • Ugo Antonielli: Una statuetta femminile di Savignano sul Panaro ed il problema della statuine dette steatopigi, in: Bullettino Paletn. Italiano 45 (1925) 35-61.
  • Paolo Graziosi: A proposito della Venere di Savignano, in: Archivio per l'Antropologia e l'Etnologia 55 (1925) 38-46.

Anmerkungen

  1. Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York u. a. 2001, S. 262.
  2. Paolo Graziosi: L'arte dell'antica età della pietra, Sansoni, 1956, S. 58.
  3. Archivio per l'antropologia e la etnologia 57-58 (1929), S. 243. Die Figurine wurde an Arduino Colasanti übergeben.
  4. Associazione culturale Ponte Alto - Giuseppe Graziosi.