Alexander von Benckendorff

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Alexander von Benckendorff porträtiert von George Dawe
Wappen der Adelsfamilie „von Benckendorff“ (Estland)

Alexander Christoforowitsch (ab 1832: Graf) von Benckendorff (Konstantin Alexander Karl Wilhelm Christoph von Benckendorff, russisch Александр Христофорович Бенкендорф; * 23. Junijul. / 4. Juli 1781greg.[1] in Reval, heute Tallinn; † 11. Septemberjul. / 23. September 1844greg.[2] auf See bei der Insel Dagö) war General der russischen Armee und Chef der 1826 als III. Abteilung der eigenen Kanzlei seiner Kaiserlichen Majestät gegründeten zaristischen Geheimpolizei.

Leben

Nach einer deutsch geprägten Bildung kam Benckendorff durch seine Schwester, die einflussreich verheiratete Fürstin Dorothea von Lieven, an den St. Petersburger Hof und begann dort eine höfisch-militärische Laufbahn. Sein Bruder Konstantin von Benckendorff stieg parallel dazu zum russischen General und Diplomaten auf. Bei der Ermordung des Zaren Paul I. 1801 stand Benckendorff stark im Verdacht der Mitwisserschaft.[3] Dessen ungeachtet war er während der Regierung von Alexander I. dessen enger Vertrauter, begleitete den Kaiser auf allen seinen Feldzügen in Deutschland und Frankreich, wurde zum Generalleutnant und im Frieden zum General der Kavallerie befördert und dem Großfürsten Nikolaus als Adjutant beigegeben. Bereits 1820 sammelte er Informationen über die Dekabristen. Entsprechende Warnungen nahm Alexander I. allerdings nicht ernst. Nach dem Tod Alexanders 1825 half er bei der Unterdrückung von antimonarchistischen Bewegungen, namentlich des Dekabristenaufstandes vom Dezember 1825, weshalb er 1826 von Nikolaus I. zum Chef der Gendarmerie und Kommandanten des kaiserlichen Generalquartiers ernannt wurde. Als langjähriger, bis 1844 amtierender Chef der russischen Geheimpolizei schuf B. ein Spionagenetz, das das öffentliche und private Leben in Russland in einem bis dahin unbekannten Umfang überwachte, zahlreiche Menschen verhaften und deportieren ließ und Informationen aus ganz Europa einholte. Darüber hinaus übte er großen persönlichen Einfluss auf Zar Nikolaus aus. Der Zar soll geäußert haben: „Ich bin wohl für Russland ersetzbar, aber nicht so Benckendorff“. Schließlich doch hinter seinen Rivalen Peter Graf Kleinmichel zurückgesetzt, legte er seine Ämter nieder, reiste im Frühjahr 1844 nach Deutschland und starb auf der Rückreise am 23. September 1844.

Familie

Benckendorff stammt aus dem estnisch-schwedischenAdelsgeschlecht der „von Benckendorff“, deren Ursprung in Salzwedel lag. Am 8. November 1832 wurde Benckendorff in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben und zum Polizeiminister und Mitglied des kaiserlichen Reichsrats ernannt. Alexander von Benckendorfs Eltern waren Christoph Iwanowitsch von Benckendorff (1749–1823) und dessen Ehefrau Anna Juliane geb. Schilling von Cannstatt (1746–1797). Alexander heiratete 1817 Elisabeth Donetz-Sacharschewski (1788–1857), sie hatten drei Töchter:

  • Anna Alexandrowna (1818–1900)[4]
  • Maia Alexandrowna, spätere Fürstin Wolkonskaya (1820–1880)[5]
  • Sophia Alexandrowna Demidow (1825–1875)[6]

Seine Großneffen – Nachfahren seines Bruders Konstantin – waren im nachfolgenden Stamm die erblichen Grafen Alexander Konstantinowitsch Benckendorff (1849–1917), der letzte kaiserlich russische Botschafter in Großbritannien, sowie dessen Bruder Graf Paul Konstantinowitsch Benckendorff (1853–1921), der letzte Oberhofmarschall des Zaren Nikolaus II.

Weblinks

Grab in Keila-Joa (Schloß Fall)
Commons: Alexander von Benckendorff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Inschrift auf seinem Grabstein in Kegel
  2. Eintrag im Beerdigungsregister der Gemeinde Kegel (estnisch: Keila kogudus)
  3. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 635-636
  4. Anna Alexandrovna von Benckendorff, Eintrag auf Geni.com [1]
  5. Maria Aleksandrovna Fstin. Wolkonskaya, Eintrag auf Geni.com [2]
  6. Sophia Aleksandrovna Demidow, Eintrag auf Geni.com [3]