„Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann“ – Versionsunterschied

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Song von J.v. Koczian
(kein Unterschied)

Version vom 16. August 2020, 16:34 Uhr

Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann
Veröffentlichung 1977
Länge 3:05
Genre(s) Schlager
Autor(en) Hans Bradtke, Henry Mayer
Produzent(en) Wolf Kabitzky
Verlag(e) Philips
Album Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann
Coverversionen
1978 Jürgen von Manger
1978 Rita Hovink
2003 Andrea Spatzek
2007 Barbara Schöneberger
2011 Trisha
Etikett der Single Das bißchen Haushalt ... sagt mein Mann von Johanna von Koczian aus dem Jahr 1977

Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann ist ein Song von Johanna von Koczian aus dem Jahr 1977. Er nimmt die männliche Sicht auf die traditionelle Rollenverteilung bei der Haus- und Familienarbeit ironisch aufs Korn und wird noch heute als geflügeltes Wort in diesem Zusammenhang zitiert.

Hintergrund

Die Film-, Theater- und Musicalschauspielerin Johanna von Koczian erlebte ab den 1970er Jahren auch Erfolge als Sängerin von Schlagern wie Der Lord von Barmbek (1973) oder Keinen Pfennig (1974). Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann war die Singleauskopplung ihrer dritten, gleichnamigen Langspielplatte, die 1977 beim Musiklabel Philips / Phonogram erschien. Produzent war ihr Ehemann Wolf Kabitzky,[1] der bereits ihr letztes Album Du bist mein Zuhause produziert hatte.[2] Der Song wurde von Henry Mayer komponiert während Hans Bradtke den Text beisteuerte.

Text

Im Text zitiert eine Hausfrau Äußerungen ihres Ehemannes über die seiner Meinung nach geringe Belastung von Frauen durch die Hausarbeit, also das bißchen Haushalt. Er kann nicht verstehen, wie eine Frau sich darüber beklagen, stöhnen oder gar verzweifeln kann, sei die Hausarbeit doch „halb so wild“, unproblematisch und bequem zu erledigen. In den einzelnen Strophen gibt die Sängerin die Statements des Mannes zum Kochen, Abwasch, Wäsche oder Bügeln wieder, deren Aufwand er stets als sehr gering bezeichnet. „Das bißchen“ Arbeit im Garten findet er gar „wohltuend“ und „für den Kreislauf gut“, während er täglich in die Firma fahren muss. Seine Frau ruhe sich in der Zeit zu Hause aus, wofür sie „auf Knien“ ihrem Schöpfer danken könne.

Der Song besteht aus fünf Strophen, von denen die ersten vier identisch aufgebaut sind: Einer Zeile mit einem Zitat des Mannes (z.B, „Das bißchen Haushalt ist doch kein Problem“) folgt die immer gleiche Zuordnung „sagt mein Mann“, gefolgt von einer zweiten Zitatzeile mit einer weiteren Äußerung des Partners, die einen Endreim zum ersten Zitat bildet (z.B. „Und auch das Bügeln schafft man ganz bequem“), wiederum gefolgt von „sagt mein Mann“. Das letzte Zeilenpaar dieser Strophen enthält stets eine Verwunderung über die Klage der Frau („Wie eine Frau von heut' da gleich verzweifeln kann“) die wiederum den Endreim mit dem letzten „sagt mein Mann“ der Strophe eingeht.

Erstmals zwischen zweiter und dritter Strophe sorgt der Refrain für eine vermeintliche Bestätigung des Männerblicks:

„Und was mein Mann sagt, stimmt haargenau; Ich muss das wissen, ich bin ja seine Frau“

Eine explizite Kritik an den Äußerungen ihres Mannes durch die Frau erfolgt nicht, so dass die eigentliche Distanzierung zu seiner Geringschätzung durch das Stilmittel der Ironie sich erst bei den Zuhörenden entfaltet.

Die letzte Strophe variiert Aufbau und Inhalt. Der Mann spricht über sich und seine Pflicht, täglich in die Firma zu gehen, stellt dem das „Ausruhen“ der Frau zu Hause gegenüber und befindet, sie solle dafür „Wie gut ich's habe“ dankbar sein. Auch diese Aussagen werden jeweils mit „sagt mein Mann“ zugeordnet. Diese letzte Aussage in drei Zeilen wird dreimal wiederholt, dann endet das Stück.

Gesellschaftliche Einordnung

In den 1960er und 1970er Jahren wurde im Verbreitungsgebiet des Songs das traditionelle bürgerlichen Familienmodell zunehmend in Frage gestellt. Es war geprägt von dem männlichen, außerhäuslich tätigen Versorger und seinem weiblichen Gegenstück, der zu Hause in ihrem „natürlichen Beruf“[3] tätigen Hausfrau und Mutter. Entsprechend waren in den 1970er Jahren in Deutschland noch rund doppelt so viele Männer wie Frauen berufstätig.[4]

Im Erscheinungsjahr des Songs trat in Deutschland das Erste Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts in Kraft. Zuvor entsprach die Aufgabenverteilung zwischen Ehepartnern auch im Bürgerlichen Gesetzbuch dem Stand des Jahres 1900,[5] wobei die Frau nur dann berufstätig sein durfte, wenn dies nicht mit ihren häuslichen Pflichten in Ehe und Familie kollidierte.[6][7][8] Das neue Gesetz führte das Partnerschaftsprinzip ein, in dem es in der Ehe keine vorgeschriebene Aufgabenteilung mehr gibt.[9]

In diesem rechtlichen und gesellschaftlichen Umbruch, dessen Folgen sich almählich auf den realen familiären Alltag auswirkten, spielt die im Song dargestellte Situation, in der ein im Haushalt offenbar unbeteiligter Ehemann sich über die Klagen von Frauen über ihre Rolle wundert.

Musik

Das 3:05 Minuten lange Stück ist im langsamen Zwei-Viertel-Takt gehalten. Einem Intro unter Einsatz von Keyboard und Banjo folgt eine fortlaufende Begleitung durch Schlagzeug, E-Bass, Keyboard, Rythmusgitarre und Banjo. Die Zeile „sagt mein Mann“ wird jeweils von Begleitgesang und einer dezenten Trompete mit Dämpfer unterstützt. Ab der zweiten Strophe kommt ein vokalisierender Chor zum Einsatz. Den Refrain begleiten Bläser. Ab der dritten Strophe spielen auch Streichinstrumente mit. Den dynamischen Höhepunkt des Songs bilden die letzten Zeilen, in denen Chor, Streicher und Bläser gemeinsam bis zum Ausblenden mitspielen. Dagen bleiben Tonart und Rythmus während des gesamten Stücks unverändert.

Erfolg und Coverversionen

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Singles[10]
Johanna von Koczian
 DE1615.10.1977(33 Wo.)

Die aus dem gleichnamigen Album ausgekoppelte, 1977 erschienene Single mit der B-Seite Ein Spaziergang Im Wald[11] gelangte bis auf Platz 16 der Deutschen Charts. Sie wurde im Jahr 1988 neu aufgelegt.[11] Danach erschien sie auf mehreren Schlagersamplern. Koczian hatte mit dem Stück zahlreiche Fernsehauftritte, darunter auch mehrere in der ZDF-Hitparade, wo Dieter Thomas Heck während eines Auftrittes die Studiotreppe fegte.[12]

Bereits im Jahr 1978 lies Jürgen von Manger seine Figur Adolf Tegtmeier in typischen Ruhrdeutsch eine alternative Version des Schlagers singen:[13] In Dat bisken Frühschicht lässt er den Bergmann Tegtmeier erzählen, wie seine Frau für die Anstrengungen seines Jobs im Schichtdienst das gleiche Unverständnis aufbringt wie im Originalstück der Ehemann für die Hausarbeit. Was zunächst anmutet, wie eine Retourkutsche wird in der letzten Strophe etwas aufgelöst, in der sich herausstellt, dass Tegtmeier zusammen mit vielen männlichen Kollegen durch regelmäßiges Blaumachen am Montag das Bild des anstrengenden Jobs selbst karikiert.

Im gleichen Jahr brachte Rita Hovink die niederländische Version des Schlagers ...Zegt Mijn Man,[14] ebenso wie im Jahr 2011 ihre Kollegin Trisha.[15]

Die Schauspielerin Andrea Spatzek interptetierte im Jahr 2003 Das bißchen Haushalt auf ihrem Album Man Soll Den Mann Nicht Vor Dem Abend Loben, dessen Thema die Hausarbeit und das Geschlechterverhältnis war.[16] 2007 veröffentlichte Barbara Schöneberger den Song auf Ihrem Album Jetzt singt sie auch noch! in einem jazzigen Arrangement.[17]

Einzelnachweise

  1. mut: "Mein Leben ist sehr reich": Johanna von Koczian wird heute 70. In: DIE WELT. 29. Oktober 2003 (welt.de [abgerufen am 15. August 2020]).
  2. Johanna Von Koczian - Du Bist Mein Zuhause. In: Eintrag des Albums auf discogs.com. Abgerufen am 15. August 2020.
  3. Christiane Kuller: Familienpolitik im Föderativen Sozialstaat: Die Formierung eines Politikfeldes in der Bundesrepublik 1945–1975. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2004, ISBN 3-486-56825-6. S. 76.
  4. Peter A. Berger: Umfang und geschlechtsspezifische Struktur der Erwerbstätigkeit. In: Entstrukturierte Klassengesellschaft? Klassenbildung und Strukturen sozialer Ungleichheit im historischen Wandel (= Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung). VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 1986, ISBN 978-3-663-01689-2, S. 19–26, doi:10.1007/978-3-663-01689-2_2.
  5. B John, E Stutzer: Erwerbsverhalten von Erziehungsurlauberinnen. In: Zeitschrift für Familienforschung. 14. Jahrg., Heft 3/2002, S. 215–233.
  6. B John, E Stutzer: Erwerbsverhalten von Erziehungsurlauberinnen. In: Zeitschrift für Familienforschung. 14. Jahrg., Heft 3/2002, S. 215–233.
  7. K Dressel, S Wanger: Erwerbsarbeit: Zur Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. In: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-91972-0, S. 481–490. doi:10.1007/978-3-531-91972-0 57
  8. Verlängertes Hausfrauenleid durchs Gleichberechtigungsgesetz? lto.de, 18. Juni 2017
  9. B John, E Stutzer: Erwerbsverhalten von Erziehungsurlauberinnen. In: Zeitschrift für Familienforschung. 14. Jahrg., Heft 3/2002, S. 215–233.
  10. Offiziellecharts.de, abgerufen am 16. August 2020
  11. a b Johanna Von Koczian - Das Bisschen Haushalt ... Sagt Mein Mann. Abgerufen am 16. August 2020.
  12. Viel mehr als "Das bisschen Haushalt". Abgerufen am 16. August 2020.
  13. Jürgen von Manger Alias Adolf Tegtmeier - Dat Bisken Frühschicht... Abgerufen am 16. August 2020.
  14. Rita Hovink - ...Zegt Mijn Man. Abgerufen am 16. August 2020.
  15. Trisha (20) - In Blijde Verwachting. Abgerufen am 16. August 2020.
  16. Andrea Spatzek - Man Soll Den Mann Nicht Vor Dem Abend Loben. Abgerufen am 16. August 2020.
  17. Barbara Schöneberger - Jetzt Singt Sie Auch Noch. Abgerufen am 16. August 2020.