Azotämie

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Als Azotämie – von griechisch azoton (Stickstoff) und haima (Blut) – bezeichnet man die erstmals 1904 durch Fernand Widal nachgewiesene[1] abnorme Vermehrung von stickstoffhaltigen Endprodukten des Proteinstoffwechsels (Reststickstoff, dessen Bestimmung 1902 von Hermann Strauß zur Diagnostik in die Innere Medizin eingeführt wurde) im Blut. Hauptsächlich handelt es sich dabei um einen Anstieg von Harnstoff und Kreatinin, aber auch Harnsäure, Phenole, Guanidin und Amine sind erhöht.

  • Insbesondere bei Urämie ist diese Vermehrung als Retentionsazotämie zu beobachten.
  • Eine Produktionsazotämie kommt bei verminderter Proteinproduktion oder bei erhöhtem Proteinabbau – wie nach Verbrennungen, Strahlentherapie, einem Crush-Syndrom – zustande.

Die Einteilung kann auch als renale – von lateinisch ren (Niere) – bzw. prärenale Azotämie erfolgen, was bedeutet, dass die Ursachen des Anstiegs dieser harnpflichtiger Substanzen in der Niere selbst oder „vor der Niere“ zu suchen sind. Eine renale Azotämie ist Anzeichen eines Nierenversagens.

Als hypochlorämische Azotämie wird eine Exsikkose (Austrocknung) bei gleichzeitigem Mangel an Blutsalzen bezeichnet, wie dies bei schweren Brechdurchfällen, einem diabetischen Koma oder einer Addison-Krise auftreten kann.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anne Madel: Untersuchungen zur Azotämie bei Heimtierkaninchen: Eine retro- und prospektive Studie, Freie Universität Berlin, Berlin 2016, BNB 1117028399 (Dissertation FU Berlin 2016, Volltext online PDF, kostenfrei 266 Seiten, 1,2 MB (FUDISS)); Druckausgabe: Mensch und Buch, Berlin 2016, ISBN 978-3-86387-748-4 (256 Seiten).
  • Rudolf Mohr: Die Azotämie im Rahmen der parenteralen Ernährung: eine Retrospektivuntersuchung über das Verhalten stickstoffhaltiger Metaboliten im Serum während total parentaler Ernährung in der Intensivmedizin, Heidelberg 1976, DNB 780771176 (Dissertation Universität Heidelberg, Fakultät für Klinische Medizin, 1976, 80 Seiten).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Azotämie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 57.