Zufriedenheit

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Zufriedenheit ist gemäß dem Bedeutungswörterbuch des Duden:
a) innerlich ausgeglichen zu sein und nichts anderes zu verlangen, als man hat;
b) mit den gegebenen Verhältnissen, Leistungen o. ä. einverstanden zu sein, nichts auszusetzen zu haben. Adjektivisch ist man zufrieden (etwa mit sich und der Welt).

Die gesteigerte Zufriedenheit mit sich, wenn man einer (etwa sittlichen) Pflicht unter Opfern Genüge getan hat, ist die Genugtuung. Sie muss sich nicht nach außen zu erkennen geben, anders als der Stolz. Erscheint der Stolz auf sich allzu billig, wird er als Selbstzufriedenheit kritisiert.

Das Antonym zu Zufriedenheit ist Unzufriedenheit.

Zufriedenheit als Tugend

Zufriedenheit oder Genügsamkeit als Vorsatz und Weltanschauung ist oft religiös abgestützt, wie es etwa dem Volkslied Was frag’ ich viel nach Geld und Gut, / Wenn ich zufrieden bin von Johann Martin Miller (1776, Vertonung von Christian Gottlob Neefe, ebenfalls 1776) zu entnehmen ist.

Zufriedenheit als Ziel

Die Zufriedenheit kann im Rahmen des Prozesses der Lebensbewältigung ein Ziel des Menschen sein, das zu einem Zufriedenheitserfolg führen kann. Sie ist ein Ziel, das einerseits entdeckt werden möchte und andererseits in der Realisierung mit Anstrengungen verbunden ist[1]. Die Zufriedenheit tritt im Leben nicht automatisch ein, sondern sie muss sich in der ständigen Auseinandersetzung mit der Unzufriedenheit behaupten. Wer in die totale Unzufriedenheit abgleitet, wird im Unglück enden. Letztlich wird derjenige Mensch eher zufrieden und glücklich werden[2], der es versteht, seine inneren Erfahrungen zu steuern bzw. zu kontrollieren und negative Erlebnisse positiv zu verarbeiten[3].

Zufriedenheit, Krankheit und Psychotherapieerfolg

Zufrieden zu sein ist ein wichtiger Teil des biologischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens, der im Allgemeinen die Gesundheit und Lebensqualität entscheidend mitbestimmt. Gerade auch in Beruf und Ausbildung prägt Zufriedenheit den individuellen Erfolg wesentlich mit. Zufriedene Menschen bilden im Allgemeinen keine oder kaum Symptome aus. So gesehen kann Zufriedenheit auch als Kriterium für erfolgreiche Psychotherapien herangezogen werden (Erfolgskontrolle, Evaluation, Qualitätssicherung; Sponsel, 1984). Um beruflich zufrieden zu sein, hilft (selbst)reflexives Verhalten.

Erhebung der Zufriedenheit

Seit Jahren wird auf EU-Ebene (Eurobarometer Survey) und mittlerweile verstärkt in Großbritannien die Zufriedenheit sowohl mit dem Leben allgemein als auch mit einzelnen Aspekten abgefragt. Ziele der Erhebungen dieser Zufriedenheitsindikatoren („Subjective Well-Being“) sind es, mehr über die Faktoren für Zufriedenheit zu lernen, und langfristig, die Zufriedenheit der Bürger zu steigern, direkt erreichen und messen zu können.[4] Eine abschließende Analyse der erhobenen Daten steht noch aus.

In Bhutan ermittelt eine staatliche Kommission für das Bruttonationalglück regelmäßig die Zufriedenheit der Bevölkerung. Die vier Kriterienfelder des Bruttonationalglücks (Gross national happiness) sind eine sozial gerechte Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung, die Förderung kultureller Werte, der Umweltschutz sowie gute Verwaltungsstrukturen. Es wird darüber diskutiert, der Steigerung des Bruttonationalglücks Verfassungsrang zu geben.

Probleme bei Erhebungen

Das Hauptproblem bei Erhebungen und Umfragen zum Thema Zufriedenheit beruht in der Subjektivität der Definition respektive in der Subjektivität der Empfindung „Zufriedenheit“. Deshalb definieren viele Forscher(innen) im Bereich der Kunden- oder der Arbeitszufriedenheit diese der Einfachheit halber als „Abwesenheit von Unzufriedenheit“, wobei die Unzufriedenheit ihrerseits als „Nichterfüllung der gestellten Erwartungen“ definiert wird. Gefragt wird nach den Erwartungen des Individuums sowie dem Grad der Erfüllung dieser Erwartungen. Werden die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen, stellt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein.

Selbstverständlich muss bei Erhebungen zum Thema Zufriedenheit auf die Einhaltung der grundsätzlichen Anforderungen von Wissenschaftlichkeit bei qualitativen oder quantitativen Forschungsmethoden geachtet werden, damit die Ergebnisse aussagekräftig sind. Die meisten solcher Umfragen im Internet oder in Zeitschriften können diesen Anforderungen nicht gerecht werden.

Im Marketing existiert u. a. die Methode CSI (Customer Satisfaction Index, oder DZG, Dienstleistungszufriedenheit), die versucht, die Zufriedenheit der Kunden zu ermitteln. Die Befragung fußt auf der gleichzeitigen Feststellung der Qualität (Bewertung der Leistung) und der Erhebung der Erwartungshaltung für eine Eigenschaft oder Leistung beim Befragten. Die algorithmische Verknüpfung der beiden Ergebnisse ergibt danach den Wert der Zufriedenheit.

Sprichwörter

  • "Vergleiche dich mit Bessergestellten, und du bist unzufrieden. Vergleiche dich mit Schlechtergestellten, und du hast mehr als genug." (China)
  • "Der unzufriedene Mensch findet keinen bequemen Stuhl." (Benjamin Franklin)
  • "Sei mit dir nie zufrieden, außer etwa episodisch, so dass deine Zufriedenheit nur dazu dient, dich zu neuer Unzufriedenheit zu stärken." (Christian Morgenstern)
  • "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." (Søren Kierkegaard)
  • "Die meisten Menschen machen sich selbst bloß durch übertriebene Forderungen an das Schicksal unzufrieden." (Wilhelm von Humboldt)
  • "Die Menschen gerade so wie die Tiere sind selten mit dem zufrieden, was sie haben und halten die Brocken für die besten, die sie einem anderen wegschnappen." (Ludwig Thoma)

Siehe auch

Literatur

  • Zeitschrift Journal of Happiness Studies, ISSN 1389-4978
  • Sponsel, Rudolf: Lebens- und Selbstzufriedenheit als Psychotherapieerfolgskontrolle. Praktische Systematik psychologischer Behandlungsforschung. IEC, Erlangen 1984
  • Veenhoven, Ruut: Ist Glück relativ? Uberlegungen zu Glück, Stimmung und Zufriedenheit aus psychologischer Sicht. Report Psychologie, Jg. 16, Juli 1991, S. 14–20. – (Text hier abrufbar)
  • Veenhoven, Ruut: Die Lebenszufriedenheit der Bürger. Ein Indicator für die 'Lebbarkeit' von Gesellschaften? in: Noll, H.-H. (Hg.): Sozialberichterstattung in Deutschland. Konzepte, Methoden und Ergebnisse für Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen. Juventa Verlag, München 1997, S. 267–293, ISBN 3-7799-0396-2. – (Text hier abrufbar)
  • Veenhoven, Ruut: Die Rückkehr der Ungleichheit in die moderne Gesellschaft? Die Verteilung der Lebenszufriedenheit in den EU-Ländern van 1973 bis 1996. In: Wolfgang Glatzer/Roland Habich/Karl-Ulrich Maier (Hgg.), Sozialer Wandel und Gesellschaftliche Dauerbeobachtung. Festschrift für Wolfgang Zapf, Leske + Budrich, Opladen 2002, S. 273–294, ISBN 3-8100-3368-5
Wiktionary: zufrieden – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Kaibara, E.: Der Weg zur Zufriedenheit, Frankfurt 2002
  2. Wilker, J.: Das Einmaleins der Zufriedenheit: Glücklichsein und bleiben, Bielefeld 2007
  3. Rahn, H.J.: Zum Sinn des Lebens, Hamburg 2012, S. 281
  4. UK Sustainable Development - Wellbeing (Memento vom 19. Mai 2008 im Internet Archive)