Adam Lenckhardt

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Cleopatra mit der Schlange, Elfenbeistatette, um 1635, Baltimore, Walters Art Gallery

Adam Lenckhardt (* 2. September 1610 in Würzburg; † 14. März 1661 in Wien) war Elfenbeinschnitzer und ab 1642 Kammerbildhauer des Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein.[1][2]

Lebenslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adam Lenckhardt, Sohn des Bildhauers Nikolaus Lenckhardt,[3] ging bei seinem Vater zuerst von 1622 bis 1624 in die Lehre und bereiste dann in seiner nachfolgenden Gesellenzeit unter anderem 1632 Italien, bevor er 1638 nach Wien kam. Aus seiner Lehrzeit um 1630 stammen vermutlich die ihm zugeschriebenen Elfenbeinreliefs mit Szenen der Kreuzabnahme oder Himmelfahrt Mariens, die bereits seine später typisch realistische und emotional aufrüttelnde Darstellung in Figuren und Figurengruppen vorwegnehmen.[4][5] Seine ersten bekannten signierten Werke sind die Figuren einer Madonna mit Kind und Johannesknaben, die er um 1635 geschaffen hat und die italienischen Einfluss zeigen sowie die Figur einer Cleopatra, die Formen der barocken niederländischen Malerei verarbeitet.

Adam Lenckhardt entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Vertreter der barocken Elfenbeinschnitzerei. Als Kammerbildhauer des Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein war er von 1642 bis 1660 tätig[6] und schuf Kleinplastiken sowohl mit weltlichen wie mit kirchlichem Hintergrund für den Privatgebrauch.

Arbeit in Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adam Lenckhardt war in der Blütezeit der Elfenbeinplastik in Wien tätig, das sich unter Kaiser Leopold I. seit 1640 zu einem Zentrum der barocken Elfenbeinschnitzerei entwickelte. Er schuf für die privaten Kunstkammern des Adels bestimmte Kleinplastiken, diese sind sehr detailliert und realistisch. Sie sind zusammen mit anderen zeitgenössischen Elfenbeinschnitzereien in Wien wie den Reliefs des Meisters der Sebastiansmartyrien erste Höhepunkte dieser Kunstform im Barock. Zu Adam Lenckhardts Hauptwerken zählt die naturalistische Darstellung des grausigen Schicksal des Satyrs Marsyas, die er zwischen 1642 und 1644 als eine von drei mythologischen Gruppen für den Fürsten von Liechtenstein geschaffen hat.[7][8]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adam Lenckhard hat seine Werke meist mit dem Monogramm AL signiert. Andere Werke werden ihm wegen stilistischer Ähnlichkeit zugeordnet.[9] Insgesamt haben sich ungefähr 30 seiner Werke aus Elfenbein und Rhinozeroshorn erhalten,[10] darunter die folgenden Statuetten:

  • Beweinung Christi (Relief), um 1630. Victoria and Albert Museum London Inventarnummer A.41-1928
  • Beweinung Christi (Relief), 1632. New York Metropolitan Museum
  • Himmelfahrt Mariens (Relief), 1632. New York Metropolitan Museum Inventarnummer 1923 24.80.88
  • Madonna mit Kind und Johannesknaben, um 1635. Kunsthistorisches Museum Wien, Geistliche Schatzkammer Inventarnummer SK_GS_D_211, Höhe 18 Zentimeter
  • Cleopatra mit der Schlange, um 1635. Baltimore, Walters Art Gallery Inventarnummer 71.416 Höhe 24,3 Zentimeter
  • Satyr und die Nymphe Corisca, Wien 1639. Kunsthistorisches Museum Wien Inventarnummer KK 4564
  • Die Schindung des Marsyas, Wien 1644. Bayerisches Nationalmuseum München Inventarnummer 92/145, Höhe 27,2 Zentimeter
  • Der Heilige Hieronimus, Wien um 1638. The Minneapolis Institute of Arts Inventarnummer 57.33, Höhe 26,04 Zentimeter
  • Kreuzabnahme, Wien 1653. The Cleveland Art Museum Inventarnummer John L. Severance Fund 1967.134, Höhe 44,75 cm
  • Venus und Amor, Wien um 1640. Kunstkammer Würth Sammlung Würth Inventarnummer 3680
  • St. Sebastian, Wien nach 1642. Liechtenstein Museum Wien
  • St. Sebastian, Wien nach 1642, Privatbesitz,[11] Höhe 32 Zentimeter
  • Merkur und Amorknabe, Wien um 1650. Staatliche Kunstsammlungen Dresden Inventarnummer VII 118, Höhe 21,1 Zentimeter
  • Pan verfolgt die Nymphe Syrinx. Staatliche Museen zu Berlin – Skulpturensammlung Inventarnummer 7943

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adam Lenckhardt. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 46–47 (biblos.pk.edu.pl).
  • Eugen von Philippovich: Elfenbein – Ein Handbuch für Sammler u. Liebhaber. Braunschweig 1961.
  • Christian Theuerkauff: Der Elfenbeinbildhauer Adam Lenckhardt. In: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 10, 1965, S. 27–70.
  • Bayrisches Nationalmuseum, Reinhold Baumstark, Peter Volk (Hrsg.): Apoll Schindet Marsyas. Über das Schreckliche in der Kunst. Adam Lenckhardts Elfenbeingruppe (Ausstellungskatalog). München 1995.
  • Maraike Bückling, Sabine Haag (Hrsg.): Elfenbein. Barocke Pracht am Wiener Hof. Katalog zur Ausstellung im Liebieghaus, Frankfurt 2011.
  • Tomáš Valeš, Michal Konečný: Umělci a umělečtí řemeslníci ve valtických matrikách 17. a 18. Století (= Künstler und Kunsthandwerker des Hofes in den Kirchenregistern von Valtice). In: Opuscula historiae artium. 60/1 2011, S. 50–73.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Adam Lenckhardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Theuerkauff: Der Elfenbeinbildhauer Adam Lenckhardt. In: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen. 10, 1965, S. 27–70.
  2. Tomáš Valeš, Michal Konečný: Umělci a umělečtí řemeslníci ve valtických matrikách 17. a 18. Stoleti. In: Opuscula historiae artium. 60/1 2011, S. 61 (tschechisch).
  3. Oxford University Press, Jane Turner (Hrsg.): The Dictionary of Art. Band 19, Oxford 2003, S. 152–153.
  4. Adam Lenckhardt. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford 2002.
  5. Metropolitan Museum of Art (Hrsg.): Europe in the Age of Monarchy. New York 1987, S. 120.
  6. Christian Theuerkauff: Der Elfenbeinerbildhauer Adam Lenckhardt. In: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen. 10(1965), S. 30–31.
  7. Datenblatt – Figurengruppe: Die Schindung des Marsyas. In: Bayerisches Nationalmuseum (Hrsg.): Objektdatenbank (On-Line, aufgerufen Dezember 2014).
  8. Christian Theuerkauff: Apoll Schindet Marsyas. Über das Schreckliche in der Kunst. Adam Lenckhardts Elfenbeingruppe. (Ausstellungskatalog). München 1995, S. 97 f.
  9. Auktionshaus Sotheby’s (Hrsg.): Important Old Master Paintings and European Works New York 8. Juni 2007. New York 2007, Auktionskatalog Los 452
  10. Liebieghaus Skulpturensammlung (Hrsg.): Wandtexte: „Elfenbein. Barocke Pracht am Wiener Hof“. Frankfurt 2011, S. 2.
  11. Auktionshaus Sotheby’s (Hrsg.): Important Old Master Paintings and European Works New York 8. Juni 2007. New York 2007, Los 452.