„Hypophysenadenom“ – Versionsunterschied

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'''Hypophysenadenome''' (abgekürzt: ''H-Adenome'') sind gutartige Tumoren aus den [[Parenchym|parenchymalen Zellen]] des Hypophysenvorderlappens ([[Adenohypophyse]]) oder des Hypophysenhinterlappens ([[Neurohypophyse]]). Sie machen 10–15 % aller [[Schädel|intrakraniellen]] Neubildungen aus. Frauen sind häufiger als Männer betroffen, 1,5:1.
'''Hypophysenadenome''' (abgekürzt: ''H-Adenome'') sind gutartige Tumoren aus den [[Parenchym|parenchymalen Zellen]] des Hypophysenvorderlappens ([[Adenohypophyse]]) oder des Hypophysenhinterlappens ([[Neurohypophyse]]). Sie machen 10–15 % aller [[Schädel|intrakraniellen]] Neubildungen aus. Frauen sind häufiger als Männer betroffen, 1,5:1.


[[File:Adenome hypophyse.JPG|thumb|MRT-Aufnahme eines Hypophysenadenoms]]
Messen sie weniger als 1 cm im Durchmesser werden sie klinisch als [[Mikroadenom]] bezeichnet. Wenn sie Hypophysenhormone ausschütten, können sie in diesem Stadium durch die Hormonnebenwirkungen erkannt werden. Größere Tumore bezeichnet man als [[Makroadenom]]; diese sind in der Regel aufgrund ihrer ballonförmigen Ausbreitung auf radiologischen Aufnahmen gut sichtbar und können die darüber liegende [[Sehnerv]]enbahn schädigen und dadurch Sehstörungen mit [[Gesichtsfeld|Gesichtsfeldausällen]] oder [[Kopfschmerzen]] auslösen. Kleinere, asymptomatische, hormoninaktive Adenome (Null-Zell-Adenome) können in [[Obduktion|Autopsien]] bis zu 20 % aller Fälle ausmachen.


== Klinische Einteilung ==
In Hypophysenadenomen beobachtet man in 10 % der Fälle zystische Auftreibungen (Blasen) oder [[Nekrose|nekrotische]] (abgestorbene) Abschnitte. Kalkablagerungen werden in der Regel mit [[Prolactin]]-bildenden Adenomen in Verbindung gebracht. Mikroskopisch beobachtet man [[monomorph]]e, [[Epithel|epitheliale]] Zellen mit einem Netzwerk aus Kapillargefäßen. Die [[Zellkern]]e sind rund bis oval und enthalten ein [[Chromatin]]gerüst.
Die Einteilung erfolgt zum einen anhand der Größe in Marko- und Mirkoadenome. Messen sie weniger als 1 cm im Durchmesser werden sie klinisch als [[Mikroadenom]] bezeichnet. Größere Tumore bezeichnet man als [[Makroadenom]].

Nebenwirkungen der hormonaktiven Tumore ergeben sich aus den Wirkungen der einzelnen Hormone. Bei Prolactin beobachtet man [[Galactorrhoe]], bei den aus dichten Granula und azidophilen [[Somatotropin]]-produzierenden Zellen eine [[Akromegalie]] (Gigantismus, Riesenwuchs), bei [[ACTH]]-produzierenden Adenomen mit [[Basophile Zelle|basophilen Zellen]] einen [[Morbus Cushing]]. Hypophysenadenome kommen auch bei [[Multiple endokrine Neoplasie|MEN 1]] vor. Der Hypophysenhinterlappen produziert das [[Antidiuretisches Hormon|antidiuretische Hormon]] (ADH). In seltenen Fällen wird [[Thyreotropin]] (TSH) im Übermaß produziert. Es ist möglich, dass ein Adenom mehrere Hormone produziert, dann spricht man von einem Mischtumor.

Therapeutisch können insbesondere Prolactin-produzierende Adenome mit dem [[Dopamin]]agonisten [[Bromocriptin]] behandelt werden. Dopamin ist ein Botenstoff, mit dem der [[Hypothalamus]] normalerweise verhindert, dass die Hirnanhangsdrüse zu viel Prolaktin herstellt. Die Tumore [[Fibrose|fibrosieren]] und können gelegentlich schrumpfen, bei Absetzen der Therapie wachsen sie teilweise aber wieder. Alternativ ist eine chirurgische [[Resektion]] des Tumors möglich. Dabei geht man [[Keilbein|transsphenoidal]] durch die Nase vor, nur bei größeren Tumoren führt man eine [[Kraniotomie]] durch, bei der die Schädeldecke eröffnet werden muss. Regelmäßige [[Magnetresonanztomographie]]n (MRT) sind zur Verlaufskontrolle bei der Behandlung mit Dopaminagonisten und nach einer Operation der Hirnanhangsdrüse äußerst wichtig.

Differentialdiagnostisch muss bei der Lokalisation des Tumors an ein metastasierendes [[Karzinom]], ein [[Lymphom]], ein [[Meningeom]] oder ein [[Paragangliom]] gedacht werden.


Radiologische Klassifikation:
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* Grad IV: Vollständige Zerstörung des Bodens mit diffuser Infiltration des Sinus.
* Grad IV: Vollständige Zerstörung des Bodens mit diffuser Infiltration des Sinus.
Extraselläre Ausbreitungen nach oben werden je nach Vordringen in symmetrische (A-C) und asymmetrische (D+E) Erweiterungen klassifiziert.
Extraselläre Ausbreitungen nach oben werden je nach Vordringen in symmetrische (A-C) und asymmetrische (D+E) Erweiterungen klassifiziert.

Eine weitere Einteilung erfolgt danach, ob die Tumoren vermehrt Hormone porduzieren. Wenn sie Hypophysenhormone ausschütten, können sie in diesem Stadium durch die Hormonnebenwirkungen erkannt werden. Somit unterscheidet man hormonaktive von hormoninaktiven Adenomen.


Immunhistochemische Klassifikation:
Immunhistochemische Klassifikation:
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* Plurihormonales Adenom
* Plurihormonales Adenom
* Null-Zell-Adenom / [[Onkozytom]] ([[mitochondrien]]reich)
* Null-Zell-Adenom / [[Onkozytom]] ([[mitochondrien]]reich)

== Symptome ==
Symptome aller Hypophysentumoren können Einschränkungen des [[Gesichtsfeld]]es - hier vor allem die bitemporale [[Hemianopsie]] - oder [[Kopfschmerzen]] sein. Kommt es zu einer Kompression des III. [[Hirnventrikel]]s, kann ein [[Hydrocephalus]] entstehen. Durch das zumeist einseitige Wachstum ebenso gefährdet sind die Hirnnerven [[Nervus oculomotorius]] (''Innervation der Augenaugenmuskeln'') und die ersten zwei Äste des [[Nervus trigeminus]], der [[Nervus ophthalmicus]] und der [[Nervus maxillaris]]. Eine Einengung der [[Arteria carotis interna]] kann auch beobachtet werden.

Nebenwirkungen der hormonaktiven Tumore ergeben sich aus den Wirkungen der einzelnen Hormone. Bei Prolactin beobachtet man [[Galactorrhoe]], bei den aus dichten Granula und azidophilen [[Somatotropin]]-produzierenden Zellen eine [[Akromegalie]] (Gigantismus, Riesenwuchs), bei [[ACTH]]-produzierenden Adenomen mit [[Basophile Zelle|basophilen Zellen]] einen [[Morbus Cushing]]. Hypophysenadenome kommen auch bei [[Multiple endokrine Neoplasie|MEN 1]] vor. Der Hypophysenhinterlappen produziert das [[Antidiuretisches Hormon|antidiuretische Hormon]] (ADH). In seltenen Fällen wird [[Thyreotropin]] (TSH) im Übermaß produziert, was entsprechend eine [[Hyperthyreose]] ausbilden kann.

Hormoninaktive Adenome werden in der Regel aufgrund der später einsetzenden Symptomatik auch später entdeckt und sind somit größer bei Erstdiagnose. Durch das verdrängede Wachstum kann der Hypophysenvorderlappen minderversorgt werden, was zu Hormonmangelerscheinungeng führt. Typisch sind eine Anämie und einer verstärkte sehr feine Furchung der Haut bei Männern. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen führt zu der Symptomatik einer [[Hypothyreose]] mit vermehrter Müdigkeit, Antriebsarmut und [[Obstipation]]. Die Symptome können in das Vollbild einer [[Hypophyseninsuffizienz]] übergehen. Ganz selten können bei sehr großer Ausdehnung [[Epilepsie|epileptische Anfälle]] auftreten.

== Diagnsotik ==
[[File:Adenome hypophyse.JPG|thumb|MRT-Aufnahme eines Hypophysenadenoms]]
Die klinische Verdachtsdiagnose lenken vor allem die [[Endokrinologie|endokrinologischen]] Symptome auf ein Hypophysenadenom. Die Untersuchung der Hormonbasalwerte im Blut kann ebenson wegweisend sein, vor allem des [[Somatotropin|Wachstumshormons]] und des [[Prolaktin]]s. Es ist möglich, dass ein Adenom mehrere Hormone produziert, dann spricht man von einem Mischtumor.

Im konventionellem [[Röntgenbild]] lässt sich erst ab einer Größe von etwa 5 mm eine Vergrößerung der [[Sella turcica]] feststellen. Auch die [[Computertomographie]] deckt erst größere, meist ballonförmige Hypophysenadenome sicher auf. Daher ist die Methode der Wahl die kontrastvertärkte [[Magnetresonanztomographie]], die auch schon viel kleinere Tumoren detektieren kann. Auch sollte eine [[Perimetrie|Gesichtsfeldmessung]] durchgeführt werden, da der Tumor die Sehnerven bedrängen kann.

In Hypophysenadenomen beobachtet man in 10 % der Fälle zystische Auftreibungen (Blasen) oder [[Nekrose|nekrotische]] (abgestorbene) Abschnitte. Kalkablagerungen werden in der Regel mit [[Prolactin]]-bildenden Adenomen in Verbindung gebracht. Mikroskopisch beobachtet man [[monomorph]]e, [[Epithel|epitheliale]] Zellen mit einem Netzwerk aus Kapillargefäßen. Die [[Zellkern]]e sind rund bis oval und enthalten ein [[Chromatin]]gerüst.

Kleinere, asymptomatische, hormoninaktive Adenome (Null-Zell-Adenome) können in [[Obduktion|Autopsien]] bis zu 20 % aller Fälle ausmachen.

== Therapie ==
Zur Behandlung von Hypophysenadenomen stehen die operative und die medikamentöse Therapie zur Verfügung, was sich ganz nach der Art des Adenoms richtet. In ganz seltenen Fällen bei [[Rezidiv]]en muss über eine [[Strahlentherapie]] nachgedacht werden.

Therapeutisch können insbesondere Prolactin-produzierende Adenome mit dem [[Dopamin]]agonisten [[Bromocriptin]] behandelt werden. Dopamin ist ein Botenstoff, mit dem der [[Hypothalamus]] normalerweise verhindert, dass die Hirnanhangsdrüse zu viel Prolaktin herstellt. Die Tumore [[Fibrose|fibrosieren]] und können gelegentlich schrumpfen, bei Absetzen der Therapie wachsen sie teilweise aber wieder, was dann doch operiert werden muss. Auch bei [[Wachstumshormon]]-produzierenden Adenomen wird ein Therapieversuch mit [[Bromocriptin]] unternommen. Bei nicht Ansprechen ist die Alternative ebenso die chirurgische.

Alternativ ist eine chirurgische [[Resektion]] des Tumors möglich. Dabei geht man [[Keilbein|transsphenoidal]] durch die Nase vor, nur bei größeren Tumoren führt man eine [[Kraniotomie]] durch, bei der die Schädeldecke eröffnet werden muss. Regelmäßige [[Magnetresonanztomographie]]n (MRT) sind zur Verlaufskontrolle bei der Behandlung mit Dopaminagonisten und nach einer Operation der Hirnanhangsdrüse äußerst wichtig.

Wichtig ist, die Hormonspiegel nach einer Behandlung entsprechend zu kontrollieren und gegebenenfalls mangelnde Hormonproduktion zu ersetzen, vor allem nach radikaler Operation. Notwendig können [[Schilddrüsenhormon]]e, [[Gonadotropin]]e und (Hydro-) [[Cortisol]] sein. Stellt sich ein zentraler [[Diabetes insipidus]] aufgrund eines [[Antidiuretisches Hormon|ADH]]- Mangels ein, muss dieser mit [[Desmopressin]] behandelt werden.

== Differentialdiagnosen ==
Differentialdiagnostisch muss bei der Lokalisation des Tumors an ein metastasierendes [[Karzinom]], ein [[Lymphom]], ein [[Meningeom]] oder ein [[Paragangliom]] gedacht werden.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://alf3.urz.unibas.ch/pathopic/getpic-fra.cfm?id=006252 Histologisches Bild eines Hypophysenadenoms]
* [http://alf3.urz.unibas.ch/pathopic/getpic-fra.cfm?id=006252 Histologisches Bild eines Hypophysenadenoms]

== Literatur ==
* {{Literatur
| Autor=Klaus Poeck und Werner Hacke
| Titel=Neurologie
| TitelErg=
| Auflage=12., aktualisierte und erweiterte
| Verlag=Springer
| Ort=Heidelberg
| Jahr=2006
| Seiten=322-326
| ISBN=3-540-29997-1
| Kommentar=
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{{Gesundheitshinweis}}
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Version vom 16. Februar 2010, 15:41 Uhr

Hypophysenadenome (abgekürzt: H-Adenome) sind gutartige Tumoren aus den parenchymalen Zellen des Hypophysenvorderlappens (Adenohypophyse) oder des Hypophysenhinterlappens (Neurohypophyse). Sie machen 10–15 % aller intrakraniellen Neubildungen aus. Frauen sind häufiger als Männer betroffen, 1,5:1.


Klinische Einteilung

Die Einteilung erfolgt zum einen anhand der Größe in Marko- und Mirkoadenome. Messen sie weniger als 1 cm im Durchmesser werden sie klinisch als Mikroadenom bezeichnet. Größere Tumore bezeichnet man als Makroadenom.

Radiologische Klassifikation:

  • Grad 0: Kleiner Tumor innerhalb der Hypophyse
  • Grad I: Geringradige Ausbeulung bei intaktem knöchernem Boden der Sella turcica
  • Grad II: Boden intakt, Sella mehr als 10mm vergrößert (nicht-invasiv)
  • Grad III: Teilweise Zerstörung des knöchernen Bodens mit Vordringen des Tumors in den Sinus sphenoidalis (invasiv)
  • Grad IV: Vollständige Zerstörung des Bodens mit diffuser Infiltration des Sinus.

Extraselläre Ausbreitungen nach oben werden je nach Vordringen in symmetrische (A-C) und asymmetrische (D+E) Erweiterungen klassifiziert.

Eine weitere Einteilung erfolgt danach, ob die Tumoren vermehrt Hormone porduzieren. Wenn sie Hypophysenhormone ausschütten, können sie in diesem Stadium durch die Hormonnebenwirkungen erkannt werden. Somit unterscheidet man hormonaktive von hormoninaktiven Adenomen.

Immunhistochemische Klassifikation:

  • Prolactinom (Prolactin produzierendes Adenom) 30 % der Fälle
  • Wachstumshormonproduzierendes (Somatotropin) Adenom 10–20 %
  • Mammosomatotrophes Adenom (Somatotropin und Prolactin)
  • Azidophiles Stammzelladenom
  • Kortikotrophes Adenom (ACTH) 10 %
  • Gonadotrophes Adenom (FSH-LH) 10 %
  • Thyreotrophes Adenom (TSH) 1 %
  • Plurihormonales Adenom
  • Null-Zell-Adenom / Onkozytom (mitochondrienreich)

Symptome

Symptome aller Hypophysentumoren können Einschränkungen des Gesichtsfeldes - hier vor allem die bitemporale Hemianopsie - oder Kopfschmerzen sein. Kommt es zu einer Kompression des III. Hirnventrikels, kann ein Hydrocephalus entstehen. Durch das zumeist einseitige Wachstum ebenso gefährdet sind die Hirnnerven Nervus oculomotorius (Innervation der Augenaugenmuskeln) und die ersten zwei Äste des Nervus trigeminus, der Nervus ophthalmicus und der Nervus maxillaris. Eine Einengung der Arteria carotis interna kann auch beobachtet werden.

Nebenwirkungen der hormonaktiven Tumore ergeben sich aus den Wirkungen der einzelnen Hormone. Bei Prolactin beobachtet man Galactorrhoe, bei den aus dichten Granula und azidophilen Somatotropin-produzierenden Zellen eine Akromegalie (Gigantismus, Riesenwuchs), bei ACTH-produzierenden Adenomen mit basophilen Zellen einen Morbus Cushing. Hypophysenadenome kommen auch bei MEN 1 vor. Der Hypophysenhinterlappen produziert das antidiuretische Hormon (ADH). In seltenen Fällen wird Thyreotropin (TSH) im Übermaß produziert, was entsprechend eine Hyperthyreose ausbilden kann.

Hormoninaktive Adenome werden in der Regel aufgrund der später einsetzenden Symptomatik auch später entdeckt und sind somit größer bei Erstdiagnose. Durch das verdrängede Wachstum kann der Hypophysenvorderlappen minderversorgt werden, was zu Hormonmangelerscheinungeng führt. Typisch sind eine Anämie und einer verstärkte sehr feine Furchung der Haut bei Männern. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen führt zu der Symptomatik einer Hypothyreose mit vermehrter Müdigkeit, Antriebsarmut und Obstipation. Die Symptome können in das Vollbild einer Hypophyseninsuffizienz übergehen. Ganz selten können bei sehr großer Ausdehnung epileptische Anfälle auftreten.

Diagnsotik

MRT-Aufnahme eines Hypophysenadenoms

Die klinische Verdachtsdiagnose lenken vor allem die endokrinologischen Symptome auf ein Hypophysenadenom. Die Untersuchung der Hormonbasalwerte im Blut kann ebenson wegweisend sein, vor allem des Wachstumshormons und des Prolaktins. Es ist möglich, dass ein Adenom mehrere Hormone produziert, dann spricht man von einem Mischtumor.

Im konventionellem Röntgenbild lässt sich erst ab einer Größe von etwa 5 mm eine Vergrößerung der Sella turcica feststellen. Auch die Computertomographie deckt erst größere, meist ballonförmige Hypophysenadenome sicher auf. Daher ist die Methode der Wahl die kontrastvertärkte Magnetresonanztomographie, die auch schon viel kleinere Tumoren detektieren kann. Auch sollte eine Gesichtsfeldmessung durchgeführt werden, da der Tumor die Sehnerven bedrängen kann.

In Hypophysenadenomen beobachtet man in 10 % der Fälle zystische Auftreibungen (Blasen) oder nekrotische (abgestorbene) Abschnitte. Kalkablagerungen werden in der Regel mit Prolactin-bildenden Adenomen in Verbindung gebracht. Mikroskopisch beobachtet man monomorphe, epitheliale Zellen mit einem Netzwerk aus Kapillargefäßen. Die Zellkerne sind rund bis oval und enthalten ein Chromatingerüst.

Kleinere, asymptomatische, hormoninaktive Adenome (Null-Zell-Adenome) können in Autopsien bis zu 20 % aller Fälle ausmachen.

Therapie

Zur Behandlung von Hypophysenadenomen stehen die operative und die medikamentöse Therapie zur Verfügung, was sich ganz nach der Art des Adenoms richtet. In ganz seltenen Fällen bei Rezidiven muss über eine Strahlentherapie nachgedacht werden.

Therapeutisch können insbesondere Prolactin-produzierende Adenome mit dem Dopaminagonisten Bromocriptin behandelt werden. Dopamin ist ein Botenstoff, mit dem der Hypothalamus normalerweise verhindert, dass die Hirnanhangsdrüse zu viel Prolaktin herstellt. Die Tumore fibrosieren und können gelegentlich schrumpfen, bei Absetzen der Therapie wachsen sie teilweise aber wieder, was dann doch operiert werden muss. Auch bei Wachstumshormon-produzierenden Adenomen wird ein Therapieversuch mit Bromocriptin unternommen. Bei nicht Ansprechen ist die Alternative ebenso die chirurgische.

Alternativ ist eine chirurgische Resektion des Tumors möglich. Dabei geht man transsphenoidal durch die Nase vor, nur bei größeren Tumoren führt man eine Kraniotomie durch, bei der die Schädeldecke eröffnet werden muss. Regelmäßige Magnetresonanztomographien (MRT) sind zur Verlaufskontrolle bei der Behandlung mit Dopaminagonisten und nach einer Operation der Hirnanhangsdrüse äußerst wichtig.

Wichtig ist, die Hormonspiegel nach einer Behandlung entsprechend zu kontrollieren und gegebenenfalls mangelnde Hormonproduktion zu ersetzen, vor allem nach radikaler Operation. Notwendig können Schilddrüsenhormone, Gonadotropine und (Hydro-) Cortisol sein. Stellt sich ein zentraler Diabetes insipidus aufgrund eines ADH- Mangels ein, muss dieser mit Desmopressin behandelt werden.

Differentialdiagnosen

Differentialdiagnostisch muss bei der Lokalisation des Tumors an ein metastasierendes Karzinom, ein Lymphom, ein Meningeom oder ein Paragangliom gedacht werden.

Siehe auch

Adenom, Blastom, Papillom, Karzinom, Sarkom, Teratom

Literatur

  • Klaus Poeck und Werner Hacke: Neurologie. 12., aktualisierte und erweiterte Auflage. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-29997-1, S. 322–326.