„Marine Stewardship Council“ – Versionsunterschied

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== Umweltstandard ==
== Umweltstandard ==
Der MSC hat zusammen mit Wissenschaftlern, Fischereiexperten und anderen Nichtregierungsorganisationen Richtlinien für die Beurteilung und Auszeichnung von Fischereien entwickelt. Erfüllt eine Fischerei die Kriterien des MSC-Umweltstandards, kann sie sich zertifizieren und ihre Produkte mit dem blauen MSC-Siegel kennzeichnen lassen. Für die Bewertung, ob nachhaltige Fischerei im Sinne des MSC vorliegt, werden die folgenden Prinzipien als Maßstab herangezogen:<ref>{{Literatur | Herausgeber=Marine Stewardship Council | Titel=MSC Fishery Standard Version 1.1 - Principles and Criteria for Sustainable Fishing | Jahr=2010 | Monat=5 | Tag=1 | Online=[http://www.msc.org/documents/scheme-documents/msc-standards/MSC_environmental_standard_for_sustainable_fishing.pdf/at_download/file PDF]}}
Der MSC hat zusammen mit Wissenschaftlern, Fischereiexperten und anderen Nichtregierungsorganisationen Richtlinien für die Beurteilung und Auszeichnung von Fischereien entwickelt. Erfüllt eine Fischerei die Kriterien des MSC-Umweltstandards, kann sie sich zertifizieren und ihre Produkte mit dem blauen MSC-Siegel kennzeichnen lassen. Für die Bewertung, ob nachhaltige Fischerei im Sinne des MSC vorliegt, werden die folgenden Prinzipien als Maßstab herangezogen:<ref>{{Internetquelle | url=http://www.msc.org/documents/scheme-documents/msc-standards/MSC_environmental_standard_for_sustainable_fishing.pdf/at_download/file | titel=MSC Fishery Standard Version 1.1 - Principles and Criteria for Sustainable Fishing | hrsg=Marine Stewardship Council | datum=2010-05-01 | zugriff=2014-01-20 | format=PDF; 137 kB | sprache=en }}
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* '''Nachhaltigkeit der Fischbestände'''<br />Die Überfischung der Bestände muss vermieden werden. Mit anderen Worten: Die Fischerei darf nur so viel fischen wie auch wieder „nachwächst“. Bei überfischten Beständen muss die Fischerei nachweislich in einer Art und Weise betrieben werden, die zu einer Erholung der Bestände führt.
* '''Nachhaltigkeit der Fischbestände'''<br />Die Überfischung der Bestände muss vermieden werden. Mit anderen Worten: Die Fischerei darf nur so viel fischen wie auch wieder „nachwächst“. Bei überfischten Beständen muss die Fischerei nachweislich in einer Art und Weise betrieben werden, die zu einer Erholung der Bestände führt.
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== Zertifizierte Fischereien und Unternehmen ==
== Zertifizierte Fischereien und Unternehmen ==
Derzeit sind 98 Fischereibetriebe nach MSC-Standard zertifiziert (Stand November 2010)<ref>[http://www.msc.org/track-a-fishery/certified MSC.org: ''Certified Fisheries'']</ref> und rund 130 Fischereien befinden sich im Bewertungsverfahren. Zusammen fangen die Fischereibetriebe über sieben Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa zwölf Prozent des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr entspricht.
Derzeit sind 98 Fischereibetriebe nach MSC-Standard zertifiziert (Stand November 2010)<ref>{{Internetquelle | url=http://www.msc.org/track-a-fishery/fisheries-in-the-program/certified | titel=Certified Fisheries | hrsg=Marine Stewardship Council | zugriff=2014-01-20 | Sprache=en }}</ref> und rund 130 Fischereien befinden sich im Bewertungsverfahren. Zusammen fangen die Fischereibetriebe über sieben Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa zwölf Prozent des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr entspricht.
Marktteilnehmer, wie z.&nbsp;B. Lieferanten oder der Fachhandel, die MSC- gekennzeichnete Ware ein- bzw. verkaufen möchten, müssen sich ebenfalls zertifizieren lassen. Hier wird geprüft, ob das Unternehmen MSC-gekennzeichneten Fisch und Fischerzeugnisse getrennt von anderer Ware verarbeitet und lagert, denn zertifizierte Ware darf nicht mit Fisch aus anderen Quellen verwechselt werden. Dadurch soll laut MSC die Rückverfolgbarkeit der Produkte mit MSC-Siegel gewährleistet werden.
Marktteilnehmer, wie z.&nbsp;B. Lieferanten oder der Fachhandel, die MSC- gekennzeichnete Ware ein- bzw. verkaufen möchten, müssen sich ebenfalls zertifizieren lassen. Hier wird geprüft, ob das Unternehmen MSC-gekennzeichneten Fisch und Fischerzeugnisse getrennt von anderer Ware verarbeitet und lagert, denn zertifizierte Ware darf nicht mit Fisch aus anderen Quellen verwechselt werden. Dadurch soll laut MSC die Rückverfolgbarkeit der Produkte mit MSC-Siegel gewährleistet werden.


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== Kritik ==
== Kritik ==
Weltweit gibt es zahlreiche Organisationen, die Kritik am MSC üben.
Weltweit gibt es zahlreiche Organisationen, die Kritik am MSC üben.
Die Umweltorganisation [[Greenpeace]] in Deutschland kritisiert das Siegel in ihrer "Bewertung für Gütesiegel" zu einem großen Teil.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/GP_Position_zu_Zertifzierungen_23.8.2010.pdf | titel=Zertifizierungen: Wie glaubwürdig sind die Gütesiegel von Fischprodukten? | hrsg=Greenpeace | datum=2010-08-23 | archiv-url=http://www.webcitation.org/6FBUd6lBk | archiv-datum=2013-03-17 | zugriff=2014-01-20 | format=PDF; 178&nbsp;kB | offline=ja}}</ref> Bemängelt wird zum Beispiel, dass die Standards und Zertifizierungsanleitungen zu schwach sind und unklar formuliert werden sowie dass nur 60–80 % der Standards erfüllt sein müssen, damit eine Fischerei das Gütesiegel erhält.
Die Umweltorganisation [[Greenpeace]] in Deutschland kritisiert das Siegel in ihrer "Bewertung für Gütesiegel" zu einem großen Teil.<ref>
[http://www.webcitation.org/6FBUd6lBk Zertifizierungen: Wie glaubwürdig sind die Gütesiegel von Fischprodukten?] (PDF) Greenpeace, 23.&nbsp;August 2010, archiviert vom [http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/GP_Position_zu_Zertifzierungen_23.8.2010.pdf Original] (PDF; 178&nbsp;kB) am 17.&nbsp;März 2013.</ref> Bemängelt wird zum Beispiel, dass die Standards und Zertifizierungsanleitungen zu schwach sind und unklar formuliert werden sowie dass nur 60–80 % der Standards erfüllt sein müssen, damit eine Fischerei das Gütesiegel erhält.
Positiv werden unter anderem die Professionalität der involvierten Gremien sowie eine hohe Professionalität und Transparenz in Bezug auf die Dokumentation der Fischereibewertung hervorgehoben.
Positiv werden unter anderem die Professionalität der involvierten Gremien sowie eine hohe Professionalität und Transparenz in Bezug auf die Dokumentation der Fischereibewertung hervorgehoben.


Noch schärfer kritisiert Greenpeace in Österreich den MSC <ref>{{Internetquelle | url=http://www.greenpeace.org/austria/de/marktcheck/themen/essen/konsum/fisch-meeresfruechte/guetesiegel-fisch/marine-stewardship-council/ | titel=Marine Stewardship Council (MSC) | hrsg=Greenpeace Österreich | datum=2013-01-23 | zugriff=2014-01-20 }}</ref>und listet vier Punkte auf, die aus Sicht der Organisation ein Zeichen dafür sind, dass Fische mit dem MSC Siegel nicht nachhaltig gefischt werden, sondern aus zerstörerischen Fischereien stammen:
Noch schärfer kritisiert Greenpeace in Österreich den MSC <ref>
[http://www.greenpeace.org/austria/de/marktcheck/themen/essen/konsum/fisch-meeresfruechte/guetesiegel-fisch/marine-stewardship-council/ Marine Stewardship Council auf der Website von Greenpeace Österreich]</ref>und listet vier Punkte auf, die aus Sicht der Organisation ein Zeichen dafür sind, dass Fische mit dem MSC Siegel nicht nachhaltig gefischt werden, sondern aus zerstörerischen Fischereien stammen:
#Das Siegel wird an überfischte Bestände vergeben, wenn die Fischerei ein "Erholungsprogramm" für den Fischbestand auflegt.
#Das Siegel wird an überfischte Bestände vergeben, wenn die Fischerei ein "Erholungsprogramm" für den Fischbestand auflegt.
#Der Vorsorgeansatz des MSC für die Befischung von Beständen ist sogar geringer als der von internationalen Vereinbarungen festgelegten.
#Der Vorsorgeansatz des MSC für die Befischung von Beständen ist sogar geringer als der von internationalen Vereinbarungen festgelegten.
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#Auch Fischereien, die bedrohte Arten als Beifang haben, erhalten das MSC Zertifikat, beispielsweise die Fischerei auf Hoki in Neuseeland, in der jährlich rund 1000 Pelzrobben sowie auf der [[Rote Liste gefährdeter Arten | Roten Liste gefährdeter Arten]] der [[International Union for Conservation of Nature and Natural Resources | IUCN]] stehende Albatros-Arten mitgefangen werden.
#Auch Fischereien, die bedrohte Arten als Beifang haben, erhalten das MSC Zertifikat, beispielsweise die Fischerei auf Hoki in Neuseeland, in der jährlich rund 1000 Pelzrobben sowie auf der [[Rote Liste gefährdeter Arten | Roten Liste gefährdeter Arten]] der [[International Union for Conservation of Nature and Natural Resources | IUCN]] stehende Albatros-Arten mitgefangen werden.


Der MSC gab 2012 eine Studie in Auftrag, an der neben 23 Wissenschaftlern aus sechs Ländern auch eigene wissenschaftliche Mitarbeiter mitgewirkt haben, um die Auswirkungen der MSC-Zertifizierung auf Basis von 45 zertifizierten Beständen zu untersuchen. Die Auswertung kam zu dem Ergebnis, dass die MSC-zertifizierten Fischbestände sich gut erholen. Im Schnitt sind die 45 untersuchten Bestände um 46% angewachsen.<ref>[http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0043765 ''Eco-Label Conveys Reliable Information on Fish Stock Health to Seafood Consumers''] (Englisch)</ref><ref>http://www.taz.de/!100130/</ref>
Der MSC gab 2012 eine Studie in Auftrag, an der neben 23 Wissenschaftlern aus sechs Ländern auch eigene wissenschaftliche Mitarbeiter mitgewirkt haben, um die Auswirkungen der MSC-Zertifizierung auf Basis von 45 zertifizierten Beständen zu untersuchen. Die Auswertung kam zu dem Ergebnis, dass die MSC-zertifizierten Fischbestände sich gut erholen. Im Schnitt sind die 45 untersuchten Bestände um 46% angewachsen.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0043765 | titel=Eco-Label Conveys Reliable Information on Fish Stock Health to Seafood Consumers | hrsg=[[PLOS ONE]] | datum=2012-08-21 | zugriff=2014-01-20 | sprache=en }}</ref><ref>{{Internetquelle | url=http://www.taz.de/!100130/ | titel=Alles für den Fisch | titelerg=Forscher loben das MSC-Siegel | autor=Sven-Michael Veit | werk=taz.de | datum=2012-08-22 | zugriff=2014-01-20 }}</ref>


Eine weitere Studie eines unabhängigen Konsortiums verschiedener Wissenschaftler wertete insgesamt 19 beim MSC erhobene formale Einwände der Öffentlichkeit gegen Zertifizierungen aus. In nur einem Fall hatte das MSC dem Einwand stattgegeben. Die Analyse der Einwände ergab Anzeichen dafür, dass die MSC-Prinzipien zu großzügig und frei interpretierbar sind. Die Wissenschaftler kamen zum Fazit, dass die MSC-Zertifizierung Verbraucher und Finanziers irreführen könnte.<ref>{{Literatur | Titel=A review of formal objections to Marine Stewardship Council fisheries certifications | DOI=10.1016/j.biocon.2013.01.002 | Sammelwerk=Biological Conservation | Band=161 | Jahr=2013 | Monat=5 | Autor=Claire Christian et al.}}</ref><ref>{{Internetquelle | titel='Sustainable Fishing' Certification Too Lenient and Discretionary | datum=2013-04-10 | zugriff=2013-05-04 | werk=ScienceDaily | url=http://www.sciencedaily.com/releases/2013/04/130410154902.htm }}</ref>
Eine weitere Studie eines unabhängigen Konsortiums verschiedener Wissenschaftler wertete insgesamt 19 beim MSC erhobene formale Einwände der Öffentlichkeit gegen Zertifizierungen aus. In nur einem Fall hatte das MSC dem Einwand stattgegeben. Die Analyse der Einwände ergab Anzeichen dafür, dass die MSC-Prinzipien zu großzügig und frei interpretierbar sind. Die Wissenschaftler kamen zum Fazit, dass die MSC-Zertifizierung Verbraucher und Finanziers irreführen könnte.<ref>{{Literatur | Titel=A review of formal objections to Marine Stewardship Council fisheries certifications | DOI=10.1016/j.biocon.2013.01.002 | Sammelwerk=Biological Conservation | Band=161 | Jahr=2013 | Monat=5 | Autor=Claire Christian et al.}}</ref><ref>{{Internetquelle | titel='Sustainable Fishing' Certification Too Lenient and Discretionary | datum=2013-04-10 | zugriff=2013-05-04 | werk=ScienceDaily | url=http://www.sciencedaily.com/releases/2013/04/130410154902.htm }}</ref>

Version vom 20. Januar 2014, 09:33 Uhr

Marine Stewardship Council

Logo Marine Stewardship Council
Rechtsform unabhängige gemeinnützige Organisation
Gründung 1997, London, UK
Sitz 3rd Floor, Mountbarrow House, 6-20 Elizabeth Street, London, UK, Vertretungen in: USA, Japan, Niederlande, Schottland, Australien, Südafrika, Frankreich, Deutschland
Website www.msc.org

Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die ein Umweltsiegel für Fisch aus nachhaltiger Fischerei vergibt. Ziel ist es, die weltweite Überfischung der Meere zu verringern. Durch die Anerkennung nachhaltiger Praktiken im Fischfang, die Beeinflussung von Verbraucherentscheidungen beim Kauf von Fisch und Meeresfrüchten und die Zusammenarbeit mit Partnern will die Organisation dazu beitragen, Fischerei und Fischwirtschaft in nachhaltige Wirtschaftssektoren zu verwandeln.

Geschichte

Gegründet wurde der MSC 1997 vom Unilever-Konzern, zu dem bis 2006 unter anderem die Marke Iglo gehörte, und der Umwelt- und Naturschutzorganisation Worldwide Fund for Nature (WWF). Der MSC wurde 1999 von Unilever und dem WWF unabhängig. Im Board des MSC ist der WWF jedoch bis heute vertreten.[1] Heute finanziert er sich vor allem über Spenden und Lizenzgebühren, die bei der Verwendung des MSC Siegels anfallen.

Umweltstandard

Der MSC hat zusammen mit Wissenschaftlern, Fischereiexperten und anderen Nichtregierungsorganisationen Richtlinien für die Beurteilung und Auszeichnung von Fischereien entwickelt. Erfüllt eine Fischerei die Kriterien des MSC-Umweltstandards, kann sie sich zertifizieren und ihre Produkte mit dem blauen MSC-Siegel kennzeichnen lassen. Für die Bewertung, ob nachhaltige Fischerei im Sinne des MSC vorliegt, werden die folgenden Prinzipien als Maßstab herangezogen:[2]

  • Nachhaltigkeit der Fischbestände
    Die Überfischung der Bestände muss vermieden werden. Mit anderen Worten: Die Fischerei darf nur so viel fischen wie auch wieder „nachwächst“. Bei überfischten Beständen muss die Fischerei nachweislich in einer Art und Weise betrieben werden, die zu einer Erholung der Bestände führt.
  • Minimieren der Auswirkungen auf das Ökosystem
    Nicht nur der Bestand der befischten Art sondern das gesamte Ökosystem wird bei der Zertifizierung berücksichtigt. Das heißt, natürliche Struktur, Produktivität, Vielfalt und Funktionen des Ökosystems müssen aufrechterhalten werden.
  • Effektives Fischerei-Managementsystem
    Jede zertifizierte Fischerei soll gewährleisten, dass ihre institutionellen und betrieblichen Standards auf eine nachhaltige Nutzung der Ressource ausgerichtet sind.

Zertifizierungsprozess

Hat sich eine Fischerei für eine MSC-Zertifizierung entschieden, prüfen unabhängige Zertifizierungsstellen gemeinsam mit wissenschaftlichen Experten, ob die Fischerei den MSC-Standard erfüllt bzw. welche Änderungen für eine Zertifizierung vorgenommen werden müssen. Die Entscheidung hierüber erfolgt unter Einbezug der Öffentlichkeit. So wird sichergestellt, dass Zertifizierungen auf größtmöglichem Konsens beruhen. Wird einer Fischerei bescheinigt, dass sie den MSC-Standard erfüllt, dürfen Produkte aus ihrem Betrieb das MSC-Umweltsiegel tragen.

Zertifizierte Fischereien und Unternehmen

Derzeit sind 98 Fischereibetriebe nach MSC-Standard zertifiziert (Stand November 2010)[3] und rund 130 Fischereien befinden sich im Bewertungsverfahren. Zusammen fangen die Fischereibetriebe über sieben Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa zwölf Prozent des weltweiten Fangs für den menschlichen Verzehr entspricht. Marktteilnehmer, wie z. B. Lieferanten oder der Fachhandel, die MSC- gekennzeichnete Ware ein- bzw. verkaufen möchten, müssen sich ebenfalls zertifizieren lassen. Hier wird geprüft, ob das Unternehmen MSC-gekennzeichneten Fisch und Fischerzeugnisse getrennt von anderer Ware verarbeitet und lagert, denn zertifizierte Ware darf nicht mit Fisch aus anderen Quellen verwechselt werden. Dadurch soll laut MSC die Rückverfolgbarkeit der Produkte mit MSC-Siegel gewährleistet werden.

Im deutschsprachigen Raum sind über 2.000 Produkte mit dem blauen MSC-Zeichen in Supermärkten, Großhandelsketten und Kantinen erhältlich. Weltweit gibt es derzeit mehr als 7.000 MSC-gekennzeichnete Fisch- und Seafooderzeugnisse (Stand November 2010).

MSC zertifizierte Fischereien verwenden zu 84% Schleppnetze (inklusive Grundschleppnetze) als Fanggerät.

Verwendetes Fanggerät in MSC zertifizierten Fischereien (in Prozent) (Stand September 2013)

Kritik

Weltweit gibt es zahlreiche Organisationen, die Kritik am MSC üben. Die Umweltorganisation Greenpeace in Deutschland kritisiert das Siegel in ihrer "Bewertung für Gütesiegel" zu einem großen Teil.[4] Bemängelt wird zum Beispiel, dass die Standards und Zertifizierungsanleitungen zu schwach sind und unklar formuliert werden sowie dass nur 60–80 % der Standards erfüllt sein müssen, damit eine Fischerei das Gütesiegel erhält. Positiv werden unter anderem die Professionalität der involvierten Gremien sowie eine hohe Professionalität und Transparenz in Bezug auf die Dokumentation der Fischereibewertung hervorgehoben.

Noch schärfer kritisiert Greenpeace in Österreich den MSC [5]und listet vier Punkte auf, die aus Sicht der Organisation ein Zeichen dafür sind, dass Fische mit dem MSC Siegel nicht nachhaltig gefischt werden, sondern aus zerstörerischen Fischereien stammen:

  1. Das Siegel wird an überfischte Bestände vergeben, wenn die Fischerei ein "Erholungsprogramm" für den Fischbestand auflegt.
  2. Der Vorsorgeansatz des MSC für die Befischung von Beständen ist sogar geringer als der von internationalen Vereinbarungen festgelegten.
  3. Es wurden Fischereien mit hohen Beifangraten zertifiziert, dazu gehören Fischereien mit Grundschleppnetz und Baumkurre, die laut Greenpeace hohe negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben.
  4. Auch Fischereien, die bedrohte Arten als Beifang haben, erhalten das MSC Zertifikat, beispielsweise die Fischerei auf Hoki in Neuseeland, in der jährlich rund 1000 Pelzrobben sowie auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN stehende Albatros-Arten mitgefangen werden.

Der MSC gab 2012 eine Studie in Auftrag, an der neben 23 Wissenschaftlern aus sechs Ländern auch eigene wissenschaftliche Mitarbeiter mitgewirkt haben, um die Auswirkungen der MSC-Zertifizierung auf Basis von 45 zertifizierten Beständen zu untersuchen. Die Auswertung kam zu dem Ergebnis, dass die MSC-zertifizierten Fischbestände sich gut erholen. Im Schnitt sind die 45 untersuchten Bestände um 46% angewachsen.[6][7]

Eine weitere Studie eines unabhängigen Konsortiums verschiedener Wissenschaftler wertete insgesamt 19 beim MSC erhobene formale Einwände der Öffentlichkeit gegen Zertifizierungen aus. In nur einem Fall hatte das MSC dem Einwand stattgegeben. Die Analyse der Einwände ergab Anzeichen dafür, dass die MSC-Prinzipien zu großzügig und frei interpretierbar sind. Die Wissenschaftler kamen zum Fazit, dass die MSC-Zertifizierung Verbraucher und Finanziers irreführen könnte.[8][9]


Zertifizierte Fischereien

Zusätzlich mehrt sich die Kritik an einzelnen zertifizierten Fischereien. Beispielsweise kritisiert Greenpeace Deutschland, dass der MSC eine Fischerei auf Hering zertifiziert hat und die Zertifizierung beibehält, obwohl nach Recherchen und einem Bericht des TV-Magazins Frontal21 die Fischerei das gesetzlich verbotene so genannte High grading (Rückwurf von verwertbarem Fisch zugunsten anderer Fänge mit wirtschaftlich wertvollerem Fisch) betreibt.[10][11]

Zahlreiche Hai-Schutzorganisationen sprechen sich gegen die Zertifizierung des Dornhais durch den MSC aus.[12] Die David Suzuki Foundation übt starke Kritik an der Zertifizierung der Schwertfisch Fischerei, durch die sowohl gefährdete Haie als auch Schildkröten mitgefangen werden.[13]

Von den Naturschutzorganisationen WWF und Naturschutzbund Deutschland wurde außerdem die Vergabe des Siegels an fünf Kutter der Niedersächsischen Muschelfischer Gesellschaft im Oktober 2013 kritisiert. Nach Ansicht der beiden Organisationen wurden die ökologischen Nachteile und der Schutzanspruch des Wattenmeeres bei der Zertifizierung nicht genügend berücksichtigt.[14][15]


Rückverfolgbarkeit

Auch an der Zertifizierung von verarbeitenden Unternehmen, die laut MSC eine lückenlose Nachverfolgung von Fisch aus zertifizierten Fischereien sicherstellen und falsche Kennzeichnung ausschließen soll, wird aus den Reihen von Wissenschaftlern sowie Herstellern von Fischprodukten Kritik laut.

In einer wissenschaftlichen Untersuchung von 36 Proben aus Schwarzem Seehecht mit dem MSC Siegel erwies sich beispielsweise, dass 22% wahrscheinlich aus nicht zertifizierten Beständen stammten. Des Weiteren waren 8% der Proben anderer Fisch und entsprachen nicht dem ausgewiesenen Schwarzen Seehecht.[16]

Von Herstellern wird darüber hinaus z. B. bemängelt, dass der MSC bei Fischarten wie Wild-Lachs und Alaska Seelachs in Untersuchungen zur Rückverfolgbarkeit die Herkunft des Fisches aus zertifizierten Fischereien nicht sicherstellen kann. MSC zertifizierte Verarbeiter, insbesondere in China, wo diese Fischarten zum Großteil für den Markt bearbeitet werden, sollen laut Herstellern zertifizierte Ware gegen nicht zertifizierte austauschen und mittels falscher Papiere später als zertifizierte deklarieren. Auch mittels DNA-Analysen, die der MSC durchführt, ist innerhalb einer Fischart eine Unterscheidung von zertifizierter und nicht zertifizierter Ware auf dem Markt nicht ausreichend möglich. Die Rückverfolgbarkeit zertifizierten Fischs mittels einer Zertifizierung der Unternehmen der Lieferkette war in diesem Fall nicht sichergestellt.[17]

Einzelnachweise

  1. Who's on the Board. Abgerufen am 19. September 2013.
  2. MSC Fishery Standard Version 1.1 - Principles and Criteria for Sustainable Fishing. (PDF; 137 kB) Marine Stewardship Council, 1. Mai 2010, abgerufen am 20. Januar 2014 (englisch).
  3. Certified Fisheries. Marine Stewardship Council, abgerufen am 20. Januar 2014.
  4. Zertifizierungen: Wie glaubwürdig sind die Gütesiegel von Fischprodukten? (PDF; 178 kB) Greenpeace, 23. August 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. März 2013; abgerufen am 20. Januar 2014.
  5. Marine Stewardship Council (MSC). Greenpeace Österreich, 23. Januar 2013, abgerufen am 20. Januar 2014.
  6. Eco-Label Conveys Reliable Information on Fish Stock Health to Seafood Consumers. PLOS ONE, 21. August 2012, abgerufen am 20. Januar 2014 (englisch).
  7. Sven-Michael Veit: Alles für den Fisch. Forscher loben das MSC-Siegel. In: taz.de. 22. August 2012, abgerufen am 20. Januar 2014.
  8. Claire Christian et al.: A review of formal objections to Marine Stewardship Council fisheries certifications. In: Biological Conservation. Band 161, Mai 2013, doi:10.1016/j.biocon.2013.01.002.
  9. 'Sustainable Fishing' Certification Too Lenient and Discretionary. In: ScienceDaily. 10. April 2013, abgerufen am 4. Mai 2013.
  10. Was taugen die Fischfangquoten? ZDF, Frontal 21, 19. März 2013, abgerufen am 5. Juli 2013.
  11. Thilo Maack: Fischereiskandal – deutscher Supertrawler wirft tausende Tonnen Speisefisch weg. 20. März 2013, abgerufen am 5. Juli 2013.
  12. Bedrohte Dornhaie bekommen MSC Siegel [1] Sharkproject: Kampagne gegen Schillerlocken
  13. Endangered turtles and sharks lose out in MSC longline swordfish certification
  14. Weser-Kurier: Muschelfischer erhalten Öko-Siegel, 30. Oktober 2013.
  15. TAZ: [2] Nachhaltige Muscheln - geht das?, 31. Oktober 2013.
  16. Eco-Friendly' Chilean Sea Bass May Not Be So Green
  17. MSC can’t distinguish between certified, non-certified salmon