Benutzer:Chrischerf/Die Freiheitsbewegung in der deutschen Geschichte

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26. Juni 1974: Bundespräsident Gustav W. Heinemann spricht zur Einweihung der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte im Schloss Rastatt

Die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte (auch Rastatter Rede[1]) ist der Titel der Festansprache, die Gustav Heinemann am 26. Juni 1974 anlässlich der Eröffnung der gleichnamigen Erinnerungsstätte in Rastatt hielt. Das Museum geht auf eine Initiative Heinemanns zurück. In der Rede vertritt er die Überzeugung, das die bundesdeutsche Gesellschaft eigene freiheitliche Traditionen braucht, um aus seiner Geschichte zu lernen.

Anlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den unmittelbaren Anlass bildete die Einweihung der noch heute bestehenden Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. Heinemann erwähnte in seiner Rede aber gleich mehrere sinnstiftende Jubiläen der freiheitlichen Demokratie: die badische Mairevolution von 1849, wie auch den Jahrestag der Weimarer Verfassung vor damals 55 Jahren und den des Grundgesetzes vor 25 Jahren.[2] Die Eröffnung der Rastatter Erinnerungsstätte war eine der letzten Amtshandlung Heinemanns als Bundespräsident. Gleich zu Beginn seiner Rede betonte er jedoch, dass er sich während seiner gesamten Amtszeit um die Errichtung einer solchen Stätte bemüht habe.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

23. Juli 1849: Kapitulation der revolutionären Besatzung von Rastatt gegenüber den Truppen des Deutschen Bundes

Heinemann regte in der Rede an, über den Ausspruch nachzudenken, dass Geschichte vom Sieger geschrieben werde. Wahr daran sei, dass die Erinnerung an die Erhebungen der Jahre 1848 und 1849 durch ihr Scheitern und die „Sieger mit den Fürstenkronen“ teilweise getilgt wurde. Wahr ist nach Erachten Heinemanns aber auch, dass der Triumph der Feinde der Freiheit zu „schrecklichen Zusammenbrüchen“ geführt hat. Die deutsche Freiheitsbewegung sei jedoch nicht vor 125 Jahren untergangen, sondern ihre Ideen hätten die Zeit bis in die Gegenwart hinein überdauert. Er fragt daher, ob nicht letztlich jene die Sieger seien, die einstmals für das kämpften, was heute freiheitlich-demokratische Grundordnung genannt werde.

Der Mangel an zeitgemäßem Geschichtsbewusstsein war Heinemann auf seinen Amtsreisen durch die Bundesrepublik immer wieder begegnet. Er gab jedoch zu, dass die Geschichtsforschung keinerlei Belehrungen von Seiten des Staates brauche. Der Bundespräsident sei nicht der „Geschichtslehrer der Nation“. Gleichwohl wollte er (früh)demokratische Bewegungen der deutschen Geschichte mit der Gegenwart verknüpfen. Die deutschen Verfassungen hätten eigene freiheitliche Wurzeln, die sich durchaus mit anderen Nationen messen lassen könnten. Denn so Heinemann weiter: „Freiheitlich-demokratische und rechtsstaatliche Ordnung war ein alter Traum auch in unserem Land.“ Die deutsche Geschichte sei nicht arm an Freiheitsbewegungen und die Geschichtspflege beginne vor der eigenen Haustür. Der Freiheitsgedanke sei in der Geschichte jedoch mißbraucht oder als Deckmantel für selbstsüchtige Interessen bestimmter Gruppen benutzt worden. Stets sei zu fragen: Wem und wie vielen ist die Freiheit zugedacht und um welche Freiheit handelt es sich? Unerträglich empfinde er es, sich diese Erinnerungen von jenen entwenden zu lassen, die sie für ihre eigenen Zwecke verfremden. Wer sich auf etwas berufe, müsse es freilich kennen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rede ist nicht zuletzt ein Ausdruck persönlicher und familiärer Bezüge Heinemanns zur Geschichte der Badischen Revolution und der Bundesfestung Rastatt. Carl Walter aus Elberfeld, ein Bruder seiner Urgroßvaters mütterlicherseits, war Freiweilliger in der Revolutionsarmee. Er verstarb am 21. September 1849 in Rastatt an den Folgen einer Beinverletzung aus dem Gefecht bei Waghäusel. Bereits in seinem Tagebuch aus der Studentenzeit schrieb Heinemann 1919 von dem Interesse an den Zielen der Revolution von 1849 und seinen Vorfahren: ”Für Einheit und Freiheit, für Republik und Demokratie! Ich werde an euch denken!“.[3]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

https://realschule-durmersheim.de/worauf-wir-deutsche-stolz-sein-koennen-9d-im-rastatter-schloss-2/

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Flemming: Gustav W. Heinemann. Ein deutscher Citoyen. Klartext, Essen 2014, ISBN 978-3-8375-0950-2, S. 427 ff.
  • Gustav W. Heinemann: Ansprache aus Anlass der Eröffnung der Erinnerungsstätte für die deutschen Freiheitsbewegungen in Rastatt. 26.6.1974, abgedruckt in: ders.: Reden und Interviews (V). hrsg. vom Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung, Bonn 1974, S. 161–170.
  • Hermann Vinke: Gustav Heinemann. Dressler, Hamburg 1979, ISBN 3-7915-5011-X, S. 202–205.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

https://www.spiegel.de/geschichte/buerger-und-buerge-a-07f615d7-0002-0001-0000-000127236149?sara_ref=re-xx-cp-sh

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eberhard Jäckel: Gustav W. Heinemann und Rastatt. Zur Entstehung und Gründung der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. In: Bundesarchiv. 7. Oktober 2020, S. 10, abgerufen am 19. April 2024.
  2. Gustav W. Heinemann: Die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. In: Bundesarchiv. 26. Juni 1974, S. 2, abgerufen am 4. Mai 2024.
  3. Eberhard Jäckel: Gustav W. Heinemann und Rastatt. Zur Entstehung und Gründung der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte. In: Bundesarchiv. 7. Oktober 2020, S. 1 f., abgerufen am 19. April 2024.

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