Ausdauerdreikampf

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Ausdauerdreikampf (kurz: A3K) war die anfangs zu verwendende Bezeichnung für den Triathlonsport in der Deutschen Demokratischen Republik.

In der DDR gab es seit 1983 Triathlonwettkämpfe, die, um dem aufkommenden „US-Trend“ Triathlon entgegenzuwirken, auf zentrale Anordnung als Ausdauerdreikämpfe (A3K) zu bezeichnen waren. Ab 1987 firmierten diese Wettbewerbe dann zunehmend als Triathlon.

Entwicklung des Triathlon (Ausdauerdreikampf) in der DDR

Der Leipziger Triathlon – impulsgebende und größte derartige Veranstaltung in der DDR – hatte anfangs unter der Bezeichnung „Ausdauerdreikampf“ zu firmieren
T-förmige Gestaltung des ursprünglichen Logos vom Erfurter A3K 1986 als Hinweis auf die unerwünschte Bezeichnung Triathlon
Logo des Triathlon-Verbands der DDR 1990

Aus Presse, Rundfunk und Fernsehen waren die Ereignisse um den Triathlon (insbesondere den Ironman auf Hawaii) bald auch in der DDR publik geworden.

Die maßgeblichen Impulse kamen im Osten aber aus der CSSR, die Anfang der 1980er-Jahre in Europa eine Vorreiterrolle in dieser Sportart übernommen hatte. Bereits 1980 hatte dort der erste Triathlon stattgefunden. Ausdauersportler aus Sachsen reisten 1982 in die CSSR, um bei Triathlon-Seminaren Anregungen zu erhalten und an entsprechenden Wettkämpfen teilzunehmen. Schon 1985 wird dort über viele Wettkämpfe berichtet, darunter ein Ironman in Slavkov (Austerlitz) bei Brno (Brünn), an dem auch mehrere Aktive aus der DDR teilnahmen.

Die ersten Triathlonveranstaltungen gab es in der DDR im Jahre 1983. Es war die Läufergruppe um Werner Weber, die am 5. Juni 1983 den ersten Triathlon über 1 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 12 km Laufen in Rostock veranstaltete. Alle 41 Teilnehmer kamen ins Ziel. Noch im gleichen Jahr folgten derartige Wettkämpfe in Senzig bei Berlin (1,8 /80/ 25 km) und in Zeulenroda/Thüringen (3,3/100/33 km).

Die etablierten Sportverbände und -institutionen in der DDR reagierten frühzeitig mit Ablehnung und regelrechten Anti-Triathlon-Kampagnen auf die neue Sportart, die aus den USA kam („Die Schnapsidee von Honolulu“ von M. Hönel in der Dresdener „Sächsischen Zeitung“ vom 11. November 1983). Auch die DTSB-Führung griff zu entsprechenden Repressionen (1984: DTSB-Vizepräsident Werner Berg: „Triathlon in der DDR gibt es nicht und wird es nie geben“). Der Begriff des Triathlon durfte nicht gebraucht werden. Für derartige Veranstaltungen war der Begriff „Ausdauerdreikampf“ bzw. „A-3-K“ vorgegeben. Noch beim 1. wissenschaftlichen Symposium „Ausdauerdreikampf“ an der Medizinischen Akademie Erfurt im Herbst 1986 mit namhaften Sportpädagogen, Medizinern und Aktiven wurde den Organisatoren der Gebrauch des Begriffs „Triathlon“ strikt untersagt. Die Veranstalter fanden andere Möglichkeiten, das T wie Triathlon in ihre Logos einzubringen (siehe Logos der Leipziger und Erfurter Triathlons).

Die Entwicklung dieser attraktiven Ausdauersportart war ab 1985 nicht mehr aufzuhalten. Waren es 1984 vier Veranstaltungen mit 636 Teilnehmern, so gab es 1988 in der DDR schon 37 Triathlonwettbewerbe mit über 6.000 Teilnehmern, überwiegend im so genannten Kurztriathlon über 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen.

Aus der Initiative der Veranstalter, ausschließlich Aktive und Anhänger dieser Sportart, hatte sich eine IG (Interessengemeinschaft) Triathlon der DDR gegründet, die Statistiken führte, Ranglistenwettbewerbe und Bestenermittlungen vergab sowie ein Informationsblatt herausgab. Um die Koordination und Publikation machte sich vor allem Thomas Pabst aus Dresden verdient, Triathlet der ersten Stunde in der DDR.

DDR-Ranglisten im Triathlon wurden ab 1985 geführt. Die erste „DDR-Bestenermittlung“ im Kurztriathlon fand 1987 im Rahmen des 3. Helene-Triathlons bei Frankfurt (Oder) statt. Ab diesem Jahr duldete man seitens der Sportobrigkeit notgedrungen nun den Begriff Triathlon. Nach Abschluss der Triathlon-Saison 1987 veröffentlichte bereits die zentrale Sportzeitung der DDR DEUTSCHES sportecho am 19. November 1987 die „3. DDR-Rangliste im Triathlonsport“.

Was blieb, waren weiter Einschränkungen und Nichtförderung. Ein Triathlon-Verband durfte nicht gegründet werden, Auslandsstarts gab es nicht, ausländische Gäste konnten nicht eingeladen werden, Kontaktaufnahme zu internationalen Institutionen und Verbänden war nicht gestattet.

Erst nach der Wende 1989 änderte sich die Situation. Im Frühjahr 1990 bildeten sich in den Bezirken der DDR eigene Landesverbände Triathlon, die bereits der Struktur der künftigen neuen Bundesländer folgten. Die Gründung des Triathlon-Verbandes der DDR erfolgte am 12. Mai 1990 an der DHfK in Leipzig. Dieser Triathlon-Verband war nun offizieller Fachverband im DTSB der DDR. Danach konnten die ersten und einzigen DDR-Meisterschaften im Mitteltriathlon (2/80/20 km, Senzig/Königswusterhausen, 30. Juni 1990) und Kurz-Triathlon (in Magdeburg-Barleber See, 14. Juli 1990) ausgetragen und an Ausscheidungen für internationale Wettkämpfe und Meisterschaften teilgenommen werden.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands schloss sich der Triathlon-Verband der DDR mit seinen 5 Landesverbänden am 28. Oktober 1990 im bayerischen Roth der Deutschen Triathlon-Union an. Die Deutsche Triathlon Union (DTU) wurde mit nunmehr 16 Landesverbänden und 17.445 Mitgliedern zur mitgliedsstärksten Nation innerhalb der European Triathlon Union (ETU).

Geschichte des Triathlon in Leipzig

Den Durchbruch für den Triathlon in der DDR stellte der 1. Leipziger Ausdauerdreikampf im Juni 1984 dar. Organisiert von namhaften Sportpädagogen der Deutschen Hochschule für Körperkultur (Dr. Wilfried Ehrler, Dr. Christian Menschel) waren 352 Starter zum Kulkwitzer See im Süden Leipzigs gekommen, die den widrigen Witterungsbedingungen (15 °C Wassertemperatur; 12 °C Lufttemperatur) trotzten. Sportmediziner des Forschungsinstituts für Körperkultur und Sport Leipzig führten sportmedizinische Feldtests zu Belastungsreaktionen nach den einzelnen Disziplinen durch.

Die Bedeutung dieser Veranstaltung bestand vor allem darin, den Impuls für weitere derartige Wettkämpfe in vielen Bezirken der DDR gegeben zu haben. Die Leipziger waren es auch, die ab 1986 (3. Leipziger Triathlon) bereits in Ausschreibungen und Ergebnislisten den international üblichen Begriff des Triathlon verwendeten. Neben dem Hauptwettkampf (1,5/40/10) gab es bei den weiteren Triathlons in Leipzig auch einen volkssportlichen Ausdauerzweikampf (Schwimmen und Laufen) für Einsteiger.

Der Leipziger Triathlon blieb der teilnehmerstärkste Triathlonwettkampf in der DDR. Zum 6. Leipziger Triathlon am 1. Juli 1989 gab es bereits über 1.000 Meldungen, darunter Starter aus der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin. Nach dem Gesamtsieg des Bayern Franz Käser wurde es für die Organisatoren kritisch. Nur das Argument, Leipzig als mögliche Olympiastadt darzustellen, glättete die Wogen.

Persönlichkeiten

  • Thomas Pabst (Dresden) als Vater des Triathlon in der DDR
  • Wilfried Ehrler (Leipzig) veröffentlicht mit Chr. Menschel und J. Meyer 1987 ein Lehrbuch, das in der BRD ein Verkaufsschlager wird
  • Andreas Clauß (Leipzig) bester Triathlet der DDR, der auch mit guten internationalen Ergebnissen aufwarten kann

Heutige Verwendung des Begriffs

In Anlehnung an seine Gründungszeit hat sich der Berliner Triathlonverein A3K-Berlin nach der Abspaltung vom ehemaligen DDR-„Verein“ Dynamo Berlin SC Berlin, 2002 entsprechend umbenannt. Heute ist es der größte Triathlonverein im Osten Berlins.

Der Peiner Triathlon nutzte den Begriff „A3K DM“ 2005 für seine Finisher-Shirts zur Deutschen Meisterschaft der Altersklassen.

Literatur

  • Arndt, K.-H. Hrsg. (1986) Ausdauerdreikampf. Protokollband des Symposiums A3K beim 7. Thüringer Läufertreffen. Erfurt. Druckerei Fortschritt. Rs1881/86
  • Ehrler, W., Menschel, C., Meyer, J. (1987). Triathlon - Ausdauer mehrdimensional. Berlin/Ost. Sportverlag, ISBN 3-328-00154-9
  • Klemm, W. (1988). Die Entwicklung des Triathlon in der DDR. „Radfahren“ 9. Jg., Extra-Ausgabe Triathlon 2/1988. Bielefelder Verlagsanstalt
  • Pieper, S. (2000). Die Entstehung und Entwicklung des Triathlonsport in der DDR. Diplomarbeit Universität Potsdam, Zeitgeschichte des Sports
  • Spitzer, G. (2004). Fussball und Triathlon - Sportentwicklung in der DDR. Aachen: Meyer & Meyer Verlag