„Normalenform“ – Versionsunterschied

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Die '''Normalenform''', '''Normalform''' oder '''Normalengleichung''' ist in der [[Mathematik]] eine spezielle Form einer [[Geradengleichung]] oder [[Ebenengleichung]]. In der Normalenform wird eine [[Gerade]] in der [[Euklidische Ebene|euklidischen Ebene]] oder eine [[Ebene (Mathematik)|Ebene]] im [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] durch einen [[Stützvektor]] und einen [[Normalenvektor]] dargestellt. Eine Gerade oder Ebene besteht dann aus denjenigen Punkten in der Ebene oder im Raum, für die der Differenzvektor aus Ortsvektor und Stützvektor [[Orthogonalität|senkrecht]] zum Normalenvektor steht. Bei der Normalenform handelt sich damit um eine spezielle [[Implizite Funktion|implizite Darstellung]] der Gerade oder Ebene.
{{Dieser Artikel|behandelt Normalengleichungen in der Geometrie, zu den Normalengleichungen in der linearen Algebra siehe [[Methode der kleinsten Quadrate]].}}
Die '''Normalgleichung''' (oder auch '''Normalengleichung''') einer [[Ebene (Mathematik)|Ebene]] beschreibt eine Ebene im 3-dimensionalen Raum durch eine Gleichung, die die Orthogonalität der Ebene zu einem Normalenvektor ausdrückt.


== Normalenform einer Geradengleichung ==
== Gleichung ==
[[Datei:Gerade Normalform.PNG|miniatur|Normalenform einer Geradengleichung]]
Die Normalgleichung
hat die Form


=== Darstellung ===
:<math>( \vec r - \vec a ) \cdot \vec n = 0</math>


In der Normalenform wird eine Gerade <math>g</math> in der Ebene durch einen Stützvektor <math>\vec p</math> und einen Normalenvektor <math>\vec n</math> folgendermaßen beschrieben:
oder


:<math>\vec r \cdot \vec n - \vec a \cdot \vec n = 0</math>
:<math>g = \{ \vec x \in \R^2 \mid ( \vec x - \vec p ) \cdot \vec n = 0 \}</math>.


Hierbei bezeichnet <math>\cdot</math> das [[Skalarprodukt]] zweier Vektoren, welches null ist, wenn die Vektoren [[Orthogonalität|senkrecht]] aufeinander stehen. Der Stützvektor ist der [[Ortsvektor]] eines beliebigen Punkts auf der Gerade, der auch als Stützpunkt oder Aufpunkt bezeichnet wird. Der Normalenvektor ist ein Vektor, der mit der Gerade einen [[Rechter Winkel|rechten Winkel]] bildet.
wobei <math>\vec n</math> ein [[Normalenvektor]] der Ebene, <math>\vec a</math> der [[Ortsvektor]] eines beliebigen Punktes der Ebene und <math> \vec r= \begin{pmatrix}x_1\\x_2\\x_3\end{pmatrix}</math> der Vektor der Unbekannten ist.


In der Normalenform werden demnach die Punkte der Geraden implizit dadurch definiert, dass der Differenzvektor aus Ortsvektor und Stützvektor senkrecht zum Normalenvektor der Gerade steht. Ein Punkt, dessen Ortsvektor <math>\vec x</math> die Normalengleichung nicht erfüllt, liegt für <math>(\vec x - \vec p ) \cdot \vec n > 0</math> auf derjenigen Seite der Gerade, in die der Normalenvektor zeigt, und ansonsten auf der anderen Seite.
[[Datei:NormelformGeoGebra-Bild-Perspektive.PNG|Anaglyphen-Bild mit echtem 3D in der Bildbeschreibung]]


=== Beispiel ===
Der Operator <math>\cdot</math> steht für das [[Skalarprodukt]].


Ausgeschrieben lautet die Normalenform einer Geradengleichung
Jeder Punkt, dessen Ortsvektor <math> \vec r</math> die Gleichung erfüllt, liegt ''in'' der Ebene.


:<math>(x_1 - p_1) \cdot n_1 + (x_2 - p_2) \cdot n_2 = 0</math>.
Ein Punkt, dessen Ortsvektor <math>\vec r</math> die Normalgleichung nicht erfüllt, liegt (bezogen auf die Richtung des Normalenvektors)
*''vor'' der Ebene, wenn <math>( \vec r - \vec a ) \cdot \vec n > 0</math>


*''hinter'' der Ebene, wenn <math>( \vec r - \vec a ) \cdot \vec n < 0</math>.
Ist beispielsweise der Stützvektor <math>\vec p = \tbinom{-2}{1}</math> und der Normalenvektor <math>\vec n = \tbinom{-1}{2}</math>, so erhält man als Geradengleichung


:<math>(x_1 + 2) \cdot (-1) + (x_2 - 1) \cdot 2 = 0</math>.
== Erklärung ==


Jede Wahl von <math>(x_1, x_2)</math>, die diese Gleichung erfüllt, beispielsweise <math>(0,2)</math> oder <math>(2,3)</math>, entspricht dann einem Geradenpunkt.
<center>[[bild:Ebene_Normalform.PNG]]</center>


=== Herleitung ===
Der Ortsvektor <math>\vec r</math> eines beliebigen Punktes P der Ebene lässt sich als Summe


Der Ortsvektor <math>\vec x</math> eines beliebigen Geradenpunkts lässt sich als Summe
:<math>\vec r = \vec r_s + \vec r_p</math>


:<math>\vec x = \vec x_s + \vec x_p</math>
darstellen, wobei <math>\vec r_s</math> senkrecht zur Ebene (also parallel zu <math>\vec n</math>) und <math>\vec r_p</math> parallel zur Ebene (also senkrecht zu <math>\vec n</math>) verläuft.


darstellen, wobei <math>\vec x_s</math> senkrecht zur Gerade, also parallel zu <math>\vec n</math>, und <math>\vec x_p</math> parallel zur Gerade, also senkrecht zu <math>\vec n</math>, verläuft. Dann ist
Dann ist


:<math>\vec r \cdot \vec n = (\vec r_p + \vec r_s) \cdot \vec n = \vec r_p \cdot \vec n + \vec r_s \cdot \vec n = 0 + \vec r_s \cdot \vec n</math>,
:<math>\vec x \cdot \vec n = (\vec x_p + \vec x_s) \cdot \vec n = \vec x_p \cdot \vec n + \vec x_s \cdot \vec n = \vec x_s \cdot \vec n</math>,


weil <math>\vec r_p \cdot \vec n</math> (als [[Skalarprodukt]] zueinander senkrechter [[Vektor]]en) stets 0 ist. Der Anteil <math>\vec r_s</math> ist aber für jeden in der Ebene liegenden Punkt der gleiche, also ist für jeden Punkt der Ebene <math>\vec a \cdot \vec n = \vec r_s \cdot \vec n</math> konstant. Damit folgt die Normalform
da <math>\vec x_p \cdot \vec n</math> als Skalarprodukt zueinander senkrechter Vektoren) stets null ist. Der Anteil <math>\vec x_s</math> ist aber für jeden auf der Gerade liegenden Punkt der gleiche, also ist für jeden Punkt der Gerade <math>\vec x \cdot \vec n = \vec x_s \cdot \vec n</math> konstant. Damit folgt die Normalenform


:<math>\vec r \cdot \vec n = \vec a \cdot \vec n</math>
:<math>\vec x \cdot \vec n - \vec p \cdot \vec n = ( \vec x - \vec p ) \cdot \vec n = 0</math>,


wobei <math>\vec p</math> ein beliebig ausgewählter Punkt auf der Geraden ist.
oder


== Normalenform einer Ebenengleichung ==
:<math>\vec r \cdot \vec n - \vec a \cdot \vec n = 0</math>.
[[Datei:Plane equation qtl3.svg|miniatur|Normalenform einer Ebenengleichung]]


=== Darstellung ===
== Geometrische Bedeutung ==


Analog wird eine Ebene <math>E</math> im dreidimensionalen Raum in der Normalenform ebenfalls durch einen Stützvektor <math>\vec p</math> und einen Normalenvektor <math>\vec n</math> beschrieben:
Die Ebene besteht aus allen Punkten <math>r</math>, für die der Vektor <math>r-a</math> auf dem in <math>a</math> angehefteten Normalenvektor <math>\vec n</math> senkrecht steht. Dies wird durch die Gleichung <math>( \vec r - \vec a ) \cdot \vec n = 0</math> ausgedrückt, denn zwei Vektoren stehen genau dann senkrecht aufeinander, wenn ihr Skalarprodukt Null ist.


:<math>E = \{ \vec x \in \R^3 \mid ( \vec x - \vec p ) \cdot \vec n = 0 \}</math>.
''Siehe auch:'' [[Hessesche Normalform]], [[Geradengleichung]]

Der Stützvektor ist dabei wiederum der Ortsvektor eines beliebigen Punkts in der Ebene und der Normalenvektor ist ein Vektor, der senkrecht auf der Ebene steht. Das bedeutet, dass der Normalenvektor mit allen Geraden der Ebene, die durch den Stützpunkt verlaufen, einen rechten Winkel bildet.

Wiederum liegt ein Punkt, dessen Ortsvektor <math>{\vec x}</math> die Normalengleichung erfüllt, auf der Ebene. Gilt <math>({\vec x}-{\vec p})\cdot {\vec n}>0</math>, dann liegt der Punkt auf derjenigen Seite der Ebene, in die der Normalenvektor zeigt, ansonsten auf der anderen Seite.

=== Beispiel ===

Ausgeschrieben lautet die Normalenform einer Ebenengleichung

:<math>(x_1 - p_1) \cdot n_1 + (x_2 - p_2) \cdot n_2 + (x_3 - p_3) \cdot n_3 = 0</math>.

Ist beispielsweise der Stützvektor <math>\vec p = (3,2,1)^T</math> und der Normalenvektor <math>\vec n = (2,-1,2)^T</math>, so erhält man als Ebenengleichung

:<math>(x_1 - 3) \cdot 2 + (x_2 - 2) \cdot (-1) + (x_3 - 1) \cdot 2 = 0</math>.

Jede Wahl von <math>(x_1, x_2, x_3)</math>, die die Ebenengleichung erfüllt, beispielsweise <math>(2, 0, 1)</math> oder <math>(1, 2, 3)</math>, entspricht dann einem Ebenenpunkt.

== Verallgemeinerung ==

Allgemein werden durch eine Normalengleichung [[Hyperebene]]n im <math>n</math>-dimensionalen euklidischen Raum beschrieben. Eine Hyperebene hat somit die Darstellung

:<math>H = \{ \vec x \in \R^n \mid ( \vec x - \vec p ) \cdot \vec n = 0 \}</math>,

wobei lediglich mit <math>n</math>-komponentigen statt zwei- beziehungsweise dreikomponentigen Vektoren gerechnet wird.

Eine Hyperebene teilt den <math>n</math>-dimensionalen Raum in zwei Teile, die [[Halbraum|Halbräume]] genannt werden. Gilt <math>({\vec x}-{\vec p})\cdot {\vec n}>0</math>, dann liegt der Punkt in demjenigen Halbraum, in den der Normalenvektor zeigt, ansonsten in dem anderen. Ein Punkt, dessen Ortsvektor die Normalengleichung erfüllt, liegt genau auf der Hyperebene.

== Siehe auch ==
* [[Achsenabschnittsform]]
* [[Hessesche Normalform]]
* [[Koordinatenform]]
* [[Parameterform]]

== Literatur ==
* {{Literatur|Autor=Lothar Papula|Titel=Mathematische Formelsammlung: Für Ingenieure und Naturwissenschaftler|Verlag=Springer|Jahr=2009|ISBN=978-3-834-89598-1}}
* {{Literatur|Autor=Harald Scheid, Wolfgang Schwarz|Titel=Elemente Der Linearen Algebra Und Der Analysis|Verlag=Springer|Jahr=2009|ISBN=978-3-827-42255-2}}


[[Kategorie:Analytische Geometrie]]
[[Kategorie:Analytische Geometrie]]

Version vom 19. Februar 2014, 12:23 Uhr

Die Normalenform, Normalform oder Normalengleichung ist in der Mathematik eine spezielle Form einer Geradengleichung oder Ebenengleichung. In der Normalenform wird eine Gerade in der euklidischen Ebene oder eine Ebene im euklidischen Raum durch einen Stützvektor und einen Normalenvektor dargestellt. Eine Gerade oder Ebene besteht dann aus denjenigen Punkten in der Ebene oder im Raum, für die der Differenzvektor aus Ortsvektor und Stützvektor senkrecht zum Normalenvektor steht. Bei der Normalenform handelt sich damit um eine spezielle implizite Darstellung der Gerade oder Ebene.

Normalenform einer Geradengleichung

Normalenform einer Geradengleichung

Darstellung

In der Normalenform wird eine Gerade in der Ebene durch einen Stützvektor und einen Normalenvektor folgendermaßen beschrieben:

.

Hierbei bezeichnet das Skalarprodukt zweier Vektoren, welches null ist, wenn die Vektoren senkrecht aufeinander stehen. Der Stützvektor ist der Ortsvektor eines beliebigen Punkts auf der Gerade, der auch als Stützpunkt oder Aufpunkt bezeichnet wird. Der Normalenvektor ist ein Vektor, der mit der Gerade einen rechten Winkel bildet.

In der Normalenform werden demnach die Punkte der Geraden implizit dadurch definiert, dass der Differenzvektor aus Ortsvektor und Stützvektor senkrecht zum Normalenvektor der Gerade steht. Ein Punkt, dessen Ortsvektor die Normalengleichung nicht erfüllt, liegt für auf derjenigen Seite der Gerade, in die der Normalenvektor zeigt, und ansonsten auf der anderen Seite.

Beispiel

Ausgeschrieben lautet die Normalenform einer Geradengleichung

.

Ist beispielsweise der Stützvektor und der Normalenvektor , so erhält man als Geradengleichung

.

Jede Wahl von , die diese Gleichung erfüllt, beispielsweise oder , entspricht dann einem Geradenpunkt.

Herleitung

Der Ortsvektor eines beliebigen Geradenpunkts lässt sich als Summe

darstellen, wobei senkrecht zur Gerade, also parallel zu , und parallel zur Gerade, also senkrecht zu , verläuft. Dann ist

,

da als Skalarprodukt zueinander senkrechter Vektoren) stets null ist. Der Anteil ist aber für jeden auf der Gerade liegenden Punkt der gleiche, also ist für jeden Punkt der Gerade konstant. Damit folgt die Normalenform

,

wobei ein beliebig ausgewählter Punkt auf der Geraden ist.

Normalenform einer Ebenengleichung

Normalenform einer Ebenengleichung

Darstellung

Analog wird eine Ebene im dreidimensionalen Raum in der Normalenform ebenfalls durch einen Stützvektor und einen Normalenvektor beschrieben:

.

Der Stützvektor ist dabei wiederum der Ortsvektor eines beliebigen Punkts in der Ebene und der Normalenvektor ist ein Vektor, der senkrecht auf der Ebene steht. Das bedeutet, dass der Normalenvektor mit allen Geraden der Ebene, die durch den Stützpunkt verlaufen, einen rechten Winkel bildet.

Wiederum liegt ein Punkt, dessen Ortsvektor die Normalengleichung erfüllt, auf der Ebene. Gilt , dann liegt der Punkt auf derjenigen Seite der Ebene, in die der Normalenvektor zeigt, ansonsten auf der anderen Seite.

Beispiel

Ausgeschrieben lautet die Normalenform einer Ebenengleichung

.

Ist beispielsweise der Stützvektor und der Normalenvektor , so erhält man als Ebenengleichung

.

Jede Wahl von , die die Ebenengleichung erfüllt, beispielsweise oder , entspricht dann einem Ebenenpunkt.

Verallgemeinerung

Allgemein werden durch eine Normalengleichung Hyperebenen im -dimensionalen euklidischen Raum beschrieben. Eine Hyperebene hat somit die Darstellung

,

wobei lediglich mit -komponentigen statt zwei- beziehungsweise dreikomponentigen Vektoren gerechnet wird.

Eine Hyperebene teilt den -dimensionalen Raum in zwei Teile, die Halbräume genannt werden. Gilt , dann liegt der Punkt in demjenigen Halbraum, in den der Normalenvektor zeigt, ansonsten in dem anderen. Ein Punkt, dessen Ortsvektor die Normalengleichung erfüllt, liegt genau auf der Hyperebene.

Siehe auch

Literatur

  • Lothar Papula: Mathematische Formelsammlung: Für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Springer, 2009, ISBN 978-3-8348-9598-1.
  • Harald Scheid, Wolfgang Schwarz: Elemente Der Linearen Algebra Und Der Analysis. Springer, 2009, ISBN 978-3-8274-2255-2.