Benutzer:Dr-Victor-von-Doom/Volksbund der Deutschen in Ungarn

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Logo des Volksbundes der Deutschen in Ungarn

Der Volksbund der Deutschen in Ungarn war eine von 1938 bis 1944 bestehende nationalsozialistische Organisation der Ungarndeutschen im Königreich Ungarn, die 1938 unter der Präsidentschaft von Béla Imrédy als Nachfolgerin des Deutschen Volksbildungsvereins gegründet wurde. Ihr Leiter war der „VolksgruppenführerFranz Anton Basch. Einer der Gründer war Richárd Huss, Professor an der István Tisza Universität in Debrecen. Der Volksbund unterstand der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi) und wurde so vom deutschen NS-Staat gelenkt. Der Bund spielte eine gewichtige Rolle bei der Rekrutierung von „Volksdeutschen“ in die Waffen-SS.

Politische Situation

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Jakob Bleyer

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel das historische Königreich Ungarn, wodurch die Angehörigen der deutschen Minderheit unter die Oberhoheit von insgesamt fünf Nachfolgestaaten kamen. Die Ungarndeutschen stellten innerhalb des Königreichs zwar mit etwa einer halben Million Personen die größte ethnische Minderheit, jedoch wiesen sie kaum eine ethnische Identität und nur in geringem Masse eine ausgebildete Organisationsstruktur auf, da sie sich bis dahin mit den herrschenden Magyaren identifiziert hatten. Die Intellektuellen und das Bürgertum in den Städten waren vielfach assimiliert, allein die ländliche Bevölkerung verfügte bis dato über ein eigenes Volksbewusstsein. Gemäßigte Politiker wie Jakob Bleyer – der wichtigste Vertreter der Ungarndeutschen dieser Zeit – versuchten, ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und im kulturellen Bereich in Zusammenarbeit mit der Regierung eine Autonomie zu erreichen, wobei eine eigene Schulpolitik im Zentrum der Bemühungen stand, die jedoch in den 1920er Jahren an der rigorosen Nationalitätenpolitik der Budapester Regierung scheiterten. Die Führung des Landes beharrte zwar immer wieder auf den Minderheitenrechten der Ungarn in den durch den Vertrag von Trianon abgetretenen Gebieten, hatte aber selbst einen homogenen Nationalstaat zum Ziel, für den sie eine strikte Assimilierung der Minoritäten bis hin zur Magyarisierung der Namen vorsah. Auf Bleyers Anregung entstand 1923 der Ungarländische Deutsche Volksbildungsverein (UDV), der im Gegensatz zur Politik der Nationalsozialisten die Zugehörigkeit der Ungarndeutschen zur ungarischen Nation zunächst nicht in Frage stellte und versuchte, mit seiner Emanzipationsbewegung einen Weg der Selbstbehauptung zwischen ethnopolitischen Interessen und dem traditionellen Einschmelzungsdruck seitens der ungarischen Öffentlichkeit einzuschlagen. Nach dem Tod Bleyers 1933 brach ein interner Streit über den liberalen Kurs des UDV aus, wonach sich 1935 die radikale Volksdeutsche Kameradschaft (VK) um den Sekretär des UDV Franz Anton Basch formierte, der zeitweilig inhaftiert wurde. Beide Gruppen erhielten finanzielle Zuwendungen vom Deutschen Reich. Der von Berlin ausgehende Druck auf die Minderheitenpolitik Ungarns verstärkte sich mit dem Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938, mit dem das Land Teile der südlichen Slowakei erhielt. Angesichts der Selbstverwaltungsrechte der deutschen Minderheiten in Böhmen unter Konrad Henlein und in der Slowakei unter Franz Karmasin gab Ungarn nach und erlaubte der VK die neue Organisationsform des Volksbundes der Deutschen in Ungarn (VDU).

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Franz Anton Basch

An der Gründungsveranstaltung des Volksbundes am 26. November 1938 in Budapest nahmen etwa tausend Teilnehmer aus etwa 150 Gemeinden teil. Franz Anton Basch, der per Akklamation zum Vorsitzenden gewählt wurde, sagte in seiner Ansprache: „Volksgruppen müssen ihr Volkstum allein schützen. Sie müssen sich für ihren Volkstumsschutz eigene völkische Bollwerke schaffen“ – eine Rolle, die der Volksbund als „Heimstätte aller Deutschen in Ungarn“ übernehmen wolle. Gleichzeitig bekannten sich die Teilnehmer mit dem „ungarischen Credo“ zur „Auferstehung Großungarns“.

Zu dem mehrere Wochen lang sorgfältig vorbereiteten „Fahnenaufzug von Cikó“, der ersten Großkundgebung des VDU am 30. April 1939, kamen etwa 20.000 „Volkskameraden“, die meisten von ihnen aus den Dörfern im Südosten Transdanubiens (den südlich und westlich der Donau gelegenen Landesteilen), und wurden mit „Heil“-Rufen und dem „deutschen Gruß“ empfangen. Der Vorsitzende Franz Basch betonte in seinem Grußwort, dass das „Verständnis der Regierung“ diesen großen Tag erst möglich gemacht habe. Basch hob hervor, dass das Königreich Ungarn und das Deutsche Reich „durch eine unzertrennbare Schicksalsgemeinschaft miteinander auf Gedeih und Verderb verbunden sind“. Der VDU sei „die erste eigenständige Organisation des Deutschtums in Ungarn“, womit sich der „Traum Jakob Bleyers“ erfüllt habe. Das Dissimilationsprogramm des VDU für die politische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Emanzipation der Ungarndeutschen war in der Auseinandersetzung mit dem zunehmend aggressiv und rassistisch auftretenden ungarischen Chauvinismus defensiv ausgerichtet und am Gedanken des Minderheitenschutzes orientiert.

Die nunmehr intensivierte Patronagerolle des Deutsches Reichs, von dem sich die ungarischen Politiker als Bündnispartner zugleich einen Durchbruch für ihr oberstes Ziel – die Revision des Vertrages von Trianon – erwarteten, bedeutete für sie gleichzeitig, dass sie die bislang angewendeten Methoden der Unterdrückung wie das gegenseitige Ausspielen konkurrierender Kräfte und die Kriminalisierung der Minderheitenanführer lockern musste. Zwar strich das Innenministerium von den zur Genehmigung eingereichten Vereinsstatuten so viele, bis vom Volksbund nur ein Kulturverein übrig geblieben war, der sich von seinem Konkurrenten Volksbildungsverein zunächst kaum unterschied. Jedoch bot die Regierungspartei eine Beteiligung von Repräsentanten des VDU als Kandidaten der Regierungspartei für die Parlamentswahl 1939 an, nach der Heinrich Mühl aus Bonyhád und Jakob Brandt aus Baja in das Ungarische Parlament einziehen konnten.

Ende 1939 zählte der Volksbund bereits über 25.000 Mitglieder, darunter viele aus der leicht zu begeisternden Jugend.

In der ungarischen Politik bestand die häufig geäußerte Befürchtung, die deutsche Minderheit könne als Instrument für einen Anschluss Transdanubiens an das Deutsche Reich dienen.




Ungarndeutsche (465.000 im Jahr 1941) [2]






Nach dem Tod von Bleyer im Jahre 1933 spaltete sich vom eher liberalen UDV der 1938 gegründete »Volksbund der Deutschen in Ungarn« (VDU) ab, der sich eng an den Nationalsozialismus und sein deutsches Volksgruppenkonzept anlehnte. Dem Block des »Volksbundes« standen allerdings auch viele Ungarndeutsche ablehnend gegenüber. Zwischen Gruppierungen entwickelte sich ein scharfer Gegensatz. Die Gegner des Volksbundes, später sogar alle Nichtvolksbündler, wurden als »Auchdeutsche« oder »Madjaronen« verunglimpft. Solange der Volksbund von der militärischen und ideologischen Macht des Deutschen Reiches gestützt wurde und jeder ungarische Widerstand ausgeschaltet war, blieb die Dominanz in der Volksgruppenführung gesichert. Mit dem Zurückweichen der deutschen Fronten seit 1943 und der wirtschaftlichen Ausnutzung sowie den Zwangsrekrutierungen von Volksdeutschen zur Waffen-SS wuchs auch innerhalb der Ungarndeutschen das Misstrauen gegenüber dem NS-Regime.

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Der 1938 gegründete "Volksbund für das Deutschtum in Ungarn" setzte zwar stärker auf Konfrontation gegenüber der politischen Elite, zeigte sich aber kompromissbereit. Dabei war er auf die Unterstützung durch das Deutsche Reich angewiesen, dessen Hilfe aus machtpolitischen Erwägungen erfolgte. Dort stritten das Auswärtige Amt und die von Heinrich Himmler beherrschte "Volksdeutsche Mittelstelle" um die Zuständigkeit; der "Reichsführer SS" konnte sich schließlich durchsetzen. Der Volksbund, der im Gegensatz zu den anderen Deutschtumsorganisationen in Südosteuropa erst während des Zweiten Weltkriegs nach nationalsozialistischem Vorbild organisiert wurde, konnte zwar mit deutscher Hilfe einige Erfolge erzielen, aber dadurch musste er Forderungen aus Berlin akzeptieren, die für das deutsche Volkstum in Ungarn langfristig ungünstig waren. Vor allem die Rekrutierungen für die Waffen-SS unter der deutschstämmigen Bevölkerung spalteten diese, wobei die Risse durch die Familien gingen. Und die ungarische Regierung erwartete von denjenigen, die sich nicht von der Waffen-SS anwerben lassen wollten, die Assimilierung. Auf diese Weise wurden die Deutschen zwischen dem Budapester und dem Berliner Regime zerrieben. (Norbert Spannenberger: Der Volksbund der Deutschen in Ungarn 1938-1944 unter Horthy und Hitler. Oldenbourg Verlag, München 2002. 472 Seiten, 44,80 [Euro].)

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Commons: Volksbund der Deutschen in Ungarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Norbert Spannenberger: Der Volksbund der Deutschen in Ungarn. S. 129ff.
  2. Immo Eberl, Konrad G. Gündisch: Die Donauschwaben. Kapitel 6: Die Statistik der deutschen Siedlung Südosteuropas. Innenministerium Baden-Württemberg, Jan Thorbecke Verlag, 1987.
  3. Christine Paschen: Die deutsche Volksgruppe zwischen den beiden Weltkriegen. In: Deutsche und Ungarn. Wege zur Versöhnung. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vom , S. 25.
  4. Franz-Josef Kos: Die Zerriebenen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Dezember 2002, Nr. 298, S. 7.
  5. Georg Richter: Die Wahrheit über den Volksbund der Deutschen in Ungarn.
  6. Béla Bodó: Review of Spannenberger, Norbert: Der Volksbund der Deutschen in Ungarn 1938-1944 unter Horthy und Hitler. Habsburg, H-Net Reviews. Juli 2003.
  7. Árpád von Klimo: N. Spannenberger: Der Volksbund der Deutschen in Ungarn 1938-1944. In: H-Soz-Kult, München 2002, ISBN 3-486-56710-1.