„Mulateiro“ – Versionsunterschied

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Mulateiro-Extrakt: Verwendung, Herkunft, Ethnomedizinische Verwendung, Phytochemikalien
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Version vom 9. September 2016, 22:04 Uhr

Mulateiro Extrakt

Mulateiro (Calycophyllum spruceanum) ein Baum der ausschließlich im Amazonasbecken von Brasilien, Peru, Bolivien und Ecuador beheimatet ist. Die Gattung des Calycophyllum ist mit nur 6 bekannten Arten vertreten. Er erreicht eine Höhe von etwa 30 Metern und dient als Quelle für extrem beständiges und hochwertiges Holz. Von Juni bis Juli produziert er eine Fülle von kleinen, weißen und hocharomatischen Blüten, die innerhalb von länglichen Samenkapseln mit 3-5 Samen gebildet werden. Durch diese Vielzahl an Samen ist es für den Mulateiro ein Leichtes sich zu verbreiten, macht dieses allerdings hauptsächlich in der Nähe von Wasser oder in Regionen mit regelmäßiger Überschwemmung.

mulateiro
Mulateiro im Amazonasbecken

Beschreibung

Mulateiro besitzt die einzigartige Fähigkeit, seine Rinde einmal im Jahr vollständig abzulegen, um auf diese Weise vollständig zu regenerieren. Die Rinde ist extrem glatt und ändert über das gesamte Jahr mit zunehmender Reife die Farbe. Im Frühjahr schimmert die Rinde grün und ändert sich bis zum Spätherbst zu einem Braunton. Die abgefallene Rinde kann vollkommen nachhaltig eingesammelt werden und dient als Brennstoff oder wird von den indigenen Ureinwohnern seit Jahrhunderten zu einem heilsamen Extrakt verarbeitet.

Verwendung

Die Mulateiro-Rinde ist tief in der einheimischen Kultur verwurzelt und wird von den Indigenen bei sogenannten Ayahuasca-Ritualen als Beimischung verwendet, um die eigentliche Wirkung zu potenzieren. Zudem wird aus der Rinde ein Sud gewonnen, der bei Kompressen zur Behandlung von Schnittwunden, Eiterwunden und Verbrennungen verwendet wird. In der traditionellen Medizin sagt man, Mulateiro habe die stärksten antimykotischen und wundheilenden Eigenschaften von allen Amazonaspflanzen. Einige Indianer bereiten aus der Rinde auch einen Aufguss den sie bei parasitären Infektionen einnehmen. Doch am bekanntesten ist der Mulateiro Extrakt, mit dem sich die Indianer nach dem Baden einreiben und in der Sonne trocknen. Dies bildet einen dünnen Film auf dem Körper und soll gegen die Auswirkungen des Alterns zu helfen, Parasiten und Pilzinfektionen effektiv verhindern und Blutungen stillen. In Paraguay wird der Extrakt mittlerweile offiziell zur Behandlung von Diabetes verwendet. Dabei wird 1 kg Rinde in 10 Liter Wasser aufgekocht, bis nur noch 4 Liter verbleiben. Das Gebräu soll laut heimischen Ärzten ganze drei aufeinanderfolgende Monate getrunken werden um Diabetes vollständig zu „heilen“. Die peruanische Indianerstämme hingegen, verwenden auch die pulverisierte Rinde bei Pilzinfektionen der Haut. Die abgekochte Mulateiro-Rinde wird zur Behandlung von Hautparasiten verwendet. Insbesondere bei „Sarna Negra“,  einen hartnäckigen Parasiten, der sich tief unter der Haut einnistet und dort lebt.

In peruanischen Kräutermedizin wird der abgekochte Sud sogar in peruanischen Krankenhäusern bei Augeninfektionen und infektiösen Wunden verwendet. Als Kosmetik-Inhaltsstoff findet Mulateiro in Brasilien bei sogenannter Wirkstoff- und Naturkosmetik zur der "Behandlung" von Hautflecken, Hyperpigmentation, oxidativen Falten und wulstigen Narben immer mehr Anhänger. In den Amazonas-Großstädten, bzw. Manaus wird es als natürliches Insektizid und zur Linderung von blauen Flecken, Schwellungen und Erkrankungen der Eileiter verwendet. In der Schulmedizin wird das Harz der Rinde offiziell bei Abszessen und Hauttumoren (kein wissenschaftlich fundierter Nachweis erbracht) verordnet.

Chemische Zusammensetzung

Die Rinde des Mulateiro enthält die höchste Dichte an Tanninen, die bis zum heutigen Zeitpunkt ermittelt wurden. Durch diesen hohen Gehalt, besitzt der Extrakt eine spürbar adstringierende Wirkung. Kürzlich, wurde der Gehalt der verschiedenen Inhaltstoffe ermittelt. Dabei wurde festgestellt, dass Mulateiro den wahrscheinlich höchsten Gehalt an Phenolen und organischen Säuren enthalten könnte. Diese Inhaltsstoffe zeigten eine starke antibakterielle, antimykotische und insektizide Aktivität. Die isolierten Phenole wiederum, scheinen eine starke antioxidative Wirkung zu besitzen, welche die Erklärung für die traditionelle Verwendung zur Reduzierung von Alterungsprozessen erklären könnte.

Studien & Forschung

Zum aktuellen Zeitpunkt wurden lediglich zwei Studien über den Mulateiro Extrakt veröffentlicht. Im Jahr 2001 konnten Forscher nachweisen, dass ein Alkohol Extrakt (Ethanol) In vitro eine starke antimykotische Aktivität gegen elf verschiedene Hautpilze und Hefen besitzt. Im Jahr 2003 berichteten die Forscher über die Entdeckung von mehreren neuartigen sekundären Pflanzenstoffen, so genannte seco-Iridoiden. Sie dokumentierten, dass drei dieser Chemikalien gegen verschiedene Parasiten aktiv waren. Insbesondere gegen den einzelligen Parasit „Trypanosoma cruzi„, welcher für die sogenannte Chagas-Krankheit verantwortlich ist. Bisher gibt es keinen zugelassenen Trypanosomiasisimpfstoff, was sich mit dem Mulateiro in den nächsten Jahren durchaus ändern könnte.

Beide Studien zeigten, dass der Mulateiro-Extrakt eine starke antibakterielle, antimykotische und insektizide Eigenschaft besitzt, was die traditionelle Verwendungsweise durch indigene Völker erneut bekräftigt. Für das Jahr 2017, ist die erste deutsche Studie an der Universität Potsdam geplant. Ziel dieser Studie wird es sein, eine eventuelle Apoptose auf induzierte Melanome zu erforschen.

Der Mulateiro-Extrakt konnte erst vor kurzem das Interesse von Wissenschaftlern und Herstellern erwecken und erfährt aufgrund der positiven Wirkung einen echten Hype in den brasilianischen und peruanischen Großstädten. Mittlerweile arbeitet brasilianische Regierung mit Forschern und Herstellern intensiv an neuen Einsatzmöglichkeiten und Märkten. Durch das jährliche Abwerfen der Rinde und der nachgesagten Wirkweise, könnte der Mulateiro Extrakt in naher Zukunft eines der nachhaltigsten Rohstoffe für die Kosmetikindustrie darstellen. Gleichzeitig ermöglicht das Sammeln der Rinde ein solides Einkommen für Landbesitzer und Kleinbauern und die Abholzung kann auf ein erträgliches Mass gemindert werden. Mulateiro wurde bereits im Jahr 2006 von der Europäischen Union als Zutat in kosmetischen Mitteln genehmigt.

Traditionell, innerliche Verwendung:

Für den internen Gebrauch, wird eine Tasse mit ½ Rinde gefüllt und mit kochendem Wasser übergoßen. Laut peruanischen Mediziner wird dieser Sud zwei- bis dreimal täglich eingenommen. Durch Abkochen der Rinde ist es auch möglich, den Sud als topisches Mittel gegen Hautprobleme, Wunden, Hautpilze und allgemeine Hauterkrankungen verwendet werden. Dazu wird er mehrmals täglich direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen und trocknen gelassen.

Ethnomedizinische Verwendung

Land Traditionelle Verwendung
Amazonas als natürliches Verhütungsmittel, Weichmacher und Wundheilmittel für Verbrennungen, Schnittwunden, Diabetes, Pilzinfektionen und Hautparasiten
Brasilien bei Altersflecken, Schnittwunden, Diabetes, Augeninfektionen, Eierstockinfektionen, Vernarbungsmittel, Schrammen, Hautpilze, Hautparasiten, allg. Hautprobleme, Falten und alternde Haut, als Antioxidans in Naturkosmetik und Naturprodukten
Paraguay als Antiseptikum, Vernarbungsmittel, Verhütungsmittel, mineralischen Sonnenschutzfilter, als Stärkungsmittel (Adaptogen), bei Abszessen, Altersflecken, in Anti-Aging-Formulierungen, bei Blutungen, Quetschungen, "Krebs", Diabetes, Augeninfektionen, Fibromen, Pilzinfektionen, Hautinfektionen, Insektenstiche, Leberprobleme und starke Detox-Anwendungen, Malaria, Eierstockproblemen, starker Pellagra, Hautausschlägen, Krätze, Hautparasiten, gutartigen Hauttumoren, Schwellungen, "Gebärmutterkrebs", Wunden und Falten
Referenzen

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