„Allomon“ – Versionsunterschied

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Die [[Limabohne]] (''Phaseolus lunatus'') produziert bei Befall der [[Gemeine Spinnmilbe|Bohnenspinnmilbe]] ''Tetranychus urticae'', das Allomon [[Linalool]], welches eine [[Raubmilbe]] (''Phytoseiulus persimilis''), d.&nbsp;h. einen natürlichen Feind des Pflanzenschädlings<ref>Pflanzenschutzamt Hamburg: [http://pflanzenschutz.hamburg.de/phytoseiulus-persimilis-raubmilbe/ Biologischer Pflanzenschutz: Nützlingseinsatz].</ref>, anlockt. Dieser vertilgt den Fraßfeind der Limabohne und befreit somit die Pflanze von ihrem Schädling.
Die [[Limabohne]] (''Phaseolus lunatus'') produziert bei Befall der [[Gemeine Spinnmilbe|Bohnenspinnmilbe]] ''Tetranychus urticae'', das Allomon [[Linalool]], welches eine [[Raubmilbe]] (''Phytoseiulus persimilis''), d.&nbsp;h. einen natürlichen Feind des Pflanzenschädlings<ref>Pflanzenschutzamt Hamburg: [http://pflanzenschutz.hamburg.de/phytoseiulus-persimilis-raubmilbe/ Biologischer Pflanzenschutz: Nützlingseinsatz].</ref>, anlockt. Dieser vertilgt den Fraßfeind der Limabohne und befreit somit die Pflanze von ihrem Schädling.


== Sexualmimikry ==
Die [[Bolaspinne]] ''Mastophora hutchinsonii'' lockt mit zwei Bestandteilen des Sexualpheromons einiger [[Eulenfalter]] (Noctuidae) deren Männchen an und fängt diese mit einer Leimkugel.
[[Datei:Dasyscolia ciliata.jpg|mini|hochkant|''[[Dasyscolia ciliata]]'' auf einer ''Ophrys''-Blüte]]
Die [[Ragwurzen]] nutzen die Abgabe von insektoiden Sexuallockstoffen, um die Männchen bestimmter Insektenarten zur Pseudokopulation anzuregen um so selbst bestäubt zu werden. Diese Nutzung von Pheromonen wird als Sexualmimikry bezeichnet. Die Blüten der Ragwurzen weisen eine Ähnlichkeit mit Insekten auf, was sich in Bezeichnungen wie [[Bienen-Ragwurz]] und [[Fliegen-Ragwurz]] widerspiegelt. Die Funktion dieser Form war lange Zeit unbekannt. Schon [[Charles Darwin]] beschrieb, dass [[Bienen]] die Blüten dieser [[Orchideen]]art angegriffen und wie einen Teufel behandelt hätten, der bekämpft werden müsse.<ref>{{Internetquelle|url= http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/DENISIA_0020_0255-0294.pdf|titel=H. F. Paulus: ''Wie Insekten-Männchen von Orchideenblüten getäuscht werden – Bestäubungstricks und Evolution in der mediterranen Ragwurzgattung Ophrys'', bei Landesmuseum.at|zugriff=2013-09-06|format=PDF; 4,8&nbsp;MB}}</ref>
Im Jahr 1916 beobachtete M. Poyanne, dass die Männchen der [[Dolchwespen]]art ''Dasyscolia ciliata'' auf den Blüten der [[Spiegel-Ragwurz]] Paarungsversuche durchführten. Er schloss daraus, dass die Männchen die Blüten für ihre Weibchen hielten.<ref>H. Correvon, M. Pouyanne: ''A curious case of mimicry in Ophrys.'' In: ''J. Soc. Nat. Horticult France'' 4 (1916): S.&nbsp;29-47.</ref>


[[Bolaspinnen]] imitieren die Sexuallockstoffe von [[Eulenfalter]]n, um männliche Falter anzulocken und zu fangen.<ref>M. K. Stowe, J. H. Tumlinson, R. R. Heath: ''Chemical Mimicry: Bolas Spiders Emit Components of Moth Prey Species Sex Pheromones.'' In: ''Science.'' 236, 1987, S.&nbsp;964–967, {{DOI|10.1126/science.236.4804.964}}.</ref> Durch die Optimierung der emittierten Mengenanteile gelingt es den Spinnen je nach Tageszeit, Männchen verschiedener Arten anzulocken.<ref>K. F. Haynes, C. Gemeno, K. V. Yeargan, J. G. Millar, K. M. Johnson: ''Aggressive chemical mimicry of moth pheromones by a bolas spider: how does this specialist predator attract more than one species of prey?.'' In: ''Chemoecology.'' 12, 2002, S.&nbsp;99–105, {{DOI|10.1007/s00049-002-8332-2}}.</ref>
Die [[Spinnen-Ragwurz]] (''Ophrys sphegodes'') produziert ein Gemisch aus Kohlenwasserstoffen, das den Sexualpheromonen der [[Sandbienen|Sandbiene]] ''Andrena nigroaenea'' ähnelt und deren Männchen anlockt, die dann die Blüten ohne Gegenleistung bestäuben.<ref name="Nentwig"/>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 4. Dezember 2013, 21:40 Uhr

Ein Allomon (griech.: allos - „anderer“, hormon - „antreiben“) ist im weiteren Sinne jede Substanz, die Information zwischen Individuen verschiedener biologischer Arten vermittelt. Meist wird der Begriff im engeren Sinn verwendet: ein Botenstoff zwischen verschiedenen Arten, der nur für den Sender von Vorteil ist.[1]

Allomone dienen meist der Verteidigung. Das sind zum Beispiel Abwehrstoffe gegen Fressfeinde einer Pflanze, die Wehrsekrete von Insekten oder beispielsweise des Stinktiers.[2] Allomone können auch Abwehrstoffe gegen Parasiten sein.

Folgende Stoffgruppen können Allomone sein:[3]

Allomone wirken wie die Kairomone und die Synomone zwischen verschiedenen Arten, sind also Allelochemikalien und stehen damit den Pheromonen gegenüber, die innerhalb einer Art wirken.[4]

Beispiele

Die Limabohne (Phaseolus lunatus) produziert bei Befall der Bohnenspinnmilbe Tetranychus urticae, das Allomon Linalool, welches eine Raubmilbe (Phytoseiulus persimilis), d. h. einen natürlichen Feind des Pflanzenschädlings[5], anlockt. Dieser vertilgt den Fraßfeind der Limabohne und befreit somit die Pflanze von ihrem Schädling.

Sexualmimikry

Dasyscolia ciliata auf einer Ophrys-Blüte

Die Ragwurzen nutzen die Abgabe von insektoiden Sexuallockstoffen, um die Männchen bestimmter Insektenarten zur Pseudokopulation anzuregen um so selbst bestäubt zu werden. Diese Nutzung von Pheromonen wird als Sexualmimikry bezeichnet. Die Blüten der Ragwurzen weisen eine Ähnlichkeit mit Insekten auf, was sich in Bezeichnungen wie Bienen-Ragwurz und Fliegen-Ragwurz widerspiegelt. Die Funktion dieser Form war lange Zeit unbekannt. Schon Charles Darwin beschrieb, dass Bienen die Blüten dieser Orchideenart angegriffen und wie einen Teufel behandelt hätten, der bekämpft werden müsse.[6] Im Jahr 1916 beobachtete M. Poyanne, dass die Männchen der Dolchwespenart Dasyscolia ciliata auf den Blüten der Spiegel-Ragwurz Paarungsversuche durchführten. Er schloss daraus, dass die Männchen die Blüten für ihre Weibchen hielten.[7]

Bolaspinnen imitieren die Sexuallockstoffe von Eulenfaltern, um männliche Falter anzulocken und zu fangen.[8] Durch die Optimierung der emittierten Mengenanteile gelingt es den Spinnen je nach Tageszeit, Männchen verschiedener Arten anzulocken.[9]

Einzelnachweise

  1. Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. Spektrum Akademischer Verlag, Stuttgart 42003, S. 14. ISBN 3-8274-0167-4.
  2. Albert Gossauer: Struktur und Reaktivität der Biomoleküle, Verlag Helvetica Chimica Acta, Zürich, 2006, S. 133, ISBN 978-3-906390-29-1.
  3. Dieter Schlee: Ökologische Biochemie. Gustav Fischer, Jena 21992, S. 229, ISBN 3-334-60393-8.
  4. Nentwig, Bacher, Beierkuhnlein, Brandl, Grabherr: Ökologie. Elsevier Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, S. 259f., ISBN 3-8274-0172-0.
  5. Pflanzenschutzamt Hamburg: Biologischer Pflanzenschutz: Nützlingseinsatz.
  6. H. F. Paulus: Wie Insekten-Männchen von Orchideenblüten getäuscht werden – Bestäubungstricks und Evolution in der mediterranen Ragwurzgattung Ophrys, bei Landesmuseum.at. (PDF; 4,8 MB) Abgerufen am 6. September 2013.
  7. H. Correvon, M. Pouyanne: A curious case of mimicry in Ophrys. In: J. Soc. Nat. Horticult France 4 (1916): S. 29-47.
  8. M. K. Stowe, J. H. Tumlinson, R. R. Heath: Chemical Mimicry: Bolas Spiders Emit Components of Moth Prey Species Sex Pheromones. In: Science. 236, 1987, S. 964–967, doi:10.1126/science.236.4804.964.
  9. K. F. Haynes, C. Gemeno, K. V. Yeargan, J. G. Millar, K. M. Johnson: Aggressive chemical mimicry of moth pheromones by a bolas spider: how does this specialist predator attract more than one species of prey?. In: Chemoecology. 12, 2002, S. 99–105, doi:10.1007/s00049-002-8332-2.