Analpolyp

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Klassifikation nach ICD-10
K62.0 Analpolyp
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Analpolyp (Synonyme Fibroma pendulans, hypertrophe Analpapille, Analfibrom, „Katzenzahn“) bezeichnet man gutartige Vergrößerungen der Analpapillen; diese Papillen heißen auch Analsäulen (Columnae anales) oder Morgagnische Papillen.[1] Die solitär bis multipel auftretenden Analpolypen sind derbe, wenige Millimeter bis Zentimeter große Knötchen[2] im Bereich der Linea dentata.

Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Analpolypen sind vom Epithel des Analkanals bedeckt, haben eine helle blassrosa Farbe und eine glatte Oberfläche. Ein Analpolyp kann leicht erhaben, breitbasig, polypenartig oder gestielt sein. Größere Analpolypen können beim Stuhlgang am Anus sichtbar werden, manchmal müssen sie dann manuell reponiert werden. Normalerweise sind sie nicht schmerzhaft und neigen nicht zu Blutungen, sehr lange Analpolypen können aber ein Fremdkörpergefühl und einen Stuhlzwang auslösen.

Diagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose wird durch eine Proktoskopie gestellt.[3] „Bei der [digitalen] Palpation sind lediglich fibrosierte Hämorrhoiden, hypertrophe Analpapillen, Analpolypen und Analkarzinome zu tasten. Die Abgrenzung von hypertrophen Analpapillen und Analpolypen bereitet gewöhnlich keine Schwierigkeiten.“[4]

Entstehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute nimmt man an, dass Analpolypen durch entzündliche Prozesse entstehen. Analpolypen bilden sich in der Analkanalschleimhaut infolge einer chronischen hypertrophen Papillitis des Analkanals.[5] Histologisch bestehen sie aus einem bindegewebigen Stroma, welches von einem Plattenepithel überzogen ist.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im eigentlichen Sinn ist die Bezeichnung Analpolyp nicht korrekt, da es sich nicht um eine Neoplasie handelt und keine maligne Entartung droht.[6] Insofern wird gelegentlich unterschieden zwischen echten Polypen und unter dem Erscheinungsbild eines Polypen auftretenden benignen Analtumoren.[7] Analog differenzieren manche Gastroenterologen streng zwischen hypertrophen Analpapillen und Analpolypen.[8]

Früher definierte man Analpolypen dagegen als innere Hämorrhoidalknoten, die wegen des Dauerzuges durch eine Stielbildung bei chronischem Prolaps mit Entzündung und fibröser Umwandlung ein polypöses Aussehen erlangten.[9]

Differenzialdiagnosen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Differentialdiagnostisch müssen andere Tumoren (Fibrom, Lipom, Analkarzinom, Rektumpolyp, Condylomatum acuminatum, amelanotisches Melanom, Neurofibrom, Keratoakanthom, Lymphom, Paget-Karzinom), Vorpostenfalten, heterotope Talgdrüsen, Talgzysten, Analthrombosen, ein Morbus Bowen, eine Bowenoide Papulose, das Peutz-Jeghers-Syndrom und Polypen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungenen abgegrenzt werden.[3]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hypertrophe Analpapillen werden nur bei Beschwerden behandelt. Nach anderer Ansicht ist eine „operative Abtragung generell anzustreben.“[10] Dann werden sie unter örtlicher Betäubung operativ entfernt.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007/2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 71.
  2. Consilium Cedip: Practicum 2006 – Handbuch für Diagnose und Therapie. 28. Auflage, JMS Verlag, Dortmund 2006, ISBN 3-9810440-1-0, S. 226.
  3. a b Henning Rohde: Lehratlas der Proktologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-1314-0881-5, S. 185.
  4. Torsten U. Hausamen (Hrsg.): Erkrankungen des Verdauungstraktes. Band 8 der Praxis der Allgemeinmedizin, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore 1984, ISBN 3-541-10831-2, Zitat S. 149.
  5. Linus S. Geisler: Lexikon Medizin. Das Nachschlagewerk für Ärzte, Apotheker, Patienten. 4., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Lexikon-Redaktion Elsevier GmbH München, Sonderausgabe, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln ohne Jahr [2005], ISBN 3-625-10768-6, S. 63.
  6. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 268. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2020, ISBN 978-3-11-068325-7, S. 74.
  7. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-86126-126-1, S. 80.
  8. Torsten U. Hausamen (Hrsg.): Erkrankungen des Verdauungstraktes. Band 8 der Praxis der Allgemeinmedizin, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore 1984, ISBN 3-541-10831-2, S. 149.
  9. Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1966, 1. Ordner (A–Carf), ISBN 3-541-84000-5, S. A 184.
  10. Consilium Cedip: Practicum 2006 – Handbuch für Diagnose und Therapie. 28. Auflage, JMS Verlag, Dortmund 2006, ISBN 3-9810440-1-0, S. 227.
  11. Hypertrophe (vergrößerte) AnalpapilleLeitlinie der AWMV, PDF, 2002

Weblink[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hypertrophe (vergrößerte) Analpapille – Leitlinie der AWMV, PDF, 2002