Meister von Müstair

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Freskenzyklus der Johanneskirche in Müstair; Apostelfigur (Detail), um 800

Als Meister von Müstair[1] wird ein namentlich nicht bekannter frühmittelalterlicher Maler bezeichnet, von dem oder unter dessen Leitung um 800 die Johanneskirche in Müstair im Münstertal im schweizerischen Kanton Graubünden ausgemalt wurde.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche ist Teil des Benediktinerinnenklosters St. Johann, seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO. Der Freskenzyklus des Meisters ist das umfangreichste und am besten erhaltene Beispiel unter den wenigen verbliebenen Wandmalereien aus karolingischer Zeit. Er entstand vermutlich zwischen 785 und 795. Ursprünglich bedeckte der Zyklus den Chor und alle Wände des Kirchenraums in fünf waagrechten Streifen.

Ein Grossteil der karolingischen Bilder blieb im Originalzustand erhalten, da die Kirchenanlage nie zerstört und immer nur stückweise verändert wurde. Des Meisters Werke wurden um 1200 in hochmittelalterlichem Stil neu ausgemalt. Einige der Szenen der Westwand gingen um 1500 durch den Einbau einer Empore verloren. Um 1200 wurden die Fresken übertüncht, 1884 wiederentdeckt und vor allem von 1947 bis 1951 freigelegt. Ostwand und Bilder in den drei Apsiden verblieben dabei in ihrer übermalten Form.

Der Meister zeigt eine Reihe von Szenen aus dem Alten Testament um König David sowie aus dem Leben des Johannes des Täufers. Hauptsächlich erzählen die Bilder Leben und Passion und die Auferstehung Christi. Dem des Lesens meist unkundigen Betrachter konnte so der Maler in Bildern eine christliche Heilsgeschichte darbieten.

Die Darstellung des Weltgerichts von Müstair ist die älteste bekannte Darstellung des Jüngsten Gerichts.[2][3] Die Bilder entstanden um das Jahr 800.

Ein Vergleich der Werke des Meisters mit späteren Űbermalungen zeigt die Entwicklung der frühmittelalterlichen Malerei mit ihren feinen Ocker- und Rottönen um 800 zur kräftigeren Farbgebung in leuchtenden Farben des Hochmittelalters um 1200.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. Zemp, R. Durrer: Das Kloster St. Johann zu Müstair in Graubünden. Genf 1906–1910.
  • Linus Birchler: Zur karolingischen Architektur und Malerei in Müstair-Münster. In: Frühmittelalterliche Kunst in den Alpenländern. Akten des 3. Internationalen Kongresses für Frühmittelalterforschung. Olten 1954, S. 167-252.
  • J. Hubert, J. Porcher, W. F. Volbach: Europe in the Dark Ages. London 1969.
  • L. Müller: Geschichte des Klosters Müstair. Disentis 1982.
  • A. Wyss, H. Rutishauser, M. Nay, Kantonale Denkmalpflege Graubünden (Hrsg.): Die mittelalterlichen Wandmalereien im Kloster Müstair: Grundlagen zu Konservierung und Pflege. Zürich 2001.
  • H. Rutishauser, Hans Rudolf Sennhauser, M. Sennhauser-Girard: Das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair (= Schweizerische Kunstführer). Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2003.
  • Jürg Goll, M. Exner, S. Hirsch: Müstair – Die mittelalterlichen Wandbilder in der Klosterkirche. München 2007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. so beispielsweise in DIRECTMEDIA Publishing GmbH (Hrsg.): The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002
  2. Erwin Poeschel: Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Band V, Birkhäuser Verlag, Basel 1943. S. 502.
  3. Ourheritage.ch