Ajimez
Unter dem vor allem in Spanien gebräuchlichen Begriff Ajimez versteht man ein für den Maurischen Stil typisches Zwillingsfenster (Biforium), bei dem zwei gleich große, nebeneinander liegende und von einer Mittelstütze getrennte Fenster oder Fensteröffnungen durch eine gemeinsame Rahmung oder Bekrönung zu einer Einheit zusammengefasst werden. Bei vielen Ajimeces tritt die eigentliche Belichtungsfunktion gegenüber einer dekorativen bzw. ornamentalen Außen- und/oder Innenwirkung zurück.
Etymologie
Der Begriff Ajimez ist auf das arabische Lehnwort aš-šammīs zurückführen, eine Ableitung des arabischen Wortes šams (‚Sonne‘). Die Real Academia Española übersetzt aš-šammīs mit 'lo expuesto al sol' (‚das der Sonne ausgesetzte‘).
Geschichte
Wie weit derartige gekuppelte Fenster oder Blendfenster in der europäischen Baukunst zurückreichen, ist unklar. In der Antike waren sie jedenfalls weitgehend unbekannt oder sind nicht erhalten, doch tauchen sie wiederholt als Biforien oder Triforien in den westgotischen und präromanischen Kirchen Asturiens (z. B. Oviedo) und Galiciens auf. Während Zwillingsfenster in der Baukunst der europäischen Romanik eher selten sind, finden sie sich in der Maurischen Kunst auf der Iberischen Halbinsel und der gleichzeitigen oder späteren Architektur der Gotik Süd- und Mitteleuropas häufiger.
Selbst die seit dem Spätmittelalter, in der Renaissance und im Barock auftretenden Rechteckfenster mit steinernem Fensterkreuz können als späte Nachfolger einfacher Biforienfenster angesehen werden.
Beispiele
- Spanien
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San Pedro de la Nave, Kastilien (um 700)
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San Miguel de Villardeveyo, Llanera (Asturien) (9. Jh.)
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Santa Eufemia de Ambía, Galizien
(10. Jh. oder früher)
- Deutschland
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Burg Hornberg (Neckarzimmern), Baden-Württemberg
(um 1200) -
Stiepeler Dorfkirche, Bochum (um 1480)
- Frankreich
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Château de Beynac, Dordogne (um 1200)