Benutzer:Equord/Entwürfe

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Architektur und Repräsentation (Textbaustein)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Macht und Einfluss, auch geistiger Art, suchte sich immer auch in architektonischen Werken zu manifestieren, von den Pyramiden Ägyptens über die Tempel, Triumphbögen und Paläste der Antike bis zu den Kathedralen und Burgen des Mittelalters und den Palästen der Neuzeit. Reichsstädte und Freie Städte erbauten sich gotische Stadtkirchen und prächtige Rathäuser. Die Kirche errichtete Klöster und Bischofsdome, oft finanziert von Adel und Kommunen. Der Adel selbst, im Frühmittelalter auf Wehrhaftigkeit konzentriert, erfand die Motte (Turmhügelburg), während Hochadel und Bischöfe sich temporär in den ursprünglich nur schwach befestigten Pfalzen aufhielten. Mit den verschiedenen Etappen und Ausformungen des Burgenbaus fand der Adel seine eigene Formensprache, die jeweils neu entwickelte Wehrelemente mit neuesten Formen der Repräsentation verband. Der fortifikatorisch wie auch symbolisch „starke“ Bergfried ist ein Beispiel für diese Doppelfunktion. Macht suchte sich durch das Erhabene zu manifestieren, das vom Durchschnittlichen deutlich Abgehobene, das Respektheischende. Prunk und Opulenz kulminierten in der Flamboyantgotik, während Renaissance und Humanismus sich im Sinne des Neuplatonismus aus den Grenzen des scholastischen Denkens emanzipierten, indem sie platonische Metaphorik an die Stelle banaler Aufdringlichkeit setzten. Symbolhafte Architektur und mehrschichtige Allegorien führten zu einer Art Zeichensprache und äußerten sich in sublimierten architektonischen Metaphern. Um in ihnen zu lesen, darf man sich nicht mit der schlichten Bildwirkung begnügen, sondern muß diese spezifische Sprache erkennen und beherrschen.

Das repräsentative Dekorum verstand sich immer auch im Sinne angemessener Stellvertretung des unsichtbaren „Dahinter“, sei dies Gott oder die Monarchie oder jede Form der Obrigkeit. Über das bloß Großartige hinaus sollte Erhabenheit auch durch Qualität hervorstechen und dadurch Beständigkeit erlangen, Bewunderung noch nach Generationen. Eine Kultur des Seins und Bleibens legte Wert auf den künftigen Erhalt des baulichen Bestandes infolge seiner Qualität und artikulierte damit die Hoffnung auf den Fortbestand auch des „Dahinter“. Baudenkmale sind damit „nachhaltig“ im eigentlichen Sinne, Gegenmodelle zu Verschleiss und Entsorgung. „Wahre“ Pracht verdankt sich nicht nur der Machtstellung allein, sondern der durch sie geförderten Kreativität. Macht und durch sie bewirkter Reichtum allein bewirken noch nicht das „Erhabene“, wie man am Beispiel vulgärer Oligarchen sieht, sondern erst die Sublimierung durch die Förderung von Kunst, Literatur, Philosophie, Musik oder Wissenschaften. Lorenzo der Prächtige verdankt seinen Beinamen und den Ehrentitel Pater Patriae seinen Verdiensten um diese, welche er mit eigenem Sachverstand förderte, auch seiner politischen Weisheit, und weniger seinem Reichtum als Bankier oder seiner indirekten Machtausübung durch Einflussnahme in Florenz.

Architektonische Metaphern von Magnificentia sind nicht an die Ausübung von Herrschaft gebunden, sie manifestieren sich auch dann noch, wenn zeitgebundene Hoheitsformen sich längst erledigt haben. Schon Karl der Große legte Wert auf Manifestierung seiner Macht und Erhabenheit durch Rückgriffe auf antike Architekturformen; seine von Einhard geleitete Hofschule sorgte für eine kulturelle Hochblüte. Kaiser Karl IV. wiederholte dies durch einen von ihm geförderten Kreis von Künstlern und Wissenschaftlern.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]