„Rüdiger Bernhardt“ – Versionsunterschied

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== IM-Tätigkeit ==
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Als [[Inoffizieller Mitarbeiter|Inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz]] (IME) mit dem Decknamen „Faust“ erstellte Bernhardt von 1976 bis 1989 für das [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]] u.a. literaturwissenschaftliche Gutachten zu Manuskripten von DDR-Autoren. Diese Gutachten hatten Einfluss auf die [[Druckgenehmigungsverfahren]]. Eines der inoffiziellen Gutachten hatte zur Folge, dass ein Manuskript von [[Detlef Opitz]] nicht gedruckt und Opitz unter staatlichen [[Repressalie]]n zu leiden hatte.<ref>{{Internetquelle |autor=Steffen Reichert |url=https://www.mz-web.de/kultur/jahrestag-der-buecherverbrennung--er-ist-ein-mann-vom-fach--10032492 |titel=Jahrestag der Bücherverbrennung: «Er ist ein Mann vom Fach» |werk=[[Mitteldeutsche Zeitung]] |datum=2003-05-07 |abruf=2020-09-11 |sprache=de-DE}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Norbert Mecklenburg]] |Titel=Der Prophet der Deutschen: Martin Luther im Spiegel der Literatur |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN= |Seiten=223 |Online=https://www.academia.edu/39904279/Der_Prophet_der_Deutschen_Martin_Luther_im_Spiegel_der_Literatur |Abruf=2020-09-11}}</ref> In den Akten existieren 13 maschinenschriftliche Gutachten, 41 Tonbandabschriften, 49 mündliche Berichte und 60 Treffberichte der [[Führungsoffizier]]e von ihm. Neben seinen Gutachten berichtete er über die Sektion Germanistik und Kunstwissenschaft der Universität Halle-Wittenberg und über mehr als 30 Personen.<ref>[[Joachim Walther]]: ''Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik'' (= ''Ullstein.'' Nr. 26553). Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-26553-7, S. 590.</ref>
Als [[Inoffizieller Mitarbeiter|Inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz]] (IME) mit dem Decknamen „Faust“ erstellte Bernhardt von 1976 bis 1989 für das [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]] u.a. literaturwissenschaftliche Gutachten zu Manuskripten von DDR-Autoren. Diese Gutachten hatten Einfluss auf die [[Druckgenehmigungsverfahren]]. Eines der inoffiziellen Gutachten hatte zur Folge, dass ein Manuskript von [[Detlef Opitz]] nicht gedruckt und Opitz unter staatlichen [[Repressalie]]n zu leiden hatte.<ref>{{Internetquelle |autor=Steffen Reichert |url=https://www.mz-web.de/kultur/jahrestag-der-buecherverbrennung--er-ist-ein-mann-vom-fach--10032492 |titel=Jahrestag der Bücherverbrennung: «Er ist ein Mann vom Fach» |werk=[[Mitteldeutsche Zeitung]] |datum=2003-05-07 |abruf=2020-09-11 |sprache=de-DE}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Norbert Mecklenburg]] |Titel=Der Prophet der Deutschen: Martin Luther im Spiegel der Literatur |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-476-02684-2 |Seiten=223 |Online=https://www.academia.edu/39904279/Der_Prophet_der_Deutschen_Martin_Luther_im_Spiegel_der_Literatur |Abruf=2020-09-11}}</ref> In den Akten existieren 13 maschinenschriftliche Gutachten, 41 Tonbandabschriften, 49 mündliche Berichte und 60 Treffberichte der [[Führungsoffizier]]e von ihm. Neben seinen Gutachten berichtete er über die Sektion Germanistik und Kunstwissenschaft der Universität Halle-Wittenberg und über mehr als 30 Personen.<ref>[[Joachim Walther]]: ''Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik'' (= ''Ullstein.'' Nr. 26553). Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-26553-7, S. 590.</ref>


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==

Version vom 11. September 2020, 11:43 Uhr

Rüdiger Bernhardt (* 8. September 1940 in Dresden) ist ein deutscher Germanist und Skandinavist.

Leben

Rüdiger Bernhardt ging in Dresden zur Schule, 1958 legte er seine Abiturprüfung an der Oberschule Dresden Nord (heutiges Romain-Rolland-Gymnasium) ab. [1] Von 1958 bis 1960 leistete er Wehrdienst beim Artillerieregiment Nr. 7 in Zittau. Während dieser Zeit trat er im Kabarett "Das Bajonett" auf, für das er auch Texte schrieb. Von 1960 bis 1964 studierte er in Leipzig Germanistik, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Nordistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig sowie der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“. An der Universität war er Hilfsassistent des Literaturwissenschaftlers Hans Mayer (Literaturwissenschaftler). Während des Studiums leistete er Praktika beim Rundfunk und an verschiedenen Theatern. Das Studium schloss er 1964 mit einer Arbeit über Willi Bredel als Diplom-Germanist ab. Mit einer Arbeit über Henrik Ibsen und den deutschen Naturalismus wurde Bernhardt 1968 zum Dr. phil. promoviert,[2] 1974 erwarb er die Lehrbefähigung facultas docendi für das Fachgebiet "Neuere und neueste deutsche Literatur" und 1978 den akademischen Grad Dr. sc. phil. (Habilitation) mit einer Arbeit über Heiner Müller und die Antike-Rezeption in der DDR-Literatur.[3] Von 1974 bis 1976 war er Gastdozent an der Universität Bratislava, seit 1975 führten ihn Vortragsreisen, Gutachtertätigkeiten und Lehraufträge u. a. nach Norwegen, Schweden, Frankreich, Italien, Jugoslawien, Polen, Bulgarien, in die Sowjetunion, die BRD, die CSSR und den Irak.

An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg war er von 1978 bis 1985 Hochschuldozent und von 1985 bis 1993 ordentlicher Professor für Literatur der DDR. Von 1978 bis 1982 fungierte er als stellvertretender Direktor der Sektion Germanistik und Kunstwissenschaften, anschließend bis 1992 als Wissenschaftsbereichsleiter für deutsche Literatur. 1991/92 lehrte er zusätzlich an der Technischen Universität Chemnitz deutsche Literatur und Literaturtheorie. 1979 wurde er in den Schriftstellerverband aufgenommen. Am 30. April 1993 beendete ein Auflösungsvertrag seine Tätigkeit als Lehrstuhlinhaber aus "strukturbedingten Gründen".

Bis dato engagierte er sich neben seiner Tätigkeit an der Universität als Zirkelleiter in der Bewegung schreibender Arbeiter und war Vorsitzender der Zentralen Arbeitsgemeinschaft schreibender Arbeiter beim Zentralhaus für Kulturarbeit der DDR. Daneben war er auch als Fernseh-, Literatur-und Theaterkritiker tätig. Neben der Literatur der DDR galten seine Forschungen besonders der Literatur Skandinaviens, des deutschen Naturalismus und der Rezeption antiker Mythen.

Nach 1993 war Bernhardt freier Mitarbeiter an der Ostseeakademie/Academia Baltica Lübeck-Travemünde und organisierte Kolloquien zur deutschen Gegenwartsliteratur. Vortragsreisen führten ihn nach Polen, Russland (Kaliningrad), Litauen und Österreich. 1994/95 vertrat er eine Professur an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und anschließend eine Professor für deutsche Literatur an der Universität Stettin. Von 1998 bis 2007 übernahm er die wissenschaftliche Betreuung der jährlichen Literatour der Peter-Hille-Gesellschaft durch Deutschland, die Schweiz und Italien. Von 1994 bis 2008 war er erster Vorsitzender der neugegründeten Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus Kloster auf Hiddensee.

Als Hochschullehrer betreute Rüdiger Bernhardt 110 Diplomanden (u.a. Lutz Seiler) und 22 Promotionsstudenten.[4] Neben literaturwissenschaftlichen Werken veröffentlichte er zahlreiche literaturbezogene Lernhilfen für den gymnasialen Deutschunterricht.

Privates

Rüdiger Bernhardt ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und lebt im Vogtland.

Ehrungen

IM-Tätigkeit

Als Inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz (IME) mit dem Decknamen „Faust“ erstellte Bernhardt von 1976 bis 1989 für das Stasi u.a. literaturwissenschaftliche Gutachten zu Manuskripten von DDR-Autoren. Diese Gutachten hatten Einfluss auf die Druckgenehmigungsverfahren. Eines der inoffiziellen Gutachten hatte zur Folge, dass ein Manuskript von Detlef Opitz nicht gedruckt und Opitz unter staatlichen Repressalien zu leiden hatte.[5][6] In den Akten existieren 13 maschinenschriftliche Gutachten, 41 Tonbandabschriften, 49 mündliche Berichte und 60 Treffberichte der Führungsoffiziere von ihm. Neben seinen Gutachten berichtete er über die Sektion Germanistik und Kunstwissenschaft der Universität Halle-Wittenberg und über mehr als 30 Personen.[7]

Veröffentlichungen

Monographien

Lehrbücher

  • Textanalyse und Interpretation zu Heinar Kipphardt, In der Sache J. Robert Oppenheimer. C. Bange Verlag, Hollfeld 2020. ISBN 978-3-8044-2049-6.
  • Reisen – unterwegs sein: ein Abriss der deutschen Lyrik vom Mittelalter über Barock, Klassik und Romantik bis zur Gegenwart. C. Bange Verlag, Hollfeld 2019. ISBN 978-3-8044-3090-7.
  • Textanalyse und Interpretation zu Daniel Kehlmann, Ruhm. C. Bange Verlag, Hollfeld 2019. ISBN 978-3-8044-2048-9.
  • Textanalyse und Interpretation zu Christa Wolf, Der geteilte Himmel. C. Bange Verlag, Hollfeld 2018. 978-3-8044-2043-4.
  • Textanalyse und Interpretation zu Georg Büchner, Lenz. C. Bange Verlag, Hollfeld 2018. ISBN 978-3-8044-2029-8.
  • Textanalyse und Interpretation zu Hans-Ulrich Treichel, Der Verlorene. C. Bange Verlag, Hollfeld 2018. ISBN 978-3-8044-2046-5.
  • Textanalyse und Interpretation zu Friedrich Schiller, Die Jungfrau von Orleans. C. Bange Verlag, Hollfeld 2017. ISBN 978-3-8044-9831-0.
  • Textanalyse und Interpretation zu Henrik Ibsen, Ein Volksfeind. C. Bange Verlag, Hollfeld 2017. ISBN 978-3-8044-2041-0.
  • Textanalyse und Interpretation zu Gerhart Hauptmann, Die Ratten. C. Bange Verlag, Hollfeld 2016. ISBN 978-3-8044-1971-1.
  • Textanalyse und Interpretation zu Bertold Brecht, Die heilige Johanna der Schlachthöfe. C. Bange Verlag, Hollfeld 2016. ISBN 978-3-8044-2026-7.
  • Textanalyse und Interpretation zu Friedrich Schiller, Der Verbrecher aus verlorener Ehre. C. Bange Verlag, Hollfeld 2016. ISBN 978-3-8044-1913-1.
  • Textanalyse und Interpretation zu Gerhart Hauptmann, Bahnwärter Thiel. C. Bange Verlag, Hollfeld 2016. ISBN 978-3-8044-1930-8.
  • Erläuterungen zu Bertolt Brecht, Das lyrische Schaffen. C. Bange Verlag, Hollfeld 2016. ISBN 978-3-8044-3060-0.
  • Textanalyse und Interpretation zu Georg Büchner, Woyzeck (5. Aufl.). C. Bange Verlag, Hollfeld 2016. ISBN 978-3-8044-1916-2.

Literatur

  • Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik (= Ullstein. Nr. 26553). Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-26553-7, S. 325.

Einzelnachweise

  1. Rüdiger Bernhardt: Essay & Kritik. Literatur im Osten Deutschlands nach 2000. Eine Auswahl aus den Jahren von 2000 bis 2020. Edition Freiberg, Dresden 2020, S. 432-432
  2. http://d-nb.info/481553037
  3. http://d-nb.info/790983036
  4. Thorald Meisel: Ein Bergener und die Bücher; in: Freie Presse (Chemnitz), 8. September 2020, https://www.freiepresse.de/vogtland/auerbach/ein-bergener-und-die-buecher-artikel11067998
  5. Steffen Reichert: Jahrestag der Bücherverbrennung: «Er ist ein Mann vom Fach». In: Mitteldeutsche Zeitung. 7. Mai 2003, abgerufen am 11. September 2020 (deutsch).
  6. Norbert Mecklenburg: Der Prophet der Deutschen: Martin Luther im Spiegel der Literatur. J. B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02684-2, S. 223 (academia.edu [abgerufen am 11. September 2020]).
  7. Joachim Walther: Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik (= Ullstein. Nr. 26553). Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-26553-7, S. 590.