Weltgericht von Müstair
Das Weltgericht von Müstair aus der Klosterkirche des Benediktinerinnenklosters St. Johann in Müstair ist die älteste bekannte Darstellung des Jüngsten Gerichts.[1][2] Die Bilder stammen aus dem Frühmittelalter und entstanden um das Jahr 800, rund 750 Jahre vor der Darstellung von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan aus der Zeit um 1540.[3] Der ansonsten unbekannte Maler der Fresken wird in der Kunstgeschichte aufgrund der Bilder in der Klosterkirche mit dem Notnamen Meister von Müstair bezeichnet.
Situation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Fresken befinden sich an der Westwand des Nonnenchors oberhalb des Kirchenraums. Der Chor, eine gewölbte Empore, wurde zwischen 1488 und 1492 von der Äbtissin Angelina Planta errichtet.
Der Zyklus der Westwand bestand ursprünglich aus sechzehn einzelnen in vier Reihen nach Themen angeordneten Bildern. Oberste Reihe: Altes Testament, zweite Reihe: Wiederkunft Christi, dritte Reihe: Jüngstes Gericht mit Christus in der Mitte, vierte Reihe: Erlöste und Verdammte.[4]
Oben ist die Ankunft Christi zum Gericht dargestellt, die Aufrollung des Himmels nach Jesaja Jes 34 4 EU und Offenbarung Offb 6 14 EU sowie die Auferstehung der Toten unter dem Klang der Posaunen.
Einzelbilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bilder 9 bis 12 wurden 1908/09 von der Wand abgelöst und ins Landesmuseum Zürich verbracht.[5]
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Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Mitte der Komposition thront der richtende Christus als Herrscher der Welt in einer kreisrunden Glorie, umgeben von einer Schar von Engeln. Die linke Hand senkt er hinunter zu den Verdammten, die rechte ist erhöht. Rechts über ihm rollt ein Engel das Firmament zusammen wie eine Buchrolle als Zeichen für das Ende der Zeit. Links und rechts disputieren Apostel als Beisitzer des Jüngsten Gerichts (nach Matthäus Mt 19,28 EU) und Lukas (Lk 22,30 EU) und verweisen auf die Idee des himmlischen Jerusalem. Zwischen ihren Häuptern und dem Fenster erkennt man im untersten Streifen die Darstellung der Auferstehung der Toten, die aus ihren Gräbern steigen.[7][8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erwin Poeschel: Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band V. Birkhäuser Verlag, Basel 1943, S. 502.
- Aleksis Dind, Jörg Goll: Kloster St. Johann Müstair. Schnell und Steiner, 2017, S. 22.
- Ludmila Seifert-Uherkovich, Leza Dosch: Kunstführer Graubünden, Scheidegger und Spiess, 2008, S. 300ff.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erwin Poeschel: Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Band V, Birkhäuser Verlag, Basel 1943. S. 502.
- ↑ Ourheritage.ch
- ↑ Lexikon der christlichen Ikonographie, S. 516
- ↑ Aleksis Dind, Jörg Goll: St. Johann Müstair. Schnell und Steiner, 2017, S. 28
- ↑ Ludmila Seifert-Uherkovich, Leza Dosch: Kunstführer Graubünden, Scheidegger und Spiess, 2008, S. 303
- ↑ Ludmila Seifert-Uherkovich, Leza Dosch: Kunstführer Graubünden, Scheidegger und Spiess, 2008 S. 302f
- ↑ Erwin Poeschel: Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Band V, Birkhäuser Verlag, Basel 1943. S. 502.
- ↑ Romina Ebenhöch: Sixtina der Alpen: Die älteste Darstellung eines Weltgerichts, in: Mas-chalch, April 2024