Baiae

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Blick auf Baia vom Castello Aragonese aus. Am Hang die Ausgrabungen des antiken Baiae

Baiae war eine antike Siedlung am Golf von Neapel; die Römer machten aus ihr eine Art Seebad mit Vergnügungsmöglichkeiten aller Art. Heute ist der Nachfolgeort Baia ein Ortsteil der Stadt Bacoli.

Baiae liegt am nordwestlichen Rand des Golfs von Neapel zwischen Puteoli und der Halbinsel Misenum.

Der Tempio di Mercurio (mit Opaion) diente vermutlich als Speiseraum, der mit einem Wasser-Ambiente ausgestattet war.

Baiae war der alte Hafen der von griechischen Kolonisten gegründeten Stadt Cumae. Der Name soll von Baios, dem Steuermann des Odysseus, stammen. Es blieb stets von Cumae abhängig.

Baiae war für seine Quellen bekannt und entwickelte sich vor allem in der späten römischen Republik und am Beginn der Kaiserzeit zu einem beliebten Heilbad und Erholungsort. Zahlreiche wohlhabende Römer wie Caesar oder Cicero ließen in der Umgebung der Stadt teilweise aufwändige Villen errichten. Auch römische Kaiser wie Caligula[1], Nero[2] oder Hadrian[3] nahmen dort zeitweilig Aufenthalt; ein Teil des Gebiets von Baiae war seit Augustus kaiserlicher Besitz.

Das dem Vergnügen gewidmete Leben in Baiae war sprichwörtlich; so schilderte es Cicero in seiner Verteidigungsrede für Marcus Caelius Rufus.[4] Ovid bezeichnete Baiae als geeigneten Ort für Liebesspiele.[5] Einige Zeitgenossen wie Seneca, der den Ort ein „Rasthaus der Laster“ (deversorium vitiorum) nannte, kritisierten die Leichtlebigkeit in Baiae.[6]

In Baiae sind umfangreiche Reste antiker Thermenbauten erhalten, die heute in einem Archäologischen Park liegen. Drei römische Kuppelbauten tragen traditionelle Bezeichnungen als „Tempel“, gehörten aber in Wirklichkeit zu Thermenanlagen.[7]

Daten Tempel der Diana Tempel der Venus Tempel des Merkur
Erbaut 2. Jahrhundert n. Chr. 2. Jahrhundert n. Chr. 1. Jahrhundert v. Chr.
Kuppelinnendurchmesser (⌀) 29,50 m 26,30 m 21,55 m
Kuppelschalendicke 1,20 m
Kuppelschalendicke zu ⌀ 1:25
Ringmauerdicke 5,70 m 2,90 m
Ringmauerdicke zu ⌀ 1:5,2 1:9,1
Kuppelmaterial Beton
Durchmesser Opaion 3,65 m
Durchmesser Opaion zu ⌀ 1:5,9

Diese Badeanlage gilt als die erste Großkuppel der Welt und bestand bereits aus römischem Beton.[8]

Archäologischer Unterwasserpark

Durch Veränderungen des Meeresspiegels (Bradyseismos) liegen Teile des antiken Ortes inzwischen unter Wasser, wo ein archäologisches Schutzgebiet – der Unterwasserarchäologiepark Baiae (Parco Archeologico Sommerso di Baia) – eingerichtet wurde, das von Booten aus oder in Tauchgängen besichtigt werden kann, die durch den Verband Assodiving Flegreum organisiert werden. (Die Aufsicht über den Park liegt derzeit in der Verantwortung der Archäologischen Behörde von Neapel und Caserta.)

  • Mariarosaria Borriello, Antonio D’Ambrosio: Baiae-Misenum (= Forma Italiae. Band 27: Regio I, Vol. XIV). Olschki, Florenz 1979.
  • Howard Comfort: Baiae, Campania, Italy. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • Fritz Goldkuhle: Die Ruine des ’Venustempels‘ von Baiae als Bildmotiv in der Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Bonner Jahrbücher. Heft 159, 1959, S. 272–280 mit Tafeln 41–46 (Text: doi:10.11588/bjb.1959.0.77083, Tafeln: doi:10.11588/bjb.1959.0.78464).
  • Christa von Landwehr: Die antiken Gipsabgüsse aus Baiae. Griechische Bronzestatuen in Abgüssen römischer Zeit. Mann, Berlin 1985, ISBN 3-7861-1408-0.
  • Amedeo Maiuri: Die Altertümer der Phlegräischen Felder. Vom Grab des Vergil bis zur Höhle von Cumae. 4., verbesserte Ausgabe. Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1968.
  • Robert Ferrant Paget: In the Footsteps of Orpheus. Hale, London 1967.
  • Giovanni Gioviano Pontano: Baiae. Harvard University Press, Cambridge MA 2006, ISBN 0-674-02197-5.
  • Robert K. G. Temple: Götter, Orakel und Visionen. Umschau-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-524-69043-2.
Commons: Baiae – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sueton, Caligula 19.
  2. Tacitus, Annalen 14, 4.
  3. Historia Augusta, Hadrian 25, 5.
  4. Cicero, Pro Caelio, 35 und 49.
  5. Ovid, Ars amatoria 1, 255.
  6. Seneca, epistulae, Buch 5, ep. 51.
  7. Alle Angaben zu den Kuppelbauten beruhen auf Jürgen Rasch: Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: Architectura, Bd. 15 (1985), S. 117–139.
  8. Jürgen Rasch: Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion, in: Architectura, Bd. 15 (1985), S. 117–139.

Koordinaten: 40° 49′ N, 14° 4′ O