Achim Gruber

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Achim Gruber (2018)

Achim Dieter Gruber (* 14. Mai 1966 in Marl)[1] ist ein deutscher Tierarzt, Tierpathologe und Sachbuchautor. Er leitet das Institut für Tierpathologie an der Freien Universität Berlin.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Studium an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) von 1986 bis 1991 promovierte Achim Gruber am dortigen Institut für Pathologie 1994 über die Entstehung von virusinduzierten Gehirnmissbildungen bei Rindern.[3] Nach zweijähriger Assistentenzeit wechselte er an das Department of Molecular Medicine des Cornell University College of Veterinary Medicine, Ithaca, USA, wo ihm 1999 der Grad des Doctor of Philosophy (Ph.D.) in Molecular Biology of Cancer verliehen wurde.[4][1] Nach seiner Habilitation,[5] Fachtierarztanerkennung in Pathologie und Ernennung zum Diplomate des European College of Veterinary Pathologists in 2001 arbeitete er als Oberassistent an der TiHo, bevor er dort 2003 zum C3-Professor für Molekulare Tierpathologie berufen wurde. Seit 2004[6] leitet er das Institut für Tierpathologie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, wo er von 2013 bis 2019 auch Forschungsdekan war.[2]

Arbeitsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Ausbildung des tierärztlichen Nachwuchses sowie diagnostischen und forschenden Aktivitäten in der Medizin von Haus-, Nutz-, Zoo- und Wildtieren arbeitet Gruber seit seiner Promotion in der molekularen und vergleichenden Pathologie. Er arbeitete über die CLCA-Genfamilie, deren erster Vertreter 1995 kloniert wurde.[7] Daneben forscht er seit 2003 über Immunmechanismen von Schleimhäuten und der Lunge im Rahmen von durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichen sowie über Nanocarrier bei der Therapie von entzündlichen Hautkrankheiten. Darüber hinaus resultierten aus seinen diagnostischen Aktivitäten und Kooperationen mehrere Einzelforschungsprojekte, wie bei der Entdeckung und Charakterisierung eines neuen Parasiten aus der Gruppe der Kokzidien namens Sarcocystis Calchasi, welcher Tauben befällt.

Gruber machte die Öffentlichkeit 2019 in seinem Sachbuch "Das Kuscheltierdrama" auf Missstände und eklatante Fehlentwicklungen bei Heimtieren aufmerksam.[8][9][10][11] Im Fokus stehen Defektzuchten, skurrile Folgen von Vermenschlichung von Haustieren sowie zwischen Tier und Mensch übertragbare Krankheiten (Zoonosen). Hintergrund ist die zunehmende Bedeutung von Haustieren bis zur Rolle als Sozialpartnerersatz in einer vereinsamenden Gesellschaft, mit nachteiligen Folgen für ihre Gesundheit und Artgerechtigkeit. „Das Kuscheltierdrama“ war über sieben Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste.[12]

Im 2023 erschienenen Sachbuch „Geschundene Gefährten“ klärt Gruber über die Hintergründe zahlreicher gesundheitlicher Folgeprobleme durch reinrassige Zucht bei Hunden und Katzen auf, appelliert an ethische Verantwortung und benennt mögliche Auswege.[13]

Gruber ist seit 2013 Board-Mitglied der European Society of Veterinary Pathology und seit 2018 ordentliches Mitglied in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.[14]

Auszeichnungen und Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl-Norden-Gedächtnispreis der Tierärztlichen Hochschule Hannover (1994)[1]
  • Gustav-Rosenberger-Gedächtnispreis (1996)[1]
  • Förderpreis der Akademie für Tiergesundheit für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der molekularen Pathologie (2000)[15]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Allgemeine Pathologie für die Tiermedizin, Enke Verlag, 2015, ISBN 978-3-8304-1285-4. (Herausgeber mit Wolfgang Baumgärtner).
  • Spezielle Pathologie für die Tiermedizin, Enke Verlag, 2015, ISBN 978-3-8304-1172-7. (Herausgeber mit Wolfgang Baumgärtner).

Sachbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Achim Gruber: Das Kuscheltierdrama. Ein Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere. Droemer Verlag, 2019, ISBN 978-3-426-27781-2.
  • Achim Gruber: Geschundene Gefährten. Über Irrwege in der Rassezucht und unsere Verantwortung für Hund und Katze. Droemer Verlag, 2023, ISBN 978-3-426-27908-3.

Forschungsbeiträge (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Genomic cloning, molecular characterization, and functional analysis of human CLCA1, the first human member of the family of Ca2+-activated Cl− channel proteins. AD Gruber, RC Elble, HL Ji, KD Schreur, CM Fuller, BU Pauli. Genomics 54 (2), 200-214, 1998
  • Discovery and cloning of the CLCA gene family. AD Gruber, RC Elble, BU Pauli. Current Topics in Membranes, 367-388, 2002
  • The CLCA Gene Family A Novel Family of Putative Chloride Channels. AD Gruber, CM Fuller, RC Elble, DJ Benos, BU Pauli. Current Genomics 1 (2), 201-222, 2000
  • Metastatic canine mammary carcinomas can be identified by a gene expression profile that partly overlaps with human breast cancer profiles. R Klopfleisch, D Lenze, M Hummel, AD Gruber. BMC Cancer 10 (1), 618, 2010
  • Proteome of metastatic canine mammary carcinomas: similarities to and differences from human breast cancer. R Klopfleisch, P Klose, C Weise, A Bondzio, G Multhaup, R Einspanier, AD Gruber. Journal of Proteome Research 9 (12), 6380-6391, 2010
  • Both cleavage products of the mCLCA3 protein are secreted soluble proteins. L Mundhenk, M Alfalah, RC Elble, BU Pauli, HY Naim, AD Gruber. Journal of Biological Chemistry 281 (40), 30072-30080, 2006
  • Overview on the localization of nanoparticles in tissue and cellular context by different imaging techniques. A Ostrowski, D Nordmeyer, A Boreham, C Holzhausen, L Mundhenk, Graf, MC Meinke, A Vogt, S Hadam, J Lademann, E Rühl, U Alexiev, AD Gruber. Beilstein journal of nanotechnology 6 (1), 263-280, 2015
  • Sarcocystis calchasi is distinct to Sarcocystis columbae sp. nov. from the wood pigeon (Columba palumbus) and Sarcocystis sp. from the sparrowhawk (Accipiter nisus). P Olias, L Olias, M Lierz, H Mehlhorn, AD Gruber. Veterinary Parasitology 171 (1-2), 7-14, 2010
  • The metastatic cascade is reflected in the transcriptome of metastatic canine mammary carcinomas.[16]
  • mCLCA3 modulates IL-17 and CXCL-1 induction and leukocyte recruitment in murine Staphylococcus aureus pneumonia.[17]
  • Mechanisms of tumour resistance against chemotherapeutic agents in veterinary oncology.[18]
  • Digital image analyses on whole-lung slides in mouse models of acute pneumonia.[19]
  • Interspecies diversity of chloride channel regulators, calcium-activated 3 genes.[20]
  • The Family of Chloride Channel Regulator, Calcium-activated Proteins in the Feline Respiratory Tract: A Comparative Perspective on Airway Diseases in Man and Animal Models.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d TIHO Anzeiger. 33. Jahrgang Kindervorlesung in der TiHo GdF-Mitgliederversammlung. In: docplayer.org. Tierärztliche Hochschule Hannover, April 2004, S. 11, abgerufen am 24. Februar 2020.
  2. a b Über Achim Gruber. Tätigkeitsbeschreibung der Universität. Freie Universität Berlin, 14. Oktober 2005, abgerufen am 18. Februar 2020.
  3. Dissertation: Nachweis des Virus der bovinen Virusdiarrhöe im Gehirn mittels Polymerase-Kettenreaktion und in situ Hybridisierung. Nachweis im Katalog der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
  4. A novel family of calcium-activated chloride channels homologous to lung endothelial cell adhesion molecule-1: Molecular cloning, biochemical characterization, and functional analyses, Nachweis im Katalog der Cornell University
  5. Habilitationsschrift: Identifikation, molekulare Charakterisierung und genomische Lokalisierung einer neuen Familie von Calcium-aktivierten Chloridkanälen bei Rind, Maus und Mensch. Nachweis im Katalog der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
  6. Wolfgang Baumgärtner, Achim Dieter Gruber (Hrsg.): Allgemeine Pathologie für die Tiermedizin. Angaben zum Herausgeber. Georg Thieme Verlag, 2015, ISBN 978-3-8304-1286-1, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. F. Javier Alvarez-Leefmans, Eric Delpire: Physiology and Pathology of Chloride Transporters and Channels in the Nervous System: From Molecules to Diseases. Academic Press, 2009, ISBN 978-0-08-092203-4, S. 247–248 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Michael Lange: Achim Gruber: "Das Kuscheltierdrama" - Ein Tierpathologe packt aus. Deutschlandfunk Kultur, 19. März 2019, abgerufen am 21. Februar 2020.
  9. Nicole Heißmann: "Schenken Sie Kindern kein Meerschweinchen!" Gespräch über die dunkle Seite unserer Tierliebe. In: Stern.de. 10. März 2019, abgerufen am 21. Februar 2020.
  10. Tanja Neuvians: Buchkritik: Zu Tode geliebt. In: spektrum.de. 4. Mai 2019, abgerufen am 21. Februar 2020.
  11. Kristin Kielon: Wie Menschen ihre Haustiere zu Tode lieben. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, 19. Mai 2019, abgerufen am 21. Februar 2020.
  12. buchreport. In: buchreport.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Februar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.buchreport.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. Kai Schmieling: Achim Gruber: Geschundene Gefährten. In: sr.de. Saarländischer Rundfunk, 5. November 2023, abgerufen am 22. November 2023.
  14. CV Gruber. (PDF) Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 5. Februar 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. August 2019; abgerufen am 5. Februar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bbaw.de
  15. Förderpreis an Wissenschaftler der BFAV verliehen. In: idw-online.de. Informationsdienst Wissenschaft, 29. Juni 2000, abgerufen am 24. Februar 2020.
  16. R. Klopfleisch, D. Lenze, M. Hummel, A. D. Gruber: The metastatic cascade is reflected in the transcriptome of metastatic canine mammary carcinomas. In: Veterinary Journal (London, England: 1997). Band 190, Nr. 2, November 2011, ISSN 1532-2971, S. 236–243, doi:10.1016/j.tvjl.2010.10.018, PMID 21112801.
  17. Kristina Dietert, Katrin Reppe, Lars Mundhenk, Martin Witzenrath, Achim D. Gruber: mCLCA3 Modulates IL-17 and CXCL-1 Induction and Leukocyte Recruitment in Murine Staphylococcus aureus Pneumonia. In: PLOS ONE. Band 9, Nr. 7, 17. Juli 2014, ISSN 1932-6203, S. e102606, doi:10.1371/journal.pone.0102606, PMID 25033194, PMC 4102496 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 24. Februar 2020]).
  18. R. Klopfleisch, B. Kohn, A. D. Gruber: Mechanisms of tumour resistance against chemotherapeutic agents in veterinary oncology. In: Veterinary Journal (London, England: 1997). Band 207, Januar 2016, ISSN 1532-2971, S. 63–72, doi:10.1016/j.tvjl.2015.06.015, PMID 26526523.
  19. Kristina Dietert, Geraldine Nouailles, Birgitt Gutbier, Katrin Reppe, Sarah Berger: Digital Image Analyses on Whole-Lung Slides in Mouse Models of Acute Pneumonia. In: American Journal of Respiratory Cell and Molecular Biology. Band 58, Nr. 4, April 2018, ISSN 1535-4989, S. 440–448, doi:10.1165/rcmb.2017-0337MA, PMID 29361238.
  20. Lars Mundhenk, Nancy A. Erickson, Nikolai Klymiuk, Achim D. Gruber: Interspecies diversity of chloride channel regulators, calcium-activated 3 genes. In: PLOS ONE. Band 13, Nr. 1, 18. Januar 2018, ISSN 1932-6203, S. e0191512, doi:10.1371/journal.pone.0191512, PMID 29346439, PMC 5773202 (freier Volltext) – (plos.org [abgerufen am 18. Februar 2020]).
  21. N. A. Erickson, A. D. Gruber, L. Mundhenk: The Family of Chloride Channel Regulator, Calcium-activated Proteins in the Feline Respiratory Tract: A Comparative Perspective on Airway Diseases in Man and Animal Models. In: Journal of Comparative Pathology. Band 174, Januar 2020, ISSN 1532-3129, S. 39–53, doi:10.1016/j.jcpa.2019.10.193, PMID 31955802.