Hermann Tögel

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Paul Hermann Tögel (* 24. Februar 1869 in Lockwitz; † 1. September 1939 in Weixdorf) war stellvertretender Direktor am Lehrerseminar in Löbau und einer der „damals einflussreichsten Religionspädagogen“, „wohl jedem Lehrer der Weimarer Zeit bekannt.“[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Hermann Tögel wurde in Lockwitz im Haus Nummer 12 in der heutigen Tögelstraße geboren. Während seines Studiums wurde er 1890 Mitglied der Sängerschaft Arion Leipzig.[2] Seine Dissertation zum Thema: „Die pädagogischen Anschauungen des Erasmus in ihrer psychologischen Begründung“ schrieb Tögel am 27. Mai 1896 und erhielt den Titel eines Doktors der Philosophie. Am 1. April 1897 wurde er von der Seminardeputation Bautzen zum ständigen Lehrer am dortigen Seminar eingestellt. Am 16. April 1898 wurde Tögel an das Lehrerseminar nach Dresden-Friedrichstadt versetzt und erhielt zwei Jahre später den Titel eines Oberlehrers.[3]

Im Juni 1930 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der theologischen Fakultät der Universität Jena verliehen.[4] Seine zweibändige Lebensbeschreibung („Mein Leben“, Löbau 1936) und der Nachlass wurden 1977 der Sächsischen Landesbibliothek übergeben.

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kronhagel rechnet ihn der liberalen Religionspädagogik zu.[5] Im Gegensatz zu anderen Autoren tendierte Tögels Frömmigkeit zu einer heimatbezogenen, nicht aber zu völkischen Positionen.[6] Er sprach sich für ein „genuin deutsches Christentum“ aus, das er aber „nicht explizit in Abgrenzung vom Judentum entwickelte“, sondern durch Einbeziehung germanischer Glaubensinhalte.[7] Im Unterschied zu Friedrich Niebergall brachte Tögels liberaler Ansatz Zugeständnisse an die „Zeitgemäßheit“ mit sich.[8]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Dresden-Weixdorf wurde der Hermann-Tögel-Weg nach seinem Sohn Georg Nikolaus Hermann Tögel benannt; die Tögelstraße in Dresden-Lockwitz nach seinem Vater Julius Hermann Tögel.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Werdegang der christlichen Religion, 1916
  • Vom Religionsunterricht in der Schule, Leipzig 1928[9]
  • Germanenglaube, Leipzig 1926

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nachlaß des sächsischen Schultheologen und Lehrers Prof. D. Dr. phil. Paul Hermann Tögel, zusammengestellt von Ilse Langer, August 1978. Handschrift, Digitalisat der SLUB Dresden.
  • Richard Janus (2023): Der Religionsunterricht vor der Judenfrage. Antisemitismus als Kriterium für die Beschreibung der Religionspädagogik im Nationalsozialismus bei Hermann Tögel und Kurt Freitag. In: Richard Janus, Naciye Kamcili-Yildiz, Marion Rose und Harald Schroeter-Wittke (Hrsg.) (2023): Katastrophen. Religiöse Bildung angesichts von Kriegs- und Krisenerfahrungen im 19. und 20. Jahrhundert. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, S. 201 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter C. Bloth: Religionsdidaktische Grundströmungen und ihre schulpolitische Auswirkung in der Weimarer Republik, in: Schule und Unterricht in der Endphase der Weimarer Republik. Auf dem Weg zur Diktatur, hg. von Reinhard Dithmar, Neuwied 1993, S. 182.
  2. Paul Meißner (Hrsg.): Alt-Herren-Verzeichnis der Deutschen Sängerschaft. Leipzig 1934, S. 133.
  3. Zu seinem Leben Kiss, in: Lexikon der Religionspädagogik, 2001, Bd. 2, S. 2130–2132
  4. Eintrag Paul Hermann Tögel im Stadtwiki Dresden
  5. Religionsunterricht und Reformpädagogik: der Beitrag Otto Eberhards zur Religionspädagogik in der Weimarer Republik, 2004, S. 145
  6. Olaf Kühl-Freudenstein, Evangelische Religionspädagogik und völkische Ideologie, 2003, S. 76 ff. (78).
  7. Wiebke Wiede, Rasse im Buch: Antisemitische und rassistische Publikationen in Verlagsprogrammen der Weimarer Republik, 2011, S. 239.
  8. Rainer Lachmann, Geschichte der Religionspädagogik, in: Religionspädagogisches Kompendium, herausgegeben von Martin Rothgangel, Rainer Lachmann, Gottfried Adam, 2012, S. 70.
  9. Dazu: Veit-Jakobus Dieterich: Religionslehrplan in Deutschland (1870–2000), 2007, S. 203