„HbA1c“ – Versionsunterschied

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== Normbereich und Interpretation ==
== Normbereich und Interpretation ==
Der Normbereich liegt zwischen 29 und 42 mmol/mol Hb bzw. zwischen vier und sechs Prozent.
Der Normbereich liegt zwischen 28 und 38 mmol/mol Hb bzw. zwischen vier und sechs Prozent des Gesamt-Hämoglobins.<ref name="HienBöhm2013">{{cite book|author=Peter Hien, Bernhard Böhm, Simone Claudi-Böhm|title=Diabetes-Handbuch|url=http://books.google.com/books?id=KSEjBAAAQBAJ&pg=PA11|date=15. August 2013|publisher=Springer-Verlag|isbn=978-3-642-34944-7|pages=10}}</ref>


Falsch hoch wird der HbA<sub>1c</sub>-Wert bei [[Eisenmangelanämie]] gemessen, da in diesem Fall der Abbau der Erythrozyten verlangsamt ist.
Falsch hoch wird der HbA<sub>1c</sub>-Wert bei [[Eisenmangelanämie]] gemessen, da in diesem Fall der Abbau der Erythrozyten verlangsamt ist.

Version vom 7. Oktober 2015, 14:14 Uhr

HbA1c ist ein Glykohämoglobin, das heißt eine Form des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin), an den Glukose gebunden ist (Glykierung). Die Kopplung von Glukose an das Hämoglobin A findet ohne Enzyme statt (Amadori-Umlagerung), daher handelt es sich nicht um eine Glykosylierung.

Der Anteil des HbA1c am gesamten Hämoglobin (Hb) kann bei Blutuntersuchungen festgestellt werden. Er gibt Auskunft über die Blutzuckerwerte der letzten vier bis zwölf Wochen (im Durchschnitt acht Wochen, das ist ungefähr das mittlere Alter der Erythrozyten) und wird daher umgangssprachlich auch als Langzeit-Blutzucker oder Blutzuckergedächtnis bezeichnet.

Einheiten

Der HbA1c-Spiegel im Blut wird als Anteil am Gesamthämoglobin in Prozent oder Promille (mmol/mol) angegeben. Es existieren allerdings verschiedene Glykierungsprodukte, da es sich um eine unspezifische Reaktion handelt. Um die Messung weltweit zu standardisieren, hat eine Arbeitsgruppe der IFCC (International Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine) das HbA1c als das stabile Produkt einer Kopplung von Glukose an das N-terminale Valin der Beta-Kette des Hämoglobins A1 definiert.

Gebräuchlich ist nach wie vor eine Angabe in Prozent (%). Die nach Empfehlung der IFCC eingeführte internationale Einheit ist mmol/mol Hämoglobin, also ein Promille-Wert. Nach einer Richtlinie der Bundesärztekammer vom 1. April 2008 soll der HbA1c-Wert nun auch in dieser Einheit angegeben werden. Zur besseren Unterscheidung von der %-Angabe kann dieser Wert auch als HbA1cM bezeichnet werden. Die Umrechnungsformel lautet:[1]

HbA1c [mmol/mol Hb] = (HbA1c[%] - 2,15) x 10,929

Probengewinnung (Präanalytik)

Das HbA1c wird aus Vollblut bestimmt, das meistens EDTA als Antikoagulanz enthält. Anforderungen an die Lagerung und Behandlung des Probenmaterials hängen vom verwendeten Analysensystem ab. Meist ist die Probe ein bis zwei Wochen bei 4 °C haltbar oder kann über mehrere Monate bei −20 °C gelagert werden.

Labordiagnostik

Zur Messung des Wertes werden heute überwiegend Laborautomaten verwendet, die den photometrischen Messvorgang in Mikrotiterplatten vollautomatisch abwickeln. Die modernen Instrumente verwenden heute monochromatische Leuchtdioden anstelle von (breitbandigen) Halogenlampen. LED haben den Vorteil, dass kaum Hitze im Gerät entsteht und somit keine Kühlung des Automaten notwendig ist. Somit kann mit weniger Reagenz- und Probenvolumen gearbeitet werden - was einen erheblichen Kostenvorteil für den Anwender darstellt.

Beim Messprinzip wird ein Enzymimmunoassay verwendet.[2] Dieses Messverfahren führt bei Einfachmessungen zu stark abweichenden Ergebnissen, durch Messung mehrerer identischer Proben in Mikrotiterplatten lassen sich mit Rechenverfahren jedoch hinreichend zuverlässige Mittelwerte ermitteln.

Normbereich und Interpretation

Der Normbereich liegt zwischen 28 und 38 mmol/mol Hb bzw. zwischen vier und sechs Prozent des Gesamt-Hämoglobins.[3]

Falsch hoch wird der HbA1c-Wert bei Eisenmangelanämie gemessen, da in diesem Fall der Abbau der Erythrozyten verlangsamt ist.

Falsch niedrige Werte können bei hämolytischer Anämie, Leberzirrhose, Thalassämien, chronischer Niereninsuffizienz und erhöhter Neusynthese von Erythrozyten auftreten. Die Werte können auch nach einem stärkeren Blutverlust oder einer Bluttransfusion verfälscht sein.

Diabetes mellitus

Ein im Normbereich liegender HbA1c-Wert schließt einen Diabetes mellitus nicht aus. Werte über 6 % stützen jedoch eine Verdachtsdiagnose.

Das HbA1c wird bei Patienten mit Diabetes mellitus alle drei Monate gemessen. Das Ziel der Therapie besteht darin, dass der HbA1c-Wert unter 7 bis 8 % bleibt, um mögliche Spätfolgen dieser Erkrankung möglichst lange hinauszuzögern bzw. zu vermeiden.[4]

Im Einzelfall kann die Bestimmung trotz NGSP-Standardisierung immer noch starke methodenabhängige Unterschiede zeigen. Es wird deshalb empfohlen, einen Patienten immer mit der gleichen Methode zu überwachen.

Umrechnungstabelle

Folgende Tabelle zeigt die Umrechnung von HbA1c-Wert in den durchschnittlichen Blutzuckerwert. Die Zahlen der Tabelle sollten nur als grobe Anhaltspunkte dienen, da kurzfristige hohe Werte (z. B. nach dem Essen) zum Teil keine stabilen Bindungen eingehen (den Durchschnitt heben, den HbA1c nicht).

HbA1c (in %) HbA1c (in mmol/mol) mittlerer Blutzucker in mg/dl mittlerer Blutzucker in mmol/l
4,7 28 70 3,9
5,0 31 80 4,4
5,3 34 90 5,0
5,6 38 100 5,6
5,9 41 110 6,1
6,2 44 120 6,7
6,5 48 130 7,2
6,8 51 140 7,8
7,4 57 160 8,9
8,0 64 180 10
8,6 70 200 11,1
9,2 77 220 12,2
9,8 84 240 13,3
10,4 90 260 14,4
11,6 103 300 16,7

Für die Umrechnung des durchschnittlichen Blutzuckerwertes in den HbA1c-Wert werden folgende Formeln verwendet:[5]

  • HbA1c [%] = (Mittlerer Blutzucker [mg/dl] + 86) / 33,3
  • HbA1c [%] = (Mittlerer Blutzucker(Plasma) [mg/dl] + 77,3) / 35,6

Einzelnachweise

  1. Hans Reinauer, Werner A. Scherbaum. Diabetes mellitus: Neuer Referenzstandard für HbA1c. Dtsch Arztebl 2009; 106(17): A-805 / B-686 / C-670
  2. EIA zur HbA1c-Analytik (PDF; 1,3 MB)
  3. Peter Hien, Bernhard Böhm, Simone Claudi-Böhm: Diabetes-Handbuch. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-34944-7, S. 10 (google.com).
  4. Executive Summary: Standards of Medical Care in Diabetes--2010. In: Diabetes Care. 33. Jahrgang, Supplement_1, Dezember 2009, ISSN 0149-5992, S. S4-S10, doi:10.2337/dc10-S004 (diabetesjournals.org [abgerufen am 11. Juli 2011]).
  5. Curt L. Rohlfing et al. Defining the Relationship Between Plasma Glucose and HbA1c. Diabetes Care February 2002 vol. 25 no. 2 275-278 PMID 11815495 doi:10.2337/diacare.25.2.275