Befruchtung

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Ein Spermium und eine Eizelle zu Beginn der Besamung und kurz vor der Befruchtung
Besamung: Darstellung des Eindringens des gleichen Spermiums zu aufeinander folgenden Zeitpunkten in die gleiche Eizelle

Mit dem Begriff der Befruchtung oder Fertilisation wird die Verschmelzung von männlichen und weiblichen Keimzellen im Rahmen der geschlechtlichen Fortpflanzung bezeichnet.[1] Tatsächlich bezeichnet die Befruchtung die Zusammenführung und Verschmelzung von zwei Erbgutteilen (meist Zellkernen) bei der sexuellen Fortpflanzung zu Beginn einer Individualentwicklung, die durch fusogene Proteine vermittelt wird. Die Verschmelzung der beiden gegengeschlechtlichen Zellkerne zum Kern der Zygote kann als Amphimixis bezeichnet werden. Sie ist Voraussetzung für die Rekombination des Erbgutes. Die Befruchtung zu Beginn der sexuellen Fortpflanzung gibt es bei Pflanzen, Pilzen und Tieren einschließlich des Menschen.

Früher wurde unter Befruchtung auch das Eindringen von Spermien in die Vagina und die Besamung,[2] die z. B. bei der menschlichen Fortpflanzung das Eindringen eines Spermiums in die Eizelle beschreibt, oder die Bestäubung[3] gemeint. Daher wenden die Begriffe noch heute vielfach miteinander verwechselt. Die Besamung ist aber der Vorgang, der der tatsächlichen Befruchtung vorausgeht.

Bei der Fortpflanzung des Menschen dringen der Zellkern, die Zentriolen sowie das Flagellum des Spermiums in die Eizelle ein. Die Mitochondrien des Spermiums bleiben außerhalb der Eizelle.[4] Eingedrungene und nicht direkt verwendbare Bestandteile des Spermiums werden in der Eizelle metabolisiert.

Arten der Befruchtung

Unter Berücksichtigung des oben erwähnten Unterschiedes von Besamung und Befruchtung wird unterschieden zwischen äußerer Befruchtung, bei der die Geschlechtszellen außerhalb des Körpers verschmelzen (etwa bei den meisten Fischen, siehe Laich) und innerer Befruchtung, die im Körper des Weibchens erfolgt. Dies ist etwa der Fall bei allen Landwirbeltieren einschließlich des Menschen, aber auch etwa bei Haien und vielen Insekten und Spinnentieren. Bei der inneren Befruchtung ist es vor der eigentlichen Befruchtung notwendig, dass die Spermien in den weiblichen Körper zur Eizelle gelangen. Bei manchen Lebewesen geschieht das ohne körperlichen Kontakt, bei anderen werden die Spermien aktiv in den weiblichen Körper eingeführt. Das Einbringen von Geschlechtszellen in einen Körper (zur späteren Befruchtung) wird je nach Fall Insemination, Begattung, Geschlechtsakt oder Auskeimen des Pollens genannt.

  • Zur Befruchtung einer Eizelle beim Menschen siehe Zeugung und Empfängnis (Konzeption)
  • Die Befruchtung erfolgt nach einem Geschlechtsakt, nach Insemination oder durch In-vitro-Fertilisation.
  • Fertilisation bei Tieren und Pflanzen:
  • Bei Säugetieren erfolgt die Befruchtung nach der Begattung und Besamung, der Übertragung von Geschlechtszellen.
  • Bei Samenpflanzen erfolgt sie nach dem Auskeimen des Pollens und damit nach der Bestäubung.
  • Bei der künstlichen Befruchtung werden die Keimzellen durch einen menschlichen Eingriff zueinandergebracht.
  • In-vitro-Fertilisation: die Keimzellen werden im Reagenzglas zusammengebracht und die Befruchtung erfolgt darin unter Laborbedingungen.
  • Bei der Insemination, also der künstlichen Übertragung von Sperma in den Genitaltrakt der Frau (bzw. des weiblichen Tiers), erfolgt die eigentliche Befruchtung (Verschmelzung der Keimzellen) auf natürliche Weise. Man unterscheidet zwischen homologer und heterologer Insemination.
  • Bei der künstlichen Bestäubung wird Pollen künstlich auf eine Blüte aufgebracht. Die Befruchtung erfolgt, nachdem der Pollenschlauch ausgewachsen ist, auf natürliche Weise.

Synonyme zu Befruchtung sind Imprägnation und Fekundation (fecundatio), teilweise auch Besamung.

Seit es von Lennart Nilsson Filmaufnahmen des Befruchtungsvorgangs im menschlichen Eileiter gibt und bei In-vitro-Fertilisationen die Rindenreaktion durch die Ausbildung der Zona pellucida erforscht wurde, ist die Vorstellung von einem "Wettlauf der Spermien zur Eizelle" veraltet. Vielmehr scharen sich Dutzende von Spermien gleichzeitig um die Eizelle, nur eines davon dringt ein und die übrigen werden ausgeschlossen.

Gegenteil (zweigeschlechtlicher) Befruchtung ist die Ungeschlechtliche Vermehrung (z. B. die Parthenogenese oder Jungfernzeugung, die Entstehung von Nachkommen ohne Spermienzellen und damit meist ohne Befruchtung; ein weiteres Gegenteil ist die vegetative Knospung wie bei Bakterien, vielen Pflanzen, Korallen).

Weblinks

Commons: Befruchtung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Befruchtung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelbelege

  1. Fertilization. Merriam-Webster, abgerufen am 19. September 2013.
  2. Hensen, V. von: Beobachtungen über die Befruchtung und Entwicklung des Kaninchens und Meerschweinchens. Z. Anat. Entw Gesch, 1876, Band 1, S. 353–423
  3. Sprengel, Christian Conrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, Vieweg 1793: [1]
  4. Deluca, Steven Z., Patrick H. O'Farrell: Barriers to male transmission of mitochondrial DNA in sperm development. Developmental Cell, Band 22, Nr. 3, 2012, S. 660–668, doi:10.1016/j.devcel.2011.12.021