Benutzer:Liondancer/Werkstatt/Friedrich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Werkbank Friedrich I. (Braunschweig-Wolfenbüttel)

Friedrich von Braunschweig und Lüneburg (* 1357/58; † 5. Juni 1400 bei Kleinenglis) war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und im Jahr 1400 deutscher Gegenkönig (siehe Liste der römisch-deutschen Herrscher).

Erbfolgestreit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich war der älteste Sohn des Herzogs Magnus II. in Braunschweig und Lüneburg, genannt Torquatus (mit der Kette), und der Katharina von Anhalt-Bernburg. Magnus stand mit Herzog Albrecht und Kurfürst Wenzel von Sachsen in einem Erbfolgekrieg um den Landesteil Lüneburg und war am 25. Juli 1373 bei Leveste am Deister in einer Schlacht gegen den Grafen Otto von Schaumburg gefallen, ohne eine Erbfolgeregelung zu treffen. Mit Herzog Otto der Quade von Braunschweig-Göttingen hatte er 1370 ein Verteidigungsbündnis und einen Vertrag auf gegenseitige Nachfolge für den Fall geschlossen, dass einer von ihnen ohne männlichen Erben sterben sollte. Diesen Vertrag nutzte Otto, um die Vormundschaft über Herzog Magnus’ unmündige Kinder und die Regentschaft über Braunschweig und Wolfenbüttel zu übernehmen.

Um den Erbfolgestreit um Lüneburg beizulegen, heiratete Friedrichs Mutter Katharina Herzog Albrecht, der in Celle residierte, und es wurde festgesetzt, dass Friedrich und sein Bruder Bernhard im gegebenen Alter die Töchter des Kurfürsten Wenzeslaus von Brandenburg heiraten sollten. Die sächsischen Herzöge übten bis dahin im lüneburgischen Landesteil die Vormundschaft über die Herzöge Friedrich und Bernhard aus. 1374 schlossen die vier Brüder einen Vertrag, nach dem Friedrich als Ältester den braunschweigischen Landesteil regieren sollte, um das Land ungeteilt zu erhalten. Bernhard erhielt später Lüneburg.

Bei einem Aufstand der Gilden gegen den Rat 1374 waren 9 „Bürgermeister“ (Ratsherren) ums Leben gekommen und der neue Rat war noch unerfahren. Die Hanse schloss die Stadt wegen des Aufruhrs vom Handel mit allen Bundesstädten aus, nahm ihr das Stapelrecht und beschlagnahmte die in den Kontoren lagernden Güter der Braunschweiger. Diese Wirren nutzte Otto der Quade, um die Stadt mehr und mehr unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Sein Mündel Friedrich behandelte er mit Härte und Geringschätzung, seine Ritter nannten ihn spöttisch den „Herzog mit den drei Pferden“ und Friedrich wurde von allen Regierungshandlungen fern gehalten.

1381 verschwor sich Friedrich mit dem Rat der Stadt, um Herzog Otto abzusetzen. Am 25. März 1381 besuchte er mit ihm eine Messe in einer Kirche außerhalb der Burg Wolfenbüttels und täuschte Nasenbluten vor, um die Kirche zu verlassen. Dann eilte er in die Burg, ließ die Zugbrücke aufziehen, setzte die dort gefangen gehaltenen braunschweigischen Bürger in Freiheit und gab den in einem nahen Wald versteckten Braunschweigern ein verabredetes Zeichen, worauf sie zum Kampf vorrückten. Als Otto davon erfuhr, floh er über die Oker und kehrte nach Göttingen zurück. Erst 1383 entsagte er allen Ansprüchen auf den wolfenbüttelschen Teil des Herzogtums und behielt sich nur die Nachfolge für den Fall vor, daß die männliche Linie aussterben sollte.

Herzog F. war eifrig bemüht in dem ihm zugefallenen Fürstenthum Wolfenbüttel die gesetzliche Ordnung wieder herzustellen und die Wunden zu heilen, welche der langdauernde Bürgerzwist geschlagen hatte. Seines Vaters Härte und Willkür, dessen Freude an Kampf und Geringschätzung der Städte war nicht auf ihn übergegangen. Ihm galt Gerechtigkeit höher als Eigenwille und dem gegebenen Worte kam er mit unverbrüchlicher Treue nach. Die verwickelten Verhältnisse der Stadt Braunschweig wurden durch ihn geschlichtet. Friedliebend stritt er doch, wenn seine Versuche zum Vergleiche an dem Starrsinn der Gegner scheiterten, mannhaft und tapfer und erwarb sich den Ruf eines tüchtigen Kriegsherrn. Im J. 1385 war Herzog Albrecht von Sachsen-Lüneburg an einer bei der Belagerung des Schlosses Ricklingen unweit Hannover erhaltenen Verwundung ohne männliche Nachkommen gestorben. Heinrich, der jüngere Bruder von Friedrich, und Bernhard, welcher bei der Mutter in Celle verweilte, forderte sein Recht; da rüstete sich Kurfürst Wenceslaus und belagerte diese Stadt, aber während der Belagerung starb auch er und nun vereinigten sich Friedrich und Bernhard, welche im J. 1386, dem abgeschlossenen Vertrage gemäß, Wenceslaus Töchter geheirathet hatten, mit dem Bruder Heinrich gegen Wenceslaus Söhne, den Kurfürsten Rudolf von Sachsen, Wenceslaus und Albrecht und erfochten, besonders mit Hülfe der Stadt Braunschweig, am Fronleichnamstage (28. Mai) 1388 auf der Haide bei Winsen an der Aller einen entscheidenden Sieg, welcher der sächsischen Herrschaft über Lüneburg für immer ein Ende machte. In dem am 15. Juli 1388 zu Uelzen abgeschlossenen Vertrage verzichteten die sächsischen Herzöge auf den Besitz der Herrschaft Lüneburg uud gingen mit den Herzögen von Braunschweig eine Erbverbrüderung dahin ein, daß ihnen nach dem Ausgange des braunschweigischen Mannesstammes das Land Lüneburg und die Stadt Hannover zufallen sollte. Sodann verglichen sich die Söhne des Herzogs Magnus unter sich dahin, daß daß braunschweigische Land mit einigen zum lüneburgischen gehörenden Schlössern bei F. verbleiben, Bernhard und Heinrich die Herrschaft Lüneburg gemeinschaftlich besitzen sollten. — Durch die lüneburgischen Händel waren die Bestrebungen des Adels, sich der landesherrlichen Gewalt zu entziehen und dem Gebote des Landesherrn nur so weit [500]zu gehorchen und nachzukommen, als es ihnen gefiel, sehr begünstigt. Diesen Trotz und diese Zügellosigkeit zu brechen und den landsässigen Adel auf die ihm gebührende Stellung zurückzuführen, stellte Herzog F. sich zur besonderen Aufgabe. Hauptführer der trotzigen Ritterschaft waren vorzüglich Kurt von Steinberg und Hans von Schwicheldt. Gegen diese und deren Bundesgenossen zog Herzog F. zu Felde und besiegte sie, unterstützt von sächsischer Reiterei, am Ursulatage 1393 bei Beinum. Die Strenge, mit welcher er das Recht übte und über die Erhaltung des gemeinen Landfriedens wachte, seine Thatkraft und Umsicht, die Ritterlichkeit seines ganzen Wesens, dabei die Milde und Leutseligkeit, welche ihn vor vielen Zeitgenossen auszeichnete, machten seinen Namen auf der einen Seite geachtet, aber auch gefürchtet, während auf der andern Stifter und Städte, auch solche des Auslandes, sich um seine Gunst bewarben. Die Städte der Altmark, die Stände von Lüneburg, die Bürger der freien Reichsstädte Mühlhausen, Goslar, Nordhausen, auch die Bewohner Erfurts hatten sich in seinen Schutz begeben, und die Dompropstei zu Hildesheim wie das Stift Gandersheim hatten ihm die Wahrung ihrer Rechte übertragen. — Diesem Ansehen und günstigen Rufe entsprang die Sage, daß bei den Verhandlungen, welche von Seiten der Reichsstände wegen der Entsetzung des Königs Wenceslaus von Böhmen, des Sohnes Kaisers Karl IV., als römischer Kaiser, und wegen der Wahl eines Nachfolgers desselben in dieser Würde gepflogen wurden, auch der Namen des Herzogs F. genannt worden sei. Um an den Berathungen über die Wahl Theil zu nehmen wurden von den Kurfürsten die bedeutendsten Fürsten Deutschlands eingeladen, sich gegen Ende des Mai 1400 in Frankfurt einfinden zu wollen. Unter diesen Eingeladenen befand sich allerdings auch Herzog F., aber eine unhaltbare Ueberlieferung ist es, daß hier im Ernst von seiner Wahl die Rede gewesen sei. Um dem ihm befreundeten Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz die Krone zu gewinnen, wußte der Erzkanzler, Erzbischof Johann II. von Mainz, es zu bewirken, daß die definitive Wahl des römischen Kaisers hinausgeschoben wurde. Unmuthig über diese Verzögerung verließ Herzog F. mit seinem Schwager, Kurfürst Rudolf von Sachsen, seinem Bruder Bernhard und anderen ihm anhängenden Fürsten Frankfurt, um in seine Heimath zurückzukehren. Am Tage vor dem Pfingstfeste, am 5. Juni 1400, wurden die sorglos des Weges ziehenden Reisenden in der Nähe von Fritzlar bei dem Dorfe Klein-Englis von einer Schaar schwer geharnischter Reiter überfallen und angegriffen. Tapfer vertheidigten sich die Fürsten nebst ihrem Gefolge und wehrten sich lange Zeit, endlich mußten sie der Uebermacht weichen und sich in ritterliche Haft geben. Nur Herzog F. leistete mannhaft Widerstand. Muthig und scharf stritt er, endlich fiel er unter den Schwertstreichen der Ritter Friedrich von Hartinghausen und Kunzmann von Falkenberg, und „wurde also das edele Blut von Braunschweig wider Gott und wider Ehre jämmerlich ermordet.“ Sogleich nach der That entstand, wol nicht mit Unrecht, der Verdacht gegen den Erzbischof Johann von Mainz, daß dieser die That veranlaßt, um seinen politischen Gegner bei der Königswahl aus dem Wege zu räumen. Friedrich’s Leiche wurde im St. Blasius Dome zu Braunschweig beigesetzt. Da ihm von seiner Gemahlin Anna, der Tochter des Kurfürsten Wenceslaus von Sachsen-Lüneburg, kein Sohn geboren war, theilten seine Brüder Bernhard und Heinrich sich in die Herrschaft des Landes Braunschweig. Seine Wittwe verheirathete sich im J. 1404 wieder mit dem Landgrafen Balthasar von Thüringen und starb im J. 1408; seine älteste Tochter Elisabeth (nach Anderen Katharina) vermählte sich mit dem Grafen Heinrich von Schwarzburg und starb 1439; die jüngere, im J. 1432 verstorbene Tochter Anna mit Herzog Friedrich dem älteren von Oesterreich-Tyrol, zugenannt mit der leeren Tasche. [501]

Friedrich heiratete 1386 Anna von Sachsen († 1426), eine Tochter des Kurfürsten Wenzel, mit der er zwei Töchter hatte, Katharina († vor 1439) und Anna († 1432).

Königswahl und Ermordung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. Mai 1400 wurde Friedrich gegen Wenzel von Luxemburg auf dem Fürstentag in Frankfurt zum König erwählt. Da der Erzbischof von Mainz, Johann II. von Nassau, und die beiden anderen kirchlichen Kurfürsten die Wahl nicht anerkannten, reisten alle Parteien in Unfrieden ab. Friedrich wurde auf seiner Heimreise am 5. Juni des Jahres bei Fritzlar, in der Nähe des heutigen Dorfes Kleinenglis, vom Mainzer Oberamtmann in Hessen, dem Grafen Heinrich V. von Waldeck, und dessen Kumpanen Friedrich von Hertingshausen und Konrad (Kunzmann) von Falkenberg ermordet, während Wenzel seine Krone bis zum 20. August behalten durfte und erst dann durch den den geistlichen Kurfürsten genehmeren Pfalzgrafen Ruprecht als König ersetzt wurde. Am Tatort steht seit dem 15. Jahrhundert das sog. Kaiserkreuz von Kleinenglis.

König Ruprecht verpflichtete die Mörder am 3. Februar 1402 als Sühne zur Stiftung eines Altars mit ewiger Seelenmesse in der Stiftskirche St. Peter in Fritzlar.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]