„Präexpositionsprophylaxe“ – Versionsunterschied

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Die '''Präexpositionsprophylaxe''' (kurz PrEP) ist eine medizinische [[Prävention]]smaßnahme zum Schutz vor [[Infektion]] bei zu erwartendem Infektionsrisiko. Gemeint ist vor allem die präventive Einnahme von antiretroviralen Medikamenten zum Schutz vor einer möglichen [[Humanes Immundefizienz-Virus|HIV-Infektion]] vor dem Eingehen risikobehafteter Sexualkontakte.<!--Memo:Fragliche Quelle--><ref name="HIVreport">{{Webarchiv|url=http://www.hivreport.de/sites/default/files/ausgaben/2012_02_HIVReport.pdf |wayback=20131009162003 |text=PrEP und Mikrobizide |archiv-bot=2018-12-01 12:53:36 InternetArchiveBot }}, HIVreport. Abgerufen am 30. Januar 2014.</ref>
Die '''Präexpositionsprophylaxe''' (kurz PrEP) ist eine medizinische [[Prävention]]smaßnahme zum Schutz vor [[Infektion]] bei zu erwartendem Infektionsrisiko. Gemeint ist vor allem die präventive Einnahme von antiretroviralen Medikamenten zum Schutz vor einer möglichen [[Humanes Immundefizienz-Virus|HIV-Infektion]] vor dem Eingehen risikobehafteter Sexualkontakte.<!--Memo:Fragliche Quelle--><ref name="HIVreport">{{Internetquelle |autor=Steffen Taubert, Armin Schafberger |url=https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2012_02_HIVReport.pdf |titel=PrEP und Mikrobizide |titelerg=HIVreport 2/2012 |werk=HIVreport.de |hrsg=[[Deutsche AIDS-Hilfe]] |datum=2012-05-12 |seiten= |archiv-url= |archiv-datum= |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format=pdf |sprache= |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref>


Als Medikament für eine Präexpositionsprophylaxe wird meist [[Emtricitabin]] in Kombination mit [[Tenofovir]] (Truvada) eingesetzt. In weiteren PrEP-Schemata erfolgt die Einnahme von Tenofovir (Viread) oder [[Maraviroc]] (Celsentri) allein.<ref name="HIVreport" /><ref>[http://www.nih.gov/news/health/jul2012/niaid-18.htm NIH to test maraviroc-based drug regimens for HIV prevention]</ref> Seit dem 22. August 2016 ist Truvada zur PrEP in der EU zugelassen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/pharmazie/nachricht-detail-pharmazie/truvada-europaweit-zugelassen-zur-hiv-prophylaxe-aids/ |titel=Truvada zur HIV-Prophylaxe zugelassen |zugriff=2016-08-24}}</ref> Seit dem 24. Mai 2018 ist die Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe veröffentlicht.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://daignet.de/site-content/hiv-therapie/leitlinien-1/Leitlinie%20PrEP%20055-008%20Version%201%20vom%2024-05-2018%20konsentiert%2022-06-2018.pdf |titel=Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe V.1 vom 24.5.2018 |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-07-06 |sprache=}}</ref>
Als Medikament für eine Präexpositionsprophylaxe wird meist [[Emtricitabin]] in Kombination mit [[Tenofovir]] (Truvada) eingesetzt. In weiteren PrEP-Schemata erfolgt die Einnahme von Tenofovir (Viread) oder [[Maraviroc]] (Celsentri) allein.<ref name="HIVreport" /><ref>{{Internetquelle |autor=Laura Sivitz Leifman |url=https://www.nih.gov/news-events/news-releases/nih-test-maraviroc-based-drug-regimens-hiv-prevention |titel=NIH to test maraviroc-based drug regimens for HIV prevention |titelerg= |werk=nih.gov |hrsg=[[National Institutes of Health]] |datum=2012-07-18 |seiten= |archiv-url= |archiv-datum= |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format= |sprache=en |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref> Seit dem 22. August 2016 ist Truvada zur PrEP in der EU zugelassen.<ref>{{Internetquelle |autor=Holger Sweers |url=https://www.aidshilfe.de/meldung/eu-kommission-erteilt-zulassung-truvadar-hiv-prep |titel=EU-Kommission erteilt Zulassung für Truvada® zur HIV-PrEP |titelerg= |werk=aidshilfe.de |hrsg=[[Deutsche AIDS-Hilfe]] |datum=2016-08-22 |seiten= |archiv-url= |archiv-datum= |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format= |sprache= |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref><ref>{{CELEX|52016XC0930(04)|Verzeichnis der Beschlüsse der Europäischen Union über die Zulassung von Arzneimitteln vom 1. August 2016 bis 31. August 2016 |zugriff=2018-12-23|text=Veröffentlichung gemäß Artikel 13 bzw. Artikel 38 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates}}</ref> Seit dem 24. Mai 2018 ist die Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe veröffentlicht.<ref>{{Internetquelle |autor=Hans-Jürgen Stellbrink |url=https://daignet.de/site-content/hiv-therapie/leitlinien-1/deutsch-oesterreichische-leitlinien-zur-hiv-praeexpositionsprophylaxe |titel=Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe |titelerg=[[Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften|AWMF]]-Nr. 055-008 |werk=daignet.de |hrsg=[[Deutsche AIDS-Gesellschaft]], Österreichische AIDS-Gesellschaft |datum=2018-05-24 |seiten= <!--|archiv-url=http://web.archive.org/web/20181223174005/https://daignet.de/site-content/hiv-therapie/leitlinien-1/deutsch-oesterreichische-leitlinien-zur-hiv-praeexpositionsprophylaxe |archiv-datum=2018-12-23 |archiv-bot= -->|zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format=pdf |sprache= |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref>


== Schutzwirkung ==
== Schutzwirkung ==
Die Wirksamkeit hängt maßgeblich vom verwendeten Medikament und der Therapietreue, also der Disziplin bei der Einnahme, ab.
Die Wirksamkeit hängt maßgeblich vom verwendeten Medikament und der Therapietreue, also der Disziplin bei der Einnahme, ab.
Bei der bisher größten PrEP-Studie (VOICE 003) mit über 5000 Teilnehmerinnen aus Uganda, Simbabwe und Südafrika wurde mittels Messung der Medikamentenspiegel eine Therapietreue von nur 50 % festgestellt, was die Schutzwirkung stark einschränkt. Wie sich an den Blutuntersuchungen zeigte, wurde die Präexpositionsprophylaxe im Laufe der Studie immer seltener eingenommen – obwohl es monatliche Beratungen zur Medikamenteneinnahme gab.<ref>[http://blog.aidshilfe.de/2013/03/07/quo-vadis-hiv-prep Quo vadis, HIV-PrEP?] Deutsche AIDShilfe. Abgerufen am 30. Januar 2014.</ref>
Bei der bisher größten PrEP-Studie (VOICE 003) mit über 5000 Teilnehmerinnen aus Uganda, Simbabwe und Südafrika wurde mittels Messung der Medikamentenspiegel eine Therapietreue von nur 50 % festgestellt, was die Schutzwirkung stark einschränkt. Wie sich an den Blutuntersuchungen zeigte, wurde die Präexpositionsprophylaxe im Laufe der Studie immer seltener eingenommen – obwohl es monatliche Beratungen zur Medikamenteneinnahme gab.<ref>{{Internetquelle |autor=Armin Schafberger |url=https://magazin.hiv/2013/03/07/quo-vadis-hiv-prep/ |titel=Quo vadis, HIV-PrEP? |titelerg= |werk=magazin.hiv |hrsg=[[Deutsche AIDS-Hilfe]] |datum=2013-03-07 |seiten= |archiv-url= |archiv-datum= |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format= |sprache= |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref>


Eine Studie, bei der die Schutzwirkung des Medikaments Truvada untersucht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass bei Studienteilnehmern, die mehr als die Hälfte aller Tabletten eingenommen hatten, die Wirksamkeit der PrEP bei 50 % lag. Bei einer [[Adhärenz]] über 90 % (d.&nbsp;h. 90 % der Tabletten wurden eingenommen) sank die Rate von HIV-Neuinfektionen sogar um 73 %. Von den Männern, die sich während der Studie trotz der Prophylaxe mit HIV infizierten wurde nur bei 9 % ein wirksamer Medikamentenspiegel im Blut nachgewiesen. Im Gegensatz dazu hatten von den Teilnehmern, die sich nicht mit HIV infizierten, 51 % einen wirksamen Medikamentenspiegel. So errechneten die Forscher, dass bei einer Adhärenz von 100 %, d.&nbsp;h. es wird keine einzige Tablette vergessen oder zu spät eingenommen, bis zu 95 % der Infektionen verhindert werden könnten.<ref name="NEJM">{{cite journal |author=Grant RM, Lama JR, Anderson PL, ''et al.'' |title=Preexposure chemoprophylaxis for HIV prevention in men who have sex with men |journal=N. Engl. J. Med. |volume=363 |issue=27 |pages=2587–99 |date=December 2010 |pmid=21091279 |pmc=3079639 |doi=10.1056/NEJMoa1011205}}</ref>
Eine Studie, bei der die Schutzwirkung des Medikaments Truvada untersucht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass bei Studienteilnehmern, die mehr als die Hälfte aller Tabletten eingenommen hatten, die Wirksamkeit der PrEP bei 50 % lag. Bei einer [[Adhärenz]] über 90 % (d.&nbsp;h. 90 % der Tabletten wurden eingenommen) sank die Rate von HIV-Neuinfektionen sogar um 73 %. Von den Männern, die sich während der Studie trotz der Prophylaxe mit HIV infizierten wurde nur bei 9 % ein wirksamer Medikamentenspiegel im Blut nachgewiesen. Im Gegensatz dazu hatten von den Teilnehmern, die sich nicht mit HIV infizierten, 51 % einen wirksamen Medikamentenspiegel. So errechneten die Forscher, dass bei einer Adhärenz von 100 %, d.&nbsp;h. es wird keine einzige Tablette vergessen oder zu spät eingenommen, bis zu 95 % der Infektionen verhindert werden könnten.<ref name="NEJM">{{Literatur |Autor=Robert M. Grant, Javier R. Lama, Peter L. Anderson, Vanessa McMahan, Albert Y. Liu et al. |Titel=Preexposure Chemoprophylaxis for HIV Prevention in Men Who Have Sex with Men |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=New England Journal of Medicine |WerkErg= |Band=363 |Nummer=227 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2010-12-30 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=2587-2599 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1056/NEJMoa1011205 |JSTOR= |PMC=3079639 |PMID=21091279 |URN= |ID= |Online=https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1011205 |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>


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! Studie !! Wirkstoff !! Studienteilnehmer !! Ergebnisse
! Studie !! Wirkstoff !! Studienteilnehmer !! Ergebnisse
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| CAPRISA 004 || Perikoitales Tenofovir-Gel || südafrikanische Frauen || 39 % weniger Infektionen<ref>{{cite journal |author=Andrei G, Lisco A, Vanpouille C, ''et al.'' |title=Topical tenofovir, a microbicide effective against HIV, inhibits herpes simplex virus-2 replication |journal=Cell Host Microbe |volume=10 |issue=4 |pages=379–89 |date=October 2011 |pmid=22018238 |doi=10.1016/j.chom.2011.08.015}}</ref>
| CAPRISA 004 || Perikoitales Tenofovir-Gel || südafrikanische Frauen || 39 % weniger Infektionen<ref>{{Literatur |Autor=Graciela Andrei, Andrea Lisco, Christophe Vanpouille, Robert Snoeck, Leonid Margolis, Jan Balzarini et al. |Titel=Topical Tenofovir, a Microbicide Effective against HIV, Inhibits Herpes Simplex Virus-2 Replication |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=Cell Host & Microbe |WerkErg= |Band=10 |Nummer=4 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2011-10-19 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=379–389 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1016/j.chom.2011.08.015 |JSTOR= |PMC=3201796 |PMID=22018238 |URN= |ID= |Online= |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
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| Partners PrEP || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Tablette || heterosexuelle Paare in Afrika || 73 % bzw. 62 % weniger Infektionen<ref name="CL_Celum_2012_Tenofovir">{{Literatur |Autor=Connie Celum, Jared Baeten |Titel=Tenofovir-based Pre-Exposure Prophylaxis for HIV Prevention: Evidence and evolving questions |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=Current Opinion in Infectious Diseases |WerkErg= |Band=25 |Nummer=1 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2012-02 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=51–57 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1097/QCO.0b013e32834ef5ef |JSTOR= |PMC=3266126 |PMID=22156901 |URN= |ID= |Online= |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
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| TDF2 || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || heterosexuelle Paare in Botswana || 63 % weniger Infektionen<ref name="CL_Celum_2011_Topics">{{cite journal|last=Celum|first=CL|title=HIV preexposure prophylaxis: new data and potential use|journal=Topics in antiviral medicine|date=December 2011|year=2012|month=January|volume=19|issue=5|pages=181–5|pmid=22298887}}</ref>
| TDF2 || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || heterosexuelle Paare in Botswana || 63 % weniger Infektionen<ref name="CL_Celum_2011_Topics">{{Literatur |Autor=Connie L. Celum |Titel=HIV Preexposure Prophylaxis: New Data and Potential Use |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=Topics in Antiviral Medicine |WerkErg= |Band=19 |Nummer=5 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2011-12 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=181-185 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI= |JSTOR= |PMC=6148898 |PMID=22298887 |URN= |ID= |Online=https://www.iasusa.org/wp-content/uploads/2011/12/19-5-181.pdf |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
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| FEM-PrEP || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || afrikanische Frauen || Keine Reduktion der Infektionen (Studienabbruch wegen niedriger Therapietreue)
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| VOICE 003 || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Vaginalgel || Frauen in Simbabwe, Südafrika und Uganda || Keine Reduktion der Infektionen (sehr niedrige Therapietreue)<ref name="CL_Celum_2011_Topics" /><ref>[http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/53623 ''Afrika: HIV-Präventionsstudie scheitert am Desinteresse junger Frauen'']. Deutsches Ärzteblatt. Abgerufen am 30. Januar 2014.</ref>
| VOICE 003 || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Vaginalgel || Frauen in Simbabwe, Südafrika und Uganda || Keine Reduktion der Infektionen (sehr niedrige Therapietreue)<ref name="CL_Celum_2011_Topics" /><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/53623 |titel=Afrika: HIV-Präventions­studie scheitert am Desinteresse junger Frauen |titelerg= |werk=aerzteblatt.de |hrsg=Deutsches Ärzteblatt |datum=2013-03-05 |seiten= |archiv-url= |archiv-datum= |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format= |sprache= |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref>
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| Bangkok Tenofovir Study || Tenofovir-Tablette || männliche i.v. Drogengebraucher in Thailand || 48,9 % weniger Infektionen<ref>{{cite journal |author= Choopanya K, Martin M, ''et al.'' |title=Antiretroviral prophylaxis for HIV infection in injecting drug users in Bangkok, Thailand (the Bangkok Tenofovir Study): a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial |journal=The Lancet |volume=381 |issue=9883 |pages=2083–2090 |date=June 2013 |pmid=23769234 |doi=10.1016/S0140-6736(13)61127-7}}</ref>
| Bangkok Tenofovir Study || Tenofovir-Tablette || männliche i.v. Drogengebraucher in Thailand || 48,9 % weniger Infektionen<ref>{{Literatur |Autor=Kachit Choopanya, Michael Martin, Pravan Suntharasamai, Udomsak Sangkum, Philip A Mock, Manoj Leethochawalit, et al. |Titel=Antiretroviral prophylaxis for HIV infection in injecting drug users in Bangkok, Thailand (the Bangkok Tenofovir Study): a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=The Lancet |WerkErg= |Band=381 |Nummer=9883 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2013-06-13 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=2083-2090 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1016/S0140-6736(13)61127-7 |JSTOR= |PMC= |PMID=23769234 |URN= |ID= |Online= |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
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| iPrEX OLE || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || Männer/Transgender-Frauen, die Sex mit Männern haben || 84 % weniger Infektionen bei hoher Therapietreue<ref>{{Internetquelle |autor=Robert M. Grant, Peter L. Anderson, Vanessa McMahan, Albert Liu et al. |url=pag.aids2014.org/PAGMaterial/PPT/4961_3462/final.pptx |titel=Pre-Exposure Prophylaxis (PrEP) Initiative: Open Label Extension |titelerg= |werk= |hrsg= |datum=2014-07-22 |seiten= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160304110010/http://www.iprexnews.com/content/aids2014/Grant-AIDS-2014-22JUL14.pdf |archiv-datum=2016-03-04 |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format=pptx |sprache=en |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Robert M Grant, Peter L Anderson, Vanessa McMahan, Albert Liu, K Rivet Amico, Megha Mehrotra et al. |Titel=Uptake of pre-exposure prophylaxis, sexual practices, and HIV incidence in men and transgender women who have sex with men: a cohort study |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=The Lancet |WerkErg= |Band=14 |Nummer=9 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2014-09-01 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=820–829 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1016/S1473-3099(14)70847-3 |JSTOR= |PMC=6107918 |PMID=25065857 |URN= |ID= |Online= |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
| iPrEX OLE || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || Männer/Transgender-Frauen, die Sex mit Männern haben || 84 % weniger Infektionen bei hoher Therapietreue<ref>{{Webarchiv|url=http://www.iprexnews.com/content/aids2014/Grant-AIDS-2014-22JUL14.pdf |wayback=20160304110010 |text=— |archiv-bot=2018-12-01 12:53:36 InternetArchiveBot }}</ref><ref>http://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(14)70847-3/fulltext</ref>
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| PROUD || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || [[Männer, die Sex mit Männern haben|MSM]] in Großbritannien || 86 % weniger Infektionen<ref>{{Literatur |Autor=David I. Dolling, Monica Desai, Alan McOwan et al. |Titel=An analysis of baseline data from the PROUD study: an open-label randomised trial of pre-exposure prophylaxis |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=Trials |WerkErg= |Band=17 |Nummer=163 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2015-04-28 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten= |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1186/s13063-016-1286-4 |JSTOR= |PMC=4806447 |PMID=27013513 |URN= |ID= |Online=http://www.proud.mrc.ac.uk/media/1085/trials_an_analysis_of_baseline_data.pdf |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
| PROUD || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || [[Männer, die Sex mit Männern haben|MSM]] in Großbritannien || 86 % weniger Infektionen<ref>http://www.proud.mrc.ac.uk/pdf/PROUD%20press%20release.pdf{{Toter Link|url=http://www.proud.mrc.ac.uk/pdf/PROUD%20press%20release.pdf |date=2018-12 |archivebot=2018-12-01 12:53:36 InternetArchiveBot }}</ref>
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| IPERGAY || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || MSM in Frankreich und Kanada || 86 % weniger Infektionen<ref>{{Literatur |Autor=Jean-Michel Molina, Catherine Capitant, Bruno Spire, Ph.D., Gilles Pialoux et al. |Titel=On-Demand Preexposure Prophylaxis in Men at High Risk for HIV-1 Infection |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=New England Journal of Medicine |WerkErg= |Band=373 |Nummer=23 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2015-12-03 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=2237-2246 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1056/NEJMoa1506273 |JSTOR= |PMC= |PMID=26624850 |URN= |ID= |Online=https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/nejmoa1506273 |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>
| IPERGAY || Emtricitabin/Tenofovir-Tablette || MSM in Frankreich und Kanada || 86 % weniger Infektionen<ref>{{Webarchiv|url=http://www.anrs.fr/content/download/6156/33460/file/CP%20Ipergay_ENG%20web.pdf |wayback=20160307094942 |text=— |archiv-bot=2018-12-01 12:53:36 InternetArchiveBot }}</ref>
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== Kosten-Nutzen-Analyse ==
== Kosten-Nutzen-Analyse ==
Da eine Präexpositionsprophylaxe erhebliche Kosten verursacht, stellt sich die Frage in welchem Verhältnis diese zu den Einsparungen stehen, die durch erfolgreich verhinderte HIV-Infektionen zustande kommen. Eine australische Studie untersuchte 2014 – drei Jahre vor dem Auslaufen des Patentschutzes von Truvada und der dadurch erwarteten Kostenreduktion durch das Angebot von [[Generikum|Nachahmerpräparaten]] – den Einsatz der PrEP unter [[Männer, die Sex mit Männern haben|Männern, die Sex mit Männern haben]] und kam zu dem Ergebnis, dass für die Reduzierung der Gesamtkosten für das Gesundheitssystem ein Einsatz im großen Maßstab nicht sinnvoll sei. Stattdessen solle die Präexpositionsprophylaxe bei Individuen eingesetzt werden, die einem besonders hohen Risiko für HIV ausgesetzt seien, wie z. B. dem negativen Partner einer [[Serodiskordanz|serodiskordanten]] Beziehung.<ref>{{cite journal |author= Schneider K, Gray RT, ''et al.'' |title=A cost-effectiveness analysis of HIV pre-exposure prophylaxis for men who have sex with men in Australia |journal=Clin Infect Dis. |volume= |issue= |pages= |date=January 2014 |pmid=24385445 |doi=10.1093/cid/cit946}}</ref>
Da eine Präexpositionsprophylaxe erhebliche Kosten verursacht, stellt sich die Frage in welchem Verhältnis diese zu den Einsparungen stehen, die durch erfolgreich verhinderte HIV-Infektionen zustande kommen. Eine australische Studie untersuchte 2014 – drei Jahre vor dem Auslaufen des Patentschutzes von Truvada und der dadurch erwarteten Kostenreduktion durch das Angebot von [[Generikum|Nachahmerpräparaten]] – den Einsatz der PrEP unter [[Männer, die Sex mit Männern haben|Männern, die Sex mit Männern haben]] und kam zu dem Ergebnis, dass für die Reduzierung der Gesamtkosten für das Gesundheitssystem ein Einsatz im großen Maßstab nicht sinnvoll sei. Stattdessen solle die Präexpositionsprophylaxe bei Individuen eingesetzt werden, die einem besonders hohen Risiko für HIV ausgesetzt seien, wie z. B. dem negativen Partner einer [[Serodiskordanz|serodiskordanten]] Beziehung.<ref>{{Literatur |Autor=Karen Schneider, Richard T. Gray, David P. Wilson |Titel=A Cost-effectiveness Analysis of HIV Preexposure Prophylaxis for Men Who Have Sex With Men in Australia |TitelErg= |Hrsg= |Sammelwerk=Clinical Infectious Diseases |WerkErg= |Band=58 |Nummer=7 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2014-04-01 |Sprache=en |Umfang= |Reihe= |NummerReihe= |BandReihe= |HrsgReihe= |Kommentar= |Kapitel= |Seiten=1027–1034 |Spalten= |ArtikelNr= |Fundstelle= |ISBN= |ISBNformalFalsch= |ISBNdefekt= |ISSN= |ISSNformalFalsch= |ZDB= |DNB= |LCCN= |OCLC= |Lizenznummer= |arXiv= |bibcode= |DOI=10.1093/cid/cit946 |JSTOR= |PMC= |PMID=24385445 |URN= |ID= |Online= |Format= |KBytes= |Abruf= |Originaltitel= |Originalsprache= |Originaljahr= |Originalort= |Übersetzer= |JahrEA= |VerlagEA= |OrtEA= |Zitat= |Typ=}}</ref>


== Kritische Punkte ==
== Kritische Punkte ==
Von verschiedenen Seiten gibt es Befürchtungen und kritische Fragen bezüglich der Präexpositionsprophylaxe als Strategie, um neue HIV-Infektionen zu verhindern. Die [[Centers for Disease Control and Prevention|amerikanische Gesundheitsbehörde CDC]] befürchtet, die PrEP könnte auch mit anderen Medikamenten durchgeführt werden als mit jenen, die sich für HIV-Negative als sicher erwiesen haben. Auch könnte die PrEP anders durchgeführt werden als verordnet (z. B. eine Tabletteneinnahme nur kurz vor oder nach dem Sex).<ref name="HIVreport" /> Zudem konnte die ausreichende Effektivität von alleiniger PrEP nicht nachgewiesen werden. Ausreichende Effektivität zur Verhinderung einer HIV-1-Infektion konnte nur in Kombination mit intensiver begleitender Beratung und zusätzlichen Safer-Sex-Maßnahmen, wie der Verfügbarkeit von Kondomen und der Diagnose und Behandlung von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, sichergestellt werden.<ref name="PrEPguidelines2014">[http://www.cdc.gov/hiv/pdf/guidelines/PrEPguidelines2014.pdf Preexposure prophylaxis for the prevention of HIV infection in the United States 2014 A clinical practice guideline], US Public Health Service, Seite 12, erster Absatz.</ref> Andere kritische Punkte sind u. a. eine mögliche Resistenzentwicklung und die Auswirkung einer Prophylaxe auf das Risikoverhalten. Darüber hinaus schützt eine PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. In der IPERGAY Studie gab es eine 30%ige Inzidenz von STDs.
Von verschiedenen Seiten gibt es Befürchtungen und kritische Fragen bezüglich der Präexpositionsprophylaxe als Strategie, um neue HIV-Infektionen zu verhindern. Die [[Centers for Disease Control and Prevention|amerikanische Gesundheitsbehörde CDC]] befürchtet, die PrEP könnte auch mit anderen Medikamenten durchgeführt werden als mit jenen, die sich für HIV-Negative als sicher erwiesen haben. Auch könnte die PrEP anders durchgeführt werden als verordnet (z. B. eine Tabletteneinnahme nur kurz vor oder nach dem Sex).<ref name="HIVreport" /> Zudem konnte die ausreichende Effektivität von alleiniger PrEP nicht nachgewiesen werden. Ausreichende Effektivität zur Verhinderung einer HIV-1-Infektion konnte nur in Kombination mit intensiver begleitender Beratung und zusätzlichen Safer-Sex-Maßnahmen, wie der Verfügbarkeit von Kondomen und der Diagnose und Behandlung von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, sichergestellt werden.<ref name="PrEPguidelines2014">{{Internetquelle |autor=Dawn K. Smith, Linda J. Koenig, Michael Martin et al. |url=https://www.cdc.gov/hiv/pdf/guidelines/PrEPguidelines2014.pdf |titel=Preexposure Prophylaxis for the Prevention of HIV Infection in the United States - 2014: A Clinical Practice Guideline |titelerg= |werk=cdc.gov |hrsg=[[Centers for Disease Control and Prevention|CDC]] |datum=2014 |seiten=12 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20181011003352/https://www.cdc.gov/hiv/pdf/guidelines/PrEPguidelines2014.pdf |archiv-datum=2018-10-11 |archiv-bot= |zugriff=2018-12-23 |abruf-verborgen= |format=pdf |sprache=en |kommentar= |zitat= |offline= |CH=}}</ref> Andere kritische Punkte sind u. a. eine mögliche Resistenzentwicklung und die Auswirkung einer Prophylaxe auf das Risikoverhalten. Darüber hinaus schützt eine PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. In der IPERGAY Studie gab es eine 30%ige Inzidenz von STDs.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 23. Dezember 2018, 22:06 Uhr

Die Präexpositionsprophylaxe (kurz PrEP) ist eine medizinische Präventionsmaßnahme zum Schutz vor Infektion bei zu erwartendem Infektionsrisiko. Gemeint ist vor allem die präventive Einnahme von antiretroviralen Medikamenten zum Schutz vor einer möglichen HIV-Infektion vor dem Eingehen risikobehafteter Sexualkontakte.[1]

Als Medikament für eine Präexpositionsprophylaxe wird meist Emtricitabin in Kombination mit Tenofovir (Truvada) eingesetzt. In weiteren PrEP-Schemata erfolgt die Einnahme von Tenofovir (Viread) oder Maraviroc (Celsentri) allein.[1][2] Seit dem 22. August 2016 ist Truvada zur PrEP in der EU zugelassen.[3][4] Seit dem 24. Mai 2018 ist die Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe veröffentlicht.[5]

Schutzwirkung

Die Wirksamkeit hängt maßgeblich vom verwendeten Medikament und der Therapietreue, also der Disziplin bei der Einnahme, ab. Bei der bisher größten PrEP-Studie (VOICE 003) mit über 5000 Teilnehmerinnen aus Uganda, Simbabwe und Südafrika wurde mittels Messung der Medikamentenspiegel eine Therapietreue von nur 50 % festgestellt, was die Schutzwirkung stark einschränkt. Wie sich an den Blutuntersuchungen zeigte, wurde die Präexpositionsprophylaxe im Laufe der Studie immer seltener eingenommen – obwohl es monatliche Beratungen zur Medikamenteneinnahme gab.[6]

Eine Studie, bei der die Schutzwirkung des Medikaments Truvada untersucht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass bei Studienteilnehmern, die mehr als die Hälfte aller Tabletten eingenommen hatten, die Wirksamkeit der PrEP bei 50 % lag. Bei einer Adhärenz über 90 % (d. h. 90 % der Tabletten wurden eingenommen) sank die Rate von HIV-Neuinfektionen sogar um 73 %. Von den Männern, die sich während der Studie trotz der Prophylaxe mit HIV infizierten wurde nur bei 9 % ein wirksamer Medikamentenspiegel im Blut nachgewiesen. Im Gegensatz dazu hatten von den Teilnehmern, die sich nicht mit HIV infizierten, 51 % einen wirksamen Medikamentenspiegel. So errechneten die Forscher, dass bei einer Adhärenz von 100 %, d. h. es wird keine einzige Tablette vergessen oder zu spät eingenommen, bis zu 95 % der Infektionen verhindert werden könnten.[7]

Studie Wirkstoff Studienteilnehmer Ergebnisse
CAPRISA 004 Perikoitales Tenofovir-Gel südafrikanische Frauen 39 % weniger Infektionen[8]
iPrEx Emtricitabin/Tenofovir-Tablette Männer, die Sex mit Männern haben 42 % weniger Infektionen[7]
Partners PrEP Emtricitabin/Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Tablette heterosexuelle Paare in Afrika 73 % bzw. 62 % weniger Infektionen[9]
TDF2 Emtricitabin/Tenofovir-Tablette heterosexuelle Paare in Botswana 63 % weniger Infektionen[10]
FEM-PrEP Emtricitabin/Tenofovir-Tablette afrikanische Frauen Keine Reduktion der Infektionen (Studienabbruch wegen niedriger Therapietreue)
VOICE 003 Emtricitabin/Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Tablette; Tenofovir-Vaginalgel Frauen in Simbabwe, Südafrika und Uganda Keine Reduktion der Infektionen (sehr niedrige Therapietreue)[10][11]
Bangkok Tenofovir Study Tenofovir-Tablette männliche i.v. Drogengebraucher in Thailand 48,9 % weniger Infektionen[12]
iPrEX OLE Emtricitabin/Tenofovir-Tablette Männer/Transgender-Frauen, die Sex mit Männern haben 84 % weniger Infektionen bei hoher Therapietreue[13][14]
PROUD Emtricitabin/Tenofovir-Tablette MSM in Großbritannien 86 % weniger Infektionen[15]
IPERGAY Emtricitabin/Tenofovir-Tablette MSM in Frankreich und Kanada 86 % weniger Infektionen[16]

Kosten-Nutzen-Analyse

Da eine Präexpositionsprophylaxe erhebliche Kosten verursacht, stellt sich die Frage in welchem Verhältnis diese zu den Einsparungen stehen, die durch erfolgreich verhinderte HIV-Infektionen zustande kommen. Eine australische Studie untersuchte 2014 – drei Jahre vor dem Auslaufen des Patentschutzes von Truvada und der dadurch erwarteten Kostenreduktion durch das Angebot von Nachahmerpräparaten – den Einsatz der PrEP unter Männern, die Sex mit Männern haben und kam zu dem Ergebnis, dass für die Reduzierung der Gesamtkosten für das Gesundheitssystem ein Einsatz im großen Maßstab nicht sinnvoll sei. Stattdessen solle die Präexpositionsprophylaxe bei Individuen eingesetzt werden, die einem besonders hohen Risiko für HIV ausgesetzt seien, wie z. B. dem negativen Partner einer serodiskordanten Beziehung.[17]

Kritische Punkte

Von verschiedenen Seiten gibt es Befürchtungen und kritische Fragen bezüglich der Präexpositionsprophylaxe als Strategie, um neue HIV-Infektionen zu verhindern. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC befürchtet, die PrEP könnte auch mit anderen Medikamenten durchgeführt werden als mit jenen, die sich für HIV-Negative als sicher erwiesen haben. Auch könnte die PrEP anders durchgeführt werden als verordnet (z. B. eine Tabletteneinnahme nur kurz vor oder nach dem Sex).[1] Zudem konnte die ausreichende Effektivität von alleiniger PrEP nicht nachgewiesen werden. Ausreichende Effektivität zur Verhinderung einer HIV-1-Infektion konnte nur in Kombination mit intensiver begleitender Beratung und zusätzlichen Safer-Sex-Maßnahmen, wie der Verfügbarkeit von Kondomen und der Diagnose und Behandlung von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, sichergestellt werden.[18] Andere kritische Punkte sind u. a. eine mögliche Resistenzentwicklung und die Auswirkung einer Prophylaxe auf das Risikoverhalten. Darüber hinaus schützt eine PrEP nicht vor anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. In der IPERGAY Studie gab es eine 30%ige Inzidenz von STDs.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Steffen Taubert, Armin Schafberger: PrEP und Mikrobizide. (pdf) HIVreport 2/2012. In: HIVreport.de. Deutsche AIDS-Hilfe, 12. Mai 2012, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  2. Laura Sivitz Leifman: NIH to test maraviroc-based drug regimens for HIV prevention. In: nih.gov. National Institutes of Health, 18. Juli 2012, abgerufen am 23. Dezember 2018 (englisch).
  3. Holger Sweers: EU-Kommission erteilt Zulassung für Truvada® zur HIV-PrEP. In: aidshilfe.de. Deutsche AIDS-Hilfe, 22. August 2016, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  4. Verzeichnis der Beschlüsse der Europäischen Union über die Zulassung von Arzneimitteln vom 1. August 2016 bis 31. August 2016 Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:CELEX): "zugriff"
  5. Hans-Jürgen Stellbrink: Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe. (pdf) AWMF-Nr. 055-008. In: daignet.de. Deutsche AIDS-Gesellschaft, Österreichische AIDS-Gesellschaft, 24. Mai 2018, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  6. Armin Schafberger: Quo vadis, HIV-PrEP? In: magazin.hiv. Deutsche AIDS-Hilfe, 7. März 2013, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  7. a b Robert M. Grant, Javier R. Lama, Peter L. Anderson, Vanessa McMahan, Albert Y. Liu et al.: Preexposure Chemoprophylaxis for HIV Prevention in Men Who Have Sex with Men. In: New England Journal of Medicine. Band 363, Nr. 227, 30. Dezember 2010, S. 2587–2599, doi:10.1056/NEJMoa1011205, PMID 21091279, PMC 3079639 (freier Volltext) – (englisch, nejm.org).
  8. Graciela Andrei, Andrea Lisco, Christophe Vanpouille, Robert Snoeck, Leonid Margolis, Jan Balzarini et al.: Topical Tenofovir, a Microbicide Effective against HIV, Inhibits Herpes Simplex Virus-2 Replication. In: Cell Host & Microbe. Band 10, Nr. 4, 19. Oktober 2011, S. 379–389, doi:10.1016/j.chom.2011.08.015, PMID 22018238, PMC 3201796 (freier Volltext) – (englisch).
  9. Connie Celum, Jared Baeten: Tenofovir-based Pre-Exposure Prophylaxis for HIV Prevention: Evidence and evolving questions. In: Current Opinion in Infectious Diseases. Band 25, Nr. 1, Februar 2012, S. 51–57, doi:10.1097/QCO.0b013e32834ef5ef, PMID 22156901, PMC 3266126 (freier Volltext) – (englisch).
  10. a b Connie L. Celum: HIV Preexposure Prophylaxis: New Data and Potential Use. In: Topics in Antiviral Medicine. Band 19, Nr. 5, Dezember 2011, S. 181–185, PMID 22298887, PMC 6148898 (freier Volltext) – (englisch, iasusa.org [PDF]).
  11. Afrika: HIV-Präventions­studie scheitert am Desinteresse junger Frauen. In: aerzteblatt.de. Deutsches Ärzteblatt, 5. März 2013, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  12. Kachit Choopanya, Michael Martin, Pravan Suntharasamai, Udomsak Sangkum, Philip A Mock, Manoj Leethochawalit, et al.: Antiretroviral prophylaxis for HIV infection in injecting drug users in Bangkok, Thailand (the Bangkok Tenofovir Study): a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial. In: The Lancet. Band 381, Nr. 9883, 13. Juni 2013, S. 2083–2090, doi:10.1016/S0140-6736(13)61127-7, PMID 23769234 (englisch).
  13. Robert M. Grant, Peter L. Anderson, Vanessa McMahan, Albert Liu et al.: Pre-Exposure Prophylaxis (PrEP) Initiative: Open Label Extension. (pptx) 22. Juli 2014, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 23. Dezember 2018 (englisch).
  14. Robert M Grant, Peter L Anderson, Vanessa McMahan, Albert Liu, K Rivet Amico, Megha Mehrotra et al.: Uptake of pre-exposure prophylaxis, sexual practices, and HIV incidence in men and transgender women who have sex with men: a cohort study. In: The Lancet. Band 14, Nr. 9, 1. September 2014, S. 820–829, doi:10.1016/S1473-3099(14)70847-3, PMID 25065857, PMC 6107918 (freier Volltext) – (englisch).
  15. David I. Dolling, Monica Desai, Alan McOwan et al.: An analysis of baseline data from the PROUD study: an open-label randomised trial of pre-exposure prophylaxis. In: Trials. Band 17, Nr. 163, 28. April 2015, doi:10.1186/s13063-016-1286-4, PMID 27013513, PMC 4806447 (freier Volltext) – (englisch, mrc.ac.uk [PDF]).
  16. Jean-Michel Molina, Catherine Capitant, Bruno Spire, Ph.D., Gilles Pialoux et al.: On-Demand Preexposure Prophylaxis in Men at High Risk for HIV-1 Infection. In: New England Journal of Medicine. Band 373, Nr. 23, 3. Dezember 2015, S. 2237–2246, doi:10.1056/NEJMoa1506273, PMID 26624850 (englisch, nejm.org).
  17. Karen Schneider, Richard T. Gray, David P. Wilson: A Cost-effectiveness Analysis of HIV Preexposure Prophylaxis for Men Who Have Sex With Men in Australia. In: Clinical Infectious Diseases. Band 58, Nr. 7, 1. April 2014, S. 1027–1034, doi:10.1093/cid/cit946, PMID 24385445 (englisch).
  18. Dawn K. Smith, Linda J. Koenig, Michael Martin et al.: Preexposure Prophylaxis for the Prevention of HIV Infection in the United States - 2014: A Clinical Practice Guideline. (pdf) In: cdc.gov. CDC, 2014, S. 12, archiviert vom Original am 11. Oktober 2018; abgerufen am 23. Dezember 2018 (englisch).