Alter Hof (München)

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Innenansicht des Alten Hofs

Der Alte Hof (früher auch Alte Veste) ist die ehemalige Residenz der Herzöge von Oberbayern, später von Bayern insgesamt, in der Altstadt von München. Er diente auch Ludwig dem Bayern als Kaiserresidenz. Der Gebäudekomplex besteht aus den Bauteilen Burgstock, Zwingerstock, Lorenzistock, Pfisterstock und Brunnenstock. Durch einen Torbogen an der Nordseite ist der Alte Hof mit der Alten Münze verbunden, die einst der herzoglichen Kunstkammer sowie als Marstall diente.

Geschichte

Grabungsfunde zeigen, dass sich bereits im 12. Jahrhundert an der heutigen Stelle eine Burganlage befand. Die Vierflügelanlage war sowohl nach außen zur Stadtmauer hin als auch gegen die Stadt gut befestigt.

Der Alte Hof war vom 13. bis zum 15. Jahrhundert Herrscherresidenz der Wittelsbacher. Nach der ersten Landesteilung 1255 wurde der Alte Hof zur Residenz Herzog Ludwigs II.. Sein Sohn Ludwig der Bayer machte die Anlage zur ersten festen Kaiserresidenz in Deutschland. Kaiser Ludwig errichtete weitere Neubauten, jetzt wurden wahrscheinlich der Burgstock ausgebaut, der Zwingerstock erweitert und die an der Nordmauer gelegene Lorenzkapelle durch ein neues geräumiges Gotteshaus ersetzt. Hier wurden die Reichskleinodien aufbewahrt.

Als Herzog Siegmund Ende des 15.Jahrhunderts im Alten Hof lebte und weitere bauliche Veränderungen, darunter die Bemalung im Innenhof mit Rautenmustern, vornehmen ließ, war die eigentliche Residenz schon die Neue Veste. Diese hatte Ludwigs Enkel Johann II. ab 1385 errichten lassen, sie stand dort, wo heute der Apothekenhof der Residenz ist. Jedoch erst Herzog Wilhelm IV. verlegte den Fürstensitz endgültig in die Neuveste.

Im weiteren Verlauf der Geschichte war der Alte Hof dann Sitz des Rentamtes und verschiedener Finanzbehörden. 1591-92 wurde der Pfisterstock mit für die Renaissance typischen Ziergiebeln errichtet, er wird Wilhelm Egkl zugeschrieben. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand ein Bauteil für das Bräuhaus und das Bräuamt, seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert als Brunnenstock bezeichnet. Dieser wurde dann durch Georg Friedrich Ziebland 1831/32 durch einen auf den alten Fundamenten ruhenden Neubau für die Steuerkatasterkommission ersetzt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Lorenzikapelle abgebrochen. Auch der Torturm wurde damals abgetragen aber später wieder aufgebaut. Anstelle der Kirche entstand entlang des Hofgrabens 1816-19 der klassizistisch gegliederte Lorenzistock.

Im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, wurde der Alte Hof nach 1950 mit einfachen Mitteln wieder aufgebaut.

Sanierung

Außenseite des Alten Hofs

Inzwischen wurden die beiden denkmalpflegerisch besonders wertvollen Bauten des Alten Hofs – der Burgstock und der Zwingerstock – durch den Freistaat Bayern saniert. Am Burgstock befindet sich der gotische Erker, auf den der Sage nach ein Affe aus der herzoglichen Menagerie den kleinen Ludwig den Bayern entführt und erst nach langem Zureden wieder in die Burg zurückgebracht hat. Im Burgstock ist die zentrale Museums- und Schlösserinformationstelle des Landes, der infopoint museen & schlösser in bayern und seit Mai 2007 die Ausstellung Münchner Kaiserburg, eine Multimediapräsentation über den Alten Hof und die Münchner Stadtgeschichte, untergebracht, die wochentags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet sind. Für die Sanierung erhielt der Alte Hof den Fassadenpreis der Landeshauptstadt München 2004. Im Alten Hof ist auch der auf um 1300 datierte alte Gewölbekeller, der älteste in München, zu besichtigen.

Die ehemals an der Nordseite des Kirchenschiffs angebrachte Stiftertafel von 1324, ein Relief das Kaiser Ludwig und seine zweite Frau Margarete von Holland und im Zentrum die thronende Mutter Gottes mit dem Kind darstellt, sowie ein nach 1460 für einen damals errichteten Ahnensaal entstandenes Fresko, das die Ahnen der wittelsbachischen Herzöge mit Wappen darstellt, befinden sich heute im Bayerischen Nationalmuseum.

Neubau

Die Gebäudeteile Lorenzistock, Pfisterstock und Brunnenstock wurden 2001 durch einen privaten Investor bebaut. Brunnenstock und Pfisterstock (Alter Hof 5 und 6) wurden dabei wieder abgerissen und nach Plänen des Architekturbüros Auer+Weber+Assoziierte neu errichtet; der Lorenzistock wurde nach den Entwürfen von Professor Peter Kulka umgebaut. Inwieweit die Vergabe von Baurechten an private Investoren bei einem Bauwerk dieser Wichtigkeit sinnvoll sei, war in der Öffentlichkeit heftig umstritten. Auch die fertiggestellten Bauten werden in der Öffentlichkeit sehr kontrovers wahrgenommen. Die Neubauten erhielten den Preis für Stadtbildpflege der Stadt München 2008.

Im westlichen Gebäudeteil an der Dienerstraße betreibt das Versandhaus Manufactum sein Münchner Warenhaus und Google ein Büro. Ebenso ist dort das Restaurant „Alter Hof“ beheimatet. Im östlichen Gebäudeteil an der Sparkassenstraße befindet sich seit 2006 eine Postfiliale als Ersatz für das frühere Hauptpostamt an der Residenzstraße.

Literatur

  • Enno Burmeister: Die baugeschichtliche Entwicklung des Alten Hofes in München. München 1999.
  • Christian Behrer: Das Unterirdische München. Stadtkernarchäologie in der bayerischen Landeshauptstadt. Buchendorfer Verlag, München 2001, ISBN 3-934036-40-6, Kap. 4.1: Die Herzogsburg, S. 27–60.

Weblinks

Commons: Alter Hof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 8′ 17″ N, 11° 34′ 41″ O