„WebID Solutions“ – Versionsunterschied

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Die WebID Solutions GmbH ist ein Berliner Fintech, das als Erfinder der Video-Identifizierung gilt. Diese Erfindung beeinflusste maßgeblich die Entstehung der Online-[[Identitätsfeststellung]]. In seinem 2018er Abschluss wies das Unternehmen einen Überschuss von 1,1 Mio. Euro aus<ref>[https://www.bundesanzeiger.de www.bundesanzeiger.de], Suchbegriff WebID</ref>, womit es laut dem Fachblog Finanz-Szene.de erst der zweite Fall ist, dass ein nach 2010 gegründetes Finanz-Start-up einen testierten und publizierten Gewinn in siebenstelliger Höhe erwirtschaftet hat<ref>Heinz-Roger Dohms: Wussten Sie schon, Newsletter Finanz-Szene, 16. April 2020</ref>.

Deutschlandstandorte von WebID sind neben Berlin Frankfurt, Solingen, Kiel und Hamburg. 2020 beschäftigt das Unternehmen ca. 700 Mitarbeiter im Hochsicherheitscenter für die Videoidentifikation und knapp 100 in den übrigen Unternehmensteilen<ref>Börsen-Zeitung 193 vom 8.10.2020</ref>.


{{Infobox Unternehmen
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| Sitz = [[Berlin]], [[Deutschland]]
| Sitz = [[Berlin]], [[Deutschland]]
| Leitung = Frank Stefan Jorga<br />Franz Thomas Fürst
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| Umsatz = rund 11 Mio. [[Euro|EUR]] (2018)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.webid-solutions.de/wp-content/uploads/2019/05/WebID-Jahresbericht-2018.pdf |titel=Jahresbericht 2018 |abruf=2019-09-08 |format=PDF}}</ref>
| Umsatz = rund 11 Mio. [[Euro|EUR]] (2018)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.webid-solutions.de/wp-content/uploads/2019/05/WebID-Jahresbericht-2018.pdf |titel=Jahresbericht 2018 |abruf=2019-09-08 |format=PDF}}</ref>
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| Stand =
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== Geschichte ==
Die '''WebID Solutions GmbH''' ist ein [[Finanztechnologie]]-Unternehmen mit [[Sitz (juristische Person)|Sitz]] in [[Berlin]], das Produkte und Dienstleistungen für [[Rechtsgeschäft]]e anbietet, die [[online]] abgewickelt werden.
Die Gründung von WebID entstand nach einer Idee von Frank Stefan Jorga. Laut eigener Aussage wollte er ein Problem lösen, das zu der Zeit als unlösbar galt<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Köpfe der digitalen Finanzwelt |Hrsg=Andre M. Bajorat, Harald Brock, Simon Oberle |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=1 |Verlag=Springer Gabler |Ort=Heidelberg |Datum= |ISBN=978-3-658-29643-8 |Seiten=246}}</ref>: sich online auszuweisen und rechtskräftig Verträge abzuschließen. Onlinebanking war beispielsweise schon verbreitet, eine digitale Kontoeröffnung galt aber aus Sicherheitsgründen und aufgrund der rechtlichen Anforderungen als unmöglich<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Köpfe der digitalen Finanzwelt |Hrsg=Andre M. Bajorat, Harald Brock, Simon Oberle |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=1 |Verlag=Springer Gabler |Ort=Heidelberg |Datum= |ISBN=978-3-658-29643-8 |Seiten=249}}</ref>. Für eine Vertragsunterschrift war in Deutschland die Schriftform vorgeschrieben und zur Personenidentifizierung, für die beim Onlinebanking auch Anforderungen nach dem [[Geldwäsche|GwG]] galten, musste ein Ausweis vorgelegt werden.


Nachdem Jorga sein Lösungskonzept entwickelt hatte, suchte er Mitgründer für die Geschäftsidee. Mit Franz Thomas Fürst<ref>Franz Thomas Fürst und Frank Stefan Jorga: ''Onlineidentifikation – Medienbruchfreies Multikanalmanagement'', in: Harald Brock, Ingo Bieberstein (Hrsg.): ''Multi- und Omnichannel-Management in Banken und Sparkassen. Wege in eine erfolgreiche Zukunft'', Springer Gabler, Wiesbaden 2015, S. 363–375, ISBN 978-3-658-06537-9. Biografische Angaben zu Fürst und Jorga dort S. 375. Zu Jorga siehe auch {{Internetquelle |autor=Kerstin Dämon |url=http://www.wiwo.de/erfolg/management/mittleres-management-der-druck-ist-noch-nicht-gross-genug/19587112.html |titel=„Der Druck ist noch nicht groß genug“ |werk=[[Wirtschaftswoche]] (online) |abruf=2017-04-12}}</ref> und Tim-Markus Kaiser gründete er das Unternehmen WebID Solutions GmbH 2012 in Berlin, später trat noch sein Bruder Sven Oliver Jorga dazu<ref>[[Bundesanzeiger]], [[Handelsregister (Deutschland)|Handelsregister]]-Bekanntmachungen vom 6. Dezember 2012 (Neueintragung).</ref>. Parallel zu der technischen Entwicklung einer Online-Identitätsfeststellung erfolgte eine Abstimmung mit den zuständigen Behörden, inwieweit die Technologie die rechtlichen Anforderungen erfüllen kann. 2013 meldete WebID [[Deutsches Patent- und Markenamt|beim Deutschen Patent- und Markenamt]] ein „Verfahren zum Verifizieren der Identität eines Nutzers“ sowie weitere Patente an<ref>Datenbank des [https://www.dpma.de/ Deutschen Patent- und Markenamts]: 102013108713B4, 102013108713B8, 102013108713AA1</ref>. Im Januar 2014 erhielt das WebID-Verfahren die Zustimmung des Bundesministeriums für Finanzen (BMF), woraufhin die BaFin im Rundschreiben 1/2014 (GW) die neue Auslegung des BMF mitteilte<ref>Bafin-Rundschreiben 1/2014, III: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Rundschreiben/rs_1401_gw_verwaltungspraxis_vm.html;jsessionid=40B99D09DED6B7CB891905A2DEF5E565.2_cid392?nn=9450904#doc7850300bodyText3, abgerufen am 25.11.2020</ref>. Demnach ist eine Fernidentifizierung gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 2 GwG unter Einhaltung spezieller Sicherheitsvorschriften auch per Videoübertragung zulässig.
== Gründung und Sitz ==
Das Unternehmen wurde 2012 in Berlin gegründet.<ref>[[Bundesanzeiger]], [[Handelsregister (Deutschland)|Handelsregister]]-Bekanntmachungen vom 6. Dezember 2012 (Neueintragung).</ref> Seit September 2013 ist es in der [[Friedrichstraße]] ansässig.<ref>Bundesanzeiger, Handelsregister-Bekanntmachungen vom 11. September 2013.</ref>


Die erste Identifikation mit einem Video-Call fand 2014 bei der [[SWK Bank]] statt<ref>{{Internetquelle |url=http://www.test.de/Kontoeroeffnung-Identitaet-wird-per-Video-am-PC-ueberprueft-4703562-0 |titel=Kontoeröffnung: Identität wird per Video am PC überprüft |werk=[[Finanztest]] 06/2014 |datum=2014-05-13 |abruf=2016-07-01}}</ref>. Schnell nahmen weitere deutsche und internationale Banken das WebID-Verfahren in Betrieb, z. B. [[ING-DiBa|ING DiBa]]<ref>''ING-Diba lässt Kunden per Internet-Video Konten eröffnen''. ''Handelsblatt'', 9. September 2014.</ref>, [[Deutsche Kreditbank|DKB]], [[Targobank]], [[Consors Finanz|Commerz Finanz]]<ref>{{Internetquelle |autor=Oliver Voß |url=https://www.wiwo.de/unternehmen/banken/alternative-zu-postident-kredit-und-konto-per-skype/10074686.html |titel=Kredit und Konto per Skype |werk= |hrsg= |datum=2014-06-14 |abruf=2018-06-24 |sprache=}}</ref>, so dass welt.de schon den „Tod der nervigen [[Postident]]-Prüfung“ ausrief<ref>{{Internetquelle |autor=Karsten Seibel |url=https://www.welt.de/finanzen/article132015029/Der-ueberfaellige-Tod-der-nervigen-Postident-Pruefung.html |titel=Der überfällige Tod der nervigen Postident-Prüfung |werk= |hrsg= |datum=2014-08-09 |abruf=2018-09-14 |sprache=}}</ref>.
Zu den Unternehmensgründern gehören Frank Stefan Jorga, Tim-Markus Kaiser und Franz Thomas Fürst.<ref>Franz Thomas Fürst und Frank Stefan Jorga: ''Onlineidentifikation – Medienbruchfreies Multikanalmanagement'', in: Harald Brock, Ingo Bieberstein (Hrsg.): ''Multi- und Omnichannel-Management in Banken und Sparkassen. Wege in eine erfolgreiche Zukunft'', Springer Gabler, Wiesbaden 2015, S. 363–375, ISBN 978-3-658-06537-9. Biografische Angaben zu Fürst und Jorga dort S. 375. Zu Jorga siehe auch {{Internetquelle |autor=Kerstin Dämon |url=http://www.wiwo.de/erfolg/management/mittleres-management-der-druck-ist-noch-nicht-gross-genug/19587112.html |titel=„Der Druck ist noch nicht groß genug“ |werk=[[Wirtschaftswoche]] (online) |abruf=2017-04-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://fintechnews.ch/fintech/online-identifikation-deutschland-wer-hats-erfunden/13042 |titel=Online-Identifikation in Deutschland: Wer hat’s erfunden? |werk=fintechnews.ch |datum=2017-09-26 |abruf=2018-04-23}}</ref> Fürst leitet das Unternehmen als [[Geschäftsführung (Deutschland)|Geschäftsführer]] seit Gründung, Jorga als weiterer Geschäftsführer seit April 2015.<ref>Bundesanzeiger, Handelsregister-Bekanntmachungen vom 14. April 2015.</ref>


2015 erklärte WebID gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass nun auch ein Verfahren für einen rechtsgültigen Online-Vertragsabschluss entwickelt sei. Die Basis dafür bildet eine [[Qualifizierte elektronische Signatur]] (QES) in Zusammenarbeit mit sog. [[TrustCenter|Trust Centern]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.donaukurier.de/nachrichten/digital/netzundtechnik/Deutschland-Banken-Unternehmen-Internet-Startup-macht-Vertraege-bald-komplett-online-abschliessbar;art251974,3103201 |titel=Startup macht Verträge bald komplett online abschließbar |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2015-08-14 |sprache=}}</ref><ref>Björn Godenrath: ''EU-Regel schiebt digitale Signatur an''. Börsen-Zeitung, 30. November 2016.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://industriemagazin.at/a/personenauthentifizierung-mittels-videokonferenz |titel=Personenauthentifizierung mittels Videokonferenz |werk=[[Das Österreichische Industriemagazin]] (online) |datum=2016-12-02 |abruf=2017-04-12}}</ref>. 2016 bot die Direktbank Barclaycard Deutschland einen kompletten Online-Kreditantrag mit den WebID-Technologien an, von der Personenidentifikation bis zur Unterschrift, woraufhin innerhalb von 24 Stunden die Kreditsumme bereitgestellt wird<ref>{{Internetquelle |url=http://www.it-finanzmagazin.de/barclaycard-bringt-mit-webid-erstmals-einen-vollstaendiger-kreditantrag-als-online-prozess-28141 |titel=Barclaycard bringt mit WebID erstmals einen vollständigen Kreditantrag als Online-Prozess |werk=IT Finanzmagazin |datum=2016-03-16 |abruf=2016-07-04}}</ref>.
== Produkte und Leistungen ==
Die Angebote des Unternehmens konzentrieren sich auf Produkte und Serviceleistungen für Rechtsgeschäfte, die über das [[Internet]] abgewickelt werden. Das umfasst die Personenidentifikation, [[Altersnachweissystem|Altersprüfungen]], Online-[[Vertragsrecht|Vertragsabschlüsse]], Online-[[Vollmacht]]serteilungen, Unternehmensidentifikationen sowie [[SEPA]]-Mandatserteilungen.<ref>Siehe dazu die Übersicht auf der {{Webarchiv |url=https://www.webid-solutions.de/de/ |wayback=20160531041047 |text=Unternehmenswebsite |archiv-bot=2019-05-22 22:39:42 InternetArchiveBot}}, Abruf am 1. Juli 2016.</ref> Das Unternehmen bietet in diesem Kontext seit Jahren Lösungen für die [[qualifizierte elektronische Signatur]].


WebID eröffnete 2016 einen Standort in Kiel, wo das Software-Development angesiedelt ist. Im Jahr zuvor waren Standorte in Solingen (Hochsicherheitscenter für die Identifikationsleistungen<ref>Jens Brambusch, Monopoly - Junge FinTechs revolutionieren mit Identifikationsverfahren das Onlinebanking, Capital, Ausgabe 9/2016</ref>) und Hamburg (Kundenbetreuung) eröffnet sowie Gesellschaften in Österreich, Schweiz und Indien gegründet worden. 2018 gab das Unternehmen die Eröffnung von zwei Niederlassungen in den USA bekannt. Dort gibt es jedoch keine Call-Center-Aktivitäten<ref>{{Internetquelle |autor=Heinz-Roger Dohms |url=https://finanz-szene.de/fintech/was-von-den-expansions-plaenen-deutscher-fintechs-uebrig-blieb/ |titel=Was von den Expansions-Plänen deutscher Fintechs übrig blieb |werk=Finanz-Szene |hrsg= |datum=2020-06-02 |abruf=2020-06-27 |sprache=}}</ref>. Um die Expansion zu beschleunigen, verhandelt WebID 2020 mit Finanzinvestoren<ref>{{Internetquelle |autor=Caspar Tobias Schlenk |url=https://financefwd.com/de/zahlen-webid/ |titel=14 Millionen Umsatz und ein Coronaboom beim Berliner Fintech Webid |werk= |hrsg= |datum=2020-05-15 |abruf=2020-08-14 |sprache=}}</ref>. Im Mai 2020 brachte WebID erneut ein Identifikationsverfahren heraus, das den Anforderungen des Geldwäschegesetz genügt und von der BaFin anerkannt wird, diesmal auf Basis einer Referenzüberweisung mit Onlinebanking, wie in Fachkreisen schon lange gefordert<ref>{{Internetquelle |autor=Miriam Wohlfarth |url=https://paymentandbanking.com/zusammenarbeit-von-fintechs-und-banken-in-der-krise/ |titel=Zusammenarbeit von Fintechs und Banken in der Krise |werk= |hrsg= |datum=2020-04-21 |abruf=2020-05-17 |sprache=}}</ref>, und vollautomatisiert. Käufer des Apple iPhones 12 konnten für den Finanzierungsvertrag über Consors Finanz<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.consorsfinanz.de/unternehmen/presse/Pressemitteilungen/2020/Consors-Finanz-ermoeglicht-Ratenkreditabschluss-per-Konto-Ident/index.html |titel=Consors Finanz ermöglicht Ratenkreditabschluss per Konto-Ident |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-11-30 |sprache=}}</ref> das Konto-Ident-Verfahren von WebID nutzen.
Bei der Online-Personenidentifikation gilt WebID Solutions mit seinem Verfahren „WebID Identify Personal“<ref>Franz Thomas Fürst und Frank Stefan Jorga: ''Onlineidentifikation – Medienbruchfreies Multikanalmanagement'', in: Harald Brock, Ingo Bieberstein (Hrsg.): ''Multi- und Omnichannel-Management in Banken und Sparkassen. Wege in eine erfolgreiche Zukunft'', Springer Gabler, Wiesbaden 2015, S. 363–375, hier S. 364–367, ISBN 978-3-658-06537-9.</ref> als Pionier<ref>''„Wir haben's erfunden“''. [[Börsen-Zeitung]], 8. März 2016.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Marcus Jung |url=http://www.immobilien-zeitung.de/136339/kunden-per-internet-checken |titel=Den Kunden per Internet checken |werk=[[Immobilien Zeitung]] |datum=2016-05-12 |abruf=2016-07-01}}</ref><ref>Jens Brambusch: ''Deutsche Post will Fintechs plätten''. [[Capital (Deutschland)|Capital]], 1. August 2016.</ref><ref name="BöZ-2016-11-18">''Fintech-Preis soll Gründergeist belohnen''. ''Börsen-Zeitung'', 18. November 2016.</ref> und Marktführer.<ref>''Neues Verfahren für das Online-Spiel. Westlotto startet Video-Identifikationsmethode''. ''Die Tabak Zeitung'', Nr. 14/2016, 8. April 2016.</ref><ref name="Westlotto">{{Internetquelle |url=http://www.derwesten.de/spiele/lotto/westlotto-fuehrt-video-identifikationsverfahren-ein-id11710783.html |titel=Westlotto führt Video-Identifikationsverfahren ein |werk=[[Funke Mediengruppe#Digital|Der Westen]] |datum=2016-04-06 |abruf=2016-07-01}}</ref><ref name="rpo-2016-09-15">{{Internetquelle |autor=Uwe Vetter |url=http://www.rp-online.de/nrw/staedte/solingen/marktfuehrer-bei-video-identifikationen-aid-1.6259190 |titel=Marktführer bei Video-Identifikationen |werk=[[Rheinische Post#Internetauftritt|Rheinische Post (online)]] |datum=2016-09-15 |abruf=2017-04-12}}</ref> Dort, wo Anbieter zur rechtssicheren Identifizierung ihrer Kunden verpflichtet sind, bevor Online-Geschäfte getätigt werden, stellt das von WebID Solutions entwickelte und von den Aufsichtsbehörden am 4. Februar 2014 anerkannte Verfahren<ref name="Aufsatz-F-J-367">Franz Thomas Fürst und Frank Stefan Jorga: ''Onlineidentifikation – Medienbruchfreies Multikanalmanagement'', in: Harald Brock, Ingo Bieberstein (Hrsg.): ''Multi- und Omnichannel-Management in Banken und Sparkassen. Wege in eine erfolgreiche Zukunft'', Springer Gabler, Wiesbaden 2015, S. 363–375, hier S. 367, ISBN 978-3-658-06537-9.</ref> eine Alternative zum schon länger etablierten [[Postident|Postident-Verfahren]] der [[Deutsche Post AG|Deutschen Post AG]] dar.<ref>{{Internetquelle |autor=Karsten Seibel |url=http://www.einfach-machen.net/ |titel=Vertrauensvorschuss bei Konto-Eröffnung |werk=[[Die Welt]] |datum=2014-04-22 |abruf=2016-07-01}}</ref> Das Online-Identifizierungsverfahren der WebID Solutions ist das weltweit erste dieser Art<ref name="Aufsatz-F-J-367" /> und unterliegt [[Patentschutz]].<ref>[https://www.webid-solutions.de/de/assets/site/files/presse/160307_pm_Patent.pdf ''Deutsches FinTech WebID Solutions GmbH erhält als erstes Unternehmen weltweit das Patent für höchst sichere Online-Identitätsprüfung'']{{Toter Link|url=https://www.webid-solutions.de/de/assets/site/files/presse/160307_pm_Patent.pdf |date=2019-05 |archivebot=2019-05-22 22:39:42 InternetArchiveBot }}. Pressemitteilung des Unternehmens vom 7. März 2016, Abruf am 26. April 2017. [http://www.google.com/patents/DE102013108713A1?cl=de Nähere Beschreibung des Patents] per Google-Patentsuche, Abruf am 26. April 2017.</ref>


== Markt- und Wettbewerbssituation ==
Im Bereich der ''qualifizierten elektronischen Signatur'' zählt WebID Solutions ebenfalls zu den Vorreitern in Deutschland.<ref>Björn Godenrath: ''EU-Regel schiebt digitale Signatur an''. Börsen-Zeitung, 30. November 2016.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://industriemagazin.at/a/personenauthentifizierung-mittels-videokonferenz |titel=Personenauthentifizierung mittels Videokonferenz |werk=[[Das Österreichische Industriemagazin]] (online) |datum=2016-12-02 |abruf=2017-04-12}}</ref>
Mit Identifikationsverfahren werden jährlich ca. 200 Mio. Euro in Deutschland umgesetzt<ref>Jens Brambusch, Monopoly - Junge FinTechs revolutionieren mit Identifikationsverfahren das Onlinebanking, Capital, Ausgabe 9/2016</ref>. Lange war die Post mit dem Postident-Verfahren quasi ein Monopolist in dem Bereich. Mit WebIDs Erfindung entstand ein neues Marktsegment, das schnell hart umkämpft war. So brachte die Post, nachdem WebID ihr Kaufangebot abgelehnt hatte<ref>Jens Brambusch, Monopoly - Junge FinTechs revolutionieren mit Identifikationsverfahren das Onlinebanking, Capital, Ausgabe 9/2016</ref>, 2015 ein eigenes Verfahren an den Markt (Postident durch Videochat) und nutzte seine Marktmacht über das analoge Postident-Verfahren, um Kunden zu gewinnen, wie die Wirtschaftszeitschrift [[Capital (Deutschland)|Capital]] aufdeckte. 2016 reichte IDnow, 2014 in München gegründet<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.idnow.io/de/ueber-uns/ |titel=Über uns |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-11-25 |sprache=}}</ref>, Klage gegen WebID wegen Patentrechtsverletzung ein. Das Unternehmen behauptete, die Videoidentifikation verletze ein Patent<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://register.epo.org/application?number=EP14701683&tab=main |titel=Übersicht: EP2948891 |werk=Europäisches Patentamt |hrsg= |datum= |abruf=2020-02-08 |sprache=}}</ref>, das IDnow 2016 erhalten hatte. Dabei ging es um technische Details bei den Steuerungsdaten der Videoübertragung, wirkte jedoch zunächst so, als ginge es um die Videoidentifikation an sich<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://fintechnews.ch/fintech/online-identifikation-deutschland-wer-hats-erfunden/13042/ |titel=Online-Identifikation in Deutschland: Wer hat’s erfunden? |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2018-09-05 |sprache=}}</ref><ref>''„Wir haben's erfunden“''. [[Börsen-Zeitung]], 8. März 2016.</ref>. WebID wehrte sich gegen die Behauptung und war – ebenso wie die Post<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://gruender.wiwo.de/idnow-schulterschluss-mit-banknotenspezialist/?all=1 |titel=Schulterschluss mit Banknotenspezialist |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-05-06 |sprache=}}</ref> - sogar der Auffassung, das IDnow-Patent hätte wegen Fehlerhaftigkeit nicht erteilt werden dürfen, unterlag aber vor dem Landgericht Düsseldorf<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.it-finanzmagazin.de/landgericht-faellt-urteil-video-identifikation-idnow-webid-56227/ |titel=Landgericht fällt Patent-Urteil um Video-Identifikation zugunsten von IDnow. WebID geht in Berufung |werk=IT Finanzmagazin |hrsg= |datum= |abruf=2020-05-06 |sprache=}}</ref>. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hob 2020 dieses Urteil auf und wies die Klage gegen WebID ab, da keine Patentrechtsverletzung vorläge<ref>Urteil I - 2 U 39/17, verkündet am 19. März 2020, OLG Düsseldorf</ref>. WebIDs CEO Frank Jorga wies nach dem Urteil darauf hin, dass nun die Zeit gekommen sei, um auf technologische Partnerschaften zu setzen und den Standort Deutschland zu stärken<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.it-finanzmagazin.de/videoident-recht-idnow-webid-104505/ |titel=VideoIdent & Rechtssicherheit: Langer Streit zwischen IDnow und WebID geht zu Ende |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-05-06 |sprache=}}</ref>.


Internationale Wettbewerber bei Identifizierungsdienstleistungen sind u. a. [[:en:Jumio|Jumio]] und [[:en:Onfido|Onfido]], dem Markt wird weltweit sehr hohes Potenzial mit prognostizierten Umsatzvolumen von 15.8 Mill. USD in 2025<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.marketsandmarkets.com/Market-Reports/identity-verification-market-178660742.html |titel=Identity Verification Market by Component (Solutions and Services), Type (Non-Biometric and Biometric), Organization Size, Deployment Mode, Vertical (BFSI, Government and Defense, and Healthcare and Life Sciences), and Region - Global Forecast to 2025 |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-12-01 |sprache=}}</ref>. Der deutsche Markt ist schwer abschätzbar, da etwa IDnow seine Zahlen nicht veröffentlicht<ref>{{Internetquelle |autor=Caspar Tobias Schlenk |url=https://financefwd.com/de/zahlen-webid/ |titel=14 Millionen Umsatz und ein Coronaboom beim Berliner Fintech Webid |werk= |hrsg= |datum=2020-05-05 |abruf=2020-12-01 |sprache=}}</ref>.
== Kunden ==

Im Frühjahr 2017 hatte WebID Solutions nach eigenen Angaben rund 100 Kunden aus dem [[Bank]]ensektor, ferner Kunden aus der [[Versicherer|Versicherungswirtschaft]] und Kunden aus anderen Branchen.<ref>{{Internetquelle |autor=Fred Lothar Melchior |url=http://www.rp-online.de/nrw/staedte/solingen/webid-solutions-300-neue-arbeitsplaetze-aid-1.6610339 |titel=WebID Solutions: 300 neue Arbeitsplätze |werk=Rheinische Post (online) |datum=2017-02-16 |abruf=2017-04-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Nicolai Kwasniewski |url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/postident-wie-die-deutsche-post-konkurrenten-bekaempft-a-1115683.html |titel=Mit welchen Mitteln die Post junge Konkurrenten bekämpft |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2016-10-02 |abruf=2017-04-12}}</ref>
== Produkte und Leistungen ==
Angesichts des ständig wachsenden [[Elektronischer Handel|elektronischen Geschäftsverkehrs]] nehmen auch die Methoden zur Online-[[Identitätsfeststellung]] zu. WebID nimmt in gewisser Weise eine Sonderstellung ein, da es als Fintech bekannt ist für Identifizierungsverfahren für die Finanzindustrie, welche die Anforderungen aus dem [[Geldwäsche#Geschichte%20der%20Geldw%C3%A4schegesetzgebung%20in%20Deutschland|Geldwäschegesetz]] erfüllen:


* Video Ident: Zum Beispiel bei einer Kontoeröffnung oder Kreditvertrag. Im Video-Call prüft eine Fachkraft im Hochsicherheitscenter den Ausweis und die Identität des Bankkunden. Das Patent auf die Videoidentifikation hat WebID auf Europa, USA<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/familienunternehmer/videoidentifizierung-von-solingen-ins-silicon-valley-webid-solutions-soll-in-den-usa-gross-rauskommen/22706342.html?ticket=ST-7257341-JgWhgi4cNgjG4fOVGJIP-ap1 |titel=Von Solingen ins Silicon Valley – WebID Solutions soll in den USA groß rauskommen |werk=Handelsblatt |hrsg= |datum= |abruf=2019-07-16 |sprache=}}</ref> und China ausgeweitet.
Das erste Unternehmen, das die Online-Video-Identifizierung über WebID Solutions einsetzte, war die [[SWK Bank]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.test.de/Kontoeroeffnung-Identitaet-wird-per-Video-am-PC-ueberprueft-4703562-0 |titel=Kontoeröffnung: Identität wird per Video am PC überprüft |werk=[[Finanztest]] 06/2014 |datum=2014-05-13 |abruf=2016-07-01}}</ref> Als erste größere Bank in Deutschland etablierte die [[ING-DiBa]] 2014 die vollständige Online-Kontoeröffnung und band dabei WebID Solutions ein.<ref>''ING-Diba lässt Kunden per Internet-Video Konten eröffnen''. ''Handelsblatt'', 9. September 2014.</ref> Weitere Kunden aus dem Banksektor sind unter anderem die [[Deutsche Bank]]<ref name="WebID-S-Ref">[https://www.webid-solutions.de/de/referenzen.html Übersicht zu Referenzen der WebID Solutions GmbH], Abruf am 1. Juli 2016.</ref>, die [[Targobank]]<ref name="WebID-S-Ref" />, die [[Deutsche Kreditbank]]<ref name="WebID-S-Ref" /> und der [[Finanzdienstleistungsinstitut|Finanzdienstleister]] [[Barclays Bank (Deutschland)|Barclays Bank]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.it-finanzmagazin.de/barclaycard-bringt-mit-webid-erstmals-einen-vollstaendiger-kreditantrag-als-online-prozess-28141 |titel=Barclaycard bringt mit WebID erstmals einen vollständigen Kreditantrag als Online-Prozess |werk=IT Finanzmagazin |datum=2016-03-16 |abruf=2016-07-04}}</ref>.
* Konto Ident: Zum Beispiel bei Kontoeröffnung oder Kreditvertrag. Mit Onlinebanking und 1-Cent-Überweisung identifiziert sich der Bankkunde.


Besonderheit [[Telekommunikationsgesetz (Deutschland)|Telekommunikationsgesetz]] (TKG): Im Zuge der Verbrechensbekämpfung wurde das TKG zum 1. Juli 2017 geändert. Seitdem müssen sich Nutzer von Prepaid-SIM-Karten beim Kauf oder spätestens bei der Aktivierung der SIM-Karte ausweisen und registrieren lassen. Die Videoidentifikation von WebID gehört zu den Identifizierungsmöglichkeiten, die als sicher im Sinne des TKG gelten<ref>{{Internetquelle |autor=Nils Wischmeyer |url=https://www.sueddeutsche.de/digital/prepaid-sim-karten-das-ende-der-anonymitaet-1.3564334 |titel=Das Ende der Anonymität |werk=Sueddeutsche |hrsg= |datum= |abruf=2018-04-28 |sprache=}}</ref>. Auch bei Behörden kommt Video Ident zum Einsatz, zum Beispiel beim Standesamt Wiesbaden<ref>{{Internetquelle |autor=Sarah Kolberg |url=https://www.vdz.org/digitale-verwaltung/ozg-kommunaler-zustaendigkeit |titel=OZG in kommunaler Zuständigkeit |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2019-07-16 |sprache=}}</ref> wird damit der Onlinezugang zu Verwaltungsleistungen hergestellt (vgl. [[Onlinezugangsgesetz]]).
Zu den Kunden aus anderen Branchen zählen das Online-[[Preisvergleichsportal]] [[Check24]]<ref name="WebID-S-Ref" />, der Versicherer [[Allianz SE|Allianz]]<ref>Florian Burghardt: ''Versicherungsbranche im Digitalisierungsfieber''. In: VersicherungsJournal.de, 9. September 2016.</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.asscompact.de/nachrichten/allianz-startet-digitale-alternative-zu-tagesgeld |titel=Allianz startet digitale Alternative zu Tagesgeld |werk=AssCompact |datum=2016-09-09 |abruf=2017-04-12}}</ref>, der [[Glücksspiel]]-Anbieter [[Westdeutsche Lotterie|WestLotto]]<ref name="Westlotto" /> und der Automobil-Hersteller [[Tesla Motors|Tesla]]<ref>Bernd Neubacher: ''Tesla setzt auf Leasing per Mausklick'', ''Börsen-Zeitung'', 29. September 2015.</ref>. Die [[Bawag P.S.K.]], die [[Österreichische Post]] und der [[Dispositionskredit|Dispo-Dienst]] ''Cashpresso'' gehören zu den Kunden in [[Österreich]].<ref>{{Internetquelle |autor=Bawag P.S.K. |url=https://www.bawagpsk.com/BAWAGPSK/PK/services/aktuelles/364474/videolegitimierung-konto.html |titel=Jetzt noch schneller Ihr Wunschkonto beantragen! |abruf=2017-04-26}} [https://www.webid-solutions.de/de/assets/site/files/presse/170210_PM_Bawag_de.pdf ''Vorreiter bei Innovationen: BAWAG P.S.K. kooperiert mit WebID in den Bereichen Video-Ident und QES'']{{Toter Link|url=https://www.webid-solutions.de/de/assets/site/files/presse/170210_PM_Bawag_de.pdf |date=2019-05 |archivebot=2019-05-22 22:39:42 InternetArchiveBot }}. Pressemitteilung des Unternehmens vom 10. Februar 2017, Abruf am 26. April 2017. Siehe ferner [https://www.cashpresso.com/de/i/partner die entsprechenden Informationen] auf der Website ''www.cashpresso.com''. Abruf am 15. Mai 2017.</ref>


Seit 2014 hat das Unternehmen seine Sicherheitstechnologien zu weiteren Produkten weiterentwickelt:
== Standorte und Tochtergesellschaften ==
Die Zentrale des Unternehmens befindet sich in Berlin. Weitere Standorte sind [[Hamburg]], [[Solingen]], [[Kiel]] und [[Frankfurt am Main]].<ref name="rpo-2016-09-15" /><ref>''Frankfurter Gründerzentrum für junge Finanzfirmen wächst''. [[Frankfurter Neue Presse]], 26. Januar 2017.</ref><ref>Karl Schlieker: ''Tech Quartier wird ausgebaut''. [[Darmstädter Echo]], 26. Januar 2017.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Kraft |url=https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/wirtschaft/solinger-erobern-markt-online-identitaeten-6815682.html |titel=Solinger erobern Markt der Online-Identitäten |werk=[[Solinger Tageblatt]] |datum=2016-10-06 |abruf=2017-04-12}}</ref>


* Altersverifikation: Zum Beispiel bei altersbeschränkten Gamingangeboten, E-Sports, Genussmittel. Von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) anerkannt<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.kjm-online.de/service/pressemitteilungen/meldung?tx_news_pi1%5Bnews%5D=4801&cHash=67625e231ab3b1244c79d6f5612c8182 |titel=Erstmals Module zur Altersverifikation mit automatisierter Identifizierung positiv bewertet |werk=Kommission für Jugendmedienschutz |hrsg= |datum= |abruf=2020-05-06 |sprache=}}</ref>.
[[Tochtergesellschaft]]en gibt es in Österreich, der [[Schweiz]] und [[Indien]].<ref name="rpo-2016-09-15" />
* AI Ident: Zum Beispiel beim Check-out im Online-Shop oder zur Führerscheinüberprüfung. Mit Hilfe [[Künstliche Intelligenz|künstlicher Intelligenz]] und [[Biometrie]] werden Dokumente und die Personenidentität überprüft.
* QES: Zum Beispiel bei Kreditverträgen. Mit einer [[Qualifizierte elektronische Signatur|Qualifizierten Elektronischen Signatur]] kann man Dokumente aller Art unterschreiben, sie hat dieselbe Gültigkeit wie eine Unterschrift von Hand.
* [[Identitätsmanagement|Digitale Identität]]: Zur Wiederverwendbarkeit ohne erneute Identifizierung. Die Person lässt nach einer Identifizierung bei WebID ihre verifizierten Daten vorhalten und kann sie bei einem anderen Identifizierungsvorgang verwenden.
* Plattform: Als Marktplatz für Identifikationsdienstleistungen und -produkte. Technische Plattform, die Unternehmen, Service Provider, staatliche Institutionen und Verbraucher verbindet.


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
2016 belegte das Unternehmen in der Kategorie ''Growth Stage'' den ersten Platz des ''Fintech Germany Award''.<ref name="BöZ-2016-11-18" /><ref>{{Internetquelle |url=http://www.die-bank.de/news/and-the-golden-garage-goes-to-8386/ |titel=And the Golden Garage goes to… |werk=[[Die Bank (Zeitschrift)|Die Bank]] (online) |datum=2016-11-18 |abruf=2017-04-12}}</ref>
2016 belegte das Unternehmen in der Kategorie ''Growth Stage'' den ersten Platz des ''Fintech Germany Award''.<ref name="BöZ-2016-11-18">''Fintech-Preis soll Gründergeist belohnen''. ''Börsen-Zeitung'', 18. November 2016.</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.die-bank.de/news/and-the-golden-garage-goes-to-8386/ |titel=And the Golden Garage goes to… |werk=[[Die Bank (Zeitschrift)|Die Bank]] (online) |datum=2016-11-18 |abruf=2017-04-12}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 7. Dezember 2020, 12:50 Uhr

Die WebID Solutions GmbH ist ein Berliner Fintech, das als Erfinder der Video-Identifizierung gilt. Diese Erfindung beeinflusste maßgeblich die Entstehung der Online-Identitätsfeststellung. In seinem 2018er Abschluss wies das Unternehmen einen Überschuss von 1,1 Mio. Euro aus[1], womit es laut dem Fachblog Finanz-Szene.de erst der zweite Fall ist, dass ein nach 2010 gegründetes Finanz-Start-up einen testierten und publizierten Gewinn in siebenstelliger Höhe erwirtschaftet hat[2].

Deutschlandstandorte von WebID sind neben Berlin Frankfurt, Solingen, Kiel und Hamburg. 2020 beschäftigt das Unternehmen ca. 700 Mitarbeiter im Hochsicherheitscenter für die Videoidentifikation und knapp 100 in den übrigen Unternehmensteilen[3].

WebID Solutions

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 2012
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Frank Stefan Jorga
Mitarbeiterzahl ca. 800
Umsatz rund 11 Mio. EUR (2018)[4]
Branche Finanztechnologie
Website webid-solutions.de

Geschichte

Die Gründung von WebID entstand nach einer Idee von Frank Stefan Jorga. Laut eigener Aussage wollte er ein Problem lösen, das zu der Zeit als unlösbar galt[5]: sich online auszuweisen und rechtskräftig Verträge abzuschließen. Onlinebanking war beispielsweise schon verbreitet, eine digitale Kontoeröffnung galt aber aus Sicherheitsgründen und aufgrund der rechtlichen Anforderungen als unmöglich[6]. Für eine Vertragsunterschrift war in Deutschland die Schriftform vorgeschrieben und zur Personenidentifizierung, für die beim Onlinebanking auch Anforderungen nach dem GwG galten, musste ein Ausweis vorgelegt werden.

Nachdem Jorga sein Lösungskonzept entwickelt hatte, suchte er Mitgründer für die Geschäftsidee. Mit Franz Thomas Fürst[7] und Tim-Markus Kaiser gründete er das Unternehmen WebID Solutions GmbH 2012 in Berlin, später trat noch sein Bruder Sven Oliver Jorga dazu[8]. Parallel zu der technischen Entwicklung einer Online-Identitätsfeststellung erfolgte eine Abstimmung mit den zuständigen Behörden, inwieweit die Technologie die rechtlichen Anforderungen erfüllen kann. 2013 meldete WebID beim Deutschen Patent- und Markenamt ein „Verfahren zum Verifizieren der Identität eines Nutzers“ sowie weitere Patente an[9]. Im Januar 2014 erhielt das WebID-Verfahren die Zustimmung des Bundesministeriums für Finanzen (BMF), woraufhin die BaFin im Rundschreiben 1/2014 (GW) die neue Auslegung des BMF mitteilte[10]. Demnach ist eine Fernidentifizierung gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 2 GwG unter Einhaltung spezieller Sicherheitsvorschriften auch per Videoübertragung zulässig.

Die erste Identifikation mit einem Video-Call fand 2014 bei der SWK Bank statt[11]. Schnell nahmen weitere deutsche und internationale Banken das WebID-Verfahren in Betrieb, z. B. ING DiBa[12], DKB, Targobank, Commerz Finanz[13], so dass welt.de schon den „Tod der nervigen Postident-Prüfung“ ausrief[14].

2015 erklärte WebID gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass nun auch ein Verfahren für einen rechtsgültigen Online-Vertragsabschluss entwickelt sei. Die Basis dafür bildet eine Qualifizierte elektronische Signatur (QES) in Zusammenarbeit mit sog. Trust Centern[15][16][17]. 2016 bot die Direktbank Barclaycard Deutschland einen kompletten Online-Kreditantrag mit den WebID-Technologien an, von der Personenidentifikation bis zur Unterschrift, woraufhin innerhalb von 24 Stunden die Kreditsumme bereitgestellt wird[18].

WebID eröffnete 2016 einen Standort in Kiel, wo das Software-Development angesiedelt ist. Im Jahr zuvor waren Standorte in Solingen (Hochsicherheitscenter für die Identifikationsleistungen[19]) und Hamburg (Kundenbetreuung) eröffnet sowie Gesellschaften in Österreich, Schweiz und Indien gegründet worden. 2018 gab das Unternehmen die Eröffnung von zwei Niederlassungen in den USA bekannt. Dort gibt es jedoch keine Call-Center-Aktivitäten[20]. Um die Expansion zu beschleunigen, verhandelt WebID 2020 mit Finanzinvestoren[21]. Im Mai 2020 brachte WebID erneut ein Identifikationsverfahren heraus, das den Anforderungen des Geldwäschegesetz genügt und von der BaFin anerkannt wird, diesmal auf Basis einer Referenzüberweisung mit Onlinebanking, wie in Fachkreisen schon lange gefordert[22], und vollautomatisiert. Käufer des Apple iPhones 12 konnten für den Finanzierungsvertrag über Consors Finanz[23] das Konto-Ident-Verfahren von WebID nutzen.

Markt- und Wettbewerbssituation

Mit Identifikationsverfahren werden jährlich ca. 200 Mio. Euro in Deutschland umgesetzt[24]. Lange war die Post mit dem Postident-Verfahren quasi ein Monopolist in dem Bereich. Mit WebIDs Erfindung entstand ein neues Marktsegment, das schnell hart umkämpft war. So brachte die Post, nachdem WebID ihr Kaufangebot abgelehnt hatte[25], 2015 ein eigenes Verfahren an den Markt (Postident durch Videochat) und nutzte seine Marktmacht über das analoge Postident-Verfahren, um Kunden zu gewinnen, wie die Wirtschaftszeitschrift Capital aufdeckte. 2016 reichte IDnow, 2014 in München gegründet[26], Klage gegen WebID wegen Patentrechtsverletzung ein. Das Unternehmen behauptete, die Videoidentifikation verletze ein Patent[27], das IDnow 2016 erhalten hatte. Dabei ging es um technische Details bei den Steuerungsdaten der Videoübertragung, wirkte jedoch zunächst so, als ginge es um die Videoidentifikation an sich[28][29]. WebID wehrte sich gegen die Behauptung und war – ebenso wie die Post[30] - sogar der Auffassung, das IDnow-Patent hätte wegen Fehlerhaftigkeit nicht erteilt werden dürfen, unterlag aber vor dem Landgericht Düsseldorf[31]. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hob 2020 dieses Urteil auf und wies die Klage gegen WebID ab, da keine Patentrechtsverletzung vorläge[32]. WebIDs CEO Frank Jorga wies nach dem Urteil darauf hin, dass nun die Zeit gekommen sei, um auf technologische Partnerschaften zu setzen und den Standort Deutschland zu stärken[33].

Internationale Wettbewerber bei Identifizierungsdienstleistungen sind u. a. Jumio und Onfido, dem Markt wird weltweit sehr hohes Potenzial mit prognostizierten Umsatzvolumen von 15.8 Mill. USD in 2025[34]. Der deutsche Markt ist schwer abschätzbar, da etwa IDnow seine Zahlen nicht veröffentlicht[35].

Produkte und Leistungen

Angesichts des ständig wachsenden elektronischen Geschäftsverkehrs nehmen auch die Methoden zur Online-Identitätsfeststellung zu. WebID nimmt in gewisser Weise eine Sonderstellung ein, da es als Fintech bekannt ist für Identifizierungsverfahren für die Finanzindustrie, welche die Anforderungen aus dem Geldwäschegesetz erfüllen:

  • Video Ident: Zum Beispiel bei einer Kontoeröffnung oder Kreditvertrag. Im Video-Call prüft eine Fachkraft im Hochsicherheitscenter den Ausweis und die Identität des Bankkunden. Das Patent auf die Videoidentifikation hat WebID auf Europa, USA[36] und China ausgeweitet.
  • Konto Ident: Zum Beispiel bei Kontoeröffnung oder Kreditvertrag. Mit Onlinebanking und 1-Cent-Überweisung identifiziert sich der Bankkunde.

Besonderheit Telekommunikationsgesetz (TKG): Im Zuge der Verbrechensbekämpfung wurde das TKG zum 1. Juli 2017 geändert. Seitdem müssen sich Nutzer von Prepaid-SIM-Karten beim Kauf oder spätestens bei der Aktivierung der SIM-Karte ausweisen und registrieren lassen. Die Videoidentifikation von WebID gehört zu den Identifizierungsmöglichkeiten, die als sicher im Sinne des TKG gelten[37]. Auch bei Behörden kommt Video Ident zum Einsatz, zum Beispiel beim Standesamt Wiesbaden[38] wird damit der Onlinezugang zu Verwaltungsleistungen hergestellt (vgl. Onlinezugangsgesetz).

Seit 2014 hat das Unternehmen seine Sicherheitstechnologien zu weiteren Produkten weiterentwickelt:

  • Altersverifikation: Zum Beispiel bei altersbeschränkten Gamingangeboten, E-Sports, Genussmittel. Von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) anerkannt[39].
  • AI Ident: Zum Beispiel beim Check-out im Online-Shop oder zur Führerscheinüberprüfung. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz und Biometrie werden Dokumente und die Personenidentität überprüft.
  • QES: Zum Beispiel bei Kreditverträgen. Mit einer Qualifizierten Elektronischen Signatur kann man Dokumente aller Art unterschreiben, sie hat dieselbe Gültigkeit wie eine Unterschrift von Hand.
  • Digitale Identität: Zur Wiederverwendbarkeit ohne erneute Identifizierung. Die Person lässt nach einer Identifizierung bei WebID ihre verifizierten Daten vorhalten und kann sie bei einem anderen Identifizierungsvorgang verwenden.
  • Plattform: Als Marktplatz für Identifikationsdienstleistungen und -produkte. Technische Plattform, die Unternehmen, Service Provider, staatliche Institutionen und Verbraucher verbindet.

Auszeichnungen

2016 belegte das Unternehmen in der Kategorie Growth Stage den ersten Platz des Fintech Germany Award.[40][41]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.bundesanzeiger.de, Suchbegriff WebID
  2. Heinz-Roger Dohms: Wussten Sie schon, Newsletter Finanz-Szene, 16. April 2020
  3. Börsen-Zeitung 193 vom 8.10.2020
  4. Jahresbericht 2018. (PDF) Abgerufen am 8. September 2019.
  5. Andre M. Bajorat, Harald Brock, Simon Oberle (Hrsg.): Köpfe der digitalen Finanzwelt. 1. Auflage. Springer Gabler, Heidelberg, ISBN 978-3-658-29643-8, S. 246.
  6. Andre M. Bajorat, Harald Brock, Simon Oberle (Hrsg.): Köpfe der digitalen Finanzwelt. 1. Auflage. Springer Gabler, Heidelberg, ISBN 978-3-658-29643-8, S. 249.
  7. Franz Thomas Fürst und Frank Stefan Jorga: Onlineidentifikation – Medienbruchfreies Multikanalmanagement, in: Harald Brock, Ingo Bieberstein (Hrsg.): Multi- und Omnichannel-Management in Banken und Sparkassen. Wege in eine erfolgreiche Zukunft, Springer Gabler, Wiesbaden 2015, S. 363–375, ISBN 978-3-658-06537-9. Biografische Angaben zu Fürst und Jorga dort S. 375. Zu Jorga siehe auch Kerstin Dämon: „Der Druck ist noch nicht groß genug“. In: Wirtschaftswoche (online). Abgerufen am 12. April 2017.
  8. Bundesanzeiger, Handelsregister-Bekanntmachungen vom 6. Dezember 2012 (Neueintragung).
  9. Datenbank des Deutschen Patent- und Markenamts: 102013108713B4, 102013108713B8, 102013108713AA1
  10. Bafin-Rundschreiben 1/2014, III: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Rundschreiben/rs_1401_gw_verwaltungspraxis_vm.html;jsessionid=40B99D09DED6B7CB891905A2DEF5E565.2_cid392?nn=9450904#doc7850300bodyText3, abgerufen am 25.11.2020
  11. Kontoeröffnung: Identität wird per Video am PC überprüft. In: Finanztest 06/2014. 13. Mai 2014, abgerufen am 1. Juli 2016.
  12. ING-Diba lässt Kunden per Internet-Video Konten eröffnen. Handelsblatt, 9. September 2014.
  13. Oliver Voß: Kredit und Konto per Skype. 14. Juni 2014, abgerufen am 24. Juni 2018.
  14. Karsten Seibel: Der überfällige Tod der nervigen Postident-Prüfung. 9. August 2014, abgerufen am 14. September 2018.
  15. Startup macht Verträge bald komplett online abschließbar. Abgerufen am 14. August 2015.
  16. Björn Godenrath: EU-Regel schiebt digitale Signatur an. Börsen-Zeitung, 30. November 2016.
  17. Personenauthentifizierung mittels Videokonferenz. In: Das Österreichische Industriemagazin (online). 2. Dezember 2016, abgerufen am 12. April 2017.
  18. Barclaycard bringt mit WebID erstmals einen vollständigen Kreditantrag als Online-Prozess. In: IT Finanzmagazin. 16. März 2016, abgerufen am 4. Juli 2016.
  19. Jens Brambusch, Monopoly - Junge FinTechs revolutionieren mit Identifikationsverfahren das Onlinebanking, Capital, Ausgabe 9/2016
  20. Heinz-Roger Dohms: Was von den Expansions-Plänen deutscher Fintechs übrig blieb. In: Finanz-Szene. 2. Juni 2020, abgerufen am 27. Juni 2020.
  21. Caspar Tobias Schlenk: 14 Millionen Umsatz und ein Coronaboom beim Berliner Fintech Webid. 15. Mai 2020, abgerufen am 14. August 2020.
  22. Miriam Wohlfarth: Zusammenarbeit von Fintechs und Banken in der Krise. 21. April 2020, abgerufen am 17. Mai 2020.
  23. Consors Finanz ermöglicht Ratenkreditabschluss per Konto-Ident. Abgerufen am 30. November 2020.
  24. Jens Brambusch, Monopoly - Junge FinTechs revolutionieren mit Identifikationsverfahren das Onlinebanking, Capital, Ausgabe 9/2016
  25. Jens Brambusch, Monopoly - Junge FinTechs revolutionieren mit Identifikationsverfahren das Onlinebanking, Capital, Ausgabe 9/2016
  26. Über uns. Abgerufen am 25. November 2020.
  27. Übersicht: EP2948891. In: Europäisches Patentamt. Abgerufen am 8. Februar 2020.
  28. Online-Identifikation in Deutschland: Wer hat’s erfunden? Abgerufen am 5. September 2018.
  29. „Wir haben's erfunden“. Börsen-Zeitung, 8. März 2016.
  30. Schulterschluss mit Banknotenspezialist. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  31. Landgericht fällt Patent-Urteil um Video-Identifikation zugunsten von IDnow. WebID geht in Berufung. In: IT Finanzmagazin. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  32. Urteil I - 2 U 39/17, verkündet am 19. März 2020, OLG Düsseldorf
  33. VideoIdent & Rechtssicherheit: Langer Streit zwischen IDnow und WebID geht zu Ende. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  34. Identity Verification Market by Component (Solutions and Services), Type (Non-Biometric and Biometric), Organization Size, Deployment Mode, Vertical (BFSI, Government and Defense, and Healthcare and Life Sciences), and Region - Global Forecast to 2025. Abgerufen am 1. Dezember 2020.
  35. Caspar Tobias Schlenk: 14 Millionen Umsatz und ein Coronaboom beim Berliner Fintech Webid. 5. Mai 2020, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  36. Von Solingen ins Silicon Valley – WebID Solutions soll in den USA groß rauskommen. In: Handelsblatt. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  37. Nils Wischmeyer: Das Ende der Anonymität. In: Sueddeutsche. Abgerufen am 28. April 2018.
  38. Sarah Kolberg: OZG in kommunaler Zuständigkeit. Abgerufen am 16. Juli 2019.
  39. Erstmals Module zur Altersverifikation mit automatisierter Identifizierung positiv bewertet. In: Kommission für Jugendmedienschutz. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  40. Fintech-Preis soll Gründergeist belohnen. Börsen-Zeitung, 18. November 2016.
  41. And the Golden Garage goes to… In: Die Bank (online). 18. November 2016, abgerufen am 12. April 2017.