Wikipedia:Ausstellung/Enzyklopädie

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"Tatsächlich zielt eine Enzyklopädie darauf ab, die auf der Erdoberfläche verstreuten Kenntnisse zu sammeln, das allgemeine System dieser Kenntnisse den Menschen darzulegen, mit denen wir zusammenleben, und es den nach uns kommenden Menschen zu überliefern, damit die Arbeit der vergangenen Jahrhunderte nicht nutzlos für die kommenden Jahrhunderte gewesen sei; damit unsere Enkel nicht nur gebildeter, sondern gleichzeitig auch tugendhafter und glücklicher werden, und damit wir nicht sterben, ohne uns um die Menschheit verdient gemacht zu haben." (im Artikel "Encyclopédie" von Diderot)


Der französische Schriftsteller Denis Diderot (1713 – 1784) war Herausgeber der in den Jahren 1751 bis 1772 erschienenen, 28-bändigen „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“.


Titelblatt des von Johann Heinrich Zedler zwischen 1732 und 1754 herausgegebenen „Grossen vollständigen Universallexikon aller Wissenschaften und Künste“. Die erste Enzyklopädie in deutscher Sprache umfasste 64 Bände mit insgesamt rund 750.000 Artikeln auf 62.571 Seiten.

Das Wissen der Welt

Die Wikipedianer sind sich einig, das Wissen der Welt zu sammeln. Wesentlich weniger einig sind sie sich, worin dieses Wissen besteht und was davon erhaltenswert ist. Im Gegensatz zu gedruckten Enzyklopädien bestehen für die Wikipedia keine ökonomischen Gründe zu kürzen. So kann es passieren, dass einzelne Charaktere aus Tolkiens „Herrn der Ringe“ im Schnitt längere Artikel als Nobelpreisträger haben. Eine Straße in Berlin ist mitunter ausführlicher behandelt als ein afrikanischer Staat.

In der Wikipedia steht, was die Autoren interessiert oder was sie für wichtig halten. Sie bildet damit zu einem gewissen Grad die Gesellschaft ab. Oder, wie viele Wikipedianer auf derartige Vorwürfe reagieren: Nur weil wir den Eintrag zu Bilbo Beutlin kürzen, wird der zu Heinrich Böll nicht länger.

Der Drang, die Welt gedanklich zu ordnen, ist uralt. Der griechische Philosoph Hippias von Elis prägte den Begriff εγκυκλοπαιδεια – universale Bildung. Mit ihrem Ziel, eine Enzyklopädie zu schaffen, steht die Wikipedia in einer Tradition, die Jahrhunderte zurückreicht und im Zeitalter der Aufklärung ihre höchste Ausprägung fand. Um dieses Ziel zu erreichen, geht sie aber neue Wege, die ohne die technischen Revolutionen des späten 20. Jahrhunderts nicht möglich wären.

Kontinuität ...

Das erste große alphabetisch geordnete Nachschlagewerk mit 32.000 Beiträgen erschien im 10. Jahrhundert in Byzanz. Vorläufer, auf die sich viele Wikipedianer beziehen, sind die Enzyklopädisten und ihre „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers.“ Den Anspruch, das Wissen der Welt für alle verfügbar zu machen, und damit die Welt zu verändern, teilen sie.

Ein zweiter Vorgänger ist das von Johann Heinrich Zedler herausgegebene „Grosse vollständige Universallexikon aller Wissenschaften und Künste“. Mit 64 Bänden das größte Lexikon des 18. Jahrhunderts, war es auf freiwillige Mitarbeit angewiesen. Wie Wikipedia verfolgte es das ebenso ehrgeizige wie unmögliche Ziel, wirklich alles Wissen der damaligen Zeit zu sammeln.

... und Bruch

Die Wikipedia ist nicht alphabetisch oder hierarchisch organisiert, sondern mit Hilfe von Hyperlinks. Es gibt keine autoritative Textversion, sondern der Inhalt eines Artikels kann sich von Minute zu Minute ändern. Sie entsteht nicht, indem Gelehrte im Studierzimmer sitzen oder professionelle Lexikonredakteure ungestört ihrer Arbeit nachgehen. Sie entsteht „live“, begleitet von Diskussionen und Kontroversen. Jeder kann zusehen, jeder kann kommentieren. Ebenso wie jedes Glanzstück ist auch jeder Fehler sofort öffentlich.

Vitrinen

→ aufgeschlagen: Artikel „Wurtzen“.
Hintergrund: Der nach seinem Herausgeber benannte Zedler war die erste Enzyklopädie, an der eine Redaktion von Fachgelehrten mitarbeitete. Das Ziel des ab 1732 erschienenen Werkes war nicht geringer als eine vollständige Erfassung allen bekannten Wissens. Dieser universelle Anspruch führte dazu, dass die enthaltenen Artikel sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht eine große Schwankungsbreite aufwiesen. So umfasst der ausufernde Eintrag zu dem bei Meißen gelegenen Ort Wurtzen 228 Spalten, während London mit nur 8 Spalten vertreten ist.
→ aufgeschlagen: Artikel „Genève“.
Hintergrund: Die vom Geist der Aufklärung getragene französischsprachige Encyclopédie stand während des Erscheinens ihrer ersten Auflage (1751–1765) mehrmals vor einem endgültigen Verbot durch Zensurbehörden. Insbesondere d’Alemberts Artikel zur Stadt Genf schlug nach der Veröffentlichung des siebten Bandes am 15. November 1757 hohe Wellen. Die Kritik eines französischen Mathematikers an den christlichen Grundsätzen der Bewohner Genfs löste in der Schweiz Empörung aus und stürzte das Enzyklopädieprojekt in seine größte Krise.
→ aufgeschlagen: Artikel „Leiche“
Hintergrund: Ähnlich wie die französische Encyclopédie war die 1773 begonnene Oeconomische Encyclopaedie zunächst als Übersetzungsprojekt geplant. Dann entwickelte sich das Lexikon jedoch bis 1858 zu einem rund 169.400 Seiten umfassenden Gesamtwerk. Der Begründer der Oeconomischen Encyclopaedie, Johann Georg Krünitz, der nach eigenen Angaben bis zu 16 Stunden täglich an dem Werk arbeitete, erlebte die Veröffentlichung der meisten der insgesamt 242 Bände nicht mehr. Er starb 1796 – ausgerechnet während seiner Arbeit an dem Artikel „Leiche“.
→ aufgeschlagen: Beginn des Artikels „Griechenland“
Hintergrund: Der Ersch/Gruber gehört zu den umfangreichsten gedruckten Enzyklopädien in deutscher Sprache. Zwischen 1818 und 1889 erschienen insgesamt 167 Bände. Danach wurde die Enzyklopädie unvollendet eingestellt.
→ aufgeschlagen: Artikel „Göttingen“
Hintergrund: Der aktuelle Ausstellungsort Göttingen aus der Sicht der Encyclopædia Britannica im Jahr 1879.
  • Meyers Lexikon, 8. Aufl., in völlig neuer Bearbeitung und Bebilderung, Bd. 5: Gleichenberg – Japan, Leipzig 1938
→ aufgeschlagen: Artikel „Heine, Heinrich (bis 1825 Harry, eigentlicher Name Chaim Bückeburg)“
Hintergrund: Von dem heute angestrebten Ideal höchstmöglicher Neutralität waren manche Lexika weit entfernt. In der während des NS-Regimes erschienenen 8. Auflage des Meyers etwa wurden jüdische Dichter wie Heine als „artfremd“ verunglimpft. Der Artikel zieht das Fazit: „Das Gefunkel des H.schen Stils kann aber nicht lange über H.s Gesinnungslosigkeit hinwegtäuschen.“
→ zugeschlagen
Hintergrund: Zum 200-jährigen Verlagsjubiläum erschien im Herbst 2005 die 21. Auflage des momentan modernsten deutschsprachigen Konversationslexikons. Alle Bände der 21. Auflage werden innerhalb eines Jahres veröffentlicht, da neue Produktionsmethoden für eine drastische Veränderung des Berufsbildes sorgen und den Ablauf der Herstellung beeinflussen. Eine noch schnellere Erscheinungsfolge wurde aus Gründen des Marketings verworfen.