„Konzewitschs Formel“ – Versionsunterschied

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'''Konzewitschs Formel''' (auch '''Konzewitschs Quantisierungsformel''') ist eine Formel der [[Mathematische Physik|mathematischen Physik]]. Sie beschreibt wie lokal ein [[Sternprodukt]] auf einer endlich-dimensionalen [[Poisson-Mannigfaltigkeit]] konstruiert werden kann. Dadurch entsteht eine [[Quantisierung (Physik)#Deformationsquantisierung (ab 1970er)|Deformationsquantisierung]] der Poisson-Algebra.
'''Konzewitschs Formel''' (auch '''Konzewitschs Quantisierungsformel''') ist eine Formel der [[Mathematische Physik|mathematischen Physik]]. Sie beschreibt wie lokal ein [[Sternprodukt]] auf einer endlich-dimensionalen [[Poisson-Mannigfaltigkeit]] konstruiert werden kann. Dadurch entsteht eine [[Quantisierung (Physik)#Deformationsquantisierung (ab 1970er)|Deformationsquantisierung]] der Poisson-Algebra.


Die Formel stammt von dem Mathematiker [[Maxim Lwowitsch Konzewitsch|Maxim Konzewitsch]].<ref>{{Literatur |Autor=Maxim Kontsevich |Titel=Deformation Quantization of Poisson Manifolds |Sammelwerk=Letters in Mathematical Physics |Band=66 |Nummer=3 |Datum=2003-12-01 |Seiten=157–216 |arXiv=q-alg/9709040v1 |DOI= 10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf}}</ref>
Die Formel stammt von dem Mathematiker [[Maxim Lwowitsch Konzewitsch|Maxim Konzewitsch]].<ref>{{Literatur |Autor=Maxim Kontsevich |Titel=Deformation Quantization of Poisson Manifolds |Sammelwerk=Letters in Mathematical Physics |Band=66 |Nummer=3 |Datum=2003-12-01 |Seiten=157–216 |arXiv=q-alg/9709040v1 |DOI=10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf}}</ref>


== Konzewitschs Formel ==
== Konzewitschs Formel ==
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<math>\phi(p,q)</math> misst den Winkel zwischen der [[Geodäte]] <math>[p,q]</math> und der Geodäte <math>[p,\infty]</math> gegen den Uhrzeigersinn.
<math>\phi(p,q)</math> misst den Winkel zwischen der [[Geodäte]] <math>[p,q]</math> und der Geodäte <math>[p,\infty]</math> gegen den Uhrzeigersinn.


Sei <math>\cal{H}_n</math> der Raum der ''Konfiguration'' von <math>n</math> nummerierten [[Paarweise verschieden|paarweise verschiedenen]] Punkten in <math>\mathbb{H}</math>
Sei <math>\cal{H}_n</math> der Raum der ''Konfiguration'' von <math>n</math> nummerierten [[paarweise verschieden]]en Punkten in <math>\mathbb{H}</math>
:<math>\cal{H}_n:=\{(p_1,\dots,p_n)\mid p_k\in\mathbb{H},\ p_k\neq p_l\;\text{für}\;k\neq l\}.</math>
:<math>\cal{H}_n:=\{(p_1,\dots,p_n)\mid p_k\in\mathbb{H},\ p_k\neq p_l\;\text{für}\;k\neq l\}.</math>
<math>\cal{H}_n\subset \mathbb{C}^n</math> ist eine nicht-[[kompakter Raum|kompakte]] [[Glatte Funktion|glatte]] <math>2n</math>-dimensional [[Mannigfaltigkeit]].
<math>\cal{H}_n\subset \mathbb{C}^n</math> ist eine nicht-[[Kompakter Raum|kompakte]] [[Glatte Funktion|glatte]] <math>2n</math>-dimensional [[Mannigfaltigkeit]].


Sei <math>\Gamma\in G_n</math> ein Graph und <math>(p_1,\dots,p_n)\in \cal{H}_n</math> eine Konfiguration, dann können wir den Graphen auf <math>\mathbb{R}^2\cong \mathbb{C}</math> übertragen. Wir weisen jedem Punkt <math>p_k</math> einen Knoten <math>1\leq k\leq n</math> zu, den Punkt <math>0\in\mathbb{R}\subset \mathbb{C}</math> dem Knoten <math>F</math> und den Punkt <math>1\in\mathbb{R}\subset \mathbb{C}</math> dem Knoten <math>G</math>.
Sei <math>\Gamma\in G_n</math> ein Graph und <math>(p_1,\dots,p_n)\in \cal{H}_n</math> eine Konfiguration, dann können wir den Graphen auf <math>\mathbb{R}^2\cong \mathbb{C}</math> übertragen. Wir weisen jedem Punkt <math>p_k</math> einen Knoten <math>1\leq k\leq n</math> zu, den Punkt <math>0\in\mathbb{R}\subset \mathbb{C}</math> dem Knoten <math>F</math> und den Punkt <math>1\in\mathbb{R}\subset \mathbb{C}</math> dem Knoten <math>G</math>.
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=== Konzewitschs Formel ===
=== Konzewitschs Formel ===


Sei <math>\pi</math> ein [[Poisson-Mannigfaltigkeit#Als Poisson-Bivektor|Poisson-Bivektorfeld]] in einem [[offene Menge|offenen]] [[Gebiet (Mathematik)|Gebiet]] in <math>\mathbb{R}^d</math>. Dann definiert die Formel
Sei <math>\pi</math> ein [[Poisson-Mannigfaltigkeit#Als Poisson-Bivektor|Poisson-Bivektorfeld]] in einem [[Offene Menge|offenen]] [[Gebiet (Mathematik)|Gebiet]] in <math>\mathbb{R}^d</math>. Dann definiert die Formel


:<math>f\star g=\sum\limits_{n=0}^{\infty} t^n \sum\limits_{\Gamma\in G_n}w_{\Gamma}B_{\Gamma,\pi}(f,g)</math>
:<math>f\star g=\sum\limits_{n=0}^{\infty} t^n \sum\limits_{\Gamma\in G_n}w_{\Gamma}B_{\Gamma,\pi}(f,g)</math>
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== Globalisierung ==
== Globalisierung ==
Konzewitsch hat die Quantisierung von <math>\mathbb{R}^d</math> auf eine allgemeine Poisson-Mannigfaltigkeit erweitert. Die Globalisierung stammt von [[Alberto Cattaneo|Cattaneo]]-[[Giovanni Felder|Felder]]-Tomassini.<ref>{{Literatur |Autor = Alberto S. Cattaneo, Giovanni Felder, Lorenzo Tomassini|Titel = From local to global deformation quantization of Poisson manifolds|Sammelwerk = arXiv:math/0012228 [math.QA]|Datum=2002 |arXiv=math/0012228}}</ref>
Konzewitsch hat die Quantisierung von <math>\mathbb{R}^d</math> auf eine allgemeine Poisson-Mannigfaltigkeit erweitert. Die Globalisierung stammt von [[Alberto Cattaneo]], [[Giovanni Felder]] und Lorenzo Tomassini.<ref>{{Literatur |Autor=Alberto S. Cattaneo, Giovanni Felder, Lorenzo Tomassini |Titel=From local to global deformation quantization of Poisson manifolds |Sammelwerk=arXiv:math/0012228 [math.QA] |Datum=2002 |arXiv=math/0012228}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
* {{Literatur |Autor=Maxim Kontsevich |Titel=Deformation Quantization of Poisson Manifolds |Sammelwerk=Letters in Mathematical Physics |Band=66 |Nummer=3 |Datum=2003-12-01 |Seiten=157–216 |arXiv=q-alg/9709040v1 |DOI= 10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf}}
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* {{Literatur |Autor=Chiara Esposito|Titel=Formality Theory From Poisson Structures to Deformation Quantization|Herausgeber=Springer Verlag|Sammelwerk=Springer Briefs in Mathematical Physics Band 2|Datum=2014|Seiten=61-65}}
|Titel=Deformation Quantization of Poisson Manifolds
|Sammelwerk=Letters in Mathematical Physics
|Band=66
|Nummer=3
|Datum=2003-12-01
|Seiten=157–216
|arXiv=q-alg/9709040v1
|DOI=10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf}}
* {{Literatur
|Autor=Chiara Esposito
|Verlag=Springer
|Titel=Formality Theory: From Poisson Structures to Deformation Quantization
|Reihe=Springer Briefs in Mathematical Physics
|BandReihe= Band 2
|Datum=2014
|ISBN= 978-3-319-09290-4
|Seiten=61–65}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 27. April 2022, 22:22 Uhr

Konzewitschs Formel (auch Konzewitschs Quantisierungsformel) ist eine Formel der mathematischen Physik. Sie beschreibt wie lokal ein Sternprodukt auf einer endlich-dimensionalen Poisson-Mannigfaltigkeit konstruiert werden kann. Dadurch entsteht eine Deformationsquantisierung der Poisson-Algebra.

Die Formel stammt von dem Mathematiker Maxim Konzewitsch.[1]

Konzewitschs Formel

Der Operator besteht aus „Gewichten“ und Bidifferentialoperatoren , welche mit Hilfe von Graphen konstruiert werden. Zu jedem möglichen Graphen wird ein Gewicht und ein Bidifferentialoperator konstruiert.

Vorbereitung

Konstruktion des Graphens

Beispiel eines gültigen Graphen ()

Sei ein beschrifteter orientierter Graph ( = Knoten, = Kanten), der keine Schleifen besitzt, Knoten und Kanten hat. Weiter soll sich in zwei geordnete Mengen und zerlegen lassen.

besitzt die Beschriftung , wobei mit bedeutet, dass die Kante in beginnt.

Mit bezeichnen wir die Subklasse all dieser Graphen.

Beispiel: Der Graph im Bild besitzt folgende Kanten

Konstruktion des Bidifferentialoperators

Sei ein Poisson-Bivektorfeld einer Poisson-Mannigfaltigkeit . Weiter sei eine Funktion, welche die Kanten neu beschriftet , so dass die neue Beschriftungen unabhängig von den Indizes sind.

Für jeden zulässigen Graphen assoziieren wir einen Bidifferentialoperator

Die Knoten und repräsentieren eine Funktion und und für jeden Knoten assoziieren wir einen Tensor . Zu jeder Kante assoziieren wir zudem eine partielle Ableitung der Funktion oder des Tensors am Endknoten des Pfeils. Die Ableitungen werden in der durch die Beschriftung vorgeschriebenen Reihenfolge multipliziert.

Die allgemeine Formel für den Operator ist

Beispiel: Der zum Graphen im Bild assoziierte Bidifferentialoperator ist

Der Graph sagt, wir haben die Tensoren und wegen der Kante müssen wir ableiten. Die restlichen Kanten sind Ableitungen von bzw. .

Berechnung des Gewichts

Sei die obere Halbebene () mit der hyperbolischen Metrik

.

Definiere für

misst den Winkel zwischen der Geodäte und der Geodäte gegen den Uhrzeigersinn.

Sei der Raum der Konfiguration von nummerierten paarweise verschiedenen Punkten in

ist eine nicht-kompakte glatte -dimensional Mannigfaltigkeit.

Sei ein Graph und eine Konfiguration, dann können wir den Graphen auf übertragen. Wir weisen jedem Punkt einen Knoten zu, den Punkt dem Knoten und den Punkt dem Knoten .

Sei eine Kante, dann definieren wir .

Das Gewicht lässt sich wie folgt berechnen

Konzewitschs Formel

Sei ein Poisson-Bivektorfeld in einem offenen Gebiet in . Dann definiert die Formel

ein Sternprodukt auf der gegebenen Poisson-Mannigfaltigkeit . Seine Äquivalenzklasse ist unabhängig von den gewählten Koordinaten auf .

Physikalische Interpretation

Um eine physikalische Interpretation zu erhalten wählen wir .

Globalisierung

Konzewitsch hat die Quantisierung von auf eine allgemeine Poisson-Mannigfaltigkeit erweitert. Die Globalisierung stammt von Alberto Cattaneo, Giovanni Felder und Lorenzo Tomassini.[2]

Literatur

  • Maxim Kontsevich: Deformation Quantization of Poisson Manifolds. In: Letters in Mathematical Physics. Band 66, Nr. 3, 1. Dezember 2003, S. 157–216, doi:10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf, arxiv:q-alg/9709040v1.
  • Chiara Esposito: Formality Theory: From Poisson Structures to Deformation Quantization (= Springer Briefs in Mathematical Physics. Band 2). Springer, 2014, ISBN 978-3-319-09290-4, S. 61–65.

Einzelnachweise

  1. Maxim Kontsevich: Deformation Quantization of Poisson Manifolds. In: Letters in Mathematical Physics. Band 66, Nr. 3, 1. Dezember 2003, S. 157–216, doi:10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf, arxiv:q-alg/9709040v1.
  2. Alberto S. Cattaneo, Giovanni Felder, Lorenzo Tomassini: From local to global deformation quantization of Poisson manifolds. In: arXiv:math/0012228 [math.QA]. 2002, arxiv:math/0012228.