Alliance Sud

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Das Logo von Alliance Sud

Alliance Sud ist die gemeinsame entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft von sechs Schweizer Hilfswerken: Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle, Helvetas, Caritas und HEKS. Ihr Ziel ist es, die Politik der Schweiz gegenüber den Entwicklungsländern zugunsten der armen Bevölkerung in diesen Ländern zu beeinflussen. Dazu betreibt die Organisation aktive Lobbyarbeit gegenüber Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie intensive Öffentlichkeitsarbeit zu entwicklungspolitischen Aspekten der schweizerischen Aussen- und Innenpolitik. Als gesamtschweizerische Organisation mit Hauptsitz in Bern unterhält sie Regionalbüros in der Romandie und in der italienischsprachigen Schweiz. In Bern und Lausanne betreibt Alliance Sud zudem öffentlich zugängliche Dokumentationszentren zu Nord-Süd-Fragen und entwicklungspolitischen Themen.

Ursprung und Idee

1971 gründeten zunächst vier schweizerische Entwicklungsorganisationen (Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle und Helvetas) die «Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke» (seit 2005: Alliance Sud). Dahinter stand die Überlegung, dass es nicht ausreicht, in den armen Ländern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Gleichzeitig müssten die Politik der Industrieländer verändert werden, um im Süden Entwicklung zu ermöglichen. 1992 stiess Caritas Schweiz, 2003 das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) hinzu.

Bearbeitete Themen

Die Organisation ist auf jenen Themen aktiv, die nach Ansicht der Organisation für das Verhältnis der Schweiz zu Entwicklungsländern zentral sind.

Entwicklungszusammenarbeit

Die Organisation verfolgt kritisch die inhaltliche Ausrichtung der schweizerischen Entwicklungspolitik sowie deren quantitativen Umfang. Die Organisation setzt sich dabei dafür ein, dass sich die Schweiz vermehrt an den Millenniumszielen der Uno orientiert und dazu ihre Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandeinkommens (BNE) erhöht. Zur Post-2015-Entwicklungsagenda der Uno, den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung[1] hat Alliance Sud 2013 ein Schweizer Positionspapier[2] verfasst. 2007/2008 führte Alliance Sud zusammen mit über siebzig weiteren Organisationen eine öffentliche Kampagne «Gemeinsam gegen Armut» durch und sammelte über 200'000 Unterschriften für die Erhöhung der schweizerischen Entwicklungshilfe. Sie brachte einen Teilerfolg: Im Frühling 2011 beschloss das Schweizer Parlament, die Entwicklungshilfe bis 2015 wenigstens auf 0,5 Prozent BNE zu erhöhen (2010 betrug sie 0,41 %). 2012 bekräftigte das Parlament den Entscheid.

Faire Handelsbeziehungen

Für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ist es sehr wichtig, zu welchen Bedingungen es seine Produkte auf andere Märkte exportieren und wie stark es die eigenen Märkte und Produzenten gegenüber Importen aus Drittländern schützen kann. Alliance Sud setzt sich für das Recht von Entwicklungsländern ein, ihre eigenen Produzentinnen und Produzenten – zum Beispiel in der Landwirtschaft oder der Industrie – vor Billigimporten aus Industrieländern zu schützen. Sie befürwortet auch eine Abschaffung von Exportsubventionen in den reichen Ländern und eine starke Einengung des Patentschutzes, insbesondere im Gesundheitssektor.

Steuergerechtigkeit

Entwicklungsländer verlieren viel Geld durch Steuerflucht und unfairen Steuerwettbewerb. In der Schweiz ist die Steuerhinterziehung nicht strafbar (nur der Steuerbetrug), sie leistete deshalb bisher bei diesem Delikt keine internationale Rechtshilfe. Auf Druck verschiedener Staaten hat sie sich 2009 aber bereit erklärt, wenigstens die OECD-Standards einzuhalten. Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass diese Standards auch gegenüber Entwicklungsländern angewendet werden. Die Organisation verlangt zudem die Einführung eines allgemeinen Informationsaustausches in Steuerangelegenheiten. Um weltweit unfaire Steuerpraktiken zu bekämpfen, hat Alliance Sud 2002 das internationale Netzwerk für Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) mitbegründet. 2013 wurde dieses Netzwerk neu strukturiert und in Global Alliance for Tax Justice umbenannt.

Klimagerechtigkeit

Die armen Länder stoßen nur sehr wenig CO2 aus. Gleichzeitig sind sie aber von der Klimaveränderung am härtesten betroffen. Alliance Sud setzt sich dafür ein, dass die Schweiz die Hausaufgaben des Kyoto-Protokolls (CO2-Reduktion) erfüllt, und sich für ein griffiges internationales Nachfolgeabkommen einsetzt, das die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad begrenzt. Zudem soll die Schweiz den armen Ländern verstärkt finanziell und mit Technologietransfer helfen, die Folgen der Klimaveränderung zu bewältigen. Die Organisation arbeitet nach eigenen Angaben eng mit Umweltorganisationen zusammen und ist Mitglied der schweizerischen Allianz für eine verantwortungsvolle Klimapolitik und des Climate Action Network Europe.[3]

Unternehmen und Menschenrechte

Die Organisation setzt sich im Rahmen der NGO-Allianz Recht ohne Grenzen[4] für gesetzliche Bestimmungen ein, die Firmen mit Sitz in der Schweiz verpflichten, weltweit die Menschenrechte und die Umwelt zu respektieren. Im Sommer 2012 übergab die Allianz der Schweizer Regierung und Parlament eine Petition, die von über 135'000 Personen unterzeichnet worden war und verbindliche Regeln für Konzerne verlangt.

Alliance Sud InfoDoc

InfoDoc, die eigenen Dokumentationszentren in Bern und Lausanne stehen allen an Nord-Süd-Fragen Interessierten offen. Es sind die einzigen öffentlich zugänglichen Fachstellen zu Entwicklungsfragen und Entwicklungsländern. Sie bieten Informationen zu über 500 entwicklungsbezogenen Themen von Armut über Hunger bis Zwangsarbeit; zur sozialen, politischen und wirtschaftlichen Lage der Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas; zur Zusammenarbeit der Schweiz mit den Ländern des Südens und Ostens sowie mit internationalen Organisationen. Zu den Dienstleistungen der Dokumentationszentren gehören das Linkverzeichnis «Globalia»[5], der Bibliothekskatalog[6], Auftragsrecherchen und Medienbeobachtungen.

Publikationen

Die Organisation verschickt achtmal jährlich einen elektronischen Newsletter[7] und gibt viermal im Jahr die Zeitschrift GLOBAL+[8] heraus.

Soziale Netzwerke

Die Organisation ist bei Facebook[9] und Twitter[10].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. SDG (englische Seite der UNO)
  2. Schweizer Positionspapier, PDF, 2.4MB
  3. Climate Action Network Europe
  4. Recht ohne Grenzen
  5. Globalia
  6. Bibliothekskatalog
  7. Newsletter
  8. Global+
  9. Facebook
  10. Twitter