„Einflusslinie“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Einflusslinie.svg|mini|'''Einflusslinien''' <math>\eta_M</math> und <math>\eta_Q</math> auf das Biegemoment <math>M</math> bzw. auf die Querkraft <math>Q</math> an der Schnittstelle <math>s</math> des Einfeldträgers unter einer rechts-links-verschieblichen Belastung <math>F_z</math> am Ort <math>b</math><ref>E. Pestel: Technische Mechanik Teil 1 Statik, BI-Hochschultaschenbücher Band 205, 1969, Abschn. ''Innere Kräfte''</ref>]]
[[Datei:Einflusslinie.svg|mini|'''Einflusslinien''' <math>\eta_M</math> und <math>\eta_Q</math> auf das Biegemoment <math>M</math> bzw. auf die Querkraft <math>Q</math> an der Schnittstelle <math>s</math> des Einfeldträgers unter einer rechts-links-verschieblichen Belastung <math>F_z</math> am Ort <math>b</math><ref>E. Pestel: Technische Mechanik Teil 1 Statik, BI-Hochschultaschenbücher Band 205, 1969, Abschn. ''Innere Kräfte''</ref>]]
Eine '''Einflusslinie''' ist in der [[Statik (Mechanik)|Statik]],insbesondere in der [[Baustatik]], eine mathematisch durch die '''Einflussfunktion''' (s. u.) beschreibbare Kurve, die den Einfluss einer am variablen Ort angreifenden [[Belastung (Physik)|Belastung]] eines Tragwerks (Kraft, Moment) auf eine am festen Ort auftretende statische Zustandsgröße (Schnittreaktion, Lagereaktion, Verschiebung, Verdrehung) in übersichtlicher, normierter Form zeigt.<ref>Fritz Stüssi: ''Baustatik I'', [[Birkhäuser Verlag]], 1971, Seite 86</ref><ref>[http://www.sd.ruhr-uni-bochum.de/downloads/kapitel_7.pdf Vorlesungsskript Ruhr-Universität Bochum, Abschnitt 7.2 Merkmale von Einflusslinien]</ref>
Eine '''Einflusslinie'''<ref name="[[Taschenbuch_für_den_Maschinenbau]]" /> ist in der [[Statik (Mechanik)|Statik]], insbesondere in der [[Baustatik]], eine mathematisch durch die '''Einflussfunktion''' (s. u.) beschreibbare Kurve. Die Einflusslinie einer Kraft- oder Verschiebungsgröße ist die Linie, die den Einfluss einer am variablen Ort angreifenden [[Belastung (Physik)|Belastung]] eines Tragwerks (Kraft, Moment, Winkeländerung, Relvativerschiebung) auf eine am festen Ort auftretende statische Zustandsgröße (Schnittreaktion, Lagereaktion, Verschiebung, Verdrehung) in übersichtlicher, normierter Form zeigt.<ref>Fritz Stüssi: ''Baustatik I'', [[Birkhäuser Verlag]], 1971, Seite 86</ref><ref>[http://www.sd.ruhr-uni-bochum.de/downloads/kapitel_7.pdf Vorlesungsskript Ruhr-Universität Bochum, Abschnitt 7.2 Merkmale von Einflusslinien]</ref>
Sie dient (unter anderem) bei mehreren möglichen Belastungsfällen der effizienten Bestimmung der Belastung die zu einer maximalen (bzw. minimalen) Schnittgröße ([[Normalkraft|N]], [[Querkraft|V]], [[Biegemoment|M]]) führt für eine bestimmten Postition x<sub>Bemessungsstelle</sub> Eine Einflusslinie sagt nicht nur aus ob eine Last günstig (entlastend) oder ungünstig(belastend) wirkt, sondern auch wie groß der quantitative Einfluss einer Last die an einem Punkt x<sub>Belastung</sub> auf die zu suchende Schnittgröße an der Stelle x<sub>Bemessungsstelle</sub> ist.
Mit Hilfe von Einflusslinien lässt sich z.B. zeigen, wie ein über eine [[Brücke]] rollendes Fahrzeug die [[Reaktionskraft]] eines [[Brückenlager]]s oder die [[Schnittreaktion]]en an irgendeiner [[Schnittprinzip|Stelle]] des Brückenbalkens stetig ändert bzw. ''beeinflusst''. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Einflusslinien <math>\eta_M</math> und <math>\eta_Q</math> für den ''Einfluss'' einer rechts-links-verschieblichen [[Belastung (Physik)|Last]] <math>F_z</math> am Belastungsort <math>b</math> auf die Schnittreaktionen [[Biegemoment]] bzw. [[Querkraft]] an der Stelle <math>s</math> eines statisch bestimmt gelagerten Balkens. Beide Einflusslinien sind [[lineare Funktion]]en über die Balkenlänge, was aber nur bei statisch bestimmten Systemen gilt.<ref>Fritz Stüssi: ''Baustatik I'', [[Birkhäuser Verlag]], 1971, Seite 94</ref> <ref>COSMiQ Die Wissenscomunity: [http://www.cosmiq.de/qa/show/1600428/Was-ist-eine-Einflusslinie/ Was ist eine Einflusslininie?]: „Die Einflusslinien von statisch bestimmten Tragwerken sind stets Geraden, bei statisch unbestimmten Tragwerken ähneln sie dagegen Biegelinien.“</ref>


Mit Hilfe von Einflusslinien lässt sich z.B. zeigen, wie ein über eine [[Brücke]] rollendes Fahrzeug die [[Reaktionskraft]] eines [[Brückenlager]]s oder die [[Schnittreaktion]]en an irgendeiner [[Schnittprinzip|Stelle]] des Brückenbalkens stetig ändert bzw. ''beeinflusst''. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Einflusslinien <math>\eta_M</math> und <math>\eta_Q</math> für den ''Einfluss'' einer rechts-links-verschieblichen [[Belastung (Physik)|Last]] <math>F_z</math> am Belastungsort <math>b</math> auf die Schnittreaktionen [[Biegemoment]] bzw. [[Querkraft]] an der Stelle <math>s</math> eines statisch bestimmt gelagerten Balkens. Bei statisch bestimmten Systemen sind die Einflusslinien für Kraftgrößen stückweise [[lineare Funktion]]en über die Balkenlänge<ref>Fritz Stüssi: ''Baustatik I'', [[Birkhäuser Verlag]], 1971, Seite 94</ref> <ref>COSMiQ Die Wissenscomunity: [http://www.cosmiq.de/qa/show/1600428/Was-ist-eine-Einflusslinie/ Was ist eine Einflusslininie?]: „Die Einflusslinien von statisch bestimmten Tragwerken sind stets Geraden, bei statisch unbestimmten Tragwerken ähneln sie dagegen Biegelinien.“</ref>
Statische Tragwerke mit wandernden Belastungen kommen seltener vor als solche mit ortsfesten. Die für den ortsfesten Fall definierten [[Zustandslinie|Zustandslinien]] (auch Schnittgrößenlinien) stellen den Verlauf einer Beanspruchung (Zustand) längs eines Bauteils bei ortsfester Belastung dar. Zustandslinien haben mit Einflusslinien nur die einen variablen Ort kennzeichnende Abszisse gemeinsam:

* Einflusslinie: Abhängigkeit einer statischen Größe an einem bestimmten Ort vom variablen Ort der belastenden Größe;
== Vergleich mit [[Zustandslinie]]n ==
* Zustandslinie: Schnittgrößenverlauf längs eines Bauteils infolge einer ortsfesten (und zeitlich konstanten) Belastung.
[[Datei:EinflusslinieZustandslinieRelief.svg|mini|350px|'''Zustands- und Einfluss&shy;linien'''.
Innere Querkraft <math>Q</math> in einem mit einer äußeren Querkraft belasteten Einfeldträger, dargestellt über der ''b-s''-Ebene. Die Linien ''b''=konst sind ''Zustandslinien'', die Linien ''s''=konst sind (mit der Belastungskraft multiplizierte) ''Einflusslinien''.]]
{{Hauptartikel|Zustandslinie}}
Die meisten statischen Tragwerke im Hochbau werden mit wanderden Belastungen (z.B. Fussgänger, Zwischenwände<!--Zwischenwände werden in der Lebenszeit eines Tragwerkes meistens mehrfach verschoben-->) belastet<ref name="Hochbau">[[Nutzlast_(Bauwesen)#Hochbauten]]</ref>, dies wird in der [[statische Berechnung|statischen Berechnung]] aus pragmatischen Gründen jedoch oftmals als ortsfesten fläche Belastung (z.B.Menschengedränge, Zwischenwandzuschlag) und einzelnen Einzellasten (z.B. Tressor/Bücherregal, lokaler Winddruck gemäß Eurocode) an der statisch ungünstigsten Stelle abgebildet<ref name="Hochbau" />.
Für jeden jeweils ortsfesten Lastfall definierten [[Zustandslinie|Zustandslinien]] (auch Schnittgrößenlinien) den Verlauf einer Beanspruchung (Zustand) längs eines Bauteils. Zustandslinien haben mit Einflusslinien nur die einen variablen Ort kennzeichnende Abszisse gemeinsam:
* Einflusslinie: Abhängigkeit einer statischen Größe an einem bestimmten Ort (z.B. Stoß von zwei Träger) vom variablen Ort der belastenden Größe;
* Zustandslinie: Schnittgrößenverlauf längs eines Bauteils infolge einer für den Lastfall als ortsfest betrachtete Belastung (Auto an einem bestimmen Punkt).


Zur Arbeit mit Einflusslinien sind prinzipiell keine zusätzlichen Kenntnisse als zur Ermittlung des Bauteilzustandes (innere Größen) bei vorgebener unveränderter Belastung erforderlich.<ref>[[Uni Siegen]]: Vorlesungsmanuskript Baustatik, Kapitel 7 Einflusslinien (PDF) [http://www.bau.uni-siegen.de/subdomains/baustatik/lehre/bst/unterlagen_unvertieft/ 7.2 Definition der Einflusslinien]: „Zur Bestimmung der Einflusslinien können prinzipiell alle bereits erlernten Methoden für die Ermittlung einer Zustandslinie verwendet werden.“</ref>
Zur Arbeit mit Einflusslinien sind prinzipiell keine zusätzlichen Kenntnisse als zur Ermittlung des Bauteilzustandes (innere Größen) bei vorgebener unveränderter Belastung erforderlich.<ref>[[Uni Siegen]]: Vorlesungsmanuskript Baustatik, Kapitel 7 Einflusslinien (PDF) [http://www.bau.uni-siegen.de/subdomains/baustatik/lehre/bst/unterlagen_unvertieft/ 7.2 Definition der Einflusslinien]: „Zur Bestimmung der Einflusslinien können prinzipiell alle bereits erlernten Methoden für die Ermittlung einer Zustandslinie verwendet werden.“</ref>


Mit Hilfe einer Einflusslinie kann der Einfluss sowohl auf eine ortsfeste Kraft- als auch auf eine Weggröße<ref>Im Vergleich zur [[Kinematik]] sind Weggrößen in der Statik sehr klein. Es handelt sich i.d.R. nur um durch [[elastisch]]e [[Verformung]] der Bauteile entstehende Verschiebungen.</ref> dargestellt werden.
Mit Hilfe einer Einflusslinie kann der Einfluss sowohl auf eine ortsfeste Kraft- als auch auf eine Weggröße<ref group="A">Im Vergleich zur [[Kinematik]] sind Weggrößen in der Statik sehr klein. Es handelt sich oftmals nur um durch [[Elastizität (Physik)|elastisch]]e [[Verformung]] der Bauteile entstehende Verschiebungen.</ref> dargestellt werden.

{| class="wikitable float-right"
|+ Tabelle 1: Vergleich Zustandlinie - Einflusslinie
|-
|
| [[Zustandslinie]]n
| [[Einflusslinie]]n
|-
|-
| Ort der Belastung:
| ortsfest<ref name="meskouris2009statik"/>:<br/>(zuvor definiert, für den [[Lastfall|LF]] konstant)
| variabeler Angriffspunkt<ref name="meskouris2009statik"/>:<br/>(dort wo die Linie aufgetragen wird)
|-
| Ort der Beanspruchung:
| variabel:<br/>(dort wo die Linie aufgetragen wird<ref name="meskouris2009statik"/>)
| ortsfest:<br/>(bestimmter Punkt<ref name="meskouris2009statik"/>)
|}
Eine Einflusslinie ist wie eine [[Zustandslinie]] eine Funktion in Abhängigkeit der Stabachsenkoordinate x, Einflusslinien unterscheiden sich aber wesentlich von Zustandslinien.<ref name="meskouris2009statik">{{Literatur|Titel=Statik der Stabtragwerke: Einführung in die Tragwerkslehre|Autor=Konstantin Meskouris und Erwin Hake|Jahr=2009|Verlag=Springer-Verlag|ISBN=978-3-540-88993-9|DOI=10.1007/978-3-540-88993-9|ISSN=0937-7433|Online=https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-540-88993-9}}</ref> Während Zustandslinien nur für einen bestimmten [[Lastfall|Lastfall (LF)]] gelten, sind Einflusslinien universelle für beliebige Belastungen auswertbar. Einflusslinien werden in der Regel dafür angewandt, wenn man etwas an einer bestimmten Stelle Dimensionieren will. Beispiel hierfür wäre ein [[Stoß|Montagestoß]] oder eine [[Auflagerreaktion]].


== Die Einflussfunktion ==
== Die Einflussfunktion ==
Die Einflussfunktion <math>\eta_Z(b,s)</math>, welche die Einflusslinie analytisch formuliert, ist gleich der am festen (Schnitt-)Ort <math>s</math> auftretenden Zustandsgröße <math>Z(b,s)</math>, dividiert durch die Belastung <math>B</math> am Ort <math>b</math>. Der veränderliche Belastungsort <math>b</math> und der feste Ort <math>s</math> der untersuchten Zustandsgröße <math>Z</math> sind die Variable bzw. der Parameter der Einflusslinie. Ihre Ordinate hat die Dimension der ortsfesten Zustandsgröße <math>Z</math>, dividiert durch die Dimension der ortsveränderlichen Belastung <math>B</math>.<ref>Bei Belastung durch eine Kraft hat die einer Lager- oder einer Schnittkraft (einem Schnittmoment) zugeordnete Einflussfunktion die Dimension eins (Länge); vgl. Siegfried Wetzel: [http://www.swetzel.ch/ing/einfluss/einfluss.html Die Einflusslinie, ein Arbeitsmittel bei Festigkeits- und Verformungsuntersuchungen in der Baustatik] </ref>
Die Einflussfunktion <math>\eta_Z(b,s=const)</math><!--Bei Zustandlinien schreibe ich auch nicht dass der Ort der Belastung konstant ist (b=const) Ich würde s ganz streichen.-->, welche die Einflusslinie analytisch oder numerisch<!--Heutzutage rechntet jedes Progamm fast nur numerisch--> formuliert, ist gleich der am festen (Schnitt-)Ort <math>s</math> auftretenden Zustandsgröße <math>Z(b,s=const)</math>, dividiert durch die Belastung <math>B</math> am Ort <math>b</math>.<ref>{{Internetquelle |autor=Ruhr-Universität Bochum - Lehrstuhl für Statik und Dynamik |url=http://www.sd.ruhr-uni-bochum.de/downloads/kapitel_7.pdf|titel=Einflusslinien |hrsg=Ruhr-Universität Bochum - Lehrstuhl für Statik und Dynamik |datum=2011-11-21 |seiten=79-87 |zugriff=2017-04-16 |format=PDF}}</ref><ref>{{Internetquelle|autor=Universität Siegen - Lehrstuhl für Baustatik|url=http://www.bau.uni-siegen.de/subdomains/baustatik/lehre/bst/unterlagen_unvertieft/einflusslinien/el_berechnungshinweise.pdf|titel=Einflusslinien (Berechnungshinweise)|hrsg=Universität Siegen - Lehrstuhl für Baustatik|datum=2008-04-08|zugriff=2017-04-16 |format=PDF}}</ref> Der veränderliche Belastungsort <math>b</math> und der feste Ort <math>s</math> der untersuchten Zustandsgröße <math>Z</math> sind die Variable bzw. der Parameter der Einflusslinie. Ihre Ordinate hat die Dimension der ortsfesten Zustandsgröße <math>Z</math>, dividiert durch die Dimension der ortsveränderlichen Belastung <math>B</math>.<ref>Bei Belastung durch eine Kraft hat die einer Lager- oder einer Schnittkraft (einem Schnittmoment) zugeordnete Einflussfunktion die Dimension eins (Länge); vgl. Siegfried Wetzel: [http://www.swetzel.ch/ing/einfluss/einfluss.html Die Einflusslinie, ein Arbeitsmittel bei Festigkeits- und Verformungsuntersuchungen in der Baustatik]</ref>
Da <math>Z(b,s)</math> proportional <math>B</math> ist, kann man bei der Herleitung der Einflussfunktion <math>\eta_Z(b,s)=\frac{Z(b,s)}{B}</math> - statt einen willkürlichen Belastungswert <math>B</math> anzunehmen, durch den schließlich dividiert wird - eine Einheitsbelastung <math>B=1</math> ansetzen, was die Division erübrigt. Entsprechend gilt die gleichwertige Definition: Die Einflussfunktion <math>\eta_Z(b,s)</math> ist gleich der am festen Ort <math>s</math> auftretenden Zustandsgröße <math>Z(b,s)</math> infolge einer am variablen Ort <math>b</math> angreifenden Einheitsbelastung.
Da <math>Z(b,s=const)</math> proportional <math>B</math> ist, kann man bei der Herleitung der Einflussfunktion <math>\eta_Z(b,s=const)=\frac{Z(b,s=const)}{B}</math> - statt einen willkürlichen Belastungswert <math>B</math> annehmen, durch den schließlich dividiert wird - eine Einheitsbelastung<ref name="[[Taschenbuch_für_den_Maschinenbau]]">{{Literatur|Titel=[[Taschenbuch_für_den_Maschinenbau|Dubbel – Taschenbuch für den Maschinenbau]]|Hrsg=Karl-Heinrich Dubbel, Jörg Feldhusen|ISBN=978-3-642-17305-9| Auflage=23., aktualisierte und erweiterte | Verlag=Springer | Ort=Berlin/Heidelberg | Datum=2011 |DOI=10.1007/978-3-642-38891-0}}</ref> <math>B=1</math> ansetzen, was die Division erübrigt<!--Voriger Satz bitte besser formulieren-->. Entsprechend gilt die gleichwertige Definition: Die Einflussfunktion <math>\eta_Z(b,s)</math> ist gleich der am festen Ort <math>s</math> auftretenden Zustandsgröße <math>Z(b,s=const)</math> infolge einer am variablen Ort <math>b</math> angreifenden Einheitsbelastung. Da es physikalisch nicht korrekt ist eine Belastung gleich eins zu setzten<!--mathematisch schon-->, wird die Belastung manchmal auch in Einheiten eingesetzt (z.B. 1k[[Newton_(Einheit)|N]]).


Als besonders vorteilhaft erweisen sich Einflusslinien, wenn die Zustandsgröße für eine ''Gruppe'' von Kräften ermittelt werden soll. Wenn z. B. das Reaktionsmoment <math>M</math> an der Stelle <math>s</math> unter der Belastung der Kräfte <math>F_1</math> und <math>F_2</math> bei <math>b_1</math> bzw. <math>b_2</math> ermittelt werden soll, erhält man mit dem Überlagerungssatz <math>M(s)=F_1\eta_M(b_1,s)+F_2\eta_M(b_2,s)</math>.
Als besonders vorteilhaft erweisen sich Einflusslinien, wenn die Zustandsgröße für eine ''Gruppe'' von Kräften ermittelt werden soll. Wenn z. B. das Reaktionsmoment <math>M</math> an der Stelle <math>s</math> unter der Belastung der Kräfte <math>F_1</math> und <math>F_2</math> bei <math>b_1</math> bzw. <math>b_2</math> ermittelt werden soll, erhält man mit dem Überlagerungssatz <math>M(x=s)=F_1\eta_M(b_1,s)+F_2\eta_M(b_2,s)</math>.


Mit derselben Einflussfunktion kann auch eine Streckenlast <math>q(x)</math> erfasst werden. Der Kraftbeitrag <math>q(x)\text{d}x</math> längs des Wegelements <math>\text{d}x</math> erzeugt bei <math>s</math> den Momentenbeitrag <math>\text{d}M=q(x)\text{d}x\cdot\eta_M(x,s)</math>. Das Moment der gesamten Streckenlast ist gleich dem Integral von <math>\text{d}M</math> über die Länge der Streckenlast.
Mit derselben Einflussfunktion kann auch eine Streckenlast <math>q(x)</math> erfasst werden. Der Kraftbeitrag <math>q(x)\text{d}x</math> längs des Wegelements <math>\text{d}x</math> erzeugt bei <math>s</math> den Momentenbeitrag <math>\text{d}M=q(x)\text{d}x\cdot\eta_M(x,s)</math>. Das Moment der gesamten Streckenlast ist gleich dem Integral von <math>\text{d}M</math> über die Länge der Streckenlast.


Die in der Einleitung (abgrenzend gegen die Einflusslinie) erläuterte ''Zustandslinie'' ist der [[Funktionsgraph|Graph]] der Funktion <math>Z(b,s)</math>, wenn man den Angriffsort <math>b</math> der Belastung als festen Parameter und die Schnittstelle <math>s</math> als Variable behandelt. Die Zeichnung rechts illustriert den Zusammenhang von Zustands- und Einflusslinien für die Querkraft <math>Q</math> (dicke Linien) am Beispiel des oben abgebildeten Trägers (Bezeichnungen wie dort). [[Datei:EinflusslinieZustandslinieRelief.svg|mini|350px|'''Zustands- und Einfluss&shy;linien'''.
Die in der Einleitung (abgrenzend gegen die Einflusslinie) erläuterte ''Zustandslinie'' ist der [[Funktionsgraph|Graph]] der Funktion <math>Z(b,s)</math>, wenn man den Angriffsort <math>b</math> der Belastung als festen Parameter und die Schnittstelle <math>s</math> als Variable behandelt. Die Zeichnung rechts illustriert den Zusammenhang von Zustands- und Einflusslinien für die Querkraft <math>Q</math> (dicke Linien) am Beispiel des oben abgebildeten Trägers (Bezeichnungen wie dort).

Innere Querkraft <math>Q</math> in einem mit einer äußeren Querkraft belasteten Einfeldträger, dargestellt über der ''b-s''-Ebene. Die Linien ''b''=konst sind ''Zustandslinien'', die Linien ''s''=konst sind (mit der Belastungskraft multiplizierte) ''Einflusslinien''.]]
== Berechnung ==
=== Satz von Betti ===
[[Datei:2StaticLoadings.svg|mini|2Belastungen]]
[[Datei:2StaticLoadings_F_before_P.svg|mini|'''System 1:''' zuerst wird an der linken, dann an der rechten Stelle belastet]]
[[Datei:2StaticLoadings_j_before_i.svg|mini|'''System 2:''' zuerst wird an der rechten, dann an der linken Stelle belastet]]
[[Datei:2StaticLoadings_both.svg|mini|2 Belastungen mit jeweiligen Durchbiegungen]]

Sowohl für die Einflusslinien von Weggrößen, als auch für die Einflusslinie von Schnittgrößen bei [[statische Bestimmtheit|statisch unbestimmten Systemen]] sind Reziprozitätstheoreme<ref name="kurrer2002geschichte">{{Literatur |Autor=Karl-Eugen Kurrer |Titel=Geschichte der Baustatik |Verlag=John Wiley & Sons |Ort=Berlin |Datum=2002 |ISBN=3-433-01641-0 |Seiten=462|Umfang=539|Online={{Google Buch | BuchID=s7QBCk7EFn4C | Hervorhebung=Reziprozitätstheorem|Seite=462}}}}
</ref><ref>{{Literatur |Autor=Karl-Eugen Kurrer |Titel=Geschichte der Baustatik: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht |Auflage=2.,stark erweiterte |Verlag=John Wiley & Sons |Ort=Berlin |Datum=2016 |ISBN=978-3-433-03134-6 |Seiten=518, 523, 948, 962, 1015, 1161|Umfang=1188|Online=
{{Google Buch | BuchID=iNFkCwAAQBAJ |Seite=948| Hervorhebung=Reziprozitätstheorem}}
}}
</ref><ref name="gross2016bruchmechanik">{{Literatur|Titel=Bruchmechanik: mit einer Einführung in die Mikromechanik|Autor=Dietmar Gross, Thomas Seelig|Datum=2016|Auflage=6.,erweiterte |Verlag=Springer-Verlag|Ort=Berlin Heidelberg|ISBN=978-3-662-46737-4|DOI=10.1007/978-3-662-46737-4|Seiten=32|Umfang=370|Online=[https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-46737-4 springer.com]; {{Google Buch | BuchID=ApoqDAAAQBAJ | Band=6 | Seite=32 | Hervorhebung=Reziprozitätstheorem}}}}</ref> eine wesentliche Grundlage.<ref name="pichler2017baustatik">*{{Literatur |Autor=Bernhard Pichler, Josef Eberhardsteiner |Verlag=TU Verlag|Hrsg=E202 Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen - Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien - 1040 Wien, Karlsplatz 13/202 |Titel=''Baustatik VO'' – ''LVA-Nr 202.065'' |Auflage=SS 2017 |Ort=Wien |Datum=2017 |ISBN=978-3-903024-41-0 |Kapitel=12.6 ''Einflusslinien'' in 12 ''Schnittgrößenermittlung'' in Teil II ''Statisch bestimmte Stabtragwerke''|Online=http://shop.tuverlag.at/de/baustatik-vo?info=74|Umfang=516&#8239;Seiten|Seiten=183-193}}<br/>*{{Literatur |Autor=Bernhard Pichler, Josef Eberhardsteiner |Verlag=TU Verlag|Hrsg=E202 Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen - Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien - 1040 Wien, Karlsplatz 13/202 |Titel=''Baustatik VO'' – ''LVA-Nr 202.065'' |Auflage=SS 2017 |Ort=Wien |Datum=2017 |ISBN=978-3-903024-41-0 |Kapitel=23 ''Reziprozitätstheoreme als Grundlage für Einflusslinien''|Online=http://shop.tuverlag.at/de/baustatik-vo?info=74|Umfang=516&#8239;Seiten|Seiten=423-443}}</ref>

Bei rein linear [[Elastizität (Physik)|elastischen]] Materialverhalten, sind Verformungen nicht von der Belastungsgeschichte abhängig, sondern nur aktuellen [[Belastung (Physik)|Belastung]] abhängig. Da die bei rein elastischen Materialverhalten sämtliche geleistete [[Arbeit (Physik)|Arbeit]] im Sinne von Deformationsenergien rückgewinnbar ist, muss die geleistete Arbeit unabhängig davon sein, in welcher Reihenfolge die Belastungen aufgebracht wurden.

Betrachten wir '''System 1''', wie im Bild rechts dargestellt: Dort wird zuerst F an der Stelle i und dann P an der Stelle j aufgebracht, hier ist bei linearer Elastizität die geleistete Arbeit der äußeren Kräfte:
:<math>A^{(a)}_1=F^{(i)}\cdot\left(\frac{\delta_{ii}}2+\delta_{ij}\right)+P^{(j)}\cdot\left(\frac{\delta_{jj}}2\right)</math><ref name="pichler2017baustatik" />

In '''System 2''', wird zuerst an der Stelle j mit der Last P und anschließend mit der Last F an der linken Stelle belastet, wie im Bild rechts dargestellt. Unter Annahme der linearen Elastizität ist die Arbeit der äußeren Kräfte somit:
:<math>A^{(a)}_2=F^{(i)}\cdot\left(\frac{\delta_{ii}}2\right)+P^{(j)}\cdot\left(\delta_{ji}+\frac{\delta_{jj}}2\right)</math><ref name="pichler2017baustatik" />

Da die geleistete Arbeit unabhänig vom Belastungsverlauf, also wegunahänig ist, folgt:
:<math>A^{(a)}_1=A^{(a)}_2</math><ref name="dinkler2011einflusslinie" />
somit folgt der <!--Weiterleitung daher fett-->'''Satz von Betti'''<!--Weiterleitung daher fett--><ref name="pichler2017baustatik" />:
:<math>F^{(i)}\cdot\delta_{ij}=P^{(j)}\cdot\delta_{ji}</math><ref name="dinkler2011einflusslinie">{{Literatur|Titel=Einflusslinien für Weggrößen|Autor=Dieter Dinkler|Sammelwerk=Grundlagen der Baustatik|Seiten=172-178|Datum=2016|Verlag=Springer|Online=https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-13850-9_12|DOI=10.1007/978-3-658-13850-9_12|ISBN=978-3-658-13850-9}}</ref>

Der Satz von Betti gilt für beliebige Belastungen, das heißt F und P stehen nur nicht für Kräfte, wie in diesem Fall sondern gelten für alle Kräftgrößen, wie zum Beispiel auch Momente.<ref name="dinkler2011einflusslinie" /> Hier ist anzumerken, dass dann die Weggrößen δ nicht nur für Verschiebungen, sondern für Weggrößen beliebiger Art sind unter anderem auch Verdrehungen Hieraus folgen folgende Formulierungen:
:<math>F^{(i)}\cdot u_{ij}=F^{(j)}\cdot u_{ji}</math><ref name="pichler2017baustatik" />
:<math>F^{(i)}\cdot u_{ij}=M^{(j)}\cdot\varphi_{ji}</math><ref name="dinkler2011einflusslinie" /><ref name="dinkler2014einflusslinien">{{Literatur|Titel=Einflusslinien statisch unbestimmter Systeme|Autor=Dieter Dinkler|Sammelwerk=Grundlagen der Baustatik|Seiten=269-278|Datum=2014|Verlag=Springer|Online=https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-13850-9_19|DOI=10.1007/978-3-658-05172-3_19|ISBN=978-3-658-13850-9}}</ref>
:<math>M^{(i)}\cdot\varphi_{ij}=M^{(j)}\cdot\varphi_{ji}</math>
Man beachte dass der erste Indizes der Weggröße den Ort der Weggröße und der zweite Indizes die Ursache beschreibt. Die Weggröße δ<sub>ij</sub> muss der energetisch konjungierte<ref name="dinkler2011einflusslinie" /> Arbeitspartner der Kraftgröße P<sup>{(j)}</sup> sein.

Spezialisiert man den Satz von Betti für F=1<!--Hier ist es in der Fachliteratur (im Ingenieurwesen) üblich keine Einheit zu verwenden.--> und P=1 folgt der <!--Weiterleitung daher fett-->'''Satz von Maxwell'''<!--Weiterleitung daher fett--><ref name="pichler2017baustatik" />:
:<math>\delta_{ij}=\delta_{ji}</math><ref name="pichler2017baustatik" />
==== Satz von Betti für Einflusslinien ====
Wenn wir an der Bemessungstelle x<sub>i</sub> die Verschiebung zufolge einer Last an einer Belastungsstelle x<sub>j</sub> wissen wollen ist es, mithilfe des Satzes von Maxwell, möglich statt die Last an Belasungsstelle x<sub>j</sub> zu setzen, diese Belastung an die Bemessungstelle x<sub>i</sub> zu setzen und die Verschiebung an der Belastungsstelle x<sub>j</sub> zu bestimmen, da diese ident ist mit der gesuchten Verschiebung.

Diese Analogie wird für die Konstruktion von Einflusslinien von Verschiebungen verwendet indem man eine gedankliche Last F=1 ausschließlich an die Bemessungstelle x<sub>i</sub> setzt mit dieser die Durchbiegungen des Systems bestimmt. Da diese Durchbiegungen δ<sub>ij</sub>, an der Stelle x<sub>i</sub> zufolge einer Einheitslast an der Stelle x<sub>j</sub>, ident sind mit der Durchbiegung δ<sub>ji</sub>, an der Stelle x<sub>j</sub> zufolge einer Einheitslast an der Stelle x<sub>i</sub>, folgt daraus, dass die Durchbiegungen der Einflusslinie für die Durchbiegung an der Stelle x<sub>i</sub>.

=== Einflusslinien für Schnittgrößen bei statisch bestimmten Systemen ===
[[Datei:Normalkrafteinflusslinie.svg|mini|Einflusslinie für die Normalkraft in Punkt b]]
Bei [[statische Bestimmtheit|statisch bestimmten Systemen]] bestehen die Einflusslinien aus stückweise linearen Funktionen.
Die Konstruktion erfolgt in dem man eine energetisch konjugierte (virtuelle) Weggröße aufbringt. Diese ist so zu wählen, dass die Kraftgröße an ihr negative Arbeit leistet.<ref name="pichler2017baustatik" />

== Anmerkung==
<references group="A" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 16. Juni 2017, 20:20 Uhr

Einflusslinien und auf das Biegemoment bzw. auf die Querkraft an der Schnittstelle des Einfeldträgers unter einer rechts-links-verschieblichen Belastung am Ort [1]

Eine Einflusslinie[2] ist in der Statik, insbesondere in der Baustatik, eine mathematisch durch die Einflussfunktion (s. u.) beschreibbare Kurve. Die Einflusslinie einer Kraft- oder Verschiebungsgröße ist die Linie, die den Einfluss einer am variablen Ort angreifenden Belastung eines Tragwerks (Kraft, Moment, Winkeländerung, Relvativerschiebung) auf eine am festen Ort auftretende statische Zustandsgröße (Schnittreaktion, Lagereaktion, Verschiebung, Verdrehung) in übersichtlicher, normierter Form zeigt.[3][4] Sie dient (unter anderem) bei mehreren möglichen Belastungsfällen der effizienten Bestimmung der Belastung die zu einer maximalen (bzw. minimalen) Schnittgröße (N, V, M) führt für eine bestimmten Postition xBemessungsstelle Eine Einflusslinie sagt nicht nur aus ob eine Last günstig (entlastend) oder ungünstig(belastend) wirkt, sondern auch wie groß der quantitative Einfluss einer Last die an einem Punkt xBelastung auf die zu suchende Schnittgröße an der Stelle xBemessungsstelle ist.

Mit Hilfe von Einflusslinien lässt sich z.B. zeigen, wie ein über eine Brücke rollendes Fahrzeug die Reaktionskraft eines Brückenlagers oder die Schnittreaktionen an irgendeiner Stelle des Brückenbalkens stetig ändert bzw. beeinflusst. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Einflusslinien und für den Einfluss einer rechts-links-verschieblichen Last am Belastungsort auf die Schnittreaktionen Biegemoment bzw. Querkraft an der Stelle eines statisch bestimmt gelagerten Balkens. Bei statisch bestimmten Systemen sind die Einflusslinien für Kraftgrößen stückweise lineare Funktionen über die Balkenlänge[5] [6]

Vergleich mit Zustandslinien

Zustands- und Einfluss­linien. Innere Querkraft in einem mit einer äußeren Querkraft belasteten Einfeldträger, dargestellt über der b-s-Ebene. Die Linien b=konst sind Zustandslinien, die Linien s=konst sind (mit der Belastungskraft multiplizierte) Einflusslinien.

Die meisten statischen Tragwerke im Hochbau werden mit wanderden Belastungen (z.B. Fussgänger, Zwischenwände) belastet[7], dies wird in der statischen Berechnung aus pragmatischen Gründen jedoch oftmals als ortsfesten fläche Belastung (z.B.Menschengedränge, Zwischenwandzuschlag) und einzelnen Einzellasten (z.B. Tressor/Bücherregal, lokaler Winddruck gemäß Eurocode) an der statisch ungünstigsten Stelle abgebildet[7]. Für jeden jeweils ortsfesten Lastfall definierten Zustandslinien (auch Schnittgrößenlinien) den Verlauf einer Beanspruchung (Zustand) längs eines Bauteils. Zustandslinien haben mit Einflusslinien nur die einen variablen Ort kennzeichnende Abszisse gemeinsam:

  • Einflusslinie: Abhängigkeit einer statischen Größe an einem bestimmten Ort (z.B. Stoß von zwei Träger) vom variablen Ort der belastenden Größe;
  • Zustandslinie: Schnittgrößenverlauf längs eines Bauteils infolge einer für den Lastfall als ortsfest betrachtete Belastung (Auto an einem bestimmen Punkt).

Zur Arbeit mit Einflusslinien sind prinzipiell keine zusätzlichen Kenntnisse als zur Ermittlung des Bauteilzustandes (innere Größen) bei vorgebener unveränderter Belastung erforderlich.[8]

Mit Hilfe einer Einflusslinie kann der Einfluss sowohl auf eine ortsfeste Kraft- als auch auf eine Weggröße[A 1] dargestellt werden.

Tabelle 1: Vergleich Zustandlinie - Einflusslinie
Zustandslinien Einflusslinien
Ort der Belastung: ortsfest[9]:
(zuvor definiert, für den LF konstant)
variabeler Angriffspunkt[9]:
(dort wo die Linie aufgetragen wird)
Ort der Beanspruchung: variabel:
(dort wo die Linie aufgetragen wird[9])
ortsfest:
(bestimmter Punkt[9])

Eine Einflusslinie ist wie eine Zustandslinie eine Funktion in Abhängigkeit der Stabachsenkoordinate x, Einflusslinien unterscheiden sich aber wesentlich von Zustandslinien.[9] Während Zustandslinien nur für einen bestimmten Lastfall (LF) gelten, sind Einflusslinien universelle für beliebige Belastungen auswertbar. Einflusslinien werden in der Regel dafür angewandt, wenn man etwas an einer bestimmten Stelle Dimensionieren will. Beispiel hierfür wäre ein Montagestoß oder eine Auflagerreaktion.

Die Einflussfunktion

Die Einflussfunktion , welche die Einflusslinie analytisch oder numerisch formuliert, ist gleich der am festen (Schnitt-)Ort auftretenden Zustandsgröße , dividiert durch die Belastung am Ort .[10][11] Der veränderliche Belastungsort und der feste Ort der untersuchten Zustandsgröße sind die Variable bzw. der Parameter der Einflusslinie. Ihre Ordinate hat die Dimension der ortsfesten Zustandsgröße , dividiert durch die Dimension der ortsveränderlichen Belastung .[12]

Da proportional ist, kann man bei der Herleitung der Einflussfunktion - statt einen willkürlichen Belastungswert annehmen, durch den schließlich dividiert wird - eine Einheitsbelastung[2] ansetzen, was die Division erübrigt. Entsprechend gilt die gleichwertige Definition: Die Einflussfunktion ist gleich der am festen Ort auftretenden Zustandsgröße infolge einer am variablen Ort angreifenden Einheitsbelastung. Da es physikalisch nicht korrekt ist eine Belastung gleich eins zu setzten, wird die Belastung manchmal auch in Einheiten eingesetzt (z.B. 1kN).

Als besonders vorteilhaft erweisen sich Einflusslinien, wenn die Zustandsgröße für eine Gruppe von Kräften ermittelt werden soll. Wenn z. B. das Reaktionsmoment an der Stelle unter der Belastung der Kräfte und bei bzw. ermittelt werden soll, erhält man mit dem Überlagerungssatz .

Mit derselben Einflussfunktion kann auch eine Streckenlast erfasst werden. Der Kraftbeitrag längs des Wegelements erzeugt bei den Momentenbeitrag . Das Moment der gesamten Streckenlast ist gleich dem Integral von über die Länge der Streckenlast.

Die in der Einleitung (abgrenzend gegen die Einflusslinie) erläuterte Zustandslinie ist der Graph der Funktion , wenn man den Angriffsort der Belastung als festen Parameter und die Schnittstelle als Variable behandelt. Die Zeichnung rechts illustriert den Zusammenhang von Zustands- und Einflusslinien für die Querkraft (dicke Linien) am Beispiel des oben abgebildeten Trägers (Bezeichnungen wie dort).

Berechnung

Satz von Betti

2Belastungen
System 1: zuerst wird an der linken, dann an der rechten Stelle belastet
System 2: zuerst wird an der rechten, dann an der linken Stelle belastet
2 Belastungen mit jeweiligen Durchbiegungen

Sowohl für die Einflusslinien von Weggrößen, als auch für die Einflusslinie von Schnittgrößen bei statisch unbestimmten Systemen sind Reziprozitätstheoreme[13][14][15] eine wesentliche Grundlage.[16]

Bei rein linear elastischen Materialverhalten, sind Verformungen nicht von der Belastungsgeschichte abhängig, sondern nur aktuellen Belastung abhängig. Da die bei rein elastischen Materialverhalten sämtliche geleistete Arbeit im Sinne von Deformationsenergien rückgewinnbar ist, muss die geleistete Arbeit unabhängig davon sein, in welcher Reihenfolge die Belastungen aufgebracht wurden.

Betrachten wir System 1, wie im Bild rechts dargestellt: Dort wird zuerst F an der Stelle i und dann P an der Stelle j aufgebracht, hier ist bei linearer Elastizität die geleistete Arbeit der äußeren Kräfte:

[16]

In System 2, wird zuerst an der Stelle j mit der Last P und anschließend mit der Last F an der linken Stelle belastet, wie im Bild rechts dargestellt. Unter Annahme der linearen Elastizität ist die Arbeit der äußeren Kräfte somit:

[16]

Da die geleistete Arbeit unabhänig vom Belastungsverlauf, also wegunahänig ist, folgt:

[17]

somit folgt der Satz von Betti[16]:

[17]

Der Satz von Betti gilt für beliebige Belastungen, das heißt F und P stehen nur nicht für Kräfte, wie in diesem Fall sondern gelten für alle Kräftgrößen, wie zum Beispiel auch Momente.[17] Hier ist anzumerken, dass dann die Weggrößen δ nicht nur für Verschiebungen, sondern für Weggrößen beliebiger Art sind unter anderem auch Verdrehungen Hieraus folgen folgende Formulierungen:

[16]
[17][18]

Man beachte dass der erste Indizes der Weggröße den Ort der Weggröße und der zweite Indizes die Ursache beschreibt. Die Weggröße δij muss der energetisch konjungierte[17] Arbeitspartner der Kraftgröße P{(j)} sein.

Spezialisiert man den Satz von Betti für F=1 und P=1 folgt der Satz von Maxwell[16]:

[16]

Satz von Betti für Einflusslinien

Wenn wir an der Bemessungstelle xi die Verschiebung zufolge einer Last an einer Belastungsstelle xj wissen wollen ist es, mithilfe des Satzes von Maxwell, möglich statt die Last an Belasungsstelle xj zu setzen, diese Belastung an die Bemessungstelle xi zu setzen und die Verschiebung an der Belastungsstelle xj zu bestimmen, da diese ident ist mit der gesuchten Verschiebung.

Diese Analogie wird für die Konstruktion von Einflusslinien von Verschiebungen verwendet indem man eine gedankliche Last F=1 ausschließlich an die Bemessungstelle xi setzt mit dieser die Durchbiegungen des Systems bestimmt. Da diese Durchbiegungen δij, an der Stelle xi zufolge einer Einheitslast an der Stelle xj, ident sind mit der Durchbiegung δji, an der Stelle xj zufolge einer Einheitslast an der Stelle xi, folgt daraus, dass die Durchbiegungen der Einflusslinie für die Durchbiegung an der Stelle xi.

Einflusslinien für Schnittgrößen bei statisch bestimmten Systemen

Einflusslinie für die Normalkraft in Punkt b

Bei statisch bestimmten Systemen bestehen die Einflusslinien aus stückweise linearen Funktionen. Die Konstruktion erfolgt in dem man eine energetisch konjugierte (virtuelle) Weggröße aufbringt. Diese ist so zu wählen, dass die Kraftgröße an ihr negative Arbeit leistet.[16]

Anmerkung

  1. Im Vergleich zur Kinematik sind Weggrößen in der Statik sehr klein. Es handelt sich oftmals nur um durch elastische Verformung der Bauteile entstehende Verschiebungen.

Einzelnachweise

  1. E. Pestel: Technische Mechanik Teil 1 Statik, BI-Hochschultaschenbücher Band 205, 1969, Abschn. Innere Kräfte
  2. a b Karl-Heinrich Dubbel, Jörg Feldhusen (Hrsg.): Dubbel – Taschenbuch für den Maschinenbau. 23., aktualisierte und erweiterte Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-17305-9, doi:10.1007/978-3-642-38891-0.
  3. Fritz Stüssi: Baustatik I, Birkhäuser Verlag, 1971, Seite 86
  4. Vorlesungsskript Ruhr-Universität Bochum, Abschnitt 7.2 Merkmale von Einflusslinien
  5. Fritz Stüssi: Baustatik I, Birkhäuser Verlag, 1971, Seite 94
  6. COSMiQ Die Wissenscomunity: Was ist eine Einflusslininie?: „Die Einflusslinien von statisch bestimmten Tragwerken sind stets Geraden, bei statisch unbestimmten Tragwerken ähneln sie dagegen Biegelinien.“
  7. a b Nutzlast_(Bauwesen)#Hochbauten
  8. Uni Siegen: Vorlesungsmanuskript Baustatik, Kapitel 7 Einflusslinien (PDF) 7.2 Definition der Einflusslinien: „Zur Bestimmung der Einflusslinien können prinzipiell alle bereits erlernten Methoden für die Ermittlung einer Zustandslinie verwendet werden.“
  9. a b c d e Konstantin Meskouris und Erwin Hake: Statik der Stabtragwerke: Einführung in die Tragwerkslehre. Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-540-88993-9, ISSN 0937-7433, doi:10.1007/978-3-540-88993-9 (springer.com).
  10. Ruhr-Universität Bochum - Lehrstuhl für Statik und Dynamik: Einflusslinien. (PDF) Ruhr-Universität Bochum - Lehrstuhl für Statik und Dynamik, 21. November 2011, S. 79-87, abgerufen am 16. April 2017.
  11. Universität Siegen - Lehrstuhl für Baustatik: Einflusslinien (Berechnungshinweise). (PDF) Universität Siegen - Lehrstuhl für Baustatik, 8. April 2008, abgerufen am 16. April 2017.
  12. Bei Belastung durch eine Kraft hat die einer Lager- oder einer Schnittkraft (einem Schnittmoment) zugeordnete Einflussfunktion die Dimension eins (Länge); vgl. Siegfried Wetzel: Die Einflusslinie, ein Arbeitsmittel bei Festigkeits- und Verformungsuntersuchungen in der Baustatik
  13. Karl-Eugen Kurrer: Geschichte der Baustatik. John Wiley & Sons, Berlin 2002, ISBN 3-433-01641-0, S. 462 (539 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Karl-Eugen Kurrer: Geschichte der Baustatik: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht. 2.,stark erweiterte Auflage. John Wiley & Sons, Berlin 2016, ISBN 978-3-433-03134-6, S. 518, 523, 948, 962, 1015, 1161 (1188 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Dietmar Gross, Thomas Seelig: Bruchmechanik: mit einer Einführung in die Mikromechanik. 6.,erweiterte Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-46737-4, S. 32, doi:10.1007/978-3-662-46737-4 (370 S., springer.com; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. a b c d e f g h *Bernhard Pichler, Josef Eberhardsteiner: Baustatik VOLVA-Nr 202.065. Hrsg.: E202 Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen - Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien - 1040 Wien, Karlsplatz 13/202. SS 2017 Auflage. TU Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-903024-41-0, 12.6 Einflusslinien in 12 Schnittgrößenermittlung in Teil II Statisch bestimmte Stabtragwerke, S. 183–193 (516 Seiten, tuverlag.at).
    *Bernhard Pichler, Josef Eberhardsteiner: Baustatik VOLVA-Nr 202.065. Hrsg.: E202 Institut für Mechanik der Werkstoffe und Strukturen - Fakultät für Bauingenieurwesen, TU Wien - 1040 Wien, Karlsplatz 13/202. SS 2017 Auflage. TU Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-903024-41-0, 23 Reziprozitätstheoreme als Grundlage für Einflusslinien, S. 423–443 (516 Seiten, tuverlag.at).
  17. a b c d e Dieter Dinkler: Einflusslinien für Weggrößen. In: Grundlagen der Baustatik. Springer, 2016, ISBN 978-3-658-13850-9, S. 172–178, doi:10.1007/978-3-658-13850-9_12 (springer.com).
  18. Dieter Dinkler: Einflusslinien statisch unbestimmter Systeme. In: Grundlagen der Baustatik. Springer, 2014, ISBN 978-3-658-13850-9, S. 269–278, doi:10.1007/978-3-658-05172-3_19 (springer.com).