„Penektomie“ – Versionsunterschied

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'''Penektomie''', auch '''Penisamputation''', nennt man die völlige [[Amputation|Entfernung]] des [[Penis]]. Als Unterform kann die '''Glansektomie''' betrachtet werden, bei der lediglich die Eichel (''[[Glans penis]]'') entfernt wird.
'''Penektomie''', auch '''Penisamputation''', nennt man die völlige [[Amputation|Entfernung]] des [[Penis]]. Als Unterform kann die '''Glansektomie''' betrachtet werden, bei der lediglich die Eichel (''[[Glans penis]]'') entfernt wird.

[[Datei:partial_penectomy.jpg|mini|Genitalbereich nach Entfernung des äußeren Penis (partielle/ subtotale Penektomie)]]


== Medizinische Indikation ==
== Medizinische Indikation ==
[[Datei:partial_penectomy.jpg|thumb|Genitalbereich nach Entfernung des äußeren Penis (partielle/ subtotale Penektomie)]]
[[Datei:Penis stump after partial amputation.jpg|mini|hochkant|Penisstumpf nach partieller Penektomie]]

Aus [[Medizin|medizinischen]] Gründen wird eine vollständige oder nur teilweise (partielle) Penektomie heute meist bei Vorliegen eines bösartigen [[Tumor]]s des Penis vorgenommen. Weitere Gründe sind eine fehlgeschlagene [[Zirkumzision|Beschneidung]], eine schwere Infektion ([[Fournier-Gangrän]]) oder andere schwere Verletzungen.
Aus [[Medizin|medizinischen]] Gründen wird eine vollständige oder nur teilweise (partielle) Penektomie heute meist bei Vorliegen eines bösartigen [[Tumor]]s des Penis vorgenommen. Weitere Gründe sind eine fehlgeschlagene [[Zirkumzision|Beschneidung]], eine schwere Infektion ([[Fournier-Gangrän]]) oder andere schwere Verletzungen.


Eine Penektomie kann [[Optik|optisch]] und funktionell nicht mit einer [[Geschlechtsangleichende Operation|geschlechtsangleichenden Operation]] (Mann-zu-Frau) bei [[Transsexualität]] verglichen werden, da bei einer geschlechtsangleichenden Operation der Penis keinesfalls vollständig entfernt, sondern zusammen mit dem [[Hodensack|Scrotum]] operativ in eine [[Kolpopoese|Neovagina]] umgeformt wird, die optisch und funktionell einer [[Vagina]] nachempfunden ist.
Eine Penektomie kann [[Optik|optisch]] und funktionell nicht mit einer [[Geschlechtsangleichende Operation|geschlechtsangleichenden Operation]] (Mann-zu-Frau) bei [[Transsexualität]] verglichen werden, da bei einer geschlechtsangleichenden Operation der Penis keinesfalls vollständig entfernt, sondern zusammen mit dem [[Hodensack|Scrotum]] operativ in eine [[Kolpopoese|Neovagina]] umgeformt wird, die optisch und funktionell einer [[Vagina]] nachempfunden ist.


Je nach Ausdehnung der Erkrankung oder Verletzung wird entweder ein Teil des Penis (partielle Penektomie) oder der vollständige Penis (totale Penektomie) amputiert. Bei einer vollständigen (totalen) Penektomie kann die Harnröhre zwischen Hodensack (Scrotum) und After verlegt werden, wenn die verbliebene Länge des Penisstumpfes ein zielgerichtetes Urinieren im Stehen nicht mehr zulässt (perineale [[Urethrostomie]]).<ref>{{Literatur |Autor=Emil A. Tanagho, Jack W. McAninch u.a.|Titel=Smiths Urologie |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin |Datum=2013 |ISBN=9783642761089 |Seiten=488}}</ref>
[[Datei:Penis stump after partial amputation.jpg|mini|Penisstumpf nach partieller Penektomie]]
Je nach Ausdehnung der Erkrankung oder Verletzung wird entweder ein Teil des Penis (partielle Penektomie) oder der vollständige Penis (totale Penektomie) amputiert. Bei einer vollständigen (totalen) Penektomie kann die Harnröhre zwischen Hodensack (Scrotum) und After verlegt werden, wenn die verbliebene Länge des Penisstumpfes ein zielgerichtetes Urinieren im Stehen nicht mehr zulässt (perineale [[Urethrostomie]]).<ref>{{Literatur |Autor=Emil A. Tanagho, Jack W. McAninch |Titel=Smiths Urologie |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Verlag |Ort= |Datum=2013 |ISBN= |Seiten=488}}</ref>


== In der Mythologie ==
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== In der Geschichte ==
== In der Geschichte ==
[[Datei:Skopze.jpg|mini|Männlicher Skopze]]
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In der Vergangenheit wurde in vielen Kulturen bei bestimmten Gruppen von [[Eunuch]]en eine Penektomie durchgeführt, beispielsweise bei afrikanischen Eunuchen des [[Ostafrikanischer Sklavenhandel|ostafrikanischen Sklavenhandels]]. Des Weiteren unterzieht sich zumindest ein Teil der indischen [[Hijra]]s nicht nur einer [[Kastration]], sondern auch einer Penektomie.<ref>{{Toter Link| url=http://www.humsafar.org/about.htm| text= „The Humsafar Trust“ (HST)}} (englisch) – eine indische [[Stiftung]], schwerpunktmäßig mit zahlreichen medizinischen und juristischen Hilfsprojekten im [[LGBT]]-Spektrum.</ref>
In der Vergangenheit wurde in vielen Kulturen bei bestimmten Gruppen von [[Eunuch]]en eine Penektomie durchgeführt, beispielsweise bei afrikanischen Eunuchen des [[Ostafrikanischer Sklavenhandel|ostafrikanischen Sklavenhandels]]. Des Weiteren unterzieht sich zumindest ein Teil der indischen [[Hijra]]s nicht nur einer [[Kastration]], sondern auch einer Penektomie.<ref>{{Toter Link| url=http://www.humsafar.org/about.htm| text= „The Humsafar Trust“ (HST)}} (englisch) – eine indische [[Stiftung]], schwerpunktmäßig mit zahlreichen medizinischen und juristischen Hilfsprojekten im [[LGBT]]-Spektrum.</ref>



Version vom 14. August 2020, 00:06 Uhr

Penektomie, auch Penisamputation, nennt man die völlige Entfernung des Penis. Als Unterform kann die Glansektomie betrachtet werden, bei der lediglich die Eichel (Glans penis) entfernt wird.

Genitalbereich nach Entfernung des äußeren Penis (partielle/ subtotale Penektomie)

Medizinische Indikation

Penisstumpf nach partieller Penektomie

Aus medizinischen Gründen wird eine vollständige oder nur teilweise (partielle) Penektomie heute meist bei Vorliegen eines bösartigen Tumors des Penis vorgenommen. Weitere Gründe sind eine fehlgeschlagene Beschneidung, eine schwere Infektion (Fournier-Gangrän) oder andere schwere Verletzungen.

Eine Penektomie kann optisch und funktionell nicht mit einer geschlechtsangleichenden Operation (Mann-zu-Frau) bei Transsexualität verglichen werden, da bei einer geschlechtsangleichenden Operation der Penis keinesfalls vollständig entfernt, sondern zusammen mit dem Scrotum operativ in eine Neovagina umgeformt wird, die optisch und funktionell einer Vagina nachempfunden ist.

Je nach Ausdehnung der Erkrankung oder Verletzung wird entweder ein Teil des Penis (partielle Penektomie) oder der vollständige Penis (totale Penektomie) amputiert. Bei einer vollständigen (totalen) Penektomie kann die Harnröhre zwischen Hodensack (Scrotum) und After verlegt werden, wenn die verbliebene Länge des Penisstumpfes ein zielgerichtetes Urinieren im Stehen nicht mehr zulässt (perineale Urethrostomie).[1]

In der Mythologie

Bereits in den altägyptischen Mythen findet sich die Penektomie: Gemäß dem Osirismythos wird Osiris von seinem Bruder Seth getötet, in Stücke geschnitten, sein Penis wird in den Nil geworfen. Der Frau des Osiris, Isis, gelingt es mit der Hilfe von Thot, Osiris wiederzubeleben, sie muss aber ein künstliches Glied anbringen. Auf diesem Wege gelingt es ihr dann, mit Horus schwanger zu werden.

In der Geschichte

Männlicher Skopze

In der Vergangenheit wurde in vielen Kulturen bei bestimmten Gruppen von Eunuchen eine Penektomie durchgeführt, beispielsweise bei afrikanischen Eunuchen des ostafrikanischen Sklavenhandels. Des Weiteren unterzieht sich zumindest ein Teil der indischen Hijras nicht nur einer Kastration, sondern auch einer Penektomie.[2]

Die im 19. Jahrhundert in Russland verbreitete Religionsgemeinschaft der Skopzen praktizierte die Penektomie bei männlichen Mitgliedern als Zeichen der Aufnahme in die Gemeinde.

Penektomie als Körpermodifikation

Innerhalb der Körpermodifikationsszene werden gelegentlich im gleichen Sinne wirkende (konsensuelle) Penektomien durchgeführt. Dies kommt jedoch wegen der Schwere des Eingriffs sowie der weitreichenden Folgen sehr selten vor. Etwas häufiger wird eine Glansektomie (s. o.) durchgeführt, allerdings stellt auch dies eher eine Ausnahme dar.

Penektomie bei Paraphilie

Im Gegensatz zu einem medizinischen Eingriff als Therapie stehen paraphile Neigungen, wie zum Beispiel der Fall des sogenannten „Kannibalen von Rotenburg“ Armin Meiwes, die zudem medizinisch gesehen gar keine Penektomie im eigentlichen Sinn darstellen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Emil A. Tanagho, Jack W. McAninch u.a.: Smiths Urologie. Springer-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-76108-9, S. 488.
  2. @1@2Vorlage:Toter Link/www.humsafar.org„The Humsafar Trust“ (HST) (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (englisch) – eine indische Stiftung, schwerpunktmäßig mit zahlreichen medizinischen und juristischen Hilfsprojekten im LGBT-Spektrum.