„Rudolf Schifkorn“ – Versionsunterschied

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1853 erhielt er ein Privileg auf ein neues Brückensystem mit gusseisernen und schmiedeeisernen Tragteilen, 1869 eines für weitere Verbesserungen an diesem. Aber auch auf anderen Gebieten bewies Schifkorn seine technischen Fähigkeiten: 1859 führte er im Rahmen seines Dienstes die Aufsehen erregende Verlegung eines Unterseekabels entlang der dalmatinischen Küste von Triest nach Venedig durch. 1871 erhielt er ein Privileg für die Verbesserung der Papierführung des Morse-Telegraphen-Schreibapparats, 1877 ein weiteres für das von ihm entwickelte Etuischloß. Für seine Erfindungen wurde er bei mehreren internationalen Ausstellungen ausgezeichnet.<ref name="ÖBL" />
1853 erhielt er ein Privileg auf ein neues Brückensystem mit gusseisernen und schmiedeeisernen Tragteilen, 1869 eines für weitere Verbesserungen an diesem. Aber auch auf anderen Gebieten bewies Schifkorn seine technischen Fähigkeiten: 1859 führte er im Rahmen seines Dienstes die Aufsehen erregende Verlegung eines Unterseekabels entlang der dalmatinischen Küste von Triest nach Venedig durch. 1871 erhielt er ein Privileg für die Verbesserung der Papierführung des Morse-Telegraphen-Schreibapparats, 1877 ein weiteres für das von ihm entwickelte Etuischloß. Für seine Erfindungen wurde er bei mehreren internationalen Ausstellungen ausgezeichnet.<ref name="ÖBL" />
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Mit der Entwicklung seines Brückenbausystems, das die Fachwelt anfangs fälschlicherweise teilweise enthusiastisch begrüßte, fand er vorerst größte Anerkennung. 1856–68 entstanden 116 Eisenbahnbrücken für die österreichischen Bahnen nach seinem System sowie seinen Berechnungen und Plänen. Er stand sogar schon in Verhandlungen mit England und den USA zwecks Übernahme seines Brückensystems, als durch den 1868 erfolgten [[Eisenbahnunfall bei Czernowitz|Einsturz der Brücke über den Pruth]] bei Czernowitz deren Konstruktionsfehler bekannt wurden, was zum Austausch sämtlicher genannten Brücken bis 1894 führte,<ref name="ÖBL" /> da diese statisch überbestimmt und durch seitliche Verschiebungen der Knotenpunkte einsturzgefährdet waren.<ref name="Pottgießer">Hans Pottgießer: [http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-0348-6662-0_25#page-1 Die Pruth-Brücke bei Czernowitz nach dem System Schifkorn.]</ref>
Mit der Entwicklung seines Brückenbausystems, das die Fachwelt anfangs fälschlicherweise teilweise enthusiastisch begrüßte, fand er vorerst größte Anerkennung. 1856–68 entstanden 116 Eisenbahnbrücken für die österreichischen Bahnen nach seinem System sowie seinen Berechnungen und Plänen. Er stand sogar schon in Verhandlungen mit England und den USA zwecks Übernahme seines Brückensystems, als durch den 1868 erfolgten [[Eisenbahnunfall bei Czernowitz|Einsturz der Brücke über den Pruth]] bei Czernowitz deren Konstruktionsfehler bekannt wurden, was zum Austausch sämtlicher genannten Brücken bis 1894 führte,<ref name="ÖBL" /> da diese statisch überbestimmt und durch seitliche Verschiebungen der Knotenpunkte einsturzgefährdet waren.<ref name="Pottgießer">Hans Pottgießer: ''Die Pruth-Brücke bei Czernowitz nach dem System Schifkorn.'' In: ''Eisenbahnbrücken aus zwei Jahrhunderten.'' Birkhäuser, Basel 1985, S.&nbsp;163–165, {{doi|10.1007/978-3-0348-6662-0_25}}</ref>


= Schifkorn-Brücken =
= Schifkorn-Brücken =

Version vom 11. Dezember 2016, 01:07 Uhr

Rudolf Schifkorn (* Bruck an der Mur am 19. Januar 1817; † Wien am 16. März 1882) war ein österreichischer Techniker.

Leben und Wirken

Rudolf Schifkorn war ein Sohn des Maximilian Schifkorn, eines Kaufmanns, Beamten und Inhabers eines Knabenpensionats in Graz, und dessen zweiter Gattin, Sophia, geb. von Huber. Er besuchte 1823–30 die Musterhauptschule in Graz, ging 1831 bei einem Galanterietischler in die Lehre und absolvierte ein technisches Studium in England. Von dort dürfte er mit dem englischen Konstrukteur der Budapester Kettenbrücke als Assistent bei deren Ausführung (1839–45) wieder auf den Kontinent gekommen sein. 1850 wurde er durch das Ministerium für Handel und öffentliche Bauten zum Ingenieurs-Assistenten 2. Klasse ernannt, 1851 bei der österreichischen Post eingestellt und zum Werkführer der Telegraphenwerkstätte Wien ernannt. Diesen Posten bekleidete Schiffkorn bis zur Auflösung derselben 1872.[1]

1853 erhielt er ein Privileg auf ein neues Brückensystem mit gusseisernen und schmiedeeisernen Tragteilen, 1869 eines für weitere Verbesserungen an diesem. Aber auch auf anderen Gebieten bewies Schifkorn seine technischen Fähigkeiten: 1859 führte er im Rahmen seines Dienstes die Aufsehen erregende Verlegung eines Unterseekabels entlang der dalmatinischen Küste von Triest nach Venedig durch. 1871 erhielt er ein Privileg für die Verbesserung der Papierführung des Morse-Telegraphen-Schreibapparats, 1877 ein weiteres für das von ihm entwickelte Etuischloß. Für seine Erfindungen wurde er bei mehreren internationalen Ausstellungen ausgezeichnet.[1]

Brückeneinsturz bei Czernowitz

Mit der Entwicklung seines Brückenbausystems, das die Fachwelt anfangs fälschlicherweise teilweise enthusiastisch begrüßte, fand er vorerst größte Anerkennung. 1856–68 entstanden 116 Eisenbahnbrücken für die österreichischen Bahnen nach seinem System sowie seinen Berechnungen und Plänen. Er stand sogar schon in Verhandlungen mit England und den USA zwecks Übernahme seines Brückensystems, als durch den 1868 erfolgten Einsturz der Brücke über den Pruth bei Czernowitz deren Konstruktionsfehler bekannt wurden, was zum Austausch sämtlicher genannten Brücken bis 1894 führte,[1] da diese statisch überbestimmt und durch seitliche Verschiebungen der Knotenpunkte einsturzgefährdet waren.[2]

Schifkorn-Brücken

Schifkorn-Brücke über den Pruth

Die Eisenbahnbrücke über den Fluss Iser im Netz der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn zwischen Turnov und Železný Brod war 1857 die erste nach dem System Schifkorn erbaute Brücke.[3] Drei Brücken der selben Bauweise an der Böhmischen Westbahn von Prag nach Furth im Wald wurden 1860 bis 1862 errichtet. Im Jahr 1872 gab es zusammengezählt bereits um die 110 Schifkorn-Brücken mit 180 Trägern.[2]

Die Schifkorn-Träger waren eine Nachbildung der Howeschen Fachwerträger mit hölzernen gekreuzten Druckstreben und künstlich angespannten Vertikalstäben aus Eisen. Die gusseisernen Streben sowie der gusseiserne Obergurt bestanden aus kurzen, von Knotenpunkt zu Knotenpunkt reichenden Stücken, die sich gegen runde oder eckige Querbolzen stützen. Die einzelnen Stücke des Obergurtes wurden durch durchgehende schmiedeeiserne Längsschienen, die an den Endständern anzuspannen waren, zusammengehalten.[4]

Höhere Träger mit vierfacher Teilungszahl erhielten einen die mittleren Knotenpunkte verbindenden, ebenfalls aus Spannschienen bestehenden Mittelgurt. Der Untergurt sowie die vertikalen Rundeisenstangen waren aus Schmiedeeisen. Jeder Träger bestand aus zwei bis vier, durch die gemeinsamen Querbolzen verbundenen Wänden. Die Brücken konnten, da keine Nieten benötigt wurden, schnell aufgebaut werden, so dass in den 1860er Jahren für die österreichischen Eisenbahnen viele Schifkorn-Brücken errichtet wurden. Nachdem ihre Konstruktionsfehler bekannt wurden, wurden alle Schifkorn-Brücken abgerissen und durch neue eiserne Brücken ersetzt.[4]

Weiterführende Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c R. Keimel: Schifkorn, Rudolf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 128.
  2. a b Hans Pottgießer: Die Pruth-Brücke bei Czernowitz nach dem System Schifkorn. In: Eisenbahnbrücken aus zwei Jahrhunderten. Birkhäuser, Basel 1985, S. 163–165, doi:10.1007/978-3-0348-6662-0_25
  3. Die Eisenbahnbrücke über den Fluss Jizera (Iser) - Gemeinde Rakousy.
  4. a b Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 693.