„Minimallösung“ – Versionsunterschied
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Version vom 14. Februar 2019, 00:21 Uhr
Minimallösung ist ein mathematischer Begriff, der sowohl in der Approximationstheorie als auch in der Optimierungstheorie als auch in den anderen Teilgebieten der Mathematik der Funktionalanalysis und der Numerische Mathematik eine bedeutende Rolle spielt.[1][2][3][4]
Definition
Den Begriff findet man in einem weiteren und einem engeren Sinne.
Der Begriff im weiteren Sinne
Gegeben seien eine beliebige Menge , eine Teilmenge sowie eine numerische Funktion .
- Als Minimalwert von auf bezeichnet man das Infimum , wobei im Falle dieses Infimum gesetzt wird.
- Unter der Menge der Minimallösungen von auf versteht man die Teilmenge derjenigen Elemente von , welche den Minimalwert von auf annehmen, also die Teilmenge . Jedes dieser Elemente nennt man eine Minimallösung von auf .
- Ist ein topologischer Raum und dabei , so heißt eine lokale Minimallösung von auf , falls eine offene Umgebung von in derart existiert, dass eine Minimallösung von auf ist. Dieser Begriff ist vor allem wichtig für den Fall, dass ein metrischer oder ein normierter Raum ist.
Erläuterungen und Anmerkungen
- Die obigen Infima existieren stets, da , versehen mit der üblichen Totalordnung , ein vollständiger Verband ist.
- In der Theorie der topologischen Vektorräume nennen manche Autoren eine Minimallösung im engeren Sinne auch Lotpunkt.[5]
- Unter einem Maximalwert von auf , einer Maximallösung von auf und einer lokalen Maximallösung von auf versteht man die durch Dualisierung entstehenden Begriffe, wenn man die Ordnungsrelation von nach umkehrt.
Der Begriff im engeren Sinne
Gegeben seien ein normierter Raum (über dem Körper der reellen oder dem Körper der komplexen Zahlen), der mit der Norm versehen sein soll, sowie ein fester Raumpunkt und weiter eine Teilmenge .
- Hier betrachtet man – in Bezug auf die dadurch gegebene Abstandsfunktion !– die zu gehörige Funktion und wendet die oben im weiteren Sinne festgelegten Begriffsbildungen an. Ist dann eine Minimallösung von auf vorhanden, so hat man – bezüglich und ! – einen Punkt kürzesten Abstands, also einen solchen Raumpunkt , der dieses Abstandsinfimum annimmt und damit die Gleichung erfüllt.
- Man nennt dieses – insbesondere in Approximationstheorie – eine Minimallösung für bezüglich , wobei man hier den Zusammenhang mit der Abstandsfunktion stillschweigend als gegeben unterstellt.[6]
Sätze
Die folgenden Sätze zählen zu den Resultaten, die im Zusammenhang Fragestellungen zu Minimallösungen oft zur Anwendung kommen.
Minimallösungen in der konvexen Optimierung
Hier gilt der folgende Charakterisierungssatz der konvexen Optimierung:[7]
- Gegeben seien ein Vektorraum und darin eine konvexe Teilmenge sowie ein Raumpunkt . Weiter sei eine konvexe Funktion.
- Dann ist genau dann eine Minimallösung von auf , wenn für alle in Hinblick auf das rechtsseitige Gâteaux-Differential die Ungleichung erfüllt ist.
Minimallösungen in der Linearen Approximationstheorie
Hier kennt man einen Existenz- und Eindeutigkeitssatzsatz, der sich zusammengefasst wie folgt angeben lässt:[8][9][10]
- Sei ein strikt konvexer normierter Raum und sei darin eine abgeschlossene, lokalkompakte und konvexe Teilmenge gegeben. Dann gibt es zu jedem Raumpunkt immer genau eine Minimallösung – also genau einen Lotpunkt! – . Dies gilt insbesondere dann, wenn in ein Untervektorraum endlicher Dimension ist.
Literatur
- Lothar Collatz: Funktionalanalysis und numerische Mathematik. Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage von 1964 (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen mit besonderer Berücksichtigung der Anwendungsgebiete. Band 120). 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1968, ISBN 3-540-04135-4 (MR0165651).
- Lothar Collatz, Werner Krabs: Approximationstheorie. Tschebyscheffsche Approximation mit Anwendungen (= Teubner Studienbücher). B. G. Teubner, Stuttgart 1973, ISBN 3-519-02041-6 (MR0445153).
- Peter Kosmol: Optimierung und Approximation (= De Gruyter Studium). 2. Auflage. Walter de Gruyter & Co., Berlin 2010, ISBN 978-3-11-021814-5 (MR2599674).
- Gottfried Köthe: Topologische lineare Räume. I. (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen mit besonderer Berücksichtigung der Anwendungsgebiete. Band 107). 2. verbesserte Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1966 (MR0194863 ).
- Jürg T. Marti: Konvexe Analysis (= Lehrbücher und Monographien aus dem Gebiet der Exakten Wissenschaften, Mathematische Reihe. Band 54). Birkhäuser Verlag, Basel, Stuttgart 1977, ISBN 3-7643-0839-7 (MR0511737).
- Günter Meinardus: Approximation von Funktionen und ihre numerische Behandlung (= Springer Tracts in Natural Philosophy. Band 4). Springer Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg, New York 1964 (MR0176272).
Einzelnachweise
- ↑ Peter Kosmol: Optimierung und Approximation. 2010, S. 8 ff., S. 79 ff.
- ↑ Lothar Collatz: Funktionalanalysis und numerische Mathematik. 1968, S. 320 ff.
- ↑ Lothar Collatz, Werner Krabs: Approximationstheorie. 1973, S. 12 ff., S. 38 ff.
- ↑ Günter Meinardus: Approximation von Funktionen und ihre numerische Behandlung. 1964, S. 1 ff.
- ↑ Gottfried Köthe: Topologische lineare Räume. I. 1966, S. 346 ff.
- ↑ Meinardus, op. cit., S. 63
- ↑ Kosmol, op. cit., S. 78
- ↑ Collatz, op. cit., S. 323
- ↑ Köthe, op. cit., S. 347
- ↑ Meinardus, op. cit., S. 1
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