„Korallenbleiche“ – Versionsunterschied

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Mit '''Korallenbleiche''' wird ein Ausbleichen der [[Steinkorallen]]stöcke bezeichnet, das zum anschließenden Absterben der Korallen führen kann.
Mit '''Korallenbleiche''' wird ein Ausbleichen der [[Steinkorallen]]stöcke bezeichnet, das zum anschließenden Absterben der Korallen führen kann.


[[Steinkorallen|Korallen]] sind lebende Organismen. Sie gehören zu den [[Nesseltiere]]n und siedeln in [[Symbiose]] mit [[Photosynthese|photosynthetisch]] aktiven [[Einzeller]]n ([[Zooxanthelle]]n) auf einer Kalkschicht, die von Jahr zu Jahr wächst. Werden die Zooxanthellen von der Koralle abgestoßen, verliert der Korallenstock seine Farbenpracht. Dieses Phänomen kann örtlich begrenzt, aber auch großflächig auftreten und wird Korallenbleiche genannt. Sie tritt bei zu hohen Wassertemperaturen auf.
Korallen sind lebende Organismen. Sie gehören zu den [[Nesseltiere]]n und siedeln in [[Symbiose]] mit [[Photosynthese|photosynthetisch]] aktiven [[Einzeller]]n ([[Zooxanthelle]]n) auf einer Kalkschicht, die von Jahr zu Jahr wächst. Werden die Zooxanthellen von der Koralle abgestoßen, verliert der Korallenstock seine Farbenpracht. Dieses Phänomen kann örtlich begrenzt, aber auch großflächig auftreten und wird Korallenbleiche genannt. Sie tritt bei zu hohen Wassertemperaturen auf.


Die Korallenbleiche ist nicht neu und wurde bereits in den 1970er Jahren beobachtet. Damals trat das Ereignis jedoch nur temporär und örtlich begrenzt, nach starken Regenfällen oder lang anhaltendem Niedrigwasser auf. Doch schon ein Jahrzehnt später war es weltweit zu beobachten. Während des [[El Niño]] im Jahre 1998 trat die Korallenbleiche im Indischen Ozean und im westlichen Pazifik besonders stark auf. Großflächig lag die Temperatur des Wassers über Monate 1 bis 3 °C über dem Durchschnitt. Bei den [[Malediven]] bleichten zu dieser Zeit in der Nähe der Wasseroberfläche 98 % der Korallen. Durch die [[globale Erwärmung]] wird mit einem häufigeren Auftreten der Korallenbleiche gerechnet.
Die Korallenbleiche ist nicht neu und wurde bereits in den 1970er Jahren beobachtet. Damals trat das Ereignis jedoch nur temporär und örtlich begrenzt, nach starken Regenfällen oder lang anhaltendem Niedrigwasser auf. Ein Jahrzehnt später war es weltweit zu beobachten. Während des [[El Niño]] im Jahre 1998 trat die Korallenbleiche im Indischen Ozean und im westlichen Pazifik besonders stark auf. Großflächig lag die Temperatur des Wassers über Monate 1 bis 3 °C über dem Durchschnitt. Bei den [[Malediven]] bleichten zu dieser Zeit in der Nähe der Wasseroberfläche 98 % der Korallen. Durch die [[globale Erwärmung]] wird mit einem häufigeren Auftreten der Korallenbleiche gerechnet.


== Erwärmung der Ozeane ==
== Erwärmung der Ozeane ==
Durch die globale Erwärmung kommt es zu einer andauernden [[Globale Erwärmung#Erwärmung der Ozeane|Erwärmung der Ozeane]] weltweit. Durch die erhöhten Wassertemperaturen können sich die Korallen nicht mehr wie zuvor von anderen [[Stressor]]en erholen. Zusätzlich verlangsamen andere Faktoren wie [[Wasserverschmutzung]], [[Überfischung]] und Krankheiten ihre Erholung<ref name="GBR" />. In der Folge können ganze Riffe der Korallenbleiche zum Opfer fallen und großflächig absterben. Außerdem führen die erhöhten Wassertemperaturen nicht nur zur Korallenbleiche, sondern verringern auch die [[Fortpflanzung]]sfähigkeit der überlebenden Korallen.
Durch die globale Erwärmung kommt es zu einer [[Globale Erwärmung#Erwärmung der Ozeane|Erwärmung der Ozeane]] weltweit. Durch die erhöhten Wassertemperaturen können sich die Korallen nicht mehr wie zuvor von anderen [[Stressor]]en erholen. Zusätzlich verlangsamen andere Faktoren wie [[Wasserverschmutzung]], [[Überfischung]] und Krankheiten ihre Erholung.<ref name="GBR" /> In der Folge können ganze Riffe der Korallenbleiche zum Opfer fallen und großflächig absterben. Außerdem führen die erhöhten Wassertemperaturen nicht nur zur Korallenbleiche, sondern verringern auch die [[Fortpflanzung]]sfähigkeit der überlebenden Korallen.


[[Steinkorallen]] leben in [[Symbiose]] mit [[Zooxanthellen]], diese sind unter anderem auch für die Färbung der Korallen verantwortlich. Allerdings sind Zooxanthellen empfindlich gegenüber Wärme und beginnen bei einer zu hohen Temperatur des Meerwassers (d.&nbsp;h. über 29° Celsius<ref>A. Kushmaro et al.: ''Effect of temperature on bleaching of the coral Oculina patagonica by Vibrio AK-1.'': "Laboratory aquaria experiments demonstrated that ''Vibrio'' AK-1 caused rapid and extensive bleaching of ''Oculina patagonica'' at 29°C slower and less complete bleaching at 25°C and 2O°C, and no bleaching at 16°C." [https://www.researchgate.net/profile/Yossi_Loya/publication/236260187_Effect_of_temperature_on_bleaching_of_the_coral_Oculina_patagonica_by_Vibrio_AK-1/links/0deec527948bf3f492000000.pdf (online)]</ref>) durch den „Wärmestress“ Giftstoffe zu produzieren. Als Folge davon werden sie von den Korallen abgestoßen, welche damit auch ihre Färbung verlieren und „ausbleichen“. Ohne Zooxanthellen können Korallen nicht dauerhaft überleben und sterben ab, falls die Zooxanthellen nicht innerhalb eines Zeitraumes von etwa 8 Wochen zurückkehren (der genaue Zeitraum ist artspezifisch)<ref name="GBR">{{Internetquelle | url=http://elibrary.gbrmpa.gov.au/jspui/bitstream/11017/691/1/coral-bleaching-and-the-GBR.pdf | titel=Coral Bleaching and the Great Barrier Reef | hrsg=Great Barrier Reef Marine Park | archiv-url=https://web.archive.org/web/20110608083152/http://www.gbrmpa.gov.au/__data/assets/pdf_file/0010/13402/Coral-Bleaching-GBR-Dec06.pdf | archiv-datum= 2011-06-08| zugriff=2016-02-14 | sprache=englisch | format=PDF }}</ref>.
[[Steinkorallen]] leben in [[Symbiose]] mit [[Zooxanthellen]], diese sind unter anderem auch für die Färbung der Korallen verantwortlich. Allerdings sind Zooxanthellen empfindlich gegenüber Wärme und beginnen bei einer zu hohen Temperatur des Meerwassers (d.&nbsp;h. über 29° Celsius<ref>A. Kushmaro et al.: ''Effect of temperature on bleaching of the coral Oculina patagonica by Vibrio AK-1.'': "Laboratory aquaria experiments demonstrated that ''Vibrio'' AK-1 caused rapid and extensive bleaching of ''Oculina patagonica'' at 29°C slower and less complete bleaching at 25°C and 2O°C, and no bleaching at 16°C." [https://www.researchgate.net/profile/Yossi_Loya/publication/236260187_Effect_of_temperature_on_bleaching_of_the_coral_Oculina_patagonica_by_Vibrio_AK-1/links/0deec527948bf3f492000000.pdf (online)]</ref>) durch den „Wärmestress“ Giftstoffe zu produzieren. Als Folge davon werden sie von den Korallen abgestoßen, welche damit auch ihre Färbung verlieren und „ausbleichen“. Ohne Zooxanthellen können Korallen nicht dauerhaft überleben. Sie sterben ab, falls die Zooxanthellen nicht innerhalb eines Zeitraumes von etwa 8 Wochen zurückkehren (der genaue Zeitraum ist artspezifisch)<ref name="GBR">{{Internetquelle | url=http://elibrary.gbrmpa.gov.au/jspui/bitstream/11017/691/1/coral-bleaching-and-the-GBR.pdf | titel=Coral Bleaching and the Great Barrier Reef | hrsg=Great Barrier Reef Marine Park | archiv-url=https://web.archive.org/web/20110608083152/http://www.gbrmpa.gov.au/__data/assets/pdf_file/0010/13402/Coral-Bleaching-GBR-Dec06.pdf | archiv-datum= 2011-06-08| zugriff=2016-02-14 | sprache=englisch | format=PDF }}</ref>.


Nach einer Bleiche können sich Korallen unter Umständen regenerieren. Bei bestimmten Korallen, die besonders gut im Wiederbesiedeln sind und schnell wachsen, können sich Riffe nach einer Bleiche im Zeitraum von 10 bis 15 Jahren erholen, bei alten Riffen dauert dieser Prozess aber viele Jahrzehnte. In diesem Zeitraum darf es zu keiner weiteren Korallenbleiche oder sonstigen weiteren Störung der Erholungsphase kommen, was angesichts der weiter voranschreitenden Erwärmung als unrealistische Annahme beurteilt wird. Wenn Korallenriffe auch in Zukunft weiter existieren sollen, sind daher sehr schnell Maßnahmen für eine wirksame Bekämpfung der globalen Erwärmung dringend notwendig.<ref>{{Literatur | Autor=Terry P. Hughes et al. | Titel=Global warming and recurrent mass bleaching of corals | Sammelwerk=[[Nature]] | Band=543 | Nummer= | Jahr=2017 | Seiten=373-377 | DOI=10.1038/nature21707}}</ref>
Nach einer Bleiche können sich Korallen unter Umständen regenerieren. Bei bestimmten Korallen, die besonders gut im Wiederbesiedeln sind und schnell wachsen, können sich Riffe nach einer Bleiche im Zeitraum von 10 bis 15 Jahren erholen, bei alten Riffen dauert dieser Prozess aber viele Jahrzehnte. In diesem Zeitraum darf es zu keiner weiteren Korallenbleiche oder sonstigen weiteren Störung der Erholungsphase kommen. Bei weiter voranschreitenden Erwärmung nehmen Häufigeit, Intensität und Dauer von Phasen ungewöhnliche hoher Meerestemperaturen zu (→ [[Marine Hitzewelle]]). Dadurch wird der Zeitraum zwischen zwei Korallenbleichen in immer mehr Regionen für eine Erholung zu kurz.<ref name="hughes2018a"/><ref name="hughes2018b"/> Wenn Korallenriffe auch in Zukunft weiter existieren sollen, sind daher sehr schnell Maßnahmen für eine wirksame Bekämpfung der globalen Erwärmung dringend notwendig.<ref>{{Literatur | Autor=Terry P. Hughes et al. | Titel=Global warming and recurrent mass bleaching of corals | Sammelwerk=[[Nature]] | Band=543 | Datum=2017 | Seiten=373–377 | DOI=10.1038/nature21707}}</ref>


== Folgen ==
== Folgen ==
[[Datei:Coral-reef-bioerosion.jpg|mini|300px|Das tote Kalkskelett der Korallen]]
[[Datei:Coral-reef-bioerosion.jpg|mini|300px|Das tote Kalkskelett der Korallen]]
Wenn Korallen absterben, wird die [[Biodiversität|Artenvielfalt]] geringer und ganze [[Ökosystem]]e können zusammenbrechen: Einige Korallenarten können verschwinden und mit ihnen Fische, die von ihnen als Nahrungsquelle abhängig sind oder sie als Platz zur Aufzucht ihrer Jungen benötigen.
Wenn Korallen absterben, nimmt die [[Biodiversität|Artenvielfalt]] ab und ganze [[Ökosystem]]e können zusammenbrechen: Einige Korallenarten können verschwinden und mit ihnen Fische, die von ihnen als Nahrungsquelle abhängig sind oder sie als Platz zur Aufzucht ihrer Jungen benötigen.


Fischer verlieren ihre Nahrungsgrundlage; Tauchtourismus als Einkommensquelle verschwindet ebenso wie der Schutz vor Ozeanwellen.
Fischer verlieren ihre Nahrungsgrundlage; Tauchtourismus als Einkommensquelle verschwindet ebenso wie der Schutz vor Ozeanwellen.
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Neben den Regenwäldern gelten die Korallenriffe als die artenreichsten Lebensräume der Welt. Bisher sind etwa 60.000 verschiedene Arten in diesem Lebensraum entdeckt worden. Es werden jedoch mehr als 400.000 Arten in den Riffen vermutet, so leben hier mehr als ein Viertel aller bekannten Meeresfische. Die Größe aller Riffe wird auf über 600.000&nbsp;km² geschätzt. Seit über 225 Millionen Jahren existieren die Korallenriffe und gehören zu den ältesten Ökosystemen der Welt.
Neben den Regenwäldern gelten die Korallenriffe als die artenreichsten Lebensräume der Welt. Bisher sind etwa 60.000 verschiedene Arten in diesem Lebensraum entdeckt worden. Es werden jedoch mehr als 400.000 Arten in den Riffen vermutet, so leben hier mehr als ein Viertel aller bekannten Meeresfische. Die Größe aller Riffe wird auf über 600.000&nbsp;km² geschätzt. Seit über 225 Millionen Jahren existieren die Korallenriffe und gehören zu den ältesten Ökosystemen der Welt.


Bei den beiden stärksten Korallenbleichen, 1998 und 2002, waren etwa 50 bis 60 % aller Riffe von Korallenbleiche betroffen und etwa 5 % abgestorben.<ref name="GBR"/>
Bei Korallenbleichen in den Jahren 1998 und 2002 im [[Great Barrier Reef]] waren etwa 50 bis 60 % der dortigen Riffe betroffen, 18 % wurden schwer geschädigt, etwa 5 % starben ab.<ref name="GBR"/>


Seit 2014 findet eine weitere Korallenbleiche statt (Stand Oktober 2015).<ref>Alexandra Witze, ''Corals worldwide hit by bleaching''. In: ''[[Nature]]'' (2015), {{DOI|10.1038/nature.2015.18527}}.</ref> 2016 kam es durch die außergewöhnlich hohen Wassertemperaturen infolge der Rekordtemperaturen zu der stärksten jemals festgestellten Korallenbleiche im [[Great Barrier Reef]]. 55 % der Riffe am Great Barrier Reef wurden schwer geschädigt, während es bei den beiden vorangegangenen schweren Bleichen 1998 und 2002 nur 18 % gewesen waren. Insgesamt waren dort 2016 93 % aller Riffe betroffen. Hält die Bleiche über einen längeren Zeitraum an, sterben die Riffe ab.<ref>[https://www.theguardian.com/environment/2016/apr/19/great-barrier-reef-93-of-reefs-hit-by-coral-bleaching ''Great Barrier Reef: 93% of reefs hit by coral bleaching'']. In: ''[[The Guardian]]'', 19. April 2016. Abgerufen am 19. April 2016.</ref><ref>[https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article153782300/Entsetzen-ueber-wahres-Ausmass-der-Korallenbleiche.html ''Great Barrier Reef: Entsetzen über wahres Ausmaß der Korallenbleiche'']. In: ''[[Die Welt]]'', 29. März 2016. Abgerufen am 12. Oktober 2017.</ref> Eine Studie des [[Umweltministerium (Japan)|japanischen Umweltministeriums]] vom Januar 2017 berichtet auch für die [[Sekiseishoku-Lagune]], dem größten Korallenriff Japans von 70,1 % Korallenbleiche aufgrund steigender Wassertemperaturen<ref name="jp">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/korallenriff-in-japan-stirbt-durch-immer-waermeres-wasser-ab-a-1129513.html|titel=Japans größtes Korallenriff stirbt ab|werk=[[Spiegel Online]]|sprache=de|zugriff=2017-10-10}}</ref>.
In den Jahren 2014–2017 kam es zur längsten und ausgedehntesten Korallenbleiche, die jemals beobachtet wurde.<ref>Alexandra Witze, ''Corals worldwide hit by bleaching''. In: ''[[Nature]]'' (2015), {{DOI|10.1038/nature.2015.18527}}.</ref><ref>{{Internetquelle |hrsg=NOAA Coral Reef Watch |titel=Coral Bleaching During & Since the 2014-2017 Global Coral Bleaching Event Status and an Appeal for Observations |datum=2018-03-19 |url=https://coralreefwatch.noaa.gov/satellite/analyses_guidance/global_coral_bleaching_2014-17_status.php |zugriff=2019-05-24}}</ref> Weltweit waren Korallenriffe betroffen, darunter auch das Great Barrier Reef. Dort kam es in 93 % der Riffe zur Bleiche, 55 % wurden schwer geschädigt.<ref>[https://www.theguardian.com/environment/2016/apr/19/great-barrier-reef-93-of-reefs-hit-by-coral-bleaching ''Great Barrier Reef: 93% of reefs hit by coral bleaching'']. In: ''[[The Guardian]]'', 19. April 2016. Abgerufen am 19. April 2016.</ref><ref>[https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article153782300/Entsetzen-ueber-wahres-Ausmass-der-Korallenbleiche.html ''Great Barrier Reef: Entsetzen über wahres Ausmaß der Korallenbleiche'']. In: ''[[Die Welt]]'', 29. März 2016. Abgerufen am 12. Oktober 2017.</ref> Eine Studie des [[Umweltministerium (Japan)|japanischen Umweltministeriums]] vom Januar 2017 berichtet auch für die [[Sekiseishoku-Lagune]], dem größten Korallenriff Japans von 70,1 % Korallenbleiche aufgrund steigender Wassertemperaturen<ref name="jp">{{Internetquelle|url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/korallenriff-in-japan-stirbt-durch-immer-waermeres-wasser-ab-a-1129513.html|titel=Japans größtes Korallenriff stirbt ab|werk=[[Spiegel Online]]|sprache=de|zugriff=2017-10-10}}</ref>.


== Rettungsversuche ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references>

<ref name="hughes2018a">{{Literatur |Autor=Terry P. Hughes u. a. |Titel=Spatial and temporal patterns of mass bleaching of corals in the Anthropocene |Sammelwerk=Science |Datum=2018-01 |DOI=10.1126/science.aan8048}} Siehe dazu auch den Artikel: {{Internetquelle |titel=Warnsignal aus dem Ozean – Korallenbleichen folgen in immer kürzeren Abständen |werk=Spiegel-Online |datum=2018-01-04 |url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/korallenbleiche-katastrophen-folgen-in-immer-kuerzeren-abstaenden-a-1186136.html |zugriff=2019-03-29}}</ref>

<ref name="hughes2018b">{{Literatur |Autor=Terry P. Hughes u. a. |Titel=Global warming transforms coral reef assemblages |Sammelwerk=Nature |Datum=2018-04 |DOI=10.1038/s41586-018-0041-2}} Siehe dazu auch: {{Internetquelle |autor=Volker Mrasek |titel=Gefahr durch Hitzewelle – Korallen vor dem Kollaps |hrsg=Deutschlandfunk |datum=2018-04-19 |url=https://www.deutschlandfunk.de/gefahr-durch-hitzewelle-korallen-vor-dem-kollaps.676.de.html?dram:article_id=415983 |zugriff=2019-03-07}}</ref>

</references>

{{Normdaten|TYP=s|GND=7629474-2}}


[[Kategorie:Ökologischer Prozess]]
[[Kategorie:Ökologischer Prozess]]

Version vom 24. Mai 2019, 10:55 Uhr

Tote Korallen
Gesunde Korallen

Mit Korallenbleiche wird ein Ausbleichen der Steinkorallenstöcke bezeichnet, das zum anschließenden Absterben der Korallen führen kann.

Korallen sind lebende Organismen. Sie gehören zu den Nesseltieren und siedeln in Symbiose mit photosynthetisch aktiven Einzellern (Zooxanthellen) auf einer Kalkschicht, die von Jahr zu Jahr wächst. Werden die Zooxanthellen von der Koralle abgestoßen, verliert der Korallenstock seine Farbenpracht. Dieses Phänomen kann örtlich begrenzt, aber auch großflächig auftreten und wird Korallenbleiche genannt. Sie tritt bei zu hohen Wassertemperaturen auf.

Die Korallenbleiche ist nicht neu und wurde bereits in den 1970er Jahren beobachtet. Damals trat das Ereignis jedoch nur temporär und örtlich begrenzt, nach starken Regenfällen oder lang anhaltendem Niedrigwasser auf. Ein Jahrzehnt später war es weltweit zu beobachten. Während des El Niño im Jahre 1998 trat die Korallenbleiche im Indischen Ozean und im westlichen Pazifik besonders stark auf. Großflächig lag die Temperatur des Wassers über Monate 1 bis 3 °C über dem Durchschnitt. Bei den Malediven bleichten zu dieser Zeit in der Nähe der Wasseroberfläche 98 % der Korallen. Durch die globale Erwärmung wird mit einem häufigeren Auftreten der Korallenbleiche gerechnet.

Erwärmung der Ozeane

Durch die globale Erwärmung kommt es zu einer Erwärmung der Ozeane weltweit. Durch die erhöhten Wassertemperaturen können sich die Korallen nicht mehr wie zuvor von anderen Stressoren erholen. Zusätzlich verlangsamen andere Faktoren wie Wasserverschmutzung, Überfischung und Krankheiten ihre Erholung.[1] In der Folge können ganze Riffe der Korallenbleiche zum Opfer fallen und großflächig absterben. Außerdem führen die erhöhten Wassertemperaturen nicht nur zur Korallenbleiche, sondern verringern auch die Fortpflanzungsfähigkeit der überlebenden Korallen.

Steinkorallen leben in Symbiose mit Zooxanthellen, diese sind unter anderem auch für die Färbung der Korallen verantwortlich. Allerdings sind Zooxanthellen empfindlich gegenüber Wärme und beginnen bei einer zu hohen Temperatur des Meerwassers (d. h. über 29° Celsius[2]) durch den „Wärmestress“ Giftstoffe zu produzieren. Als Folge davon werden sie von den Korallen abgestoßen, welche damit auch ihre Färbung verlieren und „ausbleichen“. Ohne Zooxanthellen können Korallen nicht dauerhaft überleben. Sie sterben ab, falls die Zooxanthellen nicht innerhalb eines Zeitraumes von etwa 8 Wochen zurückkehren (der genaue Zeitraum ist artspezifisch)[1].

Nach einer Bleiche können sich Korallen unter Umständen regenerieren. Bei bestimmten Korallen, die besonders gut im Wiederbesiedeln sind und schnell wachsen, können sich Riffe nach einer Bleiche im Zeitraum von 10 bis 15 Jahren erholen, bei alten Riffen dauert dieser Prozess aber viele Jahrzehnte. In diesem Zeitraum darf es zu keiner weiteren Korallenbleiche oder sonstigen weiteren Störung der Erholungsphase kommen. Bei weiter voranschreitenden Erwärmung nehmen Häufigeit, Intensität und Dauer von Phasen ungewöhnliche hoher Meerestemperaturen zu (→ Marine Hitzewelle). Dadurch wird der Zeitraum zwischen zwei Korallenbleichen in immer mehr Regionen für eine Erholung zu kurz.[3][4] Wenn Korallenriffe auch in Zukunft weiter existieren sollen, sind daher sehr schnell Maßnahmen für eine wirksame Bekämpfung der globalen Erwärmung dringend notwendig.[5]

Folgen

Das tote Kalkskelett der Korallen

Wenn Korallen absterben, nimmt die Artenvielfalt ab und ganze Ökosysteme können zusammenbrechen: Einige Korallenarten können verschwinden und mit ihnen Fische, die von ihnen als Nahrungsquelle abhängig sind oder sie als Platz zur Aufzucht ihrer Jungen benötigen.

Fischer verlieren ihre Nahrungsgrundlage; Tauchtourismus als Einkommensquelle verschwindet ebenso wie der Schutz vor Ozeanwellen.

Zahlen

Korallenbleiche vor Réunion

Neben den Regenwäldern gelten die Korallenriffe als die artenreichsten Lebensräume der Welt. Bisher sind etwa 60.000 verschiedene Arten in diesem Lebensraum entdeckt worden. Es werden jedoch mehr als 400.000 Arten in den Riffen vermutet, so leben hier mehr als ein Viertel aller bekannten Meeresfische. Die Größe aller Riffe wird auf über 600.000 km² geschätzt. Seit über 225 Millionen Jahren existieren die Korallenriffe und gehören zu den ältesten Ökosystemen der Welt.

Bei Korallenbleichen in den Jahren 1998 und 2002 im Great Barrier Reef waren etwa 50 bis 60 % der dortigen Riffe betroffen, 18 % wurden schwer geschädigt, etwa 5 % starben ab.[1]

In den Jahren 2014–2017 kam es zur längsten und ausgedehntesten Korallenbleiche, die jemals beobachtet wurde.[6][7] Weltweit waren Korallenriffe betroffen, darunter auch das Great Barrier Reef. Dort kam es in 93 % der Riffe zur Bleiche, 55 % wurden schwer geschädigt.[8][9] Eine Studie des japanischen Umweltministeriums vom Januar 2017 berichtet auch für die Sekiseishoku-Lagune, dem größten Korallenriff Japans von 70,1 % Korallenbleiche aufgrund steigender Wassertemperaturen[10].

Rettungsversuche

Auf künstlichen Riffen wie versenkten Schiffen, Flugzeugen, Autoreifen oder Stahlkonstrukten wird versucht neue Korallen anzusiedeln.

Das künstliche Riff aus Autoreifen hat sich in den USA sogar zu einem ökologischen Fiasko entwickelt: Die Reifen rissen sich aus ihrer Verankerung und zerstörten gesunde Riffe. Die künstlichen Riffe der Biorock-Technologie sind dagegen sehr vielversprechend: Das lizenzierte Verfahren wurde von dem Architekten Wolf Hilbertz entwickelt. Mit dem Wissenschaftler Tom Goreau gründete er 1990 die nicht gewinnorientierte Global Coral Reef Alliance.

Weiterhin ist hier die sehr engagierte Reef-Ball-Foundation zu nennen. Die Organisation wurde von Todd Barber gegründet, nachdem er im Jahre 1993 ein patentiertes Verfahren entwickelte, mit dem man Riffbälle (Betonkonstruktionen) zur Riffneubildung und für den Küstenschutz einsetzen konnte.

Einige Staaten haben Nationalparks in ihren küstennahen Meeren gegründet und alle korallenschädigenden Aktivitäten dort verboten. Gesunde Korallen sind auch widerstandsfähiger gegen Temperaturschwankungen.

Literatur

  • T. F. Goreau, N. I. Goreau, T. J. Goreau: Korallen und Korallenriffe, in Biologie der Meere, 1991, Spektrum Akad. Verl., ISBN 3-89330-753-2
  • Sue Wells, Nick Hanna, Das Greenpeace-Buch der Korallenriffe, C.H. Beck Verlag, ISBN 978-3-406-36797-7
  • Solar-generated construction material from sea water to mitigate global warming, in: Building Research & Information, Volume 19, Issue 4 July 1991 , pages 242 - 255

Weblinks

Wiktionary: Korallenbleiche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c Coral Bleaching and the Great Barrier Reef. (PDF) Great Barrier Reef Marine Park, archiviert vom Original am 8. Juni 2011; abgerufen am 14. Februar 2016 (englisch).
  2. A. Kushmaro et al.: Effect of temperature on bleaching of the coral Oculina patagonica by Vibrio AK-1.: "Laboratory aquaria experiments demonstrated that Vibrio AK-1 caused rapid and extensive bleaching of Oculina patagonica at 29°C slower and less complete bleaching at 25°C and 2O°C, and no bleaching at 16°C." (online)
  3. Terry P. Hughes u. a.: Spatial and temporal patterns of mass bleaching of corals in the Anthropocene. In: Science. Januar 2018, doi:10.1126/science.aan8048. Siehe dazu auch den Artikel: Warnsignal aus dem Ozean – Korallenbleichen folgen in immer kürzeren Abständen. In: Spiegel-Online. 4. Januar 2018, abgerufen am 29. März 2019.
  4. Terry P. Hughes u. a.: Global warming transforms coral reef assemblages. In: Nature. April 2018, doi:10.1038/s41586-018-0041-2. Siehe dazu auch: Volker Mrasek: Gefahr durch Hitzewelle – Korallen vor dem Kollaps. Deutschlandfunk, 19. April 2018, abgerufen am 7. März 2019.
  5. Terry P. Hughes et al.: Global warming and recurrent mass bleaching of corals. In: Nature. Band 543, 2017, S. 373–377, doi:10.1038/nature21707.
  6. Alexandra Witze, Corals worldwide hit by bleaching. In: Nature (2015), doi:10.1038/nature.2015.18527.
  7. Coral Bleaching During & Since the 2014-2017 Global Coral Bleaching Event – Status and an Appeal for Observations. NOAA Coral Reef Watch, 19. März 2018, abgerufen am 24. Mai 2019.
  8. Great Barrier Reef: 93% of reefs hit by coral bleaching. In: The Guardian, 19. April 2016. Abgerufen am 19. April 2016.
  9. Great Barrier Reef: Entsetzen über wahres Ausmaß der Korallenbleiche. In: Die Welt, 29. März 2016. Abgerufen am 12. Oktober 2017.
  10. Japans größtes Korallenriff stirbt ab. In: Spiegel Online. Abgerufen am 10. Oktober 2017.