Ala Augusta Vocontiorum

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Eines der Militärdiplome des Jahres 122 (CIL 16, 69)

Die Ala Augusta Vocontiorum [civium Romanorum] (deutsch augusteische Ala der Vocontier [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Bleisiegel belegt. In einigen Inschriften wird sie als Ala Vocontiorum bezeichnet.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Augusta: die Augusteische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Augustus.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 122 bis 127 vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag demnach bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ala war vermutlich im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. in der Provinz Gallia Belgica in einem Lager bei Soissons stationiert, bevor sie in die Provinz Germania verlegt wurde.[1] Der Zeitpunkt der Verlegung ist unsicher.[2] Die Einheit hielt sich aber wahrscheinlich um 89 nicht in der Provinz auf. Domitian (81–96) hatte den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana verliehen; dieser Zusatz fehlt aber bei der Einheit.[3]

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Ala in die Provinz Britannia verlegt, wo sie erstmals durch ein Militärdiplom nachgewiesen ist, das auf 119/121 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Britannia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 122 bis 178 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.[4][5][6]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Ala in Gallia Belgica waren möglicherweise:[1][2]

Standorte der Ala in Germania waren möglicherweise:

Standorte der Ala in Britannia waren möglicherweise:

Zudem wurden in Britannien Bleisiegel mit dem abgekürzten Namen der Einheit – „A(la) VO(contiorum)“ beziehungsweise rückwärts geschrieben „OVA“ – in Leicester und Chester-le-Street sowie möglicherweise auch in South Shields und Piercebridge gefunden.[7]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[4]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Alae mit der Bezeichnung Ala Vocontiorum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab noch eine weitere Ala mit dieser Bezeichnung, die Ala Vocontiorum (Aegyptus). Sie ist durch Militärdiplome von 86 bis 179 belegt und war in den Provinzen Aegyptus, Iudaea und Syria stationiert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ala Augusta Vocontiorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b F. Oelmann: Das Standlager der ala Vocontiorum bei Soissons., S. 7–12, hier S. 12 (online).
  2. a b Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalberg Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 41 (online (Memento des Originals vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/repository.ubn.ru.nl).
  3. Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 247–248 (PDF).
  4. a b John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 240–241.
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 157 Tabelle 1 (PDF S. 159).
  6. Militärdiplome der Jahre 119/121 (ZPE-162-226), 122 (AE 2008, 800, CIL 16, 69), 127 (RMD 4, 240), 132 (ZPE-174-189), 140/154 (AE 1989, 450) und 178 (AE 2004, 1902, RMD 3, 184, RMD 4, 293, RMD 4, 294).
  7. Leicester: Roman Inscriptions of Britain, Nummer 2411.90; Chester-le-Street: Roger S. O. Tomlin: Inscriptions. In: Britannia. Band 47, 2016, S. 389–415, hier S. 393, Nr. 6; South Shields: Roman Inscriptions of Britain, Nummer 2411.70; Piercebridge: Eintrag zum Siegel NCL-7C6E33 im Portable Antiquities Scheme.