„Basisreproduktionszahl“ – Versionsunterschied

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== Beispielwerte für verschiedene Infektionskrankheiten ==
== Beispielwerte für verschiedene Infektionskrankheiten ==
Beispielwerte für die Basisreproduktionszahl sind bei [[Pocken]] und [[Poliomyelitis]] 6, bei [[Masern]] 15, bei [[Diphtherie]] 7, bei [[Keuchhusten]] 14.<ref>Klaus Krickeberg, Pham Thy My Hanh, Pham Van Trong, Epidemiology, Springer 2012, S. 45</ref> Bei der [[Spanische Grippe|Grippepandemie von 1918]] wurde die Basisreproduktionszahl auf 2 bis 3 geschätzt.<ref>Christina Mills, James Robins, Marc Lipsitch, Transmissibility of 1918 pandemic influenza, Nature, Band 432, 2004, S. 904–906, hier S. 905. PMID 15602562 </ref> Die Basisreproduktionszahl von [[COVID-19]] wird auf 5,7 (95 % [[Konfidenzintervall|KI]] 3,8–8,9) geschätzt.<ref name="cdc">[https://thinkpol.ca/2020/04/08/covid-19-twice-contagious-previously-thought/ High Contagiousness and Rapid Spread of Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2], Steven Sanche, Yen Ting Lin, Chonggang Xu, Ethan Romero-Severson, Nick Hengartner, and Ruian Ke, [[Centers for Disease Control and Prevention]], 7. April 2020</ref> Der ''[[World Health Organisation|WHO]]-China Joint Mission Report'' gab die Basisreproduktionszahl für China – also als noch keine Maßnahmen wie Ausgangssperre ergriffen wurden – mit 2 bis 2,5 an.<ref>{{Literatur |Titel=Report of the WHO-China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) | Hrsg=World Health Organization | Datum=2020-02 | Online=https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/who-china-joint-mission-on-covid-19-final-report.pdf | Format=PDF | Seiten=10 | Sprache=en}}</ref>
Beispielwerte für die Basisreproduktionszahl sind bei [[Pocken]] und [[Poliomyelitis]] 6, bei [[Masern]] 15, bei [[Diphtherie]] 7, bei [[Keuchhusten]] 14.<ref>Klaus Krickeberg, Pham Thy My Hanh, Pham Van Trong, Epidemiology, Springer 2012, S. 45</ref> Bei der [[Spanische Grippe|Grippepandemie von 1918]] wurde die Basisreproduktionszahl auf 2 bis 3 geschätzt.<ref>Christina Mills, James Robins, Marc Lipsitch, Transmissibility of 1918 pandemic influenza, Nature, Band 432, 2004, S. 904–906, hier S. 905. PMID 15602562 </ref> Die Basisreproduktionszahl von [[COVID-19]] wird vom RKI auf 2,4 bis 3,3 geschätzt.<ref name="koch">[https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText3 SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)], Robert-Koch-Institut, 13. März 2020</ref> Das [[Centers for Disease Control and Prevention|CDC]] schätzte sie im April 2020 deutlich höher ein, nämlich auf 5,7 (95 % [[Konfidenzintervall|KI]] 3,8–8,9).<ref name="emInfDis26072020">{{Literatur |Autor=Sanche S, Lin YT, Xu C, Romero-Severson E, Hengartner N, Ke R |Titel=High Contagiousness and Rapid Spread of Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 |Sammelwerk=Emerging Infectious Diseases |Kommentar=Early Release |Band=26 |Nummer=7 |Datum=2020 |Sprache=en |DOI=10.3201/eid2607.200282}}</ref><ref name="thinkpol">{{Internetquelle |url=https://thinkpol.ca/2020/04/08/covid-19-twice-contagious-previously-thought/ |titel=COVID-19 twice as contagious as previously thought CDC study |hrsg=thinkpol.ca |datum=2020-04-08 |abruf=2020-04-09}}</ref> Der ''[[World Health Organisation|WHO]]-China Joint Mission Report'' gab die Basisreproduktionszahl für China – also als noch keine Maßnahmen wie Ausgangssperre ergriffen wurden – mit 2 bis 2,5 an.<ref>{{Literatur |Titel=Report of the WHO-China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) | Hrsg=World Health Organization | Datum=2020-02 | Online=https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/who-china-joint-mission-on-covid-19-final-report.pdf | Format=PDF | Seiten=10 | Sprache=en}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 9. April 2020, 18:35 Uhr

Die Basisreproduktionszahl R0, auch Grundvermehrungsrate genannt, und die Nettoreproduktionszahl R sind Begriffe aus der Infektionsepidemiologie.

Die Basisreproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infektiöse Person durchschnittlich ansteckt, wenn kein Mitglied der Population gegenüber dem Erreger immun ist (suszeptible Population).

Verwendung der Basisreproduktionszahl

Mit Hilfe der Basisreproduktionszahl R0 kann man abschätzen, wie die Ausbreitung zum Beginn einer Epidemie verläuft und welcher Anteil der Bevölkerung immun bzw. durch Impfung immunisiert sein muss, um eine Epidemie zu verhindern.[1] Die Basisreproduktionszahl wird durch Kontagiosität, die Populationsdichte und die Durchmischung der Bevölkerung (Anteil infizierter und resistenter Personen) bestimmt. Sie kann daher für denselben Erreger in verschiedenen Bevölkerungen höchst unterschiedlich ausfallen.[2] Aus der Basisreproduktionszahl wird die minimale Herdenimmunität für einen Herdeneffekt berechnet.

Für die mathematischen Details siehe SIR-Modell.

Die Basisreproduktionszahl kann weiter aufgeschlüsselt werden:

mit der Anzahl der Kontakte eines Infizierten pro Zeiteinheit, der mittleren Dauer der Infektiösität und der Wahrscheinlichkeit der Infektion bei Kontakt.[3]

Nettoreproduktionszahl

Andere Bezeichnungen für die Nettoreproduktionszahl R sind die Nettoreproduktionszahl zu einer bestimmten Zeit Rt[4] sowie die effektive Reproduktionszahl Reff,[5] die an die englische Bezeichnung effective reproduction number angelehnt ist. Die Nettoreproduktionszahl wird von der Basisreproduktionszahl abgeleitet und gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt, wenn ein gewisser Teil der Bevölkerung immun ist oder bestimmte Eindämmungsmaßnahmen wie Quarantäne getroffen wurden.[6][4][7] Werden keine Kontrollmaßnahmen ergriffen, ist , wobei die Anzahl „suszeptibler“ (für Ansteckung empfänglicher) Personen ist und die Gesamtzahl der Personen einer Population.[3] ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Kontakt auf eine infizierbare Person zu treffen. Mit Kontrollmaßnahmen nimmt die effektive Reproduktionszahl weiter ab.

Da oft Teile der Bevölkerung immun gegen eine Erkrankung sind, während deren Ausbreitung wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden oder nachträglich eine Immunität gegen die Krankheit entwickelt wird, gewinnt die Nettoreproduktionszahl im Verlauf einer Ausbreitung immer größere Bedeutung. Das Ziel von Eindämmungsmaßnahmen ist es im Regelfall, die Nettoreproduktionszahl unter 1 zu drücken.[6] Denn erst, wenn die Nettoreproduktionszahl kleiner als 1 ist, sinkt die Zahl der Infizierten und die Erkrankung verschwindet irgendwann gänzlich.[8][4][7][6]

Beispielwerte für verschiedene Infektionskrankheiten

Beispielwerte für die Basisreproduktionszahl sind bei Pocken und Poliomyelitis 6, bei Masern 15, bei Diphtherie 7, bei Keuchhusten 14.[9] Bei der Grippepandemie von 1918 wurde die Basisreproduktionszahl auf 2 bis 3 geschätzt.[10] Die Basisreproduktionszahl von COVID-19 wird vom RKI auf 2,4 bis 3,3 geschätzt.[11] Das CDC schätzte sie im April 2020 deutlich höher ein, nämlich auf 5,7 (95 % KI 3,8–8,9).[12][13] Der WHO-China Joint Mission Report gab die Basisreproduktionszahl für China – also als noch keine Maßnahmen wie Ausgangssperre ergriffen wurden – mit 2 bis 2,5 an.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Martin Eichner, Mirjam Kretzschmar: Mathematische Modelle in der Infektionsepidemiologie, In A. Krämer, R. Reintjes (Hg.): Infektionsepidemiologie. Methoden, Surveillance, Mathematische Modelle, Global Public Health. Springer Verlag, Heidelberg 2003. doi:10.1007/978-3-642-55612-8_8.

Einzelnachweise

  1. Rafael Mikolajczyk, Ralf Krumkamp, Reinhard Bornemann et al.: Influenza – Einsichten aus mathematischer Modellierung, Dtsch Arztebl Int 2009; 106(47): 777-82 DOI:10.3238/arztebl.2009.0777.
  2. Matthias Egger, Oliver Razum et al.: Public health kompakt. Walter de Gruyter, (2017), S. 441.
  3. a b Marc Lipsitch u. a., Transmission Dynamics and Control of Severe Acute Respiratory Syndrome, Science, Band 300, 2003, S. 1966–1970, doi:10.1126/science.1086616.
  4. a b c Delamater PL, Street EJ, Leslie TF, Yang Y, Jacobsen KH: Complexity of the Basic Reproduction Number (R0). In: Emerging Infectious Diseases. Band 25, Nr. 1, 2019, S. 1–4, doi:10.3201/eid2501.171901 (englisch).
  5. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) zur Verbreitung des neuen Coronavirus (SARS-CoV-2). (PDF) Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie, abgerufen am 5. April 2020.
  6. a b c R.N.Thompson, J.E.Stockwin, R.D.van Gaalen, J.A.Polonsky, Z.N.Kamvar, P.A.Demarsh, E.Dahlqwist, S.Li, E.Miguel, T.Jombartg, J.Lessler, S.Cauchemez, A.Corig: Improved inference of time-varying reproduction numbers during infectious disease outbreaks. In: Epidemics. Band 29, Dezember 2019, doi:10.1016/j.epidem.2019.100356 (englisch).
  7. a b Epidemic theory. In: healthknowledge.org.uk. Abgerufen am 24. März 2020 (englisch).
  8. Christel Weiß: Basiswissen Medizinische Statistik. 6. Auflage. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-34261-5, S. 270 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Klaus Krickeberg, Pham Thy My Hanh, Pham Van Trong, Epidemiology, Springer 2012, S. 45
  10. Christina Mills, James Robins, Marc Lipsitch, Transmissibility of 1918 pandemic influenza, Nature, Band 432, 2004, S. 904–906, hier S. 905. PMID 15602562
  11. SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19), Robert-Koch-Institut, 13. März 2020
  12. Sanche S, Lin YT, Xu C, Romero-Severson E, Hengartner N, Ke R: High Contagiousness and Rapid Spread of Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2. In: Emerging Infectious Diseases. Band 26, Nr. 7, 2020, doi:10.3201/eid2607.200282 (englisch, Early Release).
  13. COVID-19 twice as contagious as previously thought – CDC study. thinkpol.ca, 8. April 2020, abgerufen am 9. April 2020.
  14. World Health Organization (Hrsg.): Report of the WHO-China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019 (COVID-19). Februar 2020, S. 10 (englisch, who.int [PDF]).