Alaattin Çakıcı

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Alaattin Çakıcı (geboren am 20. Januar 1953 in Fındıklı) ist ein verurteilter Straftäter aus dem Bereich der organisierten Kriminalität und ein bekanntes Mitglied der rechtsextremen Ülkücü-Bewegung in der Türkei.

Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alaattin Çakıcı kam als Kind einer türkischen Familie, die aus dem Kaukasus geflohen war, zur Welt. Seine Eltern waren Ali und Şakire Çakıcı. Die Familie hatte fünf Kinder, drei Jungen und zwei Mädchen. Wegen einer Blutrache zog die Familie nach Istanbul, so wuchs Alaattin in Kâğıthane auf. Er galt als aufbrausend und gewalttätig und wurde in Istanbul wegen Anstiftung zum Mord an einem Blumenhändler verurteilt.

Die Familie war in der Milliyetçi Hareket Partisi verwurzelt. In den 1970er Jahren nahm Çakıcı an den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten in der Türkei teil. Ein Onkel wurde getötet, es gab einen Brandanschlag auf seine Schwester, und schließlich wurde am 5. Mai 1980 sein Vater bei einem Überfall getötet. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde Çakıcı inhaftiert und kam zwei Jahre später mangels Beweisen für die Teilnahme an bewaffneten Auseinandersetzungen wieder frei. Çakıcı trieb anschließlich gewerblich Spielschulden ein und beging Schutzgelderpressung. Geld machte Çakıcı auch mit einer Betrugsmasche namens hayali ihracat (imaginärer Export). Dabei ließ man sich in den 1980er Jahren Steuern für Exporte zurückerstatten, die nicht getätigt wurden.

Alaattin Çakıcı und Nuriye Uğur Kılıç, die Tochter von Dündar Kılıç, ebenso ein bekannter türkischer Mafiaboss, heirateten 1991. Es war für Alaattin Çakıcı die zweite Ehe. Im November 1994 haben sie sich scheiden lassen.

Prozesse und juristische Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1995 wurde er angeklagt, weil er den Auftrag gab, seine Ex-Frau zu töten.[1] Darauf floh er ins Ausland.

Im August 1998 wurde er in Frankreich verhaftet[2] und dort wegen Passfälschung angeklagt. Bei seiner Festnahme hatte er drei Reisepässe bei sich, davon ein Diplomatenpass[3][4] Noch im selben Jahr wurde er an die Türkei ausgeliefert. 2002 kam er auf Bewährung frei.

Alaattin Çakıcı wurde im Juli 2004 in der Steiermark, Österreich, verhaftet, und von dort an die Türkei ausgeliefert.[5][1] In der Türkei wurde er für den Mord an seiner Ex-Frau zu 19 Jahren Haft verurteilt.[6]

Im Oktober 2015 schlug er mit zwei weiteren Männern zwei Gefängniswärter im Gefängnis Tekirdağ zusammen. Die Gefängniswärter erlitten Knochenbrüche. Zwei Monate darauf entschied die Gefängnisleitung, dass dafür kein Verfahren gegen Alaattin Çakıcı eingeleitet werden müsse.[6] Er soll auch schon früher Gefängniswärter geschlagen haben und dafür keine Strafe bekommen haben.[6]

Im April 2020 kam Çakıcı aufgrund einer landesweiten Covid-19-Amnestie frei.[7]

Politische Vernetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alaattin Çakıcı war laut seinen eigenen Angaben für den türkischen Geheimdienst MIT tätig. Es gibt Fotos von ihm und dem früheren Direktor des Geheimdienstes.[4] Während seiner Haft in Frankreich 1998 wurden mehrere Telefongespräche mit türkischen Politikern und Unternehmern aufgezeichnet. Es wird vermutet, dass der Innenminister ihn vor einer möglichen Verhaftung gewarnt hat.[4]

Im Mai 2018 bekam Çakıcı Besuch vom Parteiführer der MHP, Devlet Bahçeli. Bahçeli setzte sich für seine Freilassung ein, da er der Ansicht war, dass Çakıcı viel für das Land getan habe.[8] Bahçeli verlangte von Erdoğan eine Amnestie für Çakıcı und einen weiteren Mafiaboss Kursat Yilmaz, da auch verlangt wird, dass Selahattin Demirtaş freigelassen wird.[9]

Drohungen aus dem Gefängnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drohung gegen Journalisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 2018 drohte er sechs Journalisten der Zeitung Karar, sie erschießen zu lassen. Zwei Journalisten beendeten danach ihre Arbeit bei Karar. Mehrere der bedrohten Journalisten stehen unter Polizeischutz.[10]

Im Juli 2018 gestand ihm das Gericht elf Stunden Besuchszeit pro Tag zu.[11][12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Turkish mafia boss calls for killing of opposition journalists from jail | Ahval. In: Ahval. (ahvalnews.com [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  2. BBC News | Europe | Turkey to seek crime chief's extradition from France. Abgerufen am 12. Juli 2018.
  3. Bank scandal set to unseat Turkish PM fails to divert scandal. In: The Independent. (independent.co.uk [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  4. a b c Stephen Kinzer: Top Fugitive's Arrest Revives Turkish Corruption Inquiry. (nytimes.com [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  5. Türkischer Mafiaboss zeugte Kind im Hochsicherheits-Gefängnis - derStandard.at. Abgerufen am 12. Juli 2018.
  6. a b c Turkish gang leader avoids punishment in guard beating, probe launched. Abgerufen am 12. Juli 2018 (englisch).
  7. Release of Turkish far-right mob boss sparks outrage from human rights activists. Abgerufen am 17. Mai 2020 (englisch).
  8. MHP leader defends his visit to notorious mafia leader. Abgerufen am 12. Juli 2018 (englisch).
  9. Kurdistan24: Far-right ally of Turkish President visits convicted mafia boss who threatened Demirtas. In: Kurdistan24. (kurdistan24.net [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  10. Deutsche Welle (www.dw.com): Türkei: Inhaftierter Mafiaboss droht Journalisten mit dem Tod | DW | 05.07.2018. Abgerufen am 12. Juli 2018.
  11. Frankfurter Rundschau: Türkei: Die Rückkehr der Mafia in die türkische Politik. In: Frankfurter Rundschau. (fr.de [abgerufen am 12. Juli 2018]).
  12. Pro far-right MHP mob boss receives right to unlimited visitors in prison | Ahval. In: Ahval. (ahvalnews6.com [abgerufen am 12. Juli 2018]). Pro far-right MHP mob boss receives right to unlimited visitors in prison | Ahval (Memento des Originals vom 13. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ahvalnews6.com